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74 DonttHtil» Ht die vermeintliche Ausrottung derselben. Denn gab« e- keine insecteo-esseMe Bögel, — kein Blatt am Zweige, keine Frucht am Baume, kein HWlm cMf dem Felde wäre in Kurzem z» schauen, die Existenz des Men schen selbst gefährdet. Co legt z. B. das Weibchen des schädlichen Baum- weißlingS an 80— 100 Eier, das des RingelspinuerS an 300, das des Weidenbohrers etwa 1000, die gemeine Wespe setzt 3000, eine Ameise 4 — 5000, die Schnellkrautlaus 15 — 30,000 Eier ab ; eine Blattlaus hat in der fünften Generation schon 60,000 Millionen Nachkommen. Die mächtigsten Regulatoren des Gleichgewichts im Haushalte der Schöpfung sind die Vögel. Man laste daher ihr ungebührliches Wegfangen und Erschießen. Das gilt selbst von manchen sogenannten schädlichen Raubvögeln, die einem Schußgelde unterliegen. Hieher gehören, mit Ausnahme des großen Uhu's, sämmtliche Eulen. Eine Sumpfeule z. B. hatte kurz vorher, ehe fie zum Danke der Schuß traf, drei feiste Feldmäuse verschluckt. Ein Schleuereulenpärchen brachte säst alle 5 Minuten eine MauS ins Nest. Im Magen eines Waldkauzes fanden sich 75 Raupen des übelberüchtigten Kiefernfpinners vor. Jst's nicht eine Ironie auf den Feldbau, wenn der Landmann seine Wohlthäter an das Scheunenchor nagelt? De-erreich. Wien, 27. Januar. Die Mittheilungen, welche sich in französischen und englischen Blättern bezüglich deS Anerbietens eines in Mexico zu errichtenden Thrones für den Erzherzog Ferdinand Max finden, sind doch nicht so ganz aus der Luft gegriffen, wie man in den bestunterrichteten Kreisen bisher geglaubt hat und auch gläuben mußte. Allerdings hat der Kaiser der Franzosen, und zwar persönlich und unmittelbar, in jüngster Zeit sich an den Chef unsrer Kriegsmarine mit einer vorläufigen Anfrage in Bezug auf das in Rede stehende Project gewendet. Es liegt aber in der Natur der Sache, daß ein directes Anerbieten nicht gestellt wurde, gleichwie eigentliche Verhand lungen von Cabinet zu Cabinet sowohl über die Errichtung einer mexicanischen Monarchie, wie über die Person des Oberhauptes derselben noch nicht eröffnet worden sind. Die erwähnte Anfrage war indeß in so ausgesucht höflicher nnd freundlicher Form gestellt, daß ihre Erwiderung ein Gebot der Courtoisie ist. Daß sie aber ablehnend lauten wird, dürfte kaum zu bezweifeln sein. Ueber- haupt hat jedoch, wie gesagt, das österreichische Cabinet mit der Sache sich noch gar nicht zu beschäftigen, da es sich um keine diplomatischen Verhandlungen handelt. Die Pläne, welche Louis Napoleon auf dem amerikanischen Continent verfolgt, und bei denen ihm das Interesse Englands wie Spaniens entgegen kommen, sind sicher so großartig, wie von bedeutungsvoller Tragweite, aber dennoch dürften dieselben für einen österreichischen Erzherzog, zumal der großen Thatkraft und dem regen Geist desselben in seiner gegenwärtigen Stellung ein hinreichend bedeutendes und anziehendes Feld dargeboten ist, wenig Verlocken des haben. England. London, 24. Ian. Ueber die Finanzen der amerikanischen Union bemerkt heute die Times: „Als die Nordamerikaner den Krieg begannen, betrug ihre regelmäßige Einnahme ungefähr 16,000,000 L., in ein paar Wochen waren die laufenden Ausgaben auf 75,000,000 L. per Jahr gestiegen und jetzt können wir sie unbedenklich und ohne uns im Geringsten der Gefahr der Ueber- treibung auszusetzen, auf 100,000,000 L. anschlagen. Die Amerikaner geben daher mehr als sechs Mal so viel aus als früher, und sechs Mal so viel als ihre Mittel erlauben, sie müßten denn ihr Einkommen in demselben