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VsigllänWer AMM. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht za Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Zwei 'nMebeiM Jahrgang. Verantwortliche Redacticn, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag«, Donnerstag« und Sonnabends. Jährlicher Abonnement«preiS, welcher pp-ioumei-uaäa zu entrichte» ist, auch vei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene LorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr.— Für die auswärtigen König!. Gerichtsämter und Stadträthe, für welche der Loigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meyer, in Mühltroff bei Herrn Ehauffeegelder-Einnehmer Holzmüller. Donnerstag. ^2« 30. Mai I8K1. Zeitungen. «achsen. Gewiß hat die in Nr. 60 d. Bl. gegebene Nachricht, daß der Unternehmer der Schillerlotterie, Major Serre auf Maxen, von mehreren Schillerloosinhabern bei dem König!. Gerichtsamte in Dresden durch den Adv. Pappermann verklagt worden, weil die den Klägern zugefallenen Gewinne den Loospreis nicht erreichten, viele unserer Leser indignirt. Galt es ja doch wahr lich nicht, Gewinne zu erzielen, wie in der Landeslotterie, sondern zu Ehren des großen Volksdichters etwas beizutragen zu einem menschenfreundlichen Zwecke! Es wird daher diese unsere Leser nur freuen, zu vernehmen, daß eine Anzahl Rechtsanwalte zu Dresden die Vertretung der Kläger nicht angenommen haben. Brav! Leider ist's nicht neu und zu verwundern, daß der wackere Major Serre für sein gemeinnütziges Unternehmen, das ihm Riesenarbeit ge bracht hat, Undank erntet. Von gewisser Seite her scheint man die Unzufrie denheit derer, die sich in ihren Berechnungen auf große Gewinne getäuscht sehen, mit zwei Händen zu benutzen, um dem verbissenen Groll gegen die großartige Feier des hundertsten Geburtstags unseres Schiller Luft zu schaffen. So wird uns versichert, daß im-Reußischen Exemplare von der besonderen und schönen Ausgabe des „Wilhelm Tell", die doch gewiß an sich werthvoll genug sind, mit Ostentativ» für wenige Pfennige ausgeboten werden. Sollte dieß begründet sein, so würde freilich für solche Jammerseeleu der große deutsche Dichter, selbst durch und durch voll deutschen Sinnes und Gemüthes, nicht das gedichtet und gesungen haben, was jedes deutsche Gemüth packt und ergreift, erhebt und be geistert im Innersten, üadeant sibi! Dresden, 26. Mai. In den Räumen des Linke'schen Bades wird am 29. Mai ein großes „deutsches Concert" stattsinden, dessen Ertrag zur Beschaf fung eines deutsche»! Dampfkanouenboots als kleiner Anfang zu einer deutschen Flotte verwendet werden soll. Die musikalischen Vorträge werden vom Manns- feldt'schen Musikchor und den Gesangvereinen Liederkreis und Germania aus geführt. — Auf der Sächsisch-Böhmischen Eisenbahn ist gestern bei Königstein ein Mann schnellen Schritts vom Berge herabkommend in den eben heran- brausende»! Zug hineingelaufen und hat durch vollkommene Zerräderung seinen Tod gefunden. — Nicht geringes Aufsehen erregt hier ein von einem fein gekleideten Herrn verübter Reitpferddiebstahl. Der Herr miethete das Pferd, einen Wallach, trakehner Rasse, mit 45 Louisdor bezahlt, beim Pferdeverlecher Erasselt, kehrte aber bis heute mit demselben nicht wieder zurück. Leipzig, 27. Mai. Hiesige Blätter theilen mit, daß die beiden Hand lungslehrlinge H. und V., welche, wie zur Zeit berichtet wurde, wegen mehrerer größerer Vergehen sich heimlich von hier entfernt und Ende März in Turin verhaftet worden waren, auf Veranstaltung der hiesigen königlichen Staatsan waltschaft durch den Arresthausinspector Damm und einen ihm beigegebenen Diener von letztgenanntem Orte abgeholt und hier eingetroffen sind. Leipzig, 27. Mai. In dem Jahre vom 1. April 1860 bis 31. März 1861 sind zur Eonsumtion der Stadt 79,572 Stück Vieh geschlachtet worden, und zwar 37,065 von den