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VouDnUchcr Anztiger. Amtsblatt für das Köniqücbe Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gcrichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DreiunüffebenziMer Jahrgang. Brrantw örtliche Redactiou, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Bla:: erschein: wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabend». Jährlicher Abonnement-preiS, welcher »i-L»«»»- Z2 entnchleu ist, auch de: Beziehung durch die Post, 1 Ddlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingrhen, werden in die Taa» darauf erscheiueud« Nummer -nfgruommen, 'piker erngeben.de Z.lnonceu finden ru der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Köuigl. Äer«chlSäm:er und Ztadträlde, für welche der Voigtlandische Anzeiger Amtsblatt tst, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister d'ebmanll, ru Elsterberg de'. Herrn L. el. Diezel, rn Schöneck bei Herrn Eduard Mever, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Emuehmer Holzmüller. Donnerstag. 6. Marz 1882. Zeitungen. Tachsen. Dresden, 4. März. Gestern Abend 7 Uhr hat unter dem Geläute der Glocken sämmtlicher Kirchen die feierliche Beisetzung der irdischen Hülle Ihrer königlichen Hoheit der Prinzessin Sidonie ohne größeres Ceremenicl stättgefunden. Nachdem die hohe Leiche in der Kapelle des königl. Schlosses, woselbst dieselbe seit Sonntag beigesetzt war, durch Herrn Bischof Forwerk eingesegnet worden, erfolgte, unter Bortritt der Geistlichkeit, die Ueber- führuug derselben über den Kirchgang des königlichen Scklestes in die Gruft der katholischen Hofkirche. Der k. Oberhofmarschall v. Gersdorf Exc. begleitete als königlicher Commiffar keu Sarg bis in die Gruft. — Nach erfolgter Bei setzung fand in der Kirche ein feierlicher Trauergottesdienst, wobei der Bischof am Hockaltare das salve- regina celebrirte, statt, welchen! Se. Majestät der König, sowie einige Glieder der königlichen Familie in ihren Oratorien bei wohnten, und zu dem in dem mit Fackeln erleuchteten Schiffe der Kirche auf Einladung die Herren Staatsminister, der Minister des königlichen Hauses, die königlichen und prinzlicheu Hofstaaten, die General- und Flügeladjutanten und die Beamten des königlichen Hauses sich versammelt hatten. Das königl. Ministerium des Cultus hat nach vorgängiger Revision in Gemäßheit der Verordnung, die Erlassung eines Regulativs für die Realschu len betreffend, vom 2. Juli 1860 3, das Recht der Maturitätsprüfung in der Abschnitt VI. tz. 99 ss. des Regulativs für die Realschulen vorgeschrie benen Maße und mit den rmb 4 der nur ungezogenen Verordnung für die er langten Reifezeugnisse zugestandenen Wirkungen und Vergünstigungen nachbe nannten Realschulen verliehen, als den mit den Gymnasien verbundenen Realschulen zu Plauen und zu Zittau, der Realschule zu Anuaberg, der Real schule zu Neustadt-Dresden, der Annen-Realschulc zu Dresden, der Realschule zu Leipzig und der Realschule zu Chemnitz. Preußen. Berlin, 4. März. Gestern Abend hat im Kroll'schen Locale eine aus ungefähr 2500 Mitgliedern bestehende Versammlung des „deut schen Natienalvereins" stattgefunden. Bennigsen führte den Borsitz. Die vom Nationalvereinsausschuß vorgeschlageue Ansprache wurde nach einer Rede von Metz auS Darmstadt einstimmig angenommen: ein Antrag auf Erlassung einer Dankadresse au Roggenback in Karlsruhe fand Annahme, ebenso ein Antrag auf Veranstaltung einer Feier des hundertsten Geburtstages Fichte's. Dr. Hey ner aus Leizig und Reuß aus Nürnberg constatirten aus ihrer Heimath Sym pathien für Preußen. Die auftretenden Redner sprachen sich sämmtlich für Festhalten eines einheitlichen Bundesstaates mit Centralgewalt unr Parlament unter Führung Preußens aus. Mecklenburg. Schwerin, Montag, 3. Marz. Die Frau Groß herzogin Auguste von Mecklenburg-Schwerin ist heute gestorben. Frankreich. Paris, 4. März. Der „Moniteur" schreibt über die jüngsten Studentenexcesse: die Regierung verfolge die Spuren