Volltext Seite (XML)
sich die Hvrlesqoz teH langen Erkenntnisses gegen mehr al- hundert Verunyeilte. Dasselbe lautM g«gen verschiedene Gruppen je nack der Größe der Bergehungen auf andere Strafen. Es erfolgte keine Freisprechung und wurde gegen alle auf Einstellung in die Strafsectionen (Festungsstrafe) erkannt. 5 Unteroffiziere wur den dcgradirt und erhielten außerdem an Festungsstrafe: der meist gravirte 19 Jahre 9 Mon., der nächste 15, die drei andern 12 Jahre. Die meist gravirten Gefreiten und Gemeinen erhielten 15 Jahre, die Mehrzahl der Füsiliere 10 und H und ein kleiner Rest 2 und 1 Jahr Festungsstrafe. Der Vorlesung de- Urtheils folgte die sofortige Degradirung der Unteroffiziere durch Abreißen ihrer Treffen durch andere Unteroffiziere; dann wurve das Protokoll von den Verurtheilten unterschrieben, die Unteroffiziere und einige andere verweigerten indeß die Unterschrift, was aber ohne jede Einwirkung auf das Verfahren ist. Zwei Lieutenants als Beisitzer unterzeichneten dasselbe ebenfalls Die Verur theilten waren ohne Waffen erschienen nnd wurden sofort abgeführt und einge schloffen. Die Gefangenen werden nach Thorn und Danzig gebracht werden. Die somit aufgelöste Compagnie wird durch abgegebene Leute der andern neu gebildet und diese durch Anziehen von Reservisten wieder ergänzt werden." Welche Strafe der Hauptmann, besten Benehmen die Soldaten gereizt und em pört hatte, und ob er überhaupt eine Strafe erhalten, davon weiß die Kreuz- zeitnng nichts zu berichten. Baiern. München, 6. October. Es ist jetzt ausgemacht, daß die Königin Marie beider Sicilien nicht nach Rom zurückkehrt. Dieselbe hat sich von ihrem Bruder, dem Herzog Ludwig, in das Ursulinerinnenkloster zu Augs burg führen lassen, um dort den Zureden zu entgehen, welche sie bewegen wollen, die Schicksale Franz II. wieder zu theilen. Tie Ehe ist längst keine glückliche gewesen. Das Ausharren der jungen Königin in Gaeta verliert viel von der Romantik, womit dasselbe von der Partei umgeben wurde, um so mehr muß aber dem Muth und der Geduld, welche die bairische Herzogstochter dort be wiesen hat, die Anerkennung verbleiben. Nicht unwesentlich wird die moralische Niederlage, welche Franz II. durch die Trennung der liebenswürdigen Gemahlin erleidet, für Victor Emanuel und die Einheit Italiens in das Gewicht fallen. Nachdem Königin Maria sich von ihm gewendet, mag der Exkönig es aufgeben, sein Königreich wieder zu gewinnen. Verborgenheit wird für ihn das Ange messenste sein. Dem Nürnberger Correspondent wird aus München vom 6. October be richtet: „Bei dem Secretariat des Handelstages waren bis heute bereits 340 Abgeordnete zur Theilnahme an dem Handelstag angemeldet; weitere Anmel dungen sind noch zu erwarten." Italien. Turin, 6. Oct. Die amtliche Zeitung enthält das Am- nestiedecret für Garibaldi nnd dessen Genossen, mit Ausnahme der Deserteurs der Armee. Die neuesten Nachrichten über den Gesundheitszustand Garibaldi's lauten beunruhigend. Die Aerzte, die zu ihm berufen wurden, sind getheilter Ansicht, und wagen sich auch nicht offen gegen die Aerzte auszusprechcn, denen die Hei lung Garibaldi's anvertraut ist. Politische und andere Gründe leiten dieselben, und man darf deshalb nicht überrascht sein, wenn Garibaldi plötzlich rettungs los verloren ist. Tauhstumme Kinder aus Ghen zwischen Verwandten. Oeffentliche Blätter machten schon mehrmals auf den verderblichen Einfluß aufmerksam, welchen