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894 langweil^ «fordert zu r^el Selbstbeherrschung und Entsagung, der man nicht gewachsen ist; igän^gSht "daher entweder häufig in ein Bad, um in vier bi- sechs Wochen durch ktrbKrß und Baden da- schleunigst wieder zu repariren, was mau in bielerv^Jahreck verloren gemacht hat, oder man greift zu Geheim mitteln. Ja, Geheim-, Universal-, Radikalmittel, daS find die wahren Arzeneien, der Trost und die Zuflucht für Alle, die in wenigen Tagen oder Wochen eine theilweise oder ganze Nm- und Wiedergeburt ihres Körpers und seiner Verrich tungen wünschen und hoffen! Da wird keine Diät, keine Schonung, keine Ge duld, keine Mäßigkeit, kein DareinfiNden in' das Unabänderliche verlangt, behüte! Nach dem Gebrauche von so und so viel Pulvern oder Flaschen, zu dem und jenem Preise, zu beziehen von da und dort gegen baare Einsendung — und Alles ist neu, hergestellt, wie am ersten Schöpfungsmorgen! 'Es giebt keine Krankheit, keine Schwäche, kein Leiden, keinen körperlichen Mangel, dem da nicht mit einigen Thalern spielend leicht Halt geboten, der nicht gründlich beseitigt wird. Du bist glatzköpfig. Ohne Sorge, Freund! Karl Willer'S Schweizer- Kräuteröl oder das Mittel von Bratfisch in Freiberg oder eines der zahllosen andere« Haarmittel verschaffen Dir — versteht sich, bei anhaltendem Gebrauche und bawrer Bezahlung in kurzer Zeit einen Urwald von Haaren. Zu die sem Oele sind Krärster verwendet, die auf den Alpen der Schweiz oder sonst eine- Gebirges gesammelt worden sind, deren wunderbare Heilkraft bis Dato kein Pflanzenkundiger erforscht hatte. Zeder Arzt sagt Dir zwar, wenn die Drüse, m der jedes einzelne Haar keimt, noch erhalten ist, so wachsende a»S- gefakkenek Haare Ab» selbst wieder; ist aber diese Drüse geschwundeü^ Wk^bii allm.PtattKpfigm, so kann kein Geh«mmittel helfen. Aber Du mußt nur/ mehr Glauben an die WrmVSrkraft des Kräuteröls haben, als a« dm Au-fprüch des ArzteS, Her'^dW-Oefitze ver Mtur kennt, und Dein gutes GeldNichdschemch daun VHWst Plattes—^ Du leidest an AaM aWSschlLj- g ew-und^FHtzch-M^K Wozu wirrer langwierigen Kur Dich iMeHiehtA Äep KmMiadltz« gebrauchen? Dtt4äM^,KntN»ersAd^ b^Fläscht «itt GsbrüuO^WckfungnM ekwäÄ über' LuThke^Ms Inhalt'-ist freilich nur Schwefelblume, etMtS^ Kamphev unb BruNNestwir^^'lM'MrAichen Berthe von 2^ Ngr.; aber, so lange Du nicht ayk den Leim, gegangen bist und einige Flaschen nutzlos verbraucht hast, bilmkst Dir Dir dvch eA, diiH so schr gerGmtLdsss^OMte Dir heffsr helfen, als Arzd uud Arznei. -- Welch' MoS KvWj sind -AaihnM««1 Wer recht Mchäg damit geplagt ist, gäbe ja gern auMbliWch Dilley Thaler, wenn er augenblicklich Hilf^ dagegen habm köunte. DaS, l. L., wußte der Tabalssabrikant Cardiui in Frankfurt a./M. so gut, wie wir, und hat sich verpflichtet gefühlt, zum Wohle der Zahnschmerzen leidende« Mmfchheit, eiu Mittel Mm BerLrof anzubieteu, das jede« Zahnschmerz « Z-st von ein« Minute weguimmt. Da- unbezahlbare Mittel selbst kostet dem Verkäufer au- jeder Apotheke etwa 2 Groschen, besteht nach chemischen Untersuchungen au- einer wringeistigen Lösung von Kampher und Gewürznelkenöl und wird menschenfreundlich genug für 1 Thaler abgelaffen. Kein Schwirl! Durchaus kein Schwindel! DaS Mittel, wenn Du eS kaufen willst, l. L, heißt Spiritus Bohemi. Auf einen wohlklingenden, lockenden Titel kommt immer viel au. — Du arme- Mädchen leidest an Sommersprossen. Kinderspiel, diese zu beseitigen ! Den Namen dessen, der eine Salbe dagegen, die schmutzig gelb, ziemlich- ftst auSfieht und etwa- sauer riecht, verkauft, kau« ich Dir nicht nennen, Such weiß ich nicht, ob er sein Zucognito au- -Bescheidenheit oder mit