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178 unter Berücksichtigung der bundesrechtlich verbürgten StanbschaftSrechte der Mediatifirten und der ReichSritteffchaft geeignete Einleitung zu treffen , damit die im Jahre 1852 außer Wirksamkeit gesetzte Verfassung vom 5. Januar 1tzS1, vorbehaltlich derjenigen zunächst auf verfassungsmäßigem Wege zu ver- einvarenden Abänderungen, welche zur Herstellung der Uebereinstimmung mit den Bunde-gesetzcn erforderlich sind, wieder in Wirksamkeit trete." Italien. Turin, 9. März. In der heute zu Genua stattgefundenen Versammlung des „VorsichtSausschuffeS" führte Garibaldi den Vorsitz. In einer Ansprache preist er sich glücklich, dieser Versammlung von Vertretern Ita liens z« präsidiren. Er beklagt die Abwesenheit der noch in der Knechtschaft schmachtenden italienischen Provinzen, schwürt, sie zu befreien, und ermahnt zur Eintracht. Die Einigkeit werde nachher alle Tyrannei überwinden und das Befreiungswerk über die Halbinsel hinaus auf jede geknechtete Natton auS- dehnen. Rom, 27. Februar. In dem Benehmen der französischen Garnison ist seit Kurzem eine auffallende Veränderung vor sich gegangen. Man staunt all gemein über die Hingebung an die Person des Papstes, welche sie zur Schau tragt und über die Schroffheit, mit der sie jetzt dem Civile begegnet. Bei der Demonstration, die gestern zu Ehren des Papstes in Scene gesetzt wurde, be fanden sich die Franzosen unter den ärgsten Schreiern; sie lagen in großer Zahl auf den Knien und riefen fortwährend ihr Lvivvs kapa Rs! Die Schroffheit und die Härte, mit der die Garnison dem Civil begegnet, hat be reits z« wiederholten Malen zu Beschwerden bei dem Gesandten Lavalette An laß gegeben und eS kam infolge dessen bereits zu heftigen Auftritten zwischen diesem und dem General Goyon, die jedoch an der Sache selbst bisher wenig änderten. Bon einer Räumung Roms ist keine Rede. England. London, 9. März. Mit dem letzten Dampfer einge troffene Berichte melden aus Vera-Cruz vom 9. Februar, daß in der Armee der Alliirten, besonders bei den Spaniern, Krankheiten herrschen. Die Armeen der Verbündeten hatten noch keine vorfchreitende Bewegung gemacht, und man glaubt, daß sie erst am 20. avanciren würden. General Prim war gegen die Bewohner von Vera-Cruz mit Härte verfahren, indem er ihnen zwangsweise Steuern aufgelegt hatte. In Honduras war eine Revolution ausgebrochen ; das erste Opfer war der Präsident, der ermordet worden ist. (Ist dort etwas Gewöhnliches.) Mkexiko. In Marseille eingetroffene französische Berichte auS Mexiko melden, daß die französischen und mexikanischen Truppen mit einander frater- nisirten. Die Mexikaner erklärten, sie seien bereit, sich den Franzosen anzu schließen und gemeinsam mit ihnen gegen die Hauptstadt zu marschiren. Doch wollten sie nichts von den Spaniern wissen. Spanier, die sich allein blicken ließen, wurden von mexikanischen Guerillas angefallen. Griechenland. Die griechische Gesandtschaft zu Paris hat der Patrie eine Note zugehen lassen, um Nachrichten, die eine Depesche aus Marseille über den Aufstand in Nauplia brachte, zu widerlegen. Dem griechischen Minister zufolge zählen die Insurgenten nicht 25 PO Mann Soldaten und 6000 Frei willige, sondern nur ungefähr 600 Mann Soldaten und 300 bis 400 Frei willige. Die ganze Stadt Nauplia habe übrigens nur eine Einwohnerzahl von 4500 Seelen. WaS die Blockade der Stadt betreffe, so sei dieselbe vollständig sowohl zur See wie zu Land, und erstere sei bereits den Großmächten nottficirt. Französische Berichte aus Athen vom 28. Februar betrachten den Sieg des Aufstandes als nicht unwahrscheinlich. Es heißt darin: „Nauplia hält Stand und hat sich bis