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Voiglländisclier Anzeigtr. Amtsblatt für duS Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträtbe zu Plauen, Pansa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Drenmüsiebenzigsier Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnemrnt-preis, welcher prLuua»- rauäo zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Bormittags 11 Uhr eingehen, werden in die Tags darauf scheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Anserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Lorpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. Gcrichtsämter und Stadträthe, für welche der Voigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei jHerrn Julius Guido Lorenz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. 18» Dctober 186L. Zeitung- n. PreuHen. Die Berliner Allgemeine Zeitung sagt über die gegenwärtige Lage der Dinge in Preußen: Das Ministerium hat es vorgezogen, anstatt sich auf die unverlöschliche Volkskraft, auf den in Preußen mächtigen Geist zu be rufen, sich auf das Herrenhaus zu stützen, eine Körperschaft, die in den Zeiten der finstersten Reaction entstanden ist und ihren Ursprung einem Princip ver dankt, welches die Mißbilligung aller erhalten hat, die dem Wesen deS preu ßischen Staats, wie des Staats überhaupt ihre Aufmerksamkeit gewidmet. Und diese Körperschaft hat auf alle Bestrebungen, die den schwebenden Conflict in die verfassungsmäßigen Bahnen zurückzuleiten suchten, mit einem Beschlusse ge antwortet, den der einstimmige Ausspruch des Abgeordnetenhauses mit Recht als verfassungswidrig, als „null und nichtig" bezeichnet hat. Und in diesem Be schlusse meint das Ministerium eine Stütze zu finden! Die Aufgabe, die dem preußischen Volke nun zufällt, ist eine schwierige. Eine schwere Verantwortlich keit würde der auf sich laden, der, wie es bisher hin und wieder geschehen, sagen wollte, der Sieg sei ein leichter; mit einem Hauche des Mundes seien alle die Mächte umzublasen, die sich der Verwirklichung des Rechts im preußischen Lande entgegenstellen. Uns steht ein langer, schwerer, bitterer Kampf bevor, in welchem es eben so verderblich wäre, ein gesetzliches Mittel zur Herstellung eines allseitig befriedigenden Rechtszustandes unbenutzt zu lassen, als ein ungesetzliches zu ge brauchen. Einen solchen Kampf zu führen gegen eine Regierung, welche nicht blos mit allen Attributen der Macht ausgestattet ist, welche gegen die wirk samsten moralischen Kräfte, das Vereinsrecht und die freie Presse, die Befugniß der Auflösung und der Confiscation in das Feld führen kann, die als preußische Regierung immer noch in dem Innersten der Gegner ein Etwas findet, über das sie Gewalt gewinnen kann, ist ein schwieriges, ist ein unerfreuliches, ist ein ermattendes Unternehmen. Wir beklagen die Nothwendigkeit eines solchen Kampfes; die Kraft, welche in ihm erschöpft wird, sollte dazu dienen, mitzuwirken an dem großen nationalen Werke, an der einheitlichen Gestaltung Deutschlands. Jeder innere preußische Kampf muß die Verwirklichung dieses Ziels in weitere Ferne rücken. Mögen die Zeiten, denen wir entgegengehen, wenigstens dazu dienen, dem gesammten deutschen Volke die Ueberzeugnng zu verschaffen, daß der preu ßische Stamm, wie in loyaler Treue gegen sein Herrscherhaus, so auch in un beugsamem Festhalten am Rechte keinem andern nachsteht! So wird die Zeit, welche wir zu bestehen haben, keine ganz verlorene sein! Die Kölnische Zeitung bemerkt: Wir stehen am Anfang eines Streits, über dessen Ende kein Zweifel sein kann. Uebermäßige Ausgaben gegen den Willen deS Volks zu machen, das ist für eine Regierung der sicherste Weg, die Macht des Parlaments erstarken zu lassen. Das ganze preußische Volk — wie wir wohl sagen können, denn die bekannten Ausnahmen bilden einen sehr geringen Bruchtheil — steht zu seinen Vertretern. Es giebt keine armseligere Komödie als die Deputationen, welche von Gutsbesitzern und orthodoxen für den