die Heirathen zwischen Blutsverwandten auf die Nachkom menschaft auSübeu. Einen weitern Beitrag hierzu liefert eine kürzlich der Aka demie der Wissenschaften zu Paris von Boudin übergebene, sehr interessante Abhandlung, nach welcher: 1) In Frankreich die Heirathen unter Blutsverwandten ungefähr 2 Procent aller geschlossenen Ehen auSmachen, während.die Zahl der taubstummen Kinder, die aus Ehen zwischen Verwandten hervorgehen, fich zu der Zahl aller als taubstumm geborenen Kinder verhält, z. B. in Lyon wie 25 zu 100, in Paris wie 28 zu 100, in Bordeaux wie 30 zu 100. 2) Da- Berhältniß der taubstummen Kinder wächst mit dem. Grade der Verwandtschaft der Eltern, so zwar, daß, wenn man die Gefahr, ein taubstummes Kind aus einer gewöhnliche« Ehe hervorgehen zu sehen, mit 1 bezeichnet, diese Gefahr mit der Zahl 18 bezeichnet werden muß bei Heirathen zwischen Cousin und Cousine, mit 37 bei Heirathen zwischen Onkel und 9?ichte und mit 70 bei Hei ratheu zwischen Neffe und Tante. 3) In Berlin zählt man 3^y taubstumme Kinder auf 10,000 Katholiken, 6 Taubstumme auf 10,000 Protestanten und 27 Taubstumme auf 10,000 Juden; mit andern Worten, das Berhältniß der TauGümmeN wächst in dem Grade, als die verschiedenen Religionsbekenntnisse die Ehen zwischen Verwandten erleichtern (die kath. Religion ist bekanntlich am Ärena^en in diesem Punkte). 4) Man zählte im Jahre 1840 im District, von Iowa (Verein. Staaten in Nordamerika) 2*/io Taubstumme auf, 10,000 Äejße. aber 212 Taubstumme auf 10,000 Negersklaven. Ünter der farbigen ÄeiMerung^ wo die Sklaverei die Heirathen unter Blutsverwandten geradezu begünstigt, ist also die Zahl der als taubstumm Geborenen im Berhältniß 91 Mal so groß, al- bei der freien weißen Bevölkerung, die von Gesetz, Moral und Religion geschützt wird. 5) Taubstumme Kinder stamme« nicht lmmer di- rect von blutsverwandten Eltern ab, sondern gehen umnchmal auch indierct erst aus weiteren Kreuz-Heirathen hervor, k) AuS Ehe», die zwischen taubstummen, aber nicht verwandten Eltern geschloffen werben, gehen nur höchst ausnahms weise wieder taubstumme Kinder hervor, so daß man nicht im Entferntesten an eine Erblichkeit deS Uebels glauben darf. 7) Die Zahl der Taubstummen wächst oft sehr merklich in Gegenden, wo sich natürliche Hindernisse den Kreuz-Heirathen entgegensetzen; so z. B. erhebt sich die Zahl der Taubstummen, die für das ganze Frankreich 6 auf 10,000 Einw. beträgt, auf der Insel Corsica auf 14, in den Hochalpen auf 23, in Island auf 11, im Canton Bern auf 28 (immer für 10,000 Einw. gerechnet). 8) Man kann die Zahl aller Taubstummen in ganz Europa auf ungefähr eine Biertel-Million abschätzen. Zeitungs-Allerlei. — lieber das neue preußische Ministerium circulirt in Wien folgender Calembourg: „In Preußen wird jetzt Herr v. Bismark schön Hausen" (Schön hausen). — Die Einführung des Ziehens der Geschütze hat zu einer Sicherheit deS Schießens großer Massen und auf weite Entfernungen geführt, wie sie bisher nicht erreicht worden, und diese Vervollkommnung der Artillerie ist neuer dings nicht blos zur Zerstörung, sondern auch zur Erhaltung von Menschen leben benutzt worden. Ein Herr d'Houtetot hat bei Havre sechs- und dreisträh- nige Taue auf Entfernungen bis zu 600 Schritt mit fast absoluter Sicherheit geschossen. Es bietet sich damit ein neues Mittel, gescheiterte Schiffe in sichere Verbindung mit dem Land zu setzen und so die Mannschaft zu