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Voigüändihhtr Anzeiger ^»L « » I. Ium I8«I. Sonnabend —— Dieses «lätt ersckeint wöckentlick dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher prüaam«-aaäo zu entrichte» in die ^r„st 1 Tbir. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, Ater Ankeden^ der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. - Inserate «erden mit 1 Nar. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. - ^ür di? an^wirtmeu ^öni 0 ^VicricktSämter und Sladträlhe, für welcke der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh- Für d>- -u°w-wg-u,«mg^G-nch»^ § d-i 'M,?«. m Mühl!r°ft b« H-rra SH-rsi!-g-Id«.Ei»mhm« H-ssm««. für das Königliche Bezirksgericht zu Planen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pan«, Elsterberg, Schöneck und Muhltroff. ZmeimMekenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Der Satz: „Ehrlich währt am längsten" ist zwar so alt, daß er Man chem veraltet, abgenutzt, wohl gar nicht mehr für unsere Zeit paffend erscheinen mag, von seiner Wahrheit aber hat er trotz seines Alters noch kein Tttelchen eingebüßt, wird's auch nun und nimmermehr, denn sie ist in der sittlichen Welt ordnung begründet, und diese wird Niemand ändern oder gar umstoßen wollen. Ein Privatmann mag noch so klug und schlau sem, sich ehrlich, aufrichtig, wahrhaftig stellen, wie er will, es wird ihm wohl eine Zeit lang gelingen, zu täuschen, aber man wird ihn früher oder später doch durchschauen, und dann hat er alles Zutrauen für immer verscherzt. Der öffentliche Beamte oder Vor gesetzte jeder Art, so brauchbar er durch Amtsgeschicklichkeit und Gewandtheit sich auch erweist, so vor- und umsichtig er seine Bolzen schnitzt, selbst verschießt oder verschießen läßt, zieht sich doch, wenn ihn die Wahrheit, die Ehrlichkeit -der Absichten, Mittel und Zwecke nicht leitet, allmählich den Boden der Wirksamkeit unter den Füßen weg, und etwaige Furcht vor seiner Stellung und seinem Uebel wollen gleicht nicht den Mangel an Achtung, Liebe und Vertrauen aus. Der neunhäutigste gewürfelste Geschäftsmann bedarf bekanntlich eben so nöthig der Achtung vor seinem persönlichen Charakter als Mensch, wie des Rufes der Ge schäftstüchtigkeit. Gerade so ist's auch in der Politik. Bei aller nöthigen Klug heit muß doch der Staatsmann fest an dem Satze halten: „Ehrlichkeit ist die beste Politik." Es ist kein Zweifel, durch gewissenlose Pfiffigkeit, Täuschung und Lüge werden im privatlichen, amtlichen, geschäftlichen und staatlichen Leben wohl gar oft vorübergehende Erfolge errungen; allein es hat keine Dauer, es fehlt die sittliche Grundlage, der feste Baugrund, und ohne diesen — das hat nun einmal unser Herrgott unabänderlich festgestellt — hält kein Staatsgebäude auf die Dauer aus, das lehrt uns die Geschichte auf jedem Blatte, ebenso wie uns die tägliche Erfahrung zeigt, daß der geriebenste Schwindler es nur kurze Zeit treibt. Seitdem die uordamerikanische Union, die so lange für das Musterbild eines demokratischen Staatengebäudes und Staateubundes galt, von den ehrlichen und sittlichen Grundsätzen des großen Washington sich entfernt und die schmählichsten Despotien der alten und neuen Zeit an allen politischen Lastern erreicht, womöglich noch übertroffen hat, seitdem dort Unredlichkeit gegen die Gläubiger des Staates, Uebermuth gegen schwächere Nachbarn, ungerechte Kriege und Eroberungen, Käuflichkeit der Rechtspflege, Bestechlichkeit und Unter- sckleife fast aller Beamten der Verwaltung, Gewaltherrschaft in Meinungsver- sckiedenheiten, Unterdrückung der Wahlfreiheit durch den Auswurf der dortigen Menschheit, riesige fast nie bestrafte Schwindeleien und Betrügereien (trotz Preß freiheit und Oeffeutlichkeit) rc. alltäglich und gäng und gebe geworden sind, ist die stolze Union dem Bürgerkriege und somit dem Ruin verfallen, wenn nicht der bessere Theil der Bevölkerung sich aufrafft und der kleinen Minderheit, den Bummlern, Heuchlern und Schurken, welche zeither mit Gewalt die Wahlen