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Z4V zung konnten sie sich über diesen schrecklichen Anblick nicht fassen, der Müller aber stürzte schnell in das Haus, wo er die äußere Thüre angelehnt, die Zim- merthüre halb offen fand. Boll Angst öffnete er dieselbe und ein entsetzender, grausenerregender Anblick bot sich ihm dar. Mitten in der Stube lag sein Weib, halb angekleidet, tobt. Ein lauter Schrei entrang sich seiner Brust, und in Folge dessen eilte der Knecht ebenfalls in die Stube. Als sie die Leiche Jener näher ansahen, sanden sie dieselbe am Kopfe blutend und an den Schläfen blaue Flecke; die einzige Kommode, die in der Stube stand, in welcher der Müller seine Gelder verwahrte, stand offen. Alles Geld, sowie alles Werth- volle war aus derselben verschwunden und an der Unordnung in der ganzen Stube bemerkten sie die Spuren eines in Eile begangenen Raubes. Das Dienst mädchen fanden sie erdrosselt hinter dem Ofen liegen. Bon den Mördern hat man bis jetzt noch keine Spur. Italien. Tie Regierung hat Eontracte behufs Lieferung von 2 l 0,000 Gewehren abgeschlossen. Folgende Adresse hat der liberale Theil der Geistlichkeit, „der in den Südprovinzen die große Majorität bildet," wie die Opinion nationale hinzn- fügt, an den König von Italien gerichtet: Der Fortschrittsverein des italieni schen Klerus an Victor Emanuel. Heil in Jesu Christo! Derselbe hegt den heißen Wunsch, ihn alsbald mit Garibaldi auf dem Capitol zu sehen. Venedig frei und ganz Italien vereinigt! Frankreich. Die über London per Telegraph hierher gelangte Nach richt von dem durch die Vereinigten Staaten den Mexicanern gemachten Aner bieten von Geld und Leuten erregt große Sensation, und das um so mehr, als sie mit wenig erfreulichen Berichten über den Gesunoheitszustand des französischen Expeditionscvrps in Mexico zusammentrifft. Diesen Berichten zufolge wären von 3000 Mann nicht weniger als 1800 Mann theils in Hospitälern, theils dem mörderischen Klima erlegen. Man hält deS General Goyon's Abberufung gegenwärtig für ausgemacht, Lavalette's Rückkehr nach Rom aber noch sehr zweifelhaft ; es ist dagegen wieder stark davon die Rede, daß der Herzog von Montebello als Botschafter und dessen Bruder, Gen. Edgar Ney, als Oberbefehlshaber nach Rom gehen sollen. Paris, 4. Mai. Der Umschwung in der italiemschen Frage steht auch mit den Planen der legitimistischen Bischöfe und mit den muratischen Heucheleien des unzufriedenen Theiles der neapolitanischen Aristokratie und höheren Geist lichkeit in Verbindung. Das Auftreten des Prinzen Napoleon mit allem seinem Range zustehenden Pempe am Hoflager des Königs in Neapel soll den Mura- tisten zeigen, daß die Napoleoniden mit ihnen nichts zu schaffen haben wollen; was aber das Concil in Rom betrifft, von dem sich die frondirenden fran zösischen Bischöfe so viel versprechen, so erzählt man sich heute in wohlunter richteten Kreisen, daß vor dessen Eröffnung noch italienische Truppen in Rom einrücken werden, so daß die Versammlung entweder gar nicht oder nach voll brachter Thatsache erfolgen wird. Die Gesinnungen des Prinzen sind zu bekannt und man weiß, daß er nicht nach Italien gehen wird, um Goyon's Geschäft fortzusetzen. Spanien. Madrid, 5. Mai. Ein spanisches Geschwader wird baldigst in das Stille Meer abgehen. Die Truppen von Cuba sind bereit, die Kranken der Armee in Mexico zu ersetzen oder überhaupt diese Armee zu verstärken. Nach Berichten aus Mexiko Hom 6. April, welche über die Havana hier