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Voiglländischer Anzeiger DremtWebmzigster Jahrgang Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Planen. ZU i r 18. Mir, 188L Dienstag i l er- hre de- nter s- m m der ten kann und wird er nie wählen. Eben so wenig wird er ein Ministerium er nennen, das ganz im Sinne der kleinen Herren aller und jeder Verbesserung widerstrebt, ja selbst ein gemäßigt reactionäres Ministerium hätte keine Aussicht, da bei der Stimmung des Landes neue Wahlen für die jetzt aufgelöste 2. K. keine in der Militärfrage willfähigeren Abgeordneten bringen werden; denn die Militärlaft, wie sie jetzt auf Preußen liegt, kann nun einmal das Land bei dem besten Willen nicht ertragen. Zu eigenmächtigen, nicht constitutiouellen Maß regeln dürfte der König ebenfalls nicht zu bringen sein. ES wird daher nach unserer Meinung wohl nicht anders gehen, als daß ein Ministerium zu Stande gebracht wird, das in der Militärfrage etwas nachgiebt und so viel neue regierungsverlässige Mitglieder für die 1. K. ernennt, als nöthig find, um die nöthigen Verbesserungen, welche die Regierung wünscht, dort durchzubringen. Anders dürsten die Dinge in Preußen weder rechten Halt noch Dauer gewinnen. Die nächste Zeit wird's lehren. in st- er- Zu !al- Vp. für d.is Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Die Aufmerksamkeit Aller, die an dem Laufe der Weltbegebenheiten Antheil nehmen, ist gegenwärtig Berlin, Preußen zugewendet. Natürlich! Die Bedeutung Preußens für Deutschland und sein mittel- und unmittelbarer Einfluß auf den vielgegliederten deutschen Staatenkörper ist eine unbestreitbare Thatsache, und die hoffenden oder. fürchtenden Blicke, die man seit dem 8. d. M. von allen Partei standpunkten aus dorthin richtet, sind daher vollkommen gerechtfertigt. Ein Streitpunkt zwischen der Regierung und der 2. Kammer, welche letztere im Staatshaushaltvoranschlage (Budget) alle Einnahme- und Ausgabeposten einzeln aufgeführt wißen wollte, was bei uns in Sachsen seit 30 Jahren sich von selbst versteht, war der Anlaß, daß die Krisis, der Wendepunkt eintrat. Die Ursache desselben lag lange schon in dem zwitterhaften, weder konstitutionellen noch bureaukratisch-absolutistischen Gange der Regierungsmaschine seit der vielgepriesenen neuen Aera oder Zeitrechnung, d. h. seit der Beseitigung des Ministeriums Manteuffel. Ein Ministerium, das zu einem Theile langsam vorwärts, zum andern lieber rückwärts zog; ein Herrenhaus, (l. K.) das in seiner gegenwärtigen Zusammensetzung grundsätzlich keinen Schritt vorwärts wollte und die Vorlagen der Regierung, sie mochten die allerdringendsten Verbesserungen bezwecken, ein wie alle Mal verwarf; eine 2. K., die Jahre hindurch vertrauungsvoll am liberalen Theile des Ministeriums hing und diese Verbesserungen ein wie allemal vergebens erwartete — das waren die drei gesetzgebenden Factoren der neuen Aera oder Zeitrechnung bis zum 8. März l. I. Wie in aller Welt sollte denn da ein zeitgemäßer Ausbau des innern Preuß. Staatsgebäudes im constitutionellen Sinne möglich sein, ganz abgesehen von den „moralischen Eroberungen", die dabei Preußen in Deutschland machen wollte, und die einen moralischen Verlust nach dem andern mit sich brachten! Dabei war vorauszusehen, daß in der Haupt stage, in der Militärfrage nämlich, Regierung und 2. K. nun und nimmermehr sich vereinigen würden. Der Kriegsminister wollte keinen Pfennig an seinem Ungeheuern Budget nachlassen; das ganze Land bestürmte die Kammer mit Petitionen um Milderung der unerträglichen Steuerlast. Im tiefsten Frieden wird der vierte Theil der gewöhnlichen Steuer als Zuschlag erhoben! Und dieß geschieht hauptsächlich, um die ungeheure Menge Militär drei Jahre im Dienste zu erhalten, denn zur bessern Bezahlung der schlecht bezahlten Beamten, Lehrer rc., die lange nach Verbesserung ihrer Lage seufzen, für Canäle, Wege rc. ist kein Geld da. Dafür sollen die Gemeinden, die Provinzen selber sorgen, die aber nicht können, weil sie eben schon zu sehr mit Auflagen überbürdet sind. Dazu die ungeheure