jetzt sehr gut vertheidigt. Die Insurgenten haben drei Kilometer von dem Platz Redouten angelegt, deren Wegnahme viele Leute kosten wird. Bereits sind die köuigl. Truppen mit empfindlichem Verluste zurückge schlagen worden, und man befürchtet, daß bei einer nochmaligen Niederlage sich die beiden kleinen Armeen vereinigen und unter Trommelschlag in Athen ein ziehen werden, um dem König Bedingungen und die strenge Beobachtung der hellenischen Verfassung vorzuschreiben. Viele angesehene Personen glauben, daß dies der baldige Ausgang des Aufstandes sein wird." Ueber ein Gefecht bei Nauplia am 21. entnimmt die „Südd. Z." einem Privatbriefe au- Athen Folgendes: Oberst ZimbrakakiS vertheidigte mit 2 Ka nonen eine Schanze. Die Königlichen stürmten und er wich. Mit Jubel nah men diese Besitz von der Schanze und den Kanonen, fanden sich aber bitter enttäuscht, als sie plötzlich von drei Seiten mit Kartäffchen begrüßt wurden. Bon allen Seiten stürmten die Insurgenten ein und die Royalisten erlitten großen Verlust, unter Anderm fielen auch 8 Kanonen großen Kalibers in die Hände der Aufständischen. Die Musikalischen Nomaden des böhmischen Erzgebirges. Lu» der Schrift: Die Erwerb-verhältnisse im böhmischen Erzgebirge. Prag, 1862. (Schluß.) Theresia Entzmann, Schullehrerstochter an- DörnSdorf, war eS, die zuerst mit der Harfe reiste. Da sie eine schöne Summe mit nach Hause brachte, faSdat sich Andere aufgemuntert, ihr Glück auf gleiche Weise in der Welt zu » versuche», und es bildeten sich bald förmliche Gesellschaften, unter welchen die ' an kai gel und gang Aucti «in Dr sl. dur« umlieg« tingent mitteln sein, ir ehrbar« bereits Folge gabond kann I Iugew gebild« mit R führen eS ihr 18 im eine L der V Völker, zu ve, Gelde ist, di das 8 nicht von § sie in dersel oder Wir geh schr von Loy und Günzel den meisten Ruf erlangte. Ein geschickter Tischler „ PreSnitz, NamenS Bobenberger, verfertigte die Haffen. Die Gelder, die durch die reisenden Haffenmädchen in die Heimath kamen, die zahlreichen Beisteuern zum Wiederaufbau der Stadt und der Kirche nach dem großen Brande i» Jahre 181 l, die Auszeichnung, welche einer von ihnen zu Theil wurde, sich mit ihrem Gesänge und ihrem Spiel vor den drei alliirten Monarchen hören zu lassen, während sie im Jahre 1813 bei dem Bürgermeister Doberauer vcn Treuenfeld in Komotau zu Gaste waren; — Alles dies trug wesentlich dazu bei, den neue» Erwerb in Ansehen zu bringen. Als es vollends einigen Mäd chen glückte, sich im Auslande gut zu verheirathen und Manche, die ohne ein anderes Eigenthum, als ihre Harse und ihre Kunstfertigkeit hinausgezogen, nun mehr als vornehme Damen zum Besuche in ihre Heimath kam, da gab es kei nen Halt mehr. Die Harfe, die Harfe wurde daS Ziel, das schon dem Kinde im Traume wie im Wachen vorschwebte und zu welchem der Zug um so mäch tiger wurde, je mehr es mit dem reifenden Alter die Vortheile schätzen lernte, die in der Ferne winkten. Doch wie bald ging der poetische Reiz verloren, welcher das moderne Minnesängerthum allenfalls in der ersten Zeit umgab! Wie bald folgte dem unschuldigen Spiele die sittliche Ausartung und wurde daS musikalische Wan derleben zum Deckmantel anderen unerlaubten Erwerbes! Es mag zugegeben werden, was in der Heimath des Harfenspieles sprichwörtlich geworden, „daß viele Mädchen barfuß hinausgehen und in Sammet und Seide zurückkehren." Welchen Schaden sie aber an „Leib und Seele" gelitten, welches Verderbniß sie in die Heimath zurückbringen, wie dadurch die socialen Verhältnisse daselbst angegriffen werden und wie sehr das Aufkommen jedes ehrbaren Erwerbes durch das unstäte Herumtreiben der jungen Leute in der Welt erschwert wird, daS