sträflicher Umtriebe und habe schon die Hauptanstifter verhaften lasten. Die Sache sei den Ge richten über geben. Die Brüsseler „Ind. belge" vom Dienstag meldet aus Paris die Verhaf tung der ehemaligen Deputaten Miet und Greppo. Die Regierung zeige wachsende Strenge. Die Polizei habe für heute Vorsichtsmaßregeln ergriffen. Italien. Turin, 2. März. Die „Opinione" bestätigt die Minister krisis. Da- Cabmet hat festgestellt, daß in seinem Schooße eine Uneinigkeit und Meinungsverschiedenheit besteht, welche den ordentlichen Geschäftsgang stört, und daß man deshalb in einem Mimsterrathe beschlossen habe, daß sämmtliche Mitglieder des Cabinets ihre Entlastung einreichen würden. Ricasoli hat den König durch ein Schreiben hiervon in Kenntniß gesetzt und der König hat eben falls schriftlich geantwortet. Ratazzi ist in das Schloß berufen und mit der Bildung eines neuen Cabinets beauftragt worden. Er hat den Auftrag an genommen. Turin, 3. März. Es heißt, nachdem Lanza und Farini abgelehnt, habe Ratazzi ein Ministerium constituirt, bestehend aus ihm selbst, Cialdini, Pepoli, Depretis, Persano, Cordova, Sella und Mancini. — Garibaldi ist hierher gekommen und hatte eine Conferenz mit Ratazzi. Rom, 1. März. Gestern ließ General Goyon den Corso militärisch be setzen, um jede Unordnung zu verhindern. Römische Soldaten haben Benanzi, ein Mitglied des Nationalcomitös, verhaftet. Eine in dessen Wohnung vorge nommene Durchsuchung hat zur Entdeckung wichtiger Papiere geführt. Rom ist ruhig. Neapel, 22. Febr. Alle Häupter unserer Revolutions-Partei begeben sick nach Caprera, um sich zu verabreden, was in der „Generalversammlung der That" den 9. Marz in Genua geschehen soll. Auch Crispi und Mordini sind von Neapel nach jener Insel abgereist, wohin sich gegenwärtig aller Augen richten, wie wenn von dort her das Orakel kommen sollte, welches die neuen Geschicke der Menschheit zu leiten bestimmt ist. Garibaldi, stolz auf seinen leichten Triumph in Neapel, rechnet auf die Selbstsucht und auf die Eifer süchteleien der Mächte, und auf einen allmächtigen Rückhalt sich stützend, hat er soeben wieder zwei Briefe veröffentlichet, die sich durch ihre lakonische Kürze auszeicknen. Der erste lautet: „Caprera, den 15. Februar 1862. Theurer Bettazzi, ich sende Ihnen hier eine Antwort an die Comitee's, Clubs u. s. w. Verbreiten Sie dieselbe. Euer Garibaldi." Der zweite lautet: „Caprera, den 15. Februar. An die italienische Jugend. Ihr wäret 1000 im Jahre 1860, seid eine Million im Jahre 1862 und beschäftiget Euch mit nichts Anderem. Was die Resultate betrifft, so werden wir davon mit einander reden. Euer G. Garibaldi." — Indeß erhebt die Revolution in all unsern Städten daS Haupt und erwartet das Losungswort, welches demnächst von der constituirenden Versammlung in Genua kommen soll. Die Demonstrationen mit dem obligaten Geschrei: „Nach Rom"! u. s. w. nehmen ihren Fortgang. Andererseits bringen Gewaltthätigkeit und das Elend, unter dem alle Elasten der Bevölkerung leiden, bei der Bevölkerung oft die gerade entgegengesetzte Wirkung hervor. In Reggio kam man eben zur rechten Zeit, um eine drohende Gegenrevolution zu verhin dern. Zahlreiche Verhaftungen wurden vorgenommen, darunter die Advocate» Diego, Saltuti, Canale und Fieska. Die reactionairen Banden vervielfältigen sich und breiten sich über alle Provinzen aus, obschon die Capitanata fortwäh rend ihre Operationsbasis bildet. Lamarmora begreift, daß es ihm unmöglich würde, die Reaction zu bewältigen, wenn er die gute Jahreszeit abwartct, er beabsichtiget daher, sich persönlich in die Capitanata zu begeben. In den Abruzzen haben sich neue Banden gebildet, welche die Verbindung der Städte jener Provinzen mit Neapel beunruhigen. In Potenza hatte ein Commandant deS 62. LinienregimenteS sich erlaubt, der Nationalgarde über ihre frostige und gleichgiltige Haltung Vorwürfe zu machen, worüber großer Tumult entstand. Der Commandant Nossi mußte zum Scheine in Haft gebracht werden. Hier