Einquartierungslast, die der Abgeordnete der Stadt Waren dorf für diese Stadt auf zweimal so hoch, als die Klassensteuer, mithin mit Einschluß des Zuschlages die gesammte von der Stadt zu zahlende Kriegssteuer last auf 225 Prozent berechnete! Die Vorschläge, von der dreijährigen Dienstzeit des Heeres ein Jahr zu kürzen, dadurch aber 8—10 Mill. Thaler zu sparen, nahm der Kriegsminister nicht an, und so ging's denn auf einmal nimmer, und der Bruch zwischen Regierung und 2. Kammer war fertig. Was nun geschehen werde, darüber zerbrechen sich die Zeitungen und Po litiker die Köpfe. Wir können eS unsern Lesern eben so wenig verrathen. Der König mag in Verlegenheit sein. Ein Ministerium des „entschiedenen Fortschrittes," daS so viel neue Mitglieder für die erste Kammer ernennt, als nöthig sind, um den Trotz, aber auch die Geltung derselben gänzlich zu brechen, ein Ministerium, daS im Sturmschritt reformirt und in der deutschen, italienischen und dänischen Frage die Gedanken der FortschrittSparthei au-führt — ein solches Ministerium r. n Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnemeutSPrei», welch«« »nwwsw- Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bi- Vormittag- 11 Uhr eingeheu, werden in die Tag- darauf erscheinend« rltene Lorpu-'Aeile berechnet. Geschäftsstellen in Pansa bei zu entnchien ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bl- Vormittag- 11 Uhr eingeheu, werde» iu die Laa Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Ce Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen KSnigl. GerichtSämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen dte . Herrn Bürgermeister Lehmann, in Elsterberg bei Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, iu Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Eiunehmer Holz Sachsen. Plauen, 15. März. Der GerichtSrath iu unserem K. Bezirksgerichte, Hr. Barthol, ist zum Gerichtsamtmann in Werdau ernannt und wird am 1. April sein neues Amt antreten. In Zwickau soll noch in diesem Jahre eine Bergschule errichtet werden. DaS Finanzministerium giebt dazu jährlich 500 Thlr. und durch ge- züchnete Beiträge werden 1300 Thlr. aufgebracht. Der aus Glogau geflüchtete Preuß. Lieutenant v. Sobbe (der bekanntlich in Magdeburg einen Hausknecht erstochen hat) soll iu voller Uniform unter falschem Passe ohnlängst in Leipzig eine Nacht logirt haben und dann auf der Magdeburger Bahn wieder weiter gereist sein. Wir wollen unsern Kaffee liebenden Landsleuten hmte ein Mittel ver rathen, wodurch sie die Witterung auf die angenehmste Weise von der Welt im Voraus bestimmen können — beim Kaffeetrinken nämlich. Ob's freilich jedes Mal eintreffen werde, dafür können wir uns nicht verbürgen. Ein Herr Sauvageon zu Valence in Südfrankreich hat die Erscheinungen, die in einer Taffe Kaffee vorkommen, nachdem man sie gezuckert hat, langjährigen Beobach tungen unterzogen, aus denen er folgende Schlüsse mit Sicherheit ziehen zu können glaubt. Nun l. L., kommt das WitterungSprobe-Rezept! — „Wenn man den Zucker, ohne den Kaffee umzurühren, sich ruhig auflösen läßt, so steigen bekanntlich Luftblasen an die Oberfläche des Kaffee'S. Bilden diese nun eine schaumige, im Mittelpunkte der Tasse verweilende Masse, so kann man bestimmt auf dauernd schönes Wetter rechnen; setzt sich im Gegentheil der Schaum ringförmig an den Rand der Tasse an, so stehen starke Regengüsse bevor; bleibt der Schaum zwischen Rand und Mitte der Taffe, so wird daS Wetter veränderlich; fließt er, ohne sich zu zertheilen, nach einem einzig« Punkte des TaffenrandeS, so steht mäßiger Regen bevor." Ein bequemere- und angenehmeres Wetterglas ist noch nicht erfunden Word«, wenn'S trifft! Herr Sauvageon versichert, er habe diese Anzeichen regelmäßig mit denen de» Barometers mW Thermometers verglichen und sie erst, nachdem er der genau« Uebereinfiimmung sicher gewesen, der Oeffentlichkeit übergeben. Kaffee aber muß eS sein, kein- Eichorie. 11. März. Gestern fand auf dem hiesig« fürstlich« Residenz- schlöffe die Verlobung Ihrer hochfürstlichm Durchlaucht der Prinzessin Hermine