gutem Grunde bewahrt ; so viel aber steht fest, daß diese Schmiere enorm theuer fft, au- neun Theile« Fett und eiaem Theile salpetersaurem Quecksilberoxyd be steht und durch ihren Gebrauch höchst schädlich werden kann. — Doch wa- sind Sommersprossen, Zahnschmerzen, HautauSschläge, Platten rc. gegen viel gefährlichere, tiefere körperliche Leiden, die alle vow Gicheinft, Uni versal- und Radikalmitteln leicht geheilt werden! Da sind UnterleibSver- stopftmgen und Hömorrhoiden. GiebtS kein Mittel dagegen? ^khrDattem denn nicht-. «Aguftt^vir «ur Morisott sche Ptllrn! Sie werdens angeprioftn md massenhaft gekauft, also müssen sie gut sein. Biele Regierungen haben sie zwar verboten, weil sie au» eingreifendsten Abführmitteln, wie Gummigut^ Aloe, Eoloquinthen rc. bestehen, schon Manchen, de^ keine Pferdenatur besaß, in'S Grab gefördert und die Gchqchbpft HAn f-H? diaHganze Lebensdauer zerstört habe«; r^ber wenn Du dumm brff, so fei pfiffig und verschafft firDir Heimlich au» Ändern, wo sie nicht verboten find. — Gegend,L n» g e«s äch t,K echl- ßo-,ß< «M ackdareE chwirrdfnchlttw, Äerhaupr Mey alle Schwäch« Be lästigung und gegen jede- Angegriffensein der Lunge ist die Zahl der Mittel eben so häufig wir d« Krankheit selbst. Ein» zwar, dbe kostbare ,Me v al «n t * Lrabika" scheint gegenwürckg-veoschoA«. ' Wie hoch war doch diöft« Mittel m fast allen-Zeituiiyek mckb Blätter« aepri^en! Wie Prächtig nahmen sich die Steindrockbikder auS, dettttiezuftäg» «Niger in dem Znnern von Afrika die un- v«Mchllche«^töffe dazu Palmen sammelten! Billig konnte eS da frei lich »icht^ftG. SÄUl-M trieb m eurer wrglücklicheu Stunde ein böser Geist ein« 'fliksV DMdftA untersuchen und stehe da, «S war Erb senmehl! Mst'Vakf DW Mtr nicht niedtrschmettern, Du Vedauern-Wercher, der Da bckrchäuck i^drken Geheimmittel gläubig vertrauest. Da empfiehlt sich dafür der „Goldberger'sche -Schweizer Kräuter saft." Schon da» Bild erweckt Vertrauen. Ein niedliche- SchweizermädchM seufzt »auf dem Bilde unter der Last eines Korbe- Heilkräuter, die eS von den Bergen herabbringt, während ein Schweizerbub dazu schalmeiet. Und damit He-ernstA überzeug«, daß die l Waare auS der Schweiz komme, wird ein Apotheker' aü- Schaffhausen und einer aus Schwyz vorgeschoben, Goldberger selbst ist nirgends sichtbar. Der Saft besteht au» Zucker, Orangenblüthenwaffer, Pomeranzen und etwas Latnkabitter Und hat die Schwitz nie gesehen. Das thut aber nichts zur Sache, nur Glau ben. — Oder wie wäre eS bei solchen Krankheiten mit „Mey er'S Brust sy rup?" .Die halbe Flasche kostet freilich «inert halben Thaler und die Männer der Wissenschaft, welche die Bestandtheile dieses wohlthätigen Mittels untersucht haben, behaupten, es könne Jedermann dasselbe sich für etwa eben so viel Pfen nige bereiten ; indeß, wenn Du den rechten Glauben hast, kannst Du versichert sein, daß es Dir nichts hilft und — dich ist seine beste Empfehlung — nichts schadet. — Auch auf solche Unglückliche, die an Epilepsie oder fallenden Sucht leiden, hat die Speculation ihr Augenmerk zu richten, nicht verabsäumt. Z. H. Hörsch in Köln versichert in gedruckten Anzeigen, die an Epilepsie Leiden den durch ein von ihm verfertigtes Mittel radikal heilen z» können. Andert halb Weinflaschen voll diese- Mittels kosten an Ort und Stell« 6 Thlv. Man soll es jedeSmal gut umschütteln und täglich viermal Htöffelweife hintereinander nehmen. Die schonungslosen Chemiker aber haben auch diese- Mittel' unter sucht und gefunden, daß 4 Loth desselben aus 3 Loth Olivenöl unk^ 1 Loth Zucker bestehen, daher der Werth der anderthalb Flaschen sich^uf höchstens 20 Ngr. stellt. " Aber nun giebt es auch viele Leute, die