retten, oder aber auch Brücken über reißende Ströme unter sonst den Brückenschlag verhindernden Schwierigkeiten zu schlagen. Es ist richtig, daß der „Birago'sche" Bock den Brückenschlag selbst bei Stromgeschwindigkeiten von 9, ja von 11 Fuß in der Secnnde ermöglicht, aber man wird nicht immer dieses vortreffliche Material zur Hand haben. Das Werfen von Tauen mittelst der Haubitzen oder Mörser ließ daher viel zu wünschen übrig. Der d'Houtetotsche Versuch verdient nament lich für die Küstenrettungsstationen besondere Beachtung. — In Salzburg hat ein biederer Wirth folgende Rechnung gemacht: „Dags-No-da. Gabinöt für einen löthigen Herr'n 5 st., 2 Milchkerzen 40 kr., Friihdick, daß is Kaffeeh und 3 Gipfel'n 95 kr., Kabel-Frühdick 1 st. 36 kr., vaxplekot 3 st., Pier und Weihn dazu 1 ft. 30 kr., Düner, Roßpraden mit Zwieföhl und Herdäpfeln, dann eine Maß Pier 1 fl. 80 kr., einen Fiff Wein Hund Prot 1 fl. 30 kr., Stüffel- und Glaiderputzen 90 kr. Für dü schönö Hausicht 2 fl. 50 kr., Thusher für die Thüner schäft 3 fl." — Wenn man in seinem Zimmer einen Dieb antrifst, pflegt man gewöhn lich Lärm zu machen. Das ist aber in vielen Fällen sehr unpraktisch. Em- pfehlenswerther ist das Verfahren von Mlle. Emmeline C., Dameuschneiderin in Paris. Dieselbe fand, heimkehrend, in der Thüre ihres Zimmers einen Schlüssel stecken, der nicht der ihrige war, da sie diesen in der Hand hatte. Rasch entschlossen, klopfte sie an und öffnete die Thür. Eingetret-m, erblickte sie einen Kerl, der Allerlei einzupacken beschäftigt war. „Um Vergebung," sagte sie, „ist Mlle. Emmeline C. nicht zu Hause?" — „Nein!" antwortete der Dieb, „meine Nichte ist auSgegangen; in einer Stunde werden Sie sie treffen." Die Schneiderin empfahl sich und stieg leise die Treppen hinab, kehrte aber bald in Begleitung eines Polizeisergeanten zurück, der den angeblichen Oheim von Mlle. Emmeline packte und forttransportirte. — Als Gerstäcker Vie deutsche Colonie S. Leopoldo in Brasilien besuchte, sprach er ein kleine- blondes, blauäugiges Kind an und bemühte sich, seinen Namen zu erfragen. Dicht daneben stand ein Negermädchen von etwa 9 Jah ren, das augenscheinlich die Kleine beaufsichtigte und gar wunderbar mit seiner glänzend schwarzen Haut und den dunklen Augen gegen das Kind abstach. ES stieß die Kleine auch ein paarmal an, daß sie doch antworten sollte, und als diese immer noch nicht wollte, das dicke Fingerchen verschämt zwischen die Lip pen schob, und sich halb von Gerstäcker abwendete, überraschte ihn die Schwarze plötzlich mit der Auskunft — „Mine heeßt se." EUH l i^ch e ch r i ch t e n. Am 17. Sonntage nach TrinitatiS predigt in der Stadtkircke Vormittag Herr Superint. Beyer und Nachmittag Herr Stadtdiacon. Martin. — Kirchenmusik: Chor: „Wachet auf, ruft uns die Stimme rc." Arm: „Gott, sei mir gnädig nach deiner Güte rc." Chor: „Herr, der du bist der Gott, der Himmel uüd Erde gemacht rc." von Felix Mendelssohn-Bartholdy. In der GotteSackerkirche hält Vormittag halb 11 Uhr Herr Archidiac. Ick. Fiedler die Lange'sche Legatpredigt. Vom 3. - 9. October wurden 1. getraut: 107—117) Herr Johannes Theodor Bickel, B. u. Kanf- manu, mit Jgft. Meta Henriette Thekla Mammen. — Mstr. Hermann Baum, B. , Huf- und Waffenschmied , mit Frau Friederike Luise verw. Männel, geb. HUschrr. — Friedrich Wilhelm Knorr, B. u. Schneider, mit Jgfr. Sophie Emilie Fritzsche. — Christian Friedrich Scheerbaum, B. u. Schuhmacher, mit