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304 läßr sich darau- entnehmen, daß seit 20 Jahren 1000 neue Häuser, im Durch schnitt jährlich 50 neue Wohnhäuser, in dm Borstädten entstanden sind. Dieser Gebäudecomplex hat zur Erbauung einm Aufwand, wie eine angestellte Berech nung ergiebt, von mehr als 7 Millionen Thalern erfordert. Bon den Wohn häusern an den Straßenfronten haben 5 ein, 27 zwei, 55 drei, 50 vier, 51 fünf, 1 sechs Gestock Höhe. Das Leipz. Tgbl. enthält folgende Erklärung: In der heutigen Nummer 116 des „General-Anzeigers" beschwert sich ein Vater K., daß sein kürzlich in der ThomaSkirchc getauftes Kind bloß die Namen: „Victor Emanuel", nicht aber auch den dritten, von ihm beabsichtigten Namm: „Garibaldi" erhalten habe. Er knüpft daran die Frage, ob die Geistlichen die Befugniß haben, von den seitens der Eltern bestimmten Namen nach Belieben welche wegzulassen? — Ich antworte: die Geistlichen haben kraft einer gesetzlichen Vorschrift vom 5. Mai 1838 nicht bloß die Befugniß, sondern auch die Verpflichtung, bei der Taufe nur solche Namen zuzulafsen, welche entweder zu den bisher unter den Christen üblichen Taufnamen gehören, oder, falls solche neu gebildet wurden, in ihrer Bedeutung nichts Anstößiges haben. Nun ist „Victor" ein altchrist- licher Taufname, „Immanuel" sogar ein biblischer Name. „Garibaldi" ist bekanntlich kein Taufname, sondern ein Familienname, und wenn dieser einem Kinde beigelegt würde, so könnte dieß vernünftigerweise keinen anderen Sinn haben, als den einer Demonstration; und zu einer solchen ist die heilige Hand lung nicht da. Leipzig, 22. Mai 1861. v. Lechler, Sup. Chemnitz, 21. Mai. Zn letzter Stadtverordnetensitzung wurde ein von der ersten außerordentlichen Deputation gestellter Antrag, also lautend: „Das Collegium wolle beschließen, bei dem Stadtrathe zu beantragen, die nöthigen Schritte zu chun, daß in den hiesigen Schulanstalten anstatt der Bibel ein dem jugendlichen Alter der Schüler entsprechender Auszug derselben baldmöglichst eingeführt werde", nachdem der betreffende Referent (Stadtverordneter Ruppert) denselben hinreichend motivirt hatte, ohne Debatte einstimmig angenommen. Reichenbach, 23. Mai. Gestern Nachmittag stürzte in Oberreichenbach ein Haus fast ganz zusammen, wodurch der darin wohnende Besitzer nebst seiner Haushälterin in nicht geringe Gefahr geriethen, aus der sie durch schnelle Hilfe befreit wurden. Trotz baupolizeilicher Verwarnung hat der Besitzer so lange Anstand genommen, das baufällige Haus in Stand zu setzen, bis der Regen der letzten Tage die Katastrophe herbeiführte. Das Häuschen soll übrigens nur auf einige 60 Thlr. abgeschätzt sein. Plauen, 27. Mai. Der Verlauf unseres großen Pfingstvogelschießens gestaltete sich trotz der Ungunst der Witterung beim Beginne desselben, die uns da- Schlimmste befürchten ließ, im Großey und Ganzen immer noch recht be friedigend, wenn gleich die Schleußt« des Himmels zuweilen sich gar zu reichlich öffneten und den Anger in einen Kothfee verwandelten, oder die Kühle, wie am UrbanuSabende, in Kälte überging. Doch die unverwüstliche Festlust ließ sich dadurch nur vorübergehend in die Zelte und Buden bannen, um dort im engen Raume desto heiterer sich zu ergehen. Die zahlreichen, größtentheils recht in teressanten Schaubuden, eben so wie die Schänk-, Glücks- und Verkaufsbuden, die CarouffelS, Schießstände rc., die dießmal in einer Menge vertreten warm, daß der Anger sie kaum zu fassen vermochte, mögen wohl in dem Kampfe mit der unablässig