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Voigltändischer Anzeiger. >ir» du Vreiundsiebenzigfler Jahrgang Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. 14. Januar 1862 Dienstag sie in ie « S r« er- « d lN der >te m. »er tzt en, ieu iou ir das Königliche Bezirksgericht zu Planen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Planen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. theiliguug an den Wahlen, die Prüfung der Candidaten, der Ausfall der Wahlen selbst scheint uns auch zu beweisen, daß daS konstitutionelle Wesen tief iu Saft und Blut des preußischen Volkes übergegangeu und eine Rückkehr des Junker- regiments in Preußen rein unmöglich ist. DaS preußische Volk steht zu seiner Regierung, aber es erwartet auch von dieser, daß sie den allgemein ausge sprochenen, unverkennbaren Wünschen und Bedürfnissen desselben Rechnung trage» werde. Hat der Landtag eine schwierige, aber großartige Aufgabe zu lösen, so die Regierung nicht minder; ausgleichen, vermitteln, Übereinkommen, vereinigst sollen sich die verschiedenen, oft entgegengesetzten Ansichten, Wünsche und Be dürfnisse. Wohin käme Preußen, wohin Deutschland, dessen wichtigstes LeibeS- glied Preußen ist, wenn ein Bruch zwischen der preußischen Regierung und dem heute zusammeugetrstenen Landtage fertig würde! Preußen muß gegenwärtig bis au die Zahne gerüstet sein, da Niemand weiß, was die nächste Zukunft bringen kann. Aber es muß sich auch auf die volle Zustimmung seines ganz« Volkes, auf die Zustimmung des ganzen Deutschlands stützen, wenn eS in wahrer, voller Macht dastehen will. Eine Auflösung des Landtags, die keine andern Wahlen bringen würde, wohl gar ein Rückgreifen zur eigen- und herrschsüchtigen Iunkerpartei würde Preußen alle Zuneigung in Deutschland nehmen und es in Bahnen drängen, deren Ausgang unabsehbar wäre. — Tachsen. Die alten Leipziger Banknoten, und zwar die 20- thälerigen von !83S, 1844, l845, 1846 und 1850, die 50thälerigen von 1850, die 100thälerigen von 1851 und die 50vthälerigen gelten vom 24. Januar d. I. an nicht mehr und müssen bis längstens 15. Febr. d. I. um getauscht werden. Statt deS anhaltenden, strengen Winters mit prächtiger Schlittenbahn, worauf wir aus den Süvzügen der nordischen Wasservögel zu hoffen berechtigt waren, weht wahrscheinlich in Folge der Erdbeben, welche den Süden Europa'-, namentlich Griechenland heimgcsucht haben, die Luft wieder plötzlich aus Süden, und wir leiden unter Thauwetter und Nässe. Eine kurze Freude! Wir haben seiner Zeit der Bestrebungen Erwähnung gethan, die dahin sich richteten, für den Steinkohlentransport, besonders auch in Sachsen, eine Ermäßigung deS Preises bis zu einen Pfennig für Meile und Centner auf den Eisenbahnen zu bewirken. Die Ansicht, daß eine derartige Ermäßigung nicht dem Publikum, sondern nur den Zwickauer Kohlengrubenbesitzern zu Gute kommen werde, schien damals durch eine Nachricht bestätigt zu werden, nach welcher jene bei eingetretener mäßiger Kälte, sofort um 25°/y im Preise aufgeschlagen haben sollten. Allein die Zwickauer Kohlengrubenbesitzer haben jene Nachricht al- unwahr nachgewiesen und als eine in der böswilligen Absicht verbreitete bezeich net, dem Pfennigtarif entgegenzuwirken. DaS Dr. Iourn. Nr. 268 vom v. I. eröffnete günstige Aussichten für den Kohlentarif. Freilich hängt die Verwirklichung deS PfennigtarifeS nicht von unserer Regierung allein, sondern auch von der Ge neigtheit der Nachbarbahnen ab. Die Erderschütter uug am 9. d. M. ist Überall im Boigtlande und Erz gebirge , außerdem auch in Leipzig verspürt worden. Es wird versichert und bestätigt, daß mindesten» zwei ErrO-ße erfolgt sind. In der Zeitz stimme» fast alle Angaben überein, nämlich ^4 — 4 Uhr; dagegen in der Richtung der Bewegung widersprechen sie sich. Zoi Wie vorauszuseheu, hat sich die „Trent-Affaire" in Wohlgefallen aufgelöst, braham Lincoln, der höchst weise Präsident des amerik. Nvrdbundes, hat die scheidene Ueberzeuguug gewonnen — zu Welcker ihm beiläufig jeder Politische chulknabe in Europa uranfänglich hätte verhelfen können — daß er mit dem üden und mit England zugleich