Stadtfleischern und 42,507 von den Landfleischern. Es befinden sich in der Gesammtsumme, welche die vom Jahre vorher um 163 Stück übersteigt, 9303 Rinder, 20,988 Schweine, 35,812 Kälber,' 13,132 Schöpse und 337 Lämmer. Chemnitz, 26. Mai. Heute früh */,5 Uhr ist hier eine That verübt worden, die um so scheußlicher ist, al- sie wiederum den Beweis liefert, wie weit die religiöse Überspanntheit führt und führen muß. Eine Mutter hat ihrem 2 Jahr alten ziinde mit einen ziemlich stumpfen Messer den Leib aus geschnitten, um — nach ihrer Meinung — dem lieben Gott ein Opfer zu bringen. Der Schnitt ist circa 8 Zoll lang. Nach geschehener That hat die Mutter dann ihren Mann aus dem Schlafe geweckt, um ihm die Opfergabe zu zeigen. Die herbeigerufenen Aerzte geben die Hoffnung, das arme, unschuldige Kind am Leben zu erhalten, auf. Der Vater ist sofort verhaftet worden. Die Mutter wird, wenn sie nicht für geistig-überspannt zu erklären ist, der Arm der Gerechtigkeit ereilen. Die Eltern gehören der hier früher existirenden und ver folgten Secte der Psychographen an. QeKerreich, Wien, 25. Mai. Die letzter Tage hier bei Brau müller erschienene Broschüre: „D^e Frage des Augenblicks", welche heute in fast allen Wiener Journalen einer Besprechung, je nach dem Standpunkte der Parteien, unterworfen wird, hat, wie ich Ihnen aus bester Quelle mittheilen kann, niemand andern als unsern Staatsminister Ritter v. Schmerling zum Verfasser. Auf die Frage: „Was soll die Regierung und die im engern Reichs- rath versammelte Vertretung der deutsch-slawischen Königreiche und Länder be ginnen, uin ohne Anwendung von Gewalt zur Lösung des Conflicts mit Ungarn zu gelangen?" hat der Autor drei Auskunftsmittel zur Hand, von denen er sowohl das erste, die Auflösung des ungarischen Landtags und die Contumazi- rung Ungarns, als auch das zweite, die völlige Räumung des Landes und Concentrirung starker Garnisonen, als unpraktisch verwirft, und nur das dritte, aber auch das letzte Auskunftsmittel gelten läßt: Aufforderung an den ungari schen Landtag, eine Deputation aus seinem Schoße zu wählen, die mit einer Deputation des Wiener Reichsraths die Fundamente der Verständigung verein baren möchte. Die Broschüre läßt sich gegen Ungarn zu nachstehenden Con- cessionen herbei: daß der König Ungarn mit ungarischen, dem Landtag verant wortlichen Ministern und einem Palatin als Statthalter regiere und dem Landtag die Umlage der Heeresergänzung und der finanziellen Gesammtreichs- erfordernisse in den auf die ungarischen Länder entfallenden Quoten verbleibe. Ein eigenes Ministerium des Kriegs, des Auswärtigen und der Finanzen wird nun und nimmermehr zugegeben und das ist doch des Pudels Kern. Versuchen kann man wohl dieses Mittel, ob man aber damit etwas Erkleckliches ausrichten wird, das ist eine andere Frage. Das größte Verdienst dieser Broschüre ist ihre lobenswerthe Kürze und daß sie sich glatt liest. Wien, 25. Mai. Nach der heutigen „Oesterr. Z." ist in Vorarlberg wegen daselbst stattgehabter fanatischer Umtriebe gegen den Portestantismus eine kriminalgcrichtliche Untersuchung angeordnet worden. In Wien wurden am 22. Mai auf dem Markte die ersten Kirschen ver kauft: 5 Stück für 2 Nkr. Am 23. war der Preis bereits um 20 Procent gefallen; es wurden nämlich statt 5 Stück deren bereits 6 Stück für 2 Kreuzer abgegeben! Italien. Neapel, 16. Mai. (Triest. Ztg.) Wie eine gewitterschwere Wolke schwebt die Besorgniß einer neuen, furchtbaren Reaction über Süditalien. Alle Anzeichen sind vorhanden, daß binnen kurzem ein neuer Versuch von Seite der Anhänger des Bourbonen gemacht werden dürfte, die jetzige Ordnung der Dinge umzuwerfen. Der bourbonisch gesinnte Theil der Geistlichkeit bearbeitet die niederen Klassen mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln. Die immer größere Eoncenttatton, die man von Turin aus durchzuführen bestrebt ist, und