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817 ter I Sie mir doch ein Paar ehrliche Leute, auf die ich mich verlassen kann. Sie 'Pf I sollen mich ein wenig in der Gegend herumsührcn. Ich will sie gut belohnen, -ie I — Ick. Das wird schwer halten, denn alles hat sich geflüchtet. — Marschall, chl I Gehen Sie nur, und suchen Sie; ich bin überzeugt, Sie finden welche! e„. D Mit diesen Worten entließ er mich. Der Oberst aber gab mir die Wei fen W suug, bald wieder zu kommen. Was sollte ich nun thun? — Gern hätte ich >cs D das Weite gesucht, aber da hätte ich Frau und Kinder im Stiche lassen müssen, ter W > und da mein Haus mit einer Wache besetzt war, so konnten sie schlechterdings nn W nicht unbemerkt durchkommen. Und wo sollten wir bei der Dunkelheit der Nacht en D hinflüchten? — Ich that also, was ich bei gegenwärtigen Umständen für das s" D Beste hielt, und suchte zwei hiesige Einwohner auf, denen ich das Verlangen en. D des Marschalls eröffnete; koch bezeigte sich keiner willig zu diesem Geschäfte. Um mich aber aus dieser gefährlichen Lage zu ziehen, sprach ich noch bei einem ei D Stalle an, in welchem bisher ein Mann mit seiner Familie gehaust hatte, und von dem ich glaubte, daß, weil er nichts dabei aufs Spiel zu setzen hätte, die Aussicht, etwas zu gewinnen, ihn zu dem geforderten Dienste willig und geneigt rst D machen möchte. Allein auch dieser schützte Unmöglichkeit vor, weil ihm die mf D Plünderer sogar das Hemd ausgezogen hätten, so daß er nackend auf dem Stroh ver D liegen müsse. Ich glaubte nun mehr gethan zu haben, als mir zugemuthet für D werden konnte, ging also zum Marschall zurück und sagte: „Alle Einwohner td- I hiesigen Orts sind verschwunden ; ein einziger ist noch vorhanden, aber nackend der D liegt er auf dem Stroh, weil ihm Ihre Kameraden sogar das Hemd ausge- tnd M zogen haben." Der Marschall machte ein finsteres Gesicht und versetzte: So -ich W gehen Sie! gehen Sie! — Ohne mir solches mehrmals heißen zu lasten, ent- en- D fernte ich mich geschwinder als ich gekommen war, und verfügte mich, froh über )en M den vermeinten Ausgang der Sache, in meine Behausung zurück. Noch war )en W aber keine halbe Stunde verflossen, als gedachter Oberst wieder kam und mir iter W ankündigte: Der Marschall verlange den Mann ohne Hemde zu sprechen, ich och D möchte also solchen zu ihm bringen. Diese Forderung empörte mein Inneres. Wie können Sie so grausam sein, sprach ich, und verlangen, daß sich ein Mensch iei- M nackend und bloß der rauhen Luft aussetzen soll? — Ohne Umstände, rief er, in D führen Sie mich hin! Ich muß ihn sehen! Es ist keine Zeit mehr zu ver lud M lieren. Atte Weigerungen waren vergebens, er faßte mich abermals beim Arme ber W und — ich mußte folgen. Mir bangte, daß sich der Mann aus dem Staube ibe M gemacht haben möchte, aber meine Besorgniß schwand, als er mir ans mein )er M Anrufen antwortete. Der Oberst zwang ihn durch Fnlminiren und Drohungen ze- W ein Hemd von seiner Tochter anzuziehen und ihm zu folgen. Auf dem Wege ;en M stieß uns noch ein anderer Einwohner auf, welcher ebenfalls mitzugehen ge- so- M nöthigt wurde." n? W „Es mochte ohngefähr gegen 4 Uhr des Morgens sein, als wir wieder »rs M beim Marschall anlangten. Dieser verwies uns ein wenig zur Geduld, und e«, D fragte sein umherstehendes Gefolge: Sind die beiden Leute aus der Stadt noch ien I hier? — Die Antwort fiel bejahend aus, denn beide standen bei dem Feuer rr- U und wärmten sich, zugleich wurde ich auch noch einen Einwohner aus Kamsdorf ;e- U gewahr, der gleich mir, seiner Abfertigung mit Schmerzen entgegen sah." er, M „Ohngefähr nach Verlauf einer halben Stunde langte ein angesehener zf- M Offizier an, der