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teste und Schnelligkeit arbeitet. Diese Maschine wird al» gesunder Sprößling auf dem Gebiete de» gewerbliche» Fortschritte», den die befruchtende Sonne der anbrechenden Gewerbefreiheit getrieben hat, vom 1. Januar 1862 an ihre ge waltige Wirksamkeit äußern, und Mein - Pari» die ersten existirenden Maschinen brezeln esten. In Falkenhain bei Wurzen sind in der Nacht vom vorigen Freitage zum Sonnabend 5 Bauergüter abgebrannt. Preußen. Nach der Veranschlagung der Allg. Pr. „Stern-Ztg." be läuft sich da» Netto-Steueraufkommen im Jahre 1861 auf 64,153,609 Thlr. Und davon entfallen 42,475,032 Thlr. — also zwei Drittel — auf da» Kriegsbudget allein. Kurhessen. Kassel, 26. Dec. Da» Ergebniß der Wahlen läßt sich jetzt übersehen! die BerfassungSpartei kann vollständig zufrieden sein, denn, ob gleich es an Wühlereien von der andern Seite wahrlich nicht gefehlt hat, sind doch nur drei Dorfbürgermeister: Nuhn, Stroh, Weber, Anhänger der Ver fassung von 1860. Die wenigen Wahlen, die zürückstehen <eine Landwahl findet erst nach Neujahr statt), sind nicht zweifelhaft. Als den härtesten Schlag hat e» die ministerielle Partei empfunden, daß vr. Wippermann bei der Wahl in Marburg gewählt ist, und auch höchsten Orts soll diese Wahl als die unliebsamste betrachtet werden. — Eine gleichlautende Adresse an den Kur fürsten, in welcher um Wiederherstellung der Verfassung von 1831 gebeten wird, circulirt im ganzen Lande und ist beispielsweise hier in Kassel und in einigen in der Nähe liegenden Dörfern schon mit zahlreichen Unterschriften bedeckt. Frankreich. Paris, 30. December. König Franz II. von Neapel hat auf da- Andringen des französischen Gesandten, Herrn v. Lavalette, mit einer förmlichen Weigerung, Rom zu verlassen, geantwortet. Spanien. Die mexikanische Expeditton war unter dem Befehle des Marschalls Serrano am 3. Decbr. von der Havana abgegangen. Er beab sichtigt, Veracruz wegzunehmen und unmittelbar auf Mexico loszumarschiren. Am 7. traf die „Armade" vor Veracruz ein und am folgenden Tage sollten die Truppen ausgeschifft und das Fort Saint Jean d'Ulloa, welches das ein zige VertheidigungSwerk der Stadt ist, sofort angegriffen werden. Portugal. Lissabon, 25. Dec. In außerordentlicher Session der CorteS ward ein Decret erlassen, zur Ernennung einer SanitätS-Commission, welche die königlichen Paläste untersuchen und über deren Zustand in gesund heitlicher Beziehung berichten soll. Der Gemeinderath und das Volk dringen dm König, daß er den Palast verlassen möge. — Die Times bringt folgende Depesche vom selben Datum: „König Luiz ist auf die Bitten des Volkes nach seinem Landschlosse (nach Cavias) übergesiedelt. Es haben Straßen - Tumulte stattgefunden." Letztere wurdm, wie wir nachträglich vernehmen, rasch unter drückt. Sie hatten ihren Ursprung eben in dem Wunsche der Bevölkerung, daß der König sein unheimliches hauptstädtisches Schloß verlassen möge ; sie waren also wohl nicht übel gemeint. Lissabon, 29. December. Se. königl. Hoheit der Infant Dom Ioao, Herzog von Beja, ist verschieden. England. London, 24. December. Der gestrige Tag, der Be- gräbnißtag des Prinzen Albert, wurde in ganz England als ein nationaler Trauertag betrachtet. In London warm die Läden entweder völlig geschloffen, oder sie hatten die Lädm vor dm Schaufenstern nur zur Hälfte geöffnet, und die meisten Leute, denen man auf der Straße begegnete, trugen Abzeichen