eintrafen, hat der Präsident Iuarez die Generale Pinson, Galvez und Negrete erschießen lassen. Die spanische Regierung sendet ein CorpS von 4000 Mann zur Reserve nach der Havana. Belgien. Brüssel, 6. Mai. Der belgische „Moniteur" meldet, daß der König Leopold am vorigen Sonntag eine neue Stein-Operation über standen habe. Am Montag war das Befinden des Königs weniger gut, als an den vorhergehenden Tagen. Die „Indöpendance belge" meldet, Prinz Napoleon reise definitiv am 10. d. M. nach Neapel ab. Emil v. Girardin werde ihn begleiten. Amerika. Neuyork, 21. April. Die Regierung hat eine Sub mission für Panzerböte (auf dem Mississippi und im Golf zu verwenden) aus geschrieben, die nach Ericsson'- Plan mit je zwei drehbaren THÜrmen für H zöll. Geschütze versehen werden sollen; Panzerbetleidung der Thürme 8 Zoll dick, der SeitenwLude der Schiffe 3 Zoll, Länge 225 Fuß, Breite 56, Tiefgang nicht über 6 Fuß, Geschwindigkeit mindestens 9 Knoten. — Der große Dampfer „Vanderbilt", dessen Bug mit massivem Eichenholzwerk auSgestopft ist, um den „Merrimae" niederzufahren, ist von seinem Eigenthümer der Regierung zum Geschenk gemacht worden. Deutliche-. Zur gefälligen Beachtung. Weil der Unterricht, namentlich in den nieder» Klassen durch ungleiche Vorbereitung der Schüler sehr erschwert wird, hatte sich schon längst bei der hiesig« vereinigte» Gymnasial- und Realschul-Anstalt die Nothwendigkeit er gebe», die unterste (Wette Progymnasial - Klasse) in zwei Abteilungen (S-Lta und kaut» L.) zu theilen. Die letzte AbcheiütNg gestaltete sich dadurch von selbst zu einer Vorbereituugsklasse und sie ständig in eine solche zu verwandeln, mußte um so mehr das Augenmerk des Lehrercollegiums sein. Da die Er fahrung an allen Orten und zu alle« Zeiten gelehrt hat, daß eine Schule um so sichrer und leichter ihren Zweck erreicht, je früher sie ihr Werk an ihren Schülern beginnen kann. Zwar sind die Grundlagen für alle Schulanstalten dieselben, aber die unabänderlichen Verhältnisse, — es sei nur die Schülerzahl hervorgehoben — bedingen oft langsameres Fortschreiten und schließen einen früheren Zuschnitt auf besondere Zwecke aus. Es war also gewiß ebensowohl in dem Interesse der eignen Anstalt, wie in dem der Bewohner unsrer Stadt geboten, daß die Grundlagen der zu erzielenden Bildung von der Schule selbst gewährt würven. In Anerkennung dessen hat denn das Königliche Ministerium genehmigt, daß die bisherige 8oxtu U. nicht mehr als eine Abtheilung der zweiten Progymnasialklaffe, sondern als eine selbstständige Vorbereitungsklasse bestehen soll. Natürlich galt es aber auch, eiuerseits die Forderungen, welche an die aufzunehmenden Knaben zu stellen seien, andererseits das Lehrziel und den Unterrichtsgang demgemäß zu regeln und auch in diesen beiden Rücksichten hat die Hohe Behörde die Vorschläge des Lehrercollegiums genehmigt. Dem nach werden von jetzt an Knaben, welche mindestens das 8. Lebensjahr vollendet haben, in die Vorbereitungsklasse ausgenommen, wenn sie 1) einige Fertigkeit im Lesen deutscher und lateinischer Schrift, 2) die Fähigkeit langsam vorge- sprochcne leichte und bekannte Worte in deutschen und lateinischen Buchstaben nachzuschreiben, 3) die sichere Kenntniß des Einmaleins und einige Uebung in kleinen Exempeln aus den 4 Species, endlich 4) die gedächtnißmäßige Kenntniß der heiligen zehn Gebote erworben haben. Als Aufgabe ist für die Klasse vor zugsweise die Entwicklung des Auffassungs- und Wiedergebevermögens festge stellt und