sich durch eine Brille auf der Nase von den andern auszeich- nd M nete, und sogleich erhob sich der Marschall nebst den übrigen Generalen, mit ick- M denen er einen Halbzirkel um das Feuer bildete. Nachdem er einige Worte zu He M ihnen gesprochen hatte, wandte er sich zu mir. Ein junger Husarenoffizier, der ie- U vollkommen Deutsch sprach, machte den Dollmetscher, denn ob ich gleich vorher td W französisch mit ihm sprach, so schien er mich doch nicht immer zu verstehen, ufi M Seine Worte waren ohngefähr folgende: n- M Marschall. Wir sind des Krieges müde, und wollen ihn daher schnell _. k zu endigen suchen. Der König soll heute angegriffen und geschlagen werden, y. W Äu dieser Absicht brauchen wir Leute, die uns die Wege zeigen. Wer sind na M ^ese Leute? — Ich. Einwohner hiesigen Orts. — M. Kennen sie auch die en k> Gegend? — I. Sie sind hier geboren und erzogen. — M. Wer ist der Taug en W lichste dazu? — I. Das kann ich nicht wissen. Vielleicht — M. Antworten Sie bestimmt! Wie weit liegt Kloswitz von hier? — I. Eine Stunde. — m I M. Wo führt der Weg dahin? — I. Durch die Stadt. — M. Kann man l- U auf keinem andern Wege dahin kommen? — I. Nein. — M. Führt kein I Weg diesseits des Flusses dahiu? — I. Nein. — M. Kann man von hier D nach Dornburg kommen, ohne die Stadt zu paffiren? — I. Das ich nicht .. I wüßte. — M. (mit finsterm Ernst:) Antworten Sie bestimmt! — I. Allen- _ I falls über Kunitz, aber mit Gefahr. — M. Wie so? Geht kein Fahrweg I dahin? — I. Das wohl, aber er soll gefährlich sein. — M. Warum? — i I I. Es giebt steile Abhänge, wo man, aller Vorsicht ungeachtet, in die Saale I stürzen kann. — M. Geschütz kann also den Weg nicht paffiren? — I. Schwer ¬ lich. — M. Muß man also, um nach Kloswitz zu kommen, schlechterdings durch , I die Stadt? — I. So viel ich weiß, schlechterdings! — M. Führt nicht auch ein Weg über Löbstädt dahin? — I. (betroffen über diese speziellen Fragen, die die genaueste Kenntniß der Gegend verriethen). Es ist ein großer Umweg. — 1 ' M. Wie weit ist es nach Löbstädt? — I. Eine Stunde. — M. Und von da nach Klo-witz? — I. Ebenfalls eine Stunde bis 1*/,. — M. Ist KloS witz groß? — I. ES ist ein kleines Dorf. — M. Wie liegt eS? — I. Auf dem Berge; die Häuser bilden nur eine Gaste. — M. Sind Defileen, Flüsse oder Moräste zu passiven? — I. Nein. — M. Aber Holz?— I. Allerdings. — M. Was ist eS für Holz? — I. Ein Theil besteht aus Kiefern, ein an derer aus Buschholz. - M. Führt nicht noch ein anderer Weg in dieser Rich tung nach Kloswitz, ohne daß man Löbstädt zu paffiren braucht? — I. Viel leicht ein Feldweg. (Fortsetzung folgt.) Zeitungs-Allerlei. - Als Gegenstück zu dem Graudenzer Urtheil über die 12. Compagnie des 8. Inf.-Reg. wird in preußischen Blättern Folgendes mitgetheilt: Unter der Regierung König Friedrich Wilhelm s III., des Vaters des regierenden Königs, dem die Geschichte den Beinamen „der Gerechte" gegeben hat, brach im Garde-du-Corps-Regiment ein Aufstand aus, bei weitem ärger wie die In subordination, welche die Compagnie des Hauptmanns v. Bester in so namen loses lhiglück gestürzt hat. Es wurde infolge dieses Ereignisses ein großer Theil der Unteroffiziere zu lebenswieriger Festungsstrafe verurtheilt. Die Ber- urtheilten wurden in die Kasematten von Magdeburg gebracht und dort zusam men in einer Zelle mit Ketten um den Leib an einen Klotz geschmiedet, so daß jeder von ihnen nur etwa fünf Schritte gehen konnte. Einige Zeit nach der Verurtheilung besuchte der König die Festung Magdeburg und besah sich auch die Kasematten. Es wurde auch die Zelle vor dem Könige aufgeschlossen, in welcher die bereits am Leben verzweifelnden Unteroffiziere saßen. Der König blieb auf der