be herrschten, die Geschworenen und die Presse einschüchterten, den Staat als Melkkuh für gemeine Stellenjägerei betrachteten und durch ihr wüstes Partei treiben die Union an den Rand des Verderbens brachten — das Handwerk gründlich legt. Und wie jenseits der Atlantis, so wird und muß es über lang oder kurz jenseits des Rheins gehen und werden. Was Klugheit, Selbstbeherr schung, Zähigkeit und Energie zu leisten vermag, wie durch diese Eigenschaften eine Macht zu gründen ist, der gegenwärtig keine andere gleichkommt, das hat unsere Zeit genugsam erlebt. Bis jetzt hat die so gegründete Macht auch auf dieselbe Weise sich zu erhalten verstanden, und wird dieß menschlichen Ansichten nach vielleicht noch längere Zeit im Stande sein. Aber für die Dauer derselben fehlt doch die beste Bürgschaft, die Ehrlichkeit, die Wahrheit. Man arbeitet, sinnt und schasst dort nur für selbstsüchtige Zwecke, für eigene Macht und Sicherung derselben für den Erben. Dazu hüllt man sich in das tiefste Schweigen, verbirgt alle Absichten soweit als möglich, benutzt Menschen und Umstände mit ihren heiligsten Angelegenheiten rücksichtslos, entsittlicht das Volk und legt der öffentlichen Meinung den straffsten Kappzaum an. Es ist möglich, wenn auch nicht wahrscheinlich, daß ein nicht vorherzusehendes Ereigniß das dortige mit aller ersinnlichen Schlauheit aufgeführte Gebäude umwirft; es ist möglich, daß die Ungeheuern Schulden des Staates und der Gemeinden, daß die Umtriebe der Parteien, die auf die Macht speculiren, es stürzen helfen; möglich wäre dieß alles, aber es erscheint nicht wahrscheinlich. Was den Bo den unter den dortigen Machthabern hohl macht, ist der Mangel an Ehrlichkeit, an Wahrheit, und die Wahrheit wird schlüßlich die Macht sein, welcher jenes künstliche Machtgebäude unterliegen wird und muß, so unerschütterlich fest es auch gegründet scheinen mag. Wir haben für diese Ansicht freilich keinen andern Grund, als die sittliche Weltordnung; allein dieser ist triftig genug und wird seiner Zeit seine ewige Dauer bewähren. — Zeitungen. Sachsen. Dresden, 28. Mai. (Landtag.) Die erste Kammer berieth heute über den Gesetzentwurf wegen Zusammenlegung der Grundstücke und nahm, in Uebereinstimmung mit dem Beschlusse der zweiten Kammer, ein Princip desselben in §. 2, wonach künftig die zwangsweise Durchführung einer Grund stückszusammenlegung dann zulässig sein soll, wenn sich für einen darauf gerich teten Antrag mehr als die Hälfte der dabei betheiligten Grundstücksbesitzer er klärt, mit 19 gegen 13 Stimmen an. Die zweite Kammer berieth heute über den Gesetzentwurf, die Einhebung der Opferpfennige rc. betreffend, und nahm denselben schließlich unter wesentlichen, den Beschlüssen der ersten Kammer sich annähernden Aenderungen mit 34 gegen 33 Stimmen an. Ferner wurde eine Differenz beim Iustizbudget dadurch er ledigt, daß die Kammer dem Anträge der ersten Kammer, den Hypothekenbuch führern die Vermittelung von Darlehen bei Creditinstituten nicht zu gestatten, gegen 6 Stimmen beitrat. Unter den Eingängen befand sich ein allerhöchstes Decret, die Errichtung einer Landescultur-Rentenbank betreffend. Dresden, 29. Mai. Die erste Kammer beendigte heute die Berathung des Gesetzes über Zusammenlegung von Grundstücken und hat dasselbe in der Schlußabstimmung einhellig angenommen. Der nächsten Freitag in der ersten Kammer zur Berathung gelangende Bericht der dritten Deputation über den Antrag der Abgg. Cichorius und Ge nossen in Betreff der kurhessischen Verfaffungsfrage rathet der Kammer an, den Beschlüssen der zweiten Kammer (Verwahrung gegen den Bundesbeschluß von 1852 und Antrag an die Staatsregierung auf Mitwirkung zur Wiederherstellung des Rechtszustandes in Kurheffen unter Festhaltung der Rechtsbeständigkeit der Verfassung von 1831) nicht beizutreten, sondern die Eingabe der Abgg. Cichorius und Genossen auf sich beruhen zu lassen. Bad Elster. Nr. 2 der Curliste weist bis zum 29. Mai in 51 Par teien 65 Personen mit 57 Curgästen nach. Präsent: 64 Personen.