Maße stei gern, wie ihre Ausgaben. Darin sind sie aber vollständig gescheitert; ja, sie haben eigentlich noch kaum den Versuch dazu gemacht. Der Finanzminister kann weder durch Steuern noch durch Anleihen Geld bekommen; wohl aber kann er Noten drucken lassen und diese Noten mit Gewalt in Circulation setzen. Es kommt nur darauf an, wie lange dieses Auskunftsmittel vorhalten wird. Wahr scheinlich hofft die Unionsregierung, sie werde, so wie sie sechs Monate von Anleihen gelebt hat, weitere sechs Monate von Papier leben können, mittlerweile den Süden unterwerfen, die Union wieder Herstellen und dann wieder in sicherem Fahrwasser segeln. Mit einem Worte, die Emission von Papier vergönnt ihr, noch einmal um den Sieg zu würfeln. Wie der Würfel fällt, wird sich bald zeigen. Wenn die Conföderirten in ein paar Monaten gründlich besiegt sind, so wird es der Regierung des Präsidenten Lincoln, wenn sie gleich durch diese Papieremissionen in große Verlegenheit gerathen ist, schließlich vielleicht doch ge lingen, die Dinge wieder in's Reine zu bringen. Wenn aber, was unendlich wahrscheinlicher ist, der Kampf so fortgeht, wie er begonnen hat, so müssen die Finanzen des Nordens zusammenbrechen, indem eS kein andere- AuSkunstsmittel giebt, zu dem Herr Chase seine Zuflucht nehmen könnte." GLn voigtländischeS Säugerfe-! 1. ..rage» Arbeit; Abend» Gäste! Saure Wochen! Krohe Feste!" Göthe. Der festreiche Sommer des Jahre- 1861, welcher in der altm Reichsstadt am Ufer der Pegnitz die. deutschen Sänger au- allen Gauen des große» Vater landes unter dem Banner der Eintracht SangeSlust und Vaterlandsliebe zu- sammenschaarte, sah auch einen einzelnen — und nicht den schlechtesten — deutschen Volksstamm zu einem bescheideneren, aber darum nicht minder gemäch lichen Sängerfeste vereinigt. Am Ufer der Wiesenthal, in unserer freundlichen Nachbarstadt Schleiz feierten die Sänger des Voigt la ndeS — das, ob auch jetzt in verschiedener Herren Länder getheilt, doch die gemeinsame traute Heimath eines durch Sitte und GemüthSart eng verbundenen deutschen Vvlks- stammes bleibt — ihr erhebendes und erfreuendes Sängerfest, und gelobten sich beim Scheiden, dasselbe im Jahre 1862, wenn nicht die unabwendbarsten Hin dernisse sich entgegenstellten, in einer andern voigtländischen Stadt zu wiever- holen, damit nicht nur die edle Sangeskunst, die auf den freien Fichtenhöhen und in den grünen Wiesenthälern des Voigtlandes von jeher hoch in Ehren gehalten wurde, wiederum durch das Zusammenwirken vereinter Kräfte die Ge- müther mächtiger erhebe, sondern auch die Zusammengehörigkeit der alten Stam- mesgenossen, mögen sie nun jetzt Reußen oder Preußen, Baiern oder Sachsen heißen, in der freien Verbrüderung der Sänger und Hörer aus allen Theilen des alten Landes der Vögte ihren schönen Ausdruck und ihre nachhaltige Stär kung finde. Allgemein sprach sich dabei der Wunsch aus, daß Plauen, die alte Hauptstadt des Voigtlandes, dem voigtländischen Sängerfeste deS Jahres 1862 in seinen Mauern die Stätte bereiten, und so das im Laufe der Jahrhunderte politisch verloren gegangene Recht, als Kreis stadt der Mittelpunkt des Gaues zu sein, durch freie Gastlichkeit einmal wieder zur Geltung bringen möchte. — In Plauen selbst fand dieser Wunsch in den Kreisen, welchen eine Theilnähme an Sang und Sangfesten am Nächsten liegt, freudigen und begeisterten Anklang, und rief schon kurz nach dem Schleizer Feste eine Besprechung hervor, deren Ergebniß zuvörderst in dem einstimmigen Mei nungsausdrucke bestand, daß naturgemäß und selbstverständlich die hiesigen Ge sangvereine die