wechselnden Witterung theilweise gelitten haben, wir hosfm indeß, daß der letzte Tag des Festes, vom prächtigsten Frühlingswetter begünstigt, die schwersten und meisten Wunden noch werde geheilt haben. Die besten Geschäfte schien uns das Affen- und Hundetheater zu machen , das Dutzend weiße Pudel und Wachtelhunde rc. sammt den verbündeten Affen waren aber auch vorzüglich dressirt, und Kostüme und Leistung derselben befriedigte Alt und Jung. Auch der gothische Kunst-Palast der Familie Hirsch verfehlte seine Anziehungskraft nicht. Die Betheiligung aller Bolksklafsen am Feste war eine sehr umfängliche, besonders mögm am Schlußabende desselben gewiß gegen 6000 Menschen dem Feuerwerke zugejauchzt haben, wodurch die einzelnen, vereinigten geselligen Kreise die dießjährige Pfingstcampagne eben so würdig schloffen, wie sie dieselbe begon nen und durchgefühtt hatten. PrruHrN. Halle, 23. Mai. In diesen Tagen fand hier der dritte Bereinstag der deutschen Vorschußvereine und Rohstoffgenossenschaften statt. Es waren 70 Vereine vertreten; aus Sachsen: Dresden, Leipzig, Meerane, Zwickau, Ehemnitz, Borna, Mutzschen, Großenhain, sowie Nossen, Rochlitz, Schellenberg, Meißen. (Plauen hat heute noch weder Vorschuß- noch Rohstoffverein.) Vaiern. München, 22. Mai. Hiesige Blätter brachten die Nachricht, d-iß von hier au- drei Lateiuschüler sich heimlich entfernt haben und zur Er mordung Victor Emanuel- au-gezogen seien. Dieselben haben nun aus Ve rona au ihre Angehörigen geschrieben, von wo aus es ihnen unmöglich geworden »ar, nach Turm -u kommen. Sie befinden sich bereit- auf dem Wege nach Innsbruck, woselbst sie mit Pässe« versehen uud wieder hierher tranSportirt werden. Der WiDhrer dieser drei Verschworenen war schon im vergangenen Jahre allein auf dasselbe Unternehmen au-gezogen, jedoch nur bis Benedictbeuern gekommen ; dießmal hatten sich dieselben mit 100 st. Geld versehen, von dem sie jedoch in Verona noch 87 ss. bei sich, also sehr sparsam gelebt hatten. Oesterreich. Wien, 23. Mai. Thatsache ist, daß man in Regie- rungskreisen, seitdem man sich in kirchlicher Beziehung von dem römischen Ein stuß einigermaßen unabhängig gemacht, auch über die weltliche Stellung des Papste- ander- denkt, al- noch im vorigen Jahre. Sollte es sich bewahrheiten, daß Oesterreich unter gewissen Bedingungen sich zur Anerkennung des König reichs Italien in seiner gegenwärtigen Gestalt geneigt zeigen wolle, so würde hierdurch die neugewonnene Anschauung über die Stellung des Papstes Ausdruck erlangen. Auch Ungarn gegenüber soll man, auf Nachgiebigkeit von Seiten des Landtags rechnend, zu keinen energischen Schritten entschlossen sein; wenig stens hören wir, daß die zwangsweise Eintreibung der Steuern durch militärische Gewalt in den nächsten Tagen wieder eingestellt werden soll. Es soll nämlich aus Ungarn ein Vorschlag eingelaufen sein, durch dessen Ausführung trotz der sistirten Steuerzahlung einer Verkürzung der Staatskasse vorgebeugt werden dürfte. Aus Böhmen schreibt man der C. Ztg.: Seit Jahr und Tag sind unter den Landbewohnern in der Umgebung von Tetschen zahlreiche Uebertritte aus der katholischen zur protestantischen Kirche vorgekommen und hat die Aufnahme zur evangelischen Kirche theils in der protestantischen Kirche zu Haber bei Auscha, theils gelegentlich des von dem dortigen evangelischen Pfarrer in seiner Filial gemeinde Bodenbach zeitweilig abgehaltenen Gottesdienstes in würdigster erhebendster Weise stattgefunden. Einen solchen feierlichen Act vollzog denn nun