leidenden Gehorsam schwärmenden Geistlichen zusammengetrommelt werden, um das wahre Volk darzustellen. Die Aufnahme, welche unsere Abgeordneten nach einer Ses sion, die ihnen die Theilnahme und Hochachtung nicht bloS Preußens und Deutschlands, sondern der ganzen gebildeten Welt verschafft hat, in ihr« Hei- math finden werden, wird ein sprechende- Zeugniß ablegen für die Gesinnung de- Volks. Das ganze Volk fleht zu seinen gesetzlichen Vertretern. Dem Auf treten des' Ministeriums BiSmark-Schönhausen gegenüber giebt eS im Lande keine Partei mehr. Jene Persönlichkeiten und oft um Kleinigkeiten mit Erbitte rung geführten Parieistreitigkeiten, ein böse- Erbstück auS den inner« Zerrüt tungen von 1848 und 1849, werden hoffentlich durch den bevorstehenden großen gemeinschaftlichen Kampf für die verfassungsmäßigen Rechte deS Lande- endlich in Vergessenheit gebracht werden. Der konservativen Augsburger Allgem. Zeitung schreibt man aus Berlin vom 11. October: „Heute ist im Herrenhause der Staatsstreich vollendet, nicht der Staatsstreich mit Pulver und Blei, nicht oer Staatsstreich, wobei der Kopf aufs Spiel gesetzt wird — nein, der advokatische, rabulistische Staatsstreich. E- bedarf in keinem civilisirten Lande des Beweises, daß das Herrenhaus wohl de« Etat zu verwerfen berechtigt, daß aber nie und nimmer da- Herrenhaus da» Recht habe, dm Etat zu ammdirm, resp. ihn herzustellen. Indem da- Herren haus dm Etat der Regierung dem andern Hause proponirt, setzt eS sich an Stelle der Krone und bemüht sich, alle Gewalt auf sich unter der MaSke des Royalismus zu übertragen. Die Krone wird eS ihrer Zeit schon spüren, Wa es heißt, die Finanzcontrole auf die Herren übergehen zu lassen, welche be haupten, ältere Stammbäume zu haben als die Hohenzollero. Eine« widerlichen Eindruck macht das Verhalten jener Amphibien, welche halb im feudalen, halb im liberalen Wasser schwimmen, als da sind die Herren Hasselbach, Camphausen und Consorten. Die Gründer des Herrenhauses haben sehr recht gechan, diese Herren in den feudalen Sumpf zu setzen; sie schwimmen ganz behaglich dar« herum. ... Wie übrigens Geschichte gemacht wird, beweist der Umstand, daß Herr v. Bismark erklärt: er habe im Abgeordnetenhause in Aussicht gestellt, falls das Amendement Vincke Annahme fände, den Etat noch in diesem Jahre vorzulegen. DaS Abgeordnetenhaus muß mit Taubheit geschlagen gewesen sein; dort weiß Niemand etwas davon." Der Elberfelder Zeitung wird aus Berlin geschrieben: „In verschiedene« Kreisen, die man als gutunterrichtet bezeichnen kann, wird aufs Neue von -der Abdankung de- Königs gesprochen. Ich theile die Sache als ein Gerede mit; welches vielseitig in letzter Zeit wieder aufgetaucht ist." Krrrheffen. Kassel, 14. Oct. Das soeben erschienene Gesetzblatt bringt ein Ministerialschreiben vom gestrigen Tage, durch welches die Landstände auf den 27. d. M. cinberufen werden. Baiern. München, 12. Oct. Gestern beschloß eine Anzahl Per sonen, unter Vorsitz des Bürgermeister- v. Steinsdorf, mit der Bildung eine» großdeutschen Perems vorzugehen und wählte einen Ausschuß von 12 Personen, um die Geschäfte der weitern Bildung des Vereins in die Hand zu nehmen. Das Programm des Verein- ist vom Ministerialrath vr. Wei- entworfen, dessen freilich sehr allgemeiner Sinn etwa folgender ist: Nicht österreichisch, nicht preußisch, sondern deutsch — da- ganze Deutschland solle da- Losung-wort sein, und die Form müsse sich finden lassen, in die beide deutsche Großmächte sich fügen könnten, ohne daß sich eine der andern unterordnen müsse oder der Ausschuß einer derselben nothwendig sei. . Münchep, 14. October. In der heutigen Sitzung deS HandelStage» 'wurde Hansemann' au- Berlin mit 87 Stimmen zum Präsidenten gewählt; Meyer aus Bremen hatte 71 Stimmen erhalten. Atz Vicepräsidenten wurde« gewählt: Henle auS München mit 144 und Meyer auS Bremen mit 72 Stim men: Der Staat-mitzister v. Schrenck hatte im Auftrage de- König» die Ver sammlung in einer Anrede begrüßt.