nicht im Stande sei, Krieg zu führen. Es uß eine ungeheure Umwälzung in dem Gehirne der dünkelhaften Yankees statt habt haben, ehe diese Ansicht zum Durchbruche kommen konnte. Vielleicht hat ie Gewißheit, die freilich vorläufig nur als Glaube, als Meinung ausgesprochen ird, daß die Zettelbanken in Amerika thatsächlich bankerott sind und sich nur och etwas zieren, ehe sie ihr Papiergeld für Fidibusse erklären, einige Beiträge r friedlichen und nachgiebigen Entscheidung geliefert. Genug, John Bull und onathan sind wieder versöhnt, und die „Eugenia Smith," ein anderes englisches ach andern Berichten segelte eS nur unter englischer Flagge und war ein merikanisches, verdächtig, Agenten deS Süvbundes zu beherbergen) Schiff, das euerlich amerikanische Kriegsschiffe abermals weggeuommen haben, wird wahr- einlich ebenso wieder herausgegeben werden, wie die Herren Mason und Slidell. er Geldmangel bewirkt überhaupt Wunderdinge. In Frankreich geschehen irkliche Versuche — zu sparen. Die kaiserliche Stuterei in Versailles, die isher die Pferde für den kais. Marstall zog, geht ein; auch im Staatshaus alte fallen einige überflüssige Aemter weg. Die Erbschaften von Seitenver- andten sollen künftig zur Hälfte an den Staat fallen. Da werden die zwölf illiarden Staatsschulden bald verringert, wohl gar bezahlt sein! Dieß Alles wirkt Herr Achilles Fould, der kurhessische Jude, der Retter des Kaiserreichs us dessen finanziellen Nöthen. Anfänglich hieß er Fuldaer von seiner Vater- adt Fulda in Kurhessen, nannte sich aber später Fould, läuft im Alter mit r Zahl des Jahrhunderts, im Leben mit oen Umständen. 1825 machte ec ankerott, accordirte, versprach 5 Prozent, die heute noch Niemand hat, und ing nach England. Als reicher Mann kam er zurück, wurde Abgeordneter und lug als solcher unter der Republik als einziges Mittel, die Finanzen der epublik auf die Beine zu bringen, den Staatsbankerott vor. Schlagender eweis für sein finanzielles Genie! AuS einem Anhänger der Orleans wurde später ein Verehrer Louis Napoleons, der in Foulds Börse die Mittel fand, 8 Kaiserreich vorzubereiten. Dann kam für Fould die Zeit der Ernte. Er hrte die Kasse, als die öffentlichen Gelder verschleudert wurden und über die illionen, die damals, während der ersten Tage des Staatsstreiches, auS der taatskasse und der Bank entnommen wurden, ist nie Rechnung abgelegt worden, päter wurde er Minister und ist der reichste Mann Frankreichs. Wenn er en so gut Geldwunden zu heilen versteht, wie zu schlagen, Glück zu! Der preußische Landtag, der heute, 14. Januar, zusammentritt, wird auch ancherlei auszugleichen bekommen, wenn auch keine „Trent-Affairen", und Geld- unden zu heilen haben, wenn auch keine Fuldaer. Die Wahlen zu diesem andtage fanden unter heißem Kampfe statt. Die konstitutionelle Partei hat die ehrheit, die „Fortschrittspartei" ist sehr stark, die Iunkerpartei sehr schwach ertreten. Eine ziemliche Anzahl Katholiken wird mehr für das Interesse ihrer riester, al- für da- Vaterland zu wirken bestrebt sein, die Polen gegen alle» eutschthum sich stemmen. Die Ausgleichung, die Heilung der Gelkwuudeu eht sich bekanntlich um die Militärftage. Mit Ausnahme der Junker wird chwerlich eine Partei 40—42 Mill. Thaler jährlich für daS Militär hergebeu olle«. Aber mcht bl»S um diese Frage wird sich'» handeln; die eifrige Be- Diese« Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag-, Mittwoch-, Donnerstag« und Sonnabend-. Jährlicher Abouaemeulsprei», welcher o<lo zu entrlch,en ist, auch vei Beziehung durch die Post, 1 Lhlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittag- 11 Uhr eingehetr, werden iu die Tag» darauf erschekeude ummer ausgenommen, spiter eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Nar. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet zeitig« mttllNgr. — Für die auswärtigen Könsgl. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt rst, bestehen die Geschäftsstelle» iu Pausa bei Herrn Bürgermeister Lehmann, in Elsterberg bei Herrn L. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, m Mühltroff bei Herrn E-anffeegelder-Einnchwer Holzmüller.