neuerdings der evangelische Seelsorger aus Haber auch an 11 Personen beiderlei Geschlechts bei dem von ihm am 12. d. M. in Bodenbach abgehaltenen Gottesdienst, unter so zahlreicher Betheiligung Andächtiger, daß sie zum Theil vor geöffneter Thür des Betsaales auf dem Corridor dem Gottesdienste beiwohnen mußten. Frankreich. Paris, 22. Mai. Der Corporal des 1. Garde-Gre nadier - Regiments, welcher zugleich Stellvertreter des bekanntlich bei demselben Regiment als Corporal eingeschriebenen kaiserlichen Prinzen ist, hat jüngst zur Degradation und zu fünfjähriger Zwangsarbeit verurtheilt werden müssen, weil er eine Summe von 320 Francs, welche für seine und des Prinzen Corporal- schaft bestimmt war, unterschlagen hat. RuHlanb. Für das Königreich Polen ist ein Bauernablösungsgesetz erschienen. Die Frohndienste werden vom 1. October an aufgehoben. Behuf- des Ablösungsmodus ist das Königreich in 4 Abtheilungen getheilt. Amerika. New-Nork, 11. Mai. Die Truppenzuzüge au- dem Norden nach Washington dauern fort. Auf beiden Seiten wird fortwährend energisch für den Krieg gerüstet. Westvirginien hält gegen die Seceder fest zur Union. In einem Theile von Kentucki sollen die Sclaven im Aufstand sein. In Texas haben sich einige Abtheilungen Bundesmilitär den Rebellen ergeben. Nach einem Telegramm des Reuter'schen Büreaus hatten die Virginier sich des Dampfers „Seldon" bemächtigt. Der „Great-Eastern" war zu New- York angekommen, und die Regierung hatte Unterhandlungen angeknüpft, um ihn als Transportschiff zu miethen. New-York, 16. Mai. Die Virginier haben die Ueber.este Washing tons von Mont-Vernon (der ehemaligen Besitzung des großen Freiheitskämpfers) entfernt. Präsident Lincoln zeigt den fremden Mächten an, daß er alle Ver bindung mit denjenigen von ihnen abbrechen werde, welche die Kommissare der Rebellenstaaten anerkennen würden. London, 23. Mai. Nach hier eingetroffenen Nachrichten aus New-York vom 11. d. marschiren 10,000 südliche Separatisten gegen Washington; vom Norden her ziehen von allen Seiten Truppenmaffen dahin ; in Washington sind zweckmäßige Vorbereitungen getroffen worden. London, 24. Mai. Nach heute eingegangenen Nachrichten aus New- York 14. ist Virginien vollständig blokirt. Charleston, Savannah und New- Orleans werden binnen einer Woche blokirt sein. Baltimore ist von Bundes truppen besetzt und der Belagerungszustand daselbst verkündigt worden. Abdruck aus Nr. 122 der Oesterr. Ztg. 1861. Das achte Heft des Jllustrirten Familienbuches des österr. Lloyd in Triest bringt ein warm empfundenes Gedicht: „Am Wildbach" von Emanuel Geibel, eine hübsche Novelle von Philipp Emrich, eine literar - historische Skizze „Alfred Meißner" von Thaddäus Lau, Beiträge von Wolterstorff u. ur. A. Die vorliegenden Arbeiten des Letztgenannten verdienen wieder der feinen Darstellung wegen mit besonderem Lobe erwähnt zu werden. Auch Dr. Nöggerath's Aufsatz: „Ueber das Alter des Menschengeschlechtes und die Culturzustände der frühesten Bewohner von Mitteleuropa" enthält viel Schätzens- werthes. Erfreulich ist die in jedem Hefte hervortretende Mannichfaltigkeit der Stoffe. Die Redaction entwickelt unbedingt eine sehr große Rührigkeit. Der Allgemeine Turnverein zu Plauen. Nach dem Borbilde de- Leipziger Turnvereins hat sich hier ein Allge meiner Turnverein gebildet, dessen Statuten vom kgl. Gerichtsamte geneh migt worden sind. Der Zweck des neuen Verein- ist: Gelegenheit zu körperlichen Uebungen zu geben. Wir geben aber nicht bloS den Platz und die Geräthe, sondern auch