bedenken jene wohl nicht, die dasselbe in Hinblick auf die alljährig ein- fiießenden Summen zu beschönigen suchen. Wir wollen auch daS in An schlag bringen, daß es manchem Harfenmädchen gelingt, sich durch eine günstige Berheirathung auf eine höhere sociale Stufe aufzuschwingen, obwohl uns, so weit es die neuere Zeit betrifft, derohalb billige Zweifel aufstoßen. Wie klein ist jedoch die Anzahl dieser im Vergleiche zu denjenigen, welche dagegen dem bedauernswerthesten Proletariate, das eS überhaupt giebt, anheimfallen! ES kommt uns vor, wie eine Lotterie, wo die Wenigsten Treffer, die Meisten Nie ten ziehm. Einer unserer Gewährsmänner erinnerte sich in den dreißig Jahren seines dortigen Aufenthaltes mindestens fünfzehn günstiger, ja glänzender Par tien, die ausgewanderte Presnitzerinnen gemacht hatten. Als ob das eine Zahl wäre gegenüber den Hunderten, die entweder im schmachvollsten Elende in der Fremde umkamen, oder, physisch und moralisch gebrochen, die heimathlichen Fluren wieder betraten! Wir wollen endlich auch gerecht sein und anerkennen, daß diese Mädchen selbst auf dem schlüpfrigen Pfade, auf dem sie sich bewegen, die gute Natur, welche den Erzgebirgsbewohnern eigen, nicht ganz verleugnen. Es wurde uns erzählt, mit welcher Liebe sie in ihren Briefen ihrer Eltern und Verwandten gedenken, welche Unterstützungen sie ihnen zukommen lassen, wie freudig und reichlich sie zum Wiederaufbau der Stadt nach dem großen Brande im Jahre 1811 beisteuerten, wie sie die Kirche mit Gaben bedenken — die Lampe, welche sie ziert, soll aus Konstantinopel eingeschickt worden sein — das Alles kann nicht einmal als Entschuldigung, geschweige als Ersatz für den Schaden dienen, welchen dieses Gewerbe in einer ganzen Gegrnd Generationen hindurch anrichtet. Daß es ausgerottet werden muß, darüber wird wohl Niemand einen Zweifel hegen, welcher ein geordnetes Familienleben, ausdauernde Arbeit und Frische de- Geistes und Gemüthes als die Grundlage des Wohlergehens in jedem Gemein wesen, im kleinsten wie im größten, erkennt. Die Frage hingegen, wie es zu beseitigen, läßt sich leichter beantworten, als sie praktisch zu lösen sein dürfte. Ein plötzliches Verbot erscheint uns principiell schon hier ebenso verfehlt, wie in den meisten ähnlichen Fällen; eS würde übrigens nach unserem Erachten nur zu Umgehungen führen und auch zu tiefe Störungen in den Erwerbsver- hältniffen verursachen. Man bedenke nur, daß der Musikerwerb die Haupt nahrungsquelle einer ganzen Gegend bildet. In dem Presnitzer Bezirke allein waren in letzter Zeit 168 auS 464 Personen bestehende Gesellschaften mit Concessionen für die österreichischen Kronländer, die Moldau und Wallachei, die Türkei, Italien und Rußland versehen und eS gab 87 andere, zusammen 197 Personen zählende Gesellschaften, welche lediglich auf Statthaltereipässe in Deutsch land, Dänemark und Schweden reisen. Noch mehr leuchtet aber die Wichtigkeit dieses Erwerbes auS der Beträchtlichkeit der Geldsummen hervor, welche alljährig auf diesem Wege der Gegend zufließen. Man hat sich im Jahre 1856 die Mühe genommen, die von Musikern mittelst Post in einem Monate bei dem PreSnitzer Postamte eingelangten Geldbeträge zusammenzuzählen und an Sen dungen aus dem Inlande 2863 fl., auS dem Auslande 2229 fl. herausgebracht, waS — ein gleiches Verhältniß in den übrige» Monaten vorausgesetzt — einen Betrag von 61,104 Gulden jährlich ergiebt. Insbesondere zahlreich sind die Sendungen über Jöhstadt, weil die Leipziger Messen einer der vorzüglichsten Zielpunkte für die erzgebirgischen Musikgesellschaften find. Die Baarschaft, welche die Mnfiker bei ihrer Nachhausekunst säbst mitbringen, soll sich mindestens auf