überhaupt'eine "kräftigere Ge sundheit sich wünschen. Auch hier ist Hülft ^ünd noch M Zugäbt zugleich mit gegen eine Menge Körpetleidem Da» ist oe^n--,Hofs's^he Malj-eftwact," da- allerneueste Mittel. Man kantt heut-zk Tage. ksUmUn Blätt ¬ chen in die Hände nehme», ohne dkeft-^M^lHu-u-ll^stellstt^Schr^ priesen zu finde«. Es giebt fäst keitt Abdel, -»Vitn^r ^ichtutzbhtkfeN-soll. » Und doch ist dieser Stoff, wenn auch d-ö-'ErDv-r MV-«ÄMufW»d-ssckbett'zum Hof- - kwftranten der Aömgin d«r NkderraEMaM^MmM bsl-Lichts'betrachtet nichts anderes, -l- — B«. Die chemischen gründlichen Untersuchungen haben ergeben, daß der» Hoff'sche LKalzextract an Prozenten enthält: 3,007 Weingeist oder Sprit, 0,20 Kohlensäure, H-3ssHppft«bijzep/ Malzextrakt, 89,75 Wasser, We diese Bestaudtheile kommen s« jetz-m gutsn^ tticht' mit^pwt ver setzten baierischen Biere ebenfalls vor. Hfldeß «neu Vorzug MH-wielen andern Wundermitteln hat der Hofs'sche Malzextract — er ist gänzlich unschädlich, för dert wohl auch, wie jedes gute Bier, den Prozeß des AthmenS und kräftigt etwas, ist auch nicht über den Spa« chrw«, da per reelle Werth eines Quan tums pon demselben, da- sich der. EpKnder mit etwa 20 S^gr. bezahlen läßt, immerhin 2*/- Ngr. beträgt» folgsich-der Hiebisth^ dm4»rK<i«fer erhält, nichts entsetzlich unverschämt und schmerzhaft ist, wie bei manchem an der» Äixir. z-— Wir könnten das Register dieser Schwindeleien noch lange fort setzen, e- genügt indeß da- Gegebene dem Verständigen^ für Unverständige spricht und schreibt man ohuedieß' vergehen-. V > , Wie in aller Welt geht's denn aber zu,, daß m unserer gebildeten oder wenigstens gebildet sich halteudeu Zeit folger Schwindet mögßch^ weil höchst ein träglich ist? Deu einen Grund haben w« schon Eingang- erwähn., wenn gleich gerade dieser der gerühmten Bildung unserer Zeit stark ins Atze schlägt. Ein anderer Grund liegt in dem heillosen: „Hilst e- nsthK^ ^ nichts." Damit deckt sich jeder Unverstand, jeder Nttglaube^i Aber^M solche Ge heim-, Radikal- und Universalmittel sind wirklich schädlich für die Gesundheit, alle aber für den Beutel und stellen selbst dem Reichen, de« die wenig«« Thaler oder Groschen nicht geniren, ein klägliches ArmuthSverstandeSzeugniß auS. Ein fernerer Grund liegt in den Zeugnissen von AerKttn , vom-Geheckten, die dm Anpreisungen solcher Wundermittel in öffentlichen Blättern beigefügt sind. Daß die Aerzte häufig nm die Unschädlichkeit des Mittels beMM loder die Möglichkeit, daß da- gepriesene Mittel Linderung und Stärkung verschaffen könne; daß manche derartige ärztliche Atteste auf Schrauben gestellt sind — da- Übersicht der Heilung-bedürftige in der Regel. Es stehen die Namen von tüchtigen Aerzten «»ter der Anpreisung, also — hilft das Mittel. Die Zeug nisse der angeblich oder wirklich Geheilten gelten dem Verständigen nur sehr Wettig. E- kann s«u, daß ein Leidender während des Gebrauch- geheilt worden ist, ob aber durch da- Mittel? Da» aadevvAw-e; die Natur kann sich eben selbst aufgerafft haben. Manch« Gcheibw; .bildet sich auch wohl Mr ein, daß es bedeutend besser mit ihm goword« se», mancher Name eine- Gcheilten ist wohl am Ende zur Bekräftigung VdS Schwindel« mrr! er f«mv s«! Und wenn Einer wirklich z. B. durch »Hoff'fthe« Malzextvact^stch gestärkt fühlt, ei, so thut eiu Seidel reiue- kräftige- BaierischeS dieselben Wunder. Alle Geheim-, Radikal- und Universalmittel gehören unter die unermeßlich?Aum- mer Schwindel'! . ' Aber warum verbieten denn die Regierungen fvlch eck'Schwindel nicht! So- bald die Stoffe, a«S denen die attgepriesetto» Wundermittel HHHM- stntwsttcht, erkannt und Dr gesmrdheitschädlich erfunden worden sind, verbieten fvrtzsaMe