demnach der deutsche Unterricht überwiegend, während der lateinische mit nur 4 wöchentlichen Stunden nichts weiter als die ersten Elemente bis zur ersten Conjugation umfaßt. Auch ist durch Wegfall der zwei Geschichts- und der Zeichenstunden darauf Bedacht genommen worden, daß dem jugendlichen Alter nicht zu viel Anstrengung zugemuthet werde. Haben wir nun schon jetzt, zu unserer Freude gesehen, daß das Vertrauen zu unserer Anstalt im Wachsen begriffen ist, so fühlen wir uns, zumal durch gemachte Erfahrungen verpflichtet, auf die Bedingungen der Ausnahme in die Vorbereitungsklasse hinzuweisen. Es ist nach denselben nicht nöthig, daß die Knaben schon etwas von der lateinischen Sprache gelernt haben, wie cs denn auch durchaus nicht nützlich ist, wenn über dem Aneignen eines fremden Stoffes durch das Gedächtniß im frühsten Unter richt die Anschauung und Uebung der für das ganze Leben nothwendigsten Fertigkeiten versäumt oder beeinträchtigt wird. Das Ziel der Vorbereitungs klasse wird auch von den geringer Befähigten ohne allzugroße Mühe erreicht werden, wenn sie. in dieselbe eine größere Sicherheit im Lesen und Schreiben mitbringen. Beim letztern müssen wir namentlich schon einige Uebung in Hand habung der Feder fordern und dies mit um so größerem Rechte, als das längere Schreiben mit dem Schieferstifte, das freilich in Elementarschulen ost von äußeren Verhältnissen gefordert sein mag, nach dem Urtheile einsichtsvoller Schreiblehrer der Leichtigkeit der Hand und Reinheit der Züge von vornherein Hindernisse bereitet. Da die Forderungen, welche die Anstalt an die Aufzu nehmenden stellt, sehr gering, zugleich aber für das ganze Leben die nothwen digsten sind, so müssen wir um so strenger auf deren Erfüllung halten. Möge deshalb diese Mittheilung nicht unbeachtet bleiben! Prof. I)r. Dietsch. Nachbemerkung der Redaction. Es erscheint demnach, um Vor stehendes noch einmal kurz gefaßt darzustellen, wünschenswerth, daß die in die Vorbereitungsklaffe der hiesigen Gymnasial- und Realanstalt aufzunehmenden Kinder von 8 Jahren 1) die möglichste Sicherheit im Lesen und Schreiben, namentlich auch in der Handhabung der Feder; 2) möglichste Fertig keit im Lesen deutscher und lateinischer Schrift; 3) die Fähigkeit, langsam vorgesprochene leichte und bekannte Wörter in deut schen und lateinischen Buchstaben nachzuschreiben; 4) Festig keit und Sicherheit im Einmaleins und einige Uebung im Rechnen der 4 SpecieS und 5) die heil, zehn Gebote aus dem Katechismus tüchtig auswendig gelernt mitbringen; Latein, nicht einmal der allererste Anfang darin, wird nicht verlangt, ja sogar gewünscht, daß die Kinder darin noch gar keinen Unterricht erhalten haben. Wer also seine Kinder durch Privatunterricht noch besser, als dieß durch die öffentliche Schule geschehen kann, auf die Vorbereitungsklaffe im Gymnasium vorbereiten lassen will, der möge die angegebenen 5 Wünsche berücksichtigen, das Lateinische aber ganz außer Acht lassen. —— Girre Verhandlung über Lagerbier im nordamerikanischeu Landtage. Vom Congreffe zu Washington theilt die „Weser-Zeitung" als Probe, wie die amerikanischen Volksvertreter ihre hohe Aufgabe zu erfassen wissen, nach den stenographischen Berichten die folgende Debatte über da- Lagerbier mit: Der Ausschuß hatte eine Auflage von 1 Dollar per Barel vorgeschlagen. Mr. Steele von New-Uork stellt das Amendement, dafür 25 Cent zu setzen. „Dieser Ar tikel wird sehr viel consumirt und, wie ich meine, mit ausgezeichnetem Erfolg