ersten Schritte zur Anbahnung eines solchen Festes thun müßten. Dieselben traten denn auch durch Ausschüsse, die sie aus ihrer Mitte ernannt hatten, zusammen und erwählten einen vorläufigen Festausschuß von 18 Männern verschiedener Stände, dem zunächst die Frage zur Berathung und Beschlußfassung übergeben wurde: ob und wie das allgemeine voigt- ländische Sängerfest für den Sommer 1862 in Plauen zu ver anstalten sei. Dieser vorläufige Festausschuß hat, wie wir vernehmen, der Erörterung gedachter Frage bereits mehrere Berathungen gewidmet, um vorerst die Mög lichkeit der Ausführung des beabsichtigten Festes festzustellen. Dabei wollten sich ihm wahre Berge von Hindernissen entgegenthürmen, und er sah im Geiste ein ganzes Heer von Bedenklichkeiten gegen die geschlossene Phalanx der Sang lustigen und Festfreudigen zum Kampfe heranrücken. Lassen wir diese feind liche Schaar auch hier an uns vorüberziehen, um ihnen mit aufgeschlagenem Visire und der guten Waffe des freien, offenen Wortes entgegenzutreten, und wider die — ausgesprochenen und unausgesprochenen — Bedenklichkeiten auf dem allgemeinen Turnierplätze der Presse eine Lanze zu brechen! -- Da kommen zuerst die Aengstlichen, und sagen: „Ein solches Fest mit seinem großen Zu sammenflüsse von Menschen kann zu allerlei Ausschreitungen füyren!" Denen erwidern wir: „Wo man singt, da laß dich ruhig nieder; böse Menschen haben keine Lieder!" — Da kommen die Niedergeschlagenen und meinen: „Unsere Stadt hat in den letzten Jahren manches Schwere betroffen, und es. ziemt sich jetzt nicht, allgemeine Feste in ihr zu feiern!" — Denen rufen wir zu: „Pflück' die Rosen, wann sie blüh'n; flüchtig ist die Zeit!" — Wer weiß, was kommende Jahre bringen und ob im Jahre 1863, auf das manche Stimmen das Fest verschoben wissen wollten, die Zeit nicht noch weniger geeignet sein wird! Werft einen Blick auf die letzte Seite des Anzeigers in jeder Nummer und überzeugt euch, ob Concerte, Bälle, Theatervorstellungen, Äarpfenschmäuse und Feste aller Art ausbleiben, weil die Stadt von dem und jenem Unglücke betroffen ward! Warum soll man nicht ein allgemeines Fest feiern, das mit seinem geistigen und gemüthlichen Inhalte das Herz erfrischt und dadurch den Lebensmuth und mit diesem die Thatkraft zu rüstigem Kampfe gegen die Uebel des Daseins, wie zu eifriger Arbeit in dem gewohnten Wirkungskreise anfeuert? — Da kommen die Geschäftsleute und klagen: „Die Baumwolle wird alle Tage theurer und das Garn natürlich mit, und die Geschäfte gehen nicht zum Besten; dazu will der Festjubel nicht passen!" Die trösten wir: Bis zum Sommer kann Manches anders und besser werden; denn hüben und drüben, jenseits und diesseits des Weltmeers sehen sie es immer mehr ein, daß beim Kriege — zu dem es über dies überall am Besten fehlt — doch nichts herauskommt! Ein Fest aber, waS Hunderte und Tausende in die Stadt zieht, bringt der Stadt und ihrer bürger lichen Nahrung auch manchen Gewinn; manches Stück Mousseli.r wird zum Schmucke deck Festes verwendet, manches Krüglein von den herbeiströmenden Schönen gekauft werden, und die Dividende der Actienbrauerei muß unbedingt steigen, ohne daß die Erzeuger der Bürgerbiere zu kurz kommen werden. So wird das Fest auch auf die Blüthe der Geschäfte vortheilhast einwirken. Darum: „Säure Wochen! frohe Feste!" — Da kommen endlich die Finanzmänner und rechnen vor: „Ein solche- Fest kostet erstaunlich viel Geld ; woher soll man ek nehmen?" — Denen geben wir später Antwort, wenn wir den Plan, den der Festausschuß dem Vernehmen nach in dieser Beziehung entworfen hat, des Wei-