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VouMnliWr Anztigtr. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträtbe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Dreiundflebenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dreses Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstags, Mittwochs, Donnerstag« und Sonnabends. Jährlicher Abonnemeutspre is, welcher prLuum«- raaäo zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, I Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. -- Für die auswärtigen König!. Gericktsämter und Stadträtbe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Paul« bei Herrn Julius Guido Vorenz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Lhauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. 11. Dctober 18--. Zeitungen. Sachsen. Nach dem „Z. W." ist mit den Schönburg'schen Receßherr- schaften bezüglich einer gleichmäßigen Justizverwaltung nunmehr die längst ge wünschte Vereinbarung getroffen worden, und eine dießfallsige Verordnung erschienen, nach welcher im Jahre 1864 das im übrigen Sachsen bestehende Verfahren in Rechtssachen in ersteren eingeführt und bis dahin die nöthigen Vorbereitungen getroffen, Bauten rc. vollendet sein sollen. In dem Dorfe Strießen bei Dresden gab es am 1. October große Freude. 11 Bewohner dieses Ortes, fast sämmtlich ganz arm, spielten zusam men ein Achtelloos K. S. Landeslotterie. Und siehe da! ihre Nummer 20,689 kommt an diesem Tage mit 40,000 Thlr. heraus. Das war ein Jubel. Der Gewinnantheil ist dabei ein höchst verschiedener, da manche nur wenige Groschen beigesteuert hatten; die niedrigsten Antheile betragen 150 bis 200, die höchsten 400 bis 700 Thlr. Die in der Lotterie herausgekommenen 100,000 Thlr. sind zum Theil auch an Dresdener gekommen. Eine Locomotivenführersfrau hat ein Achtel davon ge wonnen. Da mag deren glücklicher Mann nun gleich eine Locomotive Heizen und seinen Gewinn selbst nach Dresden fahren. Leipzig, 8. October. Heute Abend wird infolge einer öffentlichen Auf forderung des Prof. E. A. Roßmäßler im Odeon eine Versammlung stattfin den, um eine Dankadresse an das preußische Abgeordnetenhaus zu berathen und zu beschließen. Leipzig, 7. Octbr. Das Dampfschiff des vr. Heine, welches in diesen Tagen vom Ort seiner Erbauung (Dresden) hier angekommen ist, machte heute Vormittag seine erste Probefahrt, indem es von Plagwitz nach Leipzig einen großen Transportkahn, mit Mauerziegeln beladen, im Schlepptau hatte. Die Fahrt ging sehr gut von statten und machten dieselbe außer dem vr. Heine selbst noch mehrere Herren mit. Das Schiff selbst ist von der Größe der grö ßern Elsterkähne, welche zu Luftfahrten benutzt werden und leicht und zierlich durchschnitt es das Wasser. Der Kessel steht vertical und ragt etwas über Bordhöhe hinaus; der Schornstein ist wegen der Brückenpaffagen zum Nieder legen eingerichtet. Die Maschine hat 3 Pferdekraft und eine Schleppkraft für 2000 Ctr. Thüring. Staaten. Koburg, 7. October. Die Generalversamm lung des Nationalvereins hat in ihrer heutigen Sitzung den Antrag über die Umwandlung der stehenden Heere in Bolksheere vertagt. Angenommen wurden die Resolutionen: 1) für Wiederherstellung der Mecklenburger Verfassung von 1849 zu wirken; 2) zu erklären, das preußische Abgeordnetenhaus habe sich um das Vaterland verdient gemacht. PreaHen. Berlin, 7. October. Die Vorgänge in der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses bedürfen einiger Erläuterungen, die sich freilich zum Theil heute noch nicht geben lassen. Die gestrigen Verhandlungen des Hauses und namentlich die Rede des Abg. Gneist machten auch auf die Minister Eindruck. Herr v. Roon und selbst Herr v. Bismark scheinen durch sie die Ueberzeugung gewonnen zu haben, daß der constitutionelle Kampf, in welchen sie eingetreten sind, kein unbedeutender, leicht zu bestehender ist. Infolge einer schriftlichen