Schwelle stehen, schauderte beim Anblicke, der ihm wurde und trat zurück. Wer sind die Leute? fragte er in seiner kurzen Weise. Ew. Maj. zu Befehl, es sind die verurtheilten Garde-du-Corps-Unteroffiziere, antwortete der Commandant. Der König trat noch einmal auf die Schwelle der Kase matte, warf noch einen Blick auf die bleichen Unglücklichen, sprach laut und vernehmlich die Worte: „Alle frei," wandte sich um und ging von dannen. Das Mark und Bein durchdringende Jubelgeschrei der so plötzlich dem Leben Wiedergegebenen brachte allen, die es hörten, Thränen in die Augen. Alte Krieger sollen wie Weiber geheult haben. Wie die Rasenden stürzten alle, die Hände hatten, über die Gefesselten her, in unglaublich kurzer Zeit warm sie frei, und noch ehe der König die Kasematten verließ, lagen die sämmtlichen Befreiten zu seinen Füßen und dankten mit hocherhobenen Händen dem Herrscher für ihr Leben. Der König liebte solche ergreifende Semen nicht, er machte sich daher schnell von den Leuten los und sprang in seinen Wagen, in den ihm der Commandant folgte. Zu diesem aber sprach'er tief gerührt: „Doch ein göttliches Recht der Könige, die Gnade!" — Tirol feiert am 20. September 1863 den Gedenktag seiner fünf hundertjährigen Vereinigung mit Oesterreich. Es wird daher in Wim vorge schlagen, diesen Tag durch ein großartiges Volks-, Schützen- und Sängerfest in Innsbruck feierlich zu begehen. — In Neapel wurde den Erben des Marchese del Basto, indem sie in der Wohnung desselben Nachforschungen anstellten, eine angenehme Ueberraschung zu Theil. Hinter einem an die Wand gelehnten Schrank wurde nämlich ein geheimes Fach entdeckt, zu dem man nur mittelst einer Leiter gelangen konnte und das, nebst einer Menge Silberzeug von ausgesuchter Arbeit, 60,000 Du cati in Goldmünzen mit dem Bildnisse der ältesten Herrscher aus dem Hause Bourbon, eine andere sehr bedeutende Summe in spanischen Colonatm und zwei dicke Bündel mit Bankanweisungen enthielt. Es scheint, daß diese Schätze während der Revolution im Jahre 1848 versteckt wurden. — Vor Kurzem ist in der Umgegend Nürnbergs ein hübscher Spaß vor gekommen. In einem dortigen WirthschaftSgarten ließ ein Italiener mehrere Luftballons steigen. Einige davon hatten die Formen von Thieren in kolossalen Dimensionen. Am selben Nachmittag hütete ein Knabe bei Engelthal, einem sehr entlegenen Dörflein am Moritzberg, Kühe. Plötzlich rauschte etwas aus der Luft herab in ein Kleefeld. Der Knabe rannte voller Angst dtwon und allarmirte das ganze Dorf durch die Mähre, eine Kuh sei aus der Lust herab gefallen; draußen liege sie und schnaufe, daß einem Angst und Bange werde. Anfangs schenkten die Männer der Sache keinen Glauben, aber der Knabe blieb auf Dem, was er gesehen. Die Weiber bestimmten endlich doch die Män ner, zu gehen: sieben zogen aus, wie weiland die berühmten Schwaben an den Bodensee, nur mit dem Unterschiede, daß jeder von ihnen eine Waffe mitnahm, der eine einen alten Säbel, der andere eine Schaufel rc. Wie sie in die Nähe des Kleefeldes kamen, bemerkten sie sogleich, daß das liebe Vieh die Nähe desselben mied. Drinnen lag das Ungethüm, das bei jedem Luftzuge sich reckte und und dehnte und einen eignen Ton von sich gab. Nun war guter Rath thcuer. Der Gemeindediener mit einem Säbel bewaffnet, sollte hingehen; aber der i weigerte sich entschieden, denn er habe Frau und Kind und wisse nicht, was ihm geschehe, falls er das Ding angreife. Einer der Väter des Dorfes meinte, man solle den Gendarm holen, damit er das fremde Thier, wenn eS eine- sei, erschieße. Nach vielem Hin- und Hergerede entschloß sich der Mann, welcher eine Stange hatte, anzurücken; die anderen sechs Helden gaben da- Versprechen, ,