der Trauer. Auch heute hat die Stadt ihren gewöhnlichen heitern Weihnachts charakter noch nicht erlangt. Die Läden sind zwar offen, aber das Geschäft, das sonst in diesen Tagen außerordentlich lebhaft ist, will nicht recht vorwärts. Daran ist freilich der Tod des Prinzen Albert bloß zum Theil Schuld. Der Hauptgrund liegt in der herrschenden Arbeitslosigkeit. Alle Gewerbe ohne Aus nahme sind im Stocken, und obgleich die Noth hier bei weitem nicht so groß, wie in dm Fabrikdistrictm, so sind doch viele Tausende von Handwerkern ver- . dimstloS. Wem es aber an Brot fehlt, der ist nicht in der Lage, die lockenden, schön verzierten Läden der Fleischer, der Zuckerbäcker und der Geflügel- und Spielzeughändler zu patronisirm. Ferner lastet die amerikanische Frage wie ein Alp auf dm Gemüthern und drängt die Regungen der Freude zurück. Die englischen Aerzte, selbst der geschickteste von den vier Aerzten, welche den Prinzen Albert behandelten, vr. Jenner, sollen sich in der Diagnose (Be- «rtheiluug der Ursache, des Sitzes, der Beschaffenheit) der Krankheit vollständig geirrt haben. Sie kurirten auf ein leichtes Schnupfenfieber und erkannten erst 24 Stunden vor dem Tode des Prinzm, als die Gefahr überhand genommm, daß e» e^e Lungenentzündung war. Die Londoner Aerzte fühlen sich an ihrer Ehre angegriffen, ihr Ansehen erschüttert und haben beantragt, die königl. Aerzte, besonders vr. Jenner sollen genaue Rechenschaft ablegen über die Be handlung de» Prinzen Albert. Was soll dieß jetzt helfen, nachdem dieser todt Hst? Wem» sie nur wenigsten» die Königin richtiger beurtheilen möchten, als bi-her! Sie schildern dm Zustand derselben „befriedigend" und „gut", während sie außer Fassung ist, und große Aufregung und eine Art Erstarrung mit ein ander abwechseln. Sie kann nicht schlaf«, ruht de» Nacht- höchsten- zwei Stand«, phantasirt viel, schreckt fortwährend a»f, sucht ihr« Gatten und be jammert einen Verlust, dessen Größe ihr erst jetzt fühlbar wird. Italien. Rom, 21. Dec. Der Papst fängt allmählich an, an der Zukunft zu verzweifeln. Er hat vor wenigen Tagen zu einigen Deputation« von Prälatm, die ihm de- bevorstehenden Weihnacht-festeS wegen ihre Aufwar tung machten, gesagt, sie hätten keinen Schimmer von Restauration vor sich, die römische Frage sei in einen chronischen Zustand übergegangen, und von dm Menschen sei nichts mehr zu hoffen. Der Pariser „Patrie" wird au» Rom vom 17. December bestätigt, daß der neue französische Botschafter den König Franz II. gebeten habe, in Er wägung zu ziehen, ob e» nicht besser für ihn selbst wäre, wenn er jetzt Rom verlasse. Die Unterredung zwischen dem König und dem Gesandten hat eine Stunde gedauert. Der König von Neapel hat Herrn v. Lavalette geantwortet, „daß er sich in Rom auf seinen eigenen Besitzungen, als Eigenthümer und Unterthan des Papstes befinde, und daß Niemand, außer dem Papste, daS Recht habe, ihn aus seinem Besitzthum zu vertreiben. Diese Antwort, welche sich rasch in der Stadt verbreitete, wird dem Herrn Botschafter nicht perem- torisch geschienen, ihn aber von dem Entschluß überzeugt haben, sich mehr denn je unter den Schutz eines SouverainS zu stell«, dem man nicht Gewalt an- thun darf." Der Patrie-Correspondent theilt ferner mit, daß sich Chiavoni in Rom und zwar unter Aufsicht der französischen Polizei befindet. Was aus ihm werden soll, weiß man nicht, aber das glaubt der Correspondent, daß seine Laufbahn als Bandenführer