Aufforderung des Herrn v. Bismark, so erzählt man in Abgeord netenkreisen, wurde gestern während der Sitzung plötzlich Hr. v. Patow zu einer Besprechung eingeladen ; er begab sich sofort in- Ministerzimmer. Nach seiner Rückkehr erfuhr man, die Minister seien geneigt, dem König die Annahme deS Vincke'schen Amendements zu empfehlen, sie würden deshalb ihre Erklärung auf heute verschieben und wünschten die Vertagung der Sitzung. Als die Majorität infolge dieser rein privaten Mittheilungen von ihrem Beschluß, die Abstimmung noch vorzunehmen, nicht sofort abging, beantragte Hr. v. BiSmark förmlich die Vertagung, die auch ohne Widerspruch angenommen wurde. DaS Resultat der selben war, daß, wie man erzählt, der König das Ministerium zwar autorisirte, die Resolution des Vincke'schen Antrags anzunehmen und, wenn das Haus ihr beitrete, einen vorläufigen Credit für die Monate Januar, Februar und März zu beantragen, daß dagegen der König sich entschieden gegen die Annahme der Erwägungen des Vincke'schen Anttags, welche die verfassungsmäßigen Rechte des Abgeordnetenhauses wahren sollte, aussprach. Ungefähr derartige Beschlüsse hatte die Mehrheit des Abgeordnetenhauses, welche die großen Hoffnungen des Herrn v. Vincke und seiner politischen Freunde in keiner Weise zu theilen vermochte, erwartet; sowohl die Fortschrittspartei, als auch daS linke Centtum beschlossen deshalb in gesonderten Versammlungen, aber einmüthig, an der ForckenbeLschen Resolution der Budgetcommission festzuhalten. Schon eine Stunde vor der Sitzung erschienen heute im Conferenzzimmer des Abgeordnetenhauses sämmt- liche Minister, um die zu verlesende Erklärung festzustellen; Herr v. Bismark scheint sie selbst entworfen zu haben, obgleich sie keineswegs den Stempel des ' Diplomaten an sich trägt, sondern im Gegentheil eher aus der Feder eine- Kriegsmannes hervorgegangen zu sein scheint. Sie wurde gleich nach Eröffnung der Sitzung durch den interimistischen Ministerpräsidenten selbst verlesen und rief eine allgemeine Bewegung hervor, nicht deshalb, weil sie der Mehrheit schroff entgegenttat, sondern weil sie sogar die vermittelnden Altconstitutionellen schwer verletzte. Natürlich war durch sie die Brücke zur Verständigung abgebrochen; selbst die Fraction Rönne (Glogau) entschloß sich, nunmehr wie Ein Mann zur Mehrheit überzutteten, und manche Klerikale folgten ihr darin nach. So ent stand die Mehrheit für die Resolution von 251 gegen nur 36 Stimmen, wah rend das Vincke'sche Amendement noch nicht 30 Stimmen erhielt. Tagtäglich schmilzt die Minderheit zusammen; selbst die feudalen zehn Mitglieder stad be reits sehr bedenklich geworden. Sofort nach der Ablehnung des Vincke'schen Amendements wurde durch den Telegraphen nach Potsdam berichtet und wahr scheinlich befindet sich der König schon in diesem Augenblick in Berlin, da im heutigen Ministerrath das fernere Verfahren der Regierung festgestellt werden soll. Soll wider Erwarten doch noch aufgelöst werden, so muß es morgen ge schehen ; später hätte eine derartige Maßregel keinen Sinn mehr; wird aber die Auflösung beschlossen, so kann sie allein nicht genügen. Schon die nächsten Tage können über Preußen und seine Verfassung eine folgenreiche Entscheidung fällen. Der Kreuzzeitung wird aus Graudenz vom 5. Oct. geschrieben: „Heute erfolgte die Publikation deS kriegsrechtlichen Urtheils über die 12. Compagnie des 8. ostpreußischen Infanterieregiments Nr. 45 wegen Verweigerung des Ge horsams. Zu diesem Zwecke wurde heute früh 9 Uhr von dem ganzen Regi ment mit Fahnen und voller Rüstung auf dem I^aoe ä'armvs der hiesigen Festung ein Viereck gebildet, in dessen Mitte die verurtheilte Compagnie sich befand. Unter präsentirtem Gewehr wurde dann die CabinetSordre vorgelesen, welche den geschehenen Vorfall als einen unerhörten, in der Armee einzigen be zeichnet, der auch der königlichen Gnade keine Milderung gestatte. Daran schloß