vollständig oder doch wenigstens für einige Zeit ein Ende genommen hat. Neapel. Der französische Moniteur bringt folgenden Bericht über die Situation im Neapolitanischen: „DaS Banditenwesen erscheint mehr und mehr in seinem wahren Lichte, die Niederhaltung wird leichter, und kein Tag vergeht ohne Unterwerfung von ganzen Banden oder Einzelnen. Auf der anderen Seite erfolgt die Truppenaushebung mit einer solchen Leichtigkeit, wie man sie kaum erwarten durfte, zumal in Calabrieu." In Turin ist man zuerst über das Deficit von 400 Millionen für 1861 und 317 Mill, für 1862 etwas erschrocken, hat sich aber bald beruhigt, nach dem der Finanzminister nachgewiesen, daß ein großes Italien genug Hilfs quellen zur Beherrschung der Finanzlage habe. — Nach Borges Tode, der sich bestätigt, übernimmt ein anderer spanischer Carlistengeneral „Tristany" die Anführung der „Banditen" in Süditalien. Er soll mit Geldmitteln reichlich versehen sein. — Franz II. scheint dem Andrängen Frankreichs, daß er Rom und überhaupt Italien verlass« solle, noch standhaft zu widersteh«. — Der Papst* hat im Consistorium eine Allokution gehalten, worin er ankündigte, daß er nun zur Heiligsprechung der 23 japanesischen Märtyrer schreiten werde. NkuHland und Polen. In Rußland und Polen dauert die Auf regung fort, doch scheinen die strengern Maßregeln russischer Polizei ihre Wirkung zu thun. Groß ist der Mangel an — Geld. Der Protest Rußlands gegen die Säuberung der österreichischen Militärstraße in der Suttorina scheint nur der Anfang zu weiteren Häkeleien gegen Oesterreich zu sein. — Die drückendste aller Polizeivorschriften, wonach Niemand eher ein« Paß zur Abreise ins Aus land erhielt, bis sem Name und seine Absicht, sich aus Rußland fortzubegeb«, drei Mal in drei Wochen in den Zeitungen gestand«, ist jetzt endlich aufgehoben worden. Laut in Berlin eingetroffen« Nachrichten von der polnisch« Grenze vom 23. Dezember sollen im ganzen Königreiche Polen die Verhaftungen in großem Maßstabe fortdauern; 12 Pfarrer seien nach Sibirien geschickt worden. Amerika. New-Uork, 16. Decbr. Die Aufregung auf der Börse trotzt jeder Schilderung. Salpeter und Kaffee sind immenö gestiegen, die ameri kanischen Staatspapiere sind um 4—8 Proc. gesunken. New-York, 17. Dec. Die hiesigen Journale veröffentlichen ein Tele gramm auS Washington, nach welchem das Cabinet während mehrer Stunden über die Differenz mit England in Berathung ist, und mit Festigkeit beschloss« habe, Mason und Slidell nie auszuliefern. New-York, 18. December. Die Insurgent« in Kentucky frohlocken über die Aussicht, daß zwischen der Union und England ein Krieg ausbrech« werde. Die Unionisten daselbst befürchten zwar ein« Krieg, sind aber nicht besorgt wegen der Vertheidigung. New-York, 18. December. Die Nachrichten aus England trafen am 15. d. M. ein und riefen eine immmse Aufregung hervor. Seit den verflosse nen drei Tagen hat sich die aufgeregte Stimmung sehr beruhigt. Das Cabinet diScutirt die Forderungen Englands mit Mäßigung. Allgemein ist der Glaube verbreitet, daß die gefangen gmommen« Commissare unter keinen Umständen ausgeliefert werden; dennoch erwartet man, daß ein Krieg mit England nicht auSbrech« werde. Der Dampfer „Afrika", der bereits seine Fahrt antret« sollte, wird noch zwei Tage im Hafen zurückgehalten, um dem englischen Gou vernement eine Depesche von Lord Lyons zu übermitteln. Die Bank« hab« beschloss«, die Baarzahlungm nicht einzufiell«.