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Das echabene Ziel einer festern Einigung Deutschland- wird nur mit sorgsamer Schonung der Eigenthümlichkeiten der einzelnen deutschen Stämme und Staaten möglich sein, nur indem man an das faktisch Bestehende ankaüpft und ans diesem heraus die Entwickelung beginnt, wird man auf bleibenden Erfolg zu rechnen haben. PreuHen. Berlin, l. October. Die Budgetcemmission hat in ihrer gestrigen Abendsitzung, welcher Herr v. Bismark und der Kriegsminister v. Roon beiwohnten, folgende Anträge beschlossen: 1) die Staatsregierung aufzufordern, 'den Militairetat für 1863 dem Abgeordnetenhaus zur verfassungsmäßigen Be- schlußnahme so schleunig vorzulegen, daß die Feststellung noch vor Beginn des Jahres 1863 erfolgen kann; 2) zu erklären, daß es verfassungswidrig sei, wenn die Staatsregierung eine Ausgabe verfüge, welche durch das Abgeordneten haus abgelehnt worden ist. — Punkt 1 wurde mit allen gegen 4, Punkt 2 mit allen gegen 1 Stimme angenommen. — Herr v. Bismark bestritt, daß eine vorjährige Etatsfeststellung verfassungsmäßig nothwendig sei; bei dem gegen wärtigen Kampfe handle es sich um die Grenze zwischen der Gewalt der Krone und der des Parlaments. Weiter betonte derselbe mehrmals den aufrichtigen Wunsch der Regierung nach einer Verständigung. Ebenso der Kriegsminister, welcher aber gleichzeitig erklärte, daß die Vorlegung eines Gesetzes und der neuen Etats, nach dem Wunsche der Kammer vor dem Jahresschluß unaus führbar sei. Nassau. Wiesbaden, 21. September. Vor wenigen Tagen ereig nete sich hier ein Conflikt zwischen einem preußischen Offizier der Garnison Mainz und einem hiesigen Droschkenkutscher, welcher Conflikt indeß einen anderen Verlauf nahm, als der bekannte Sobbe-Putzki'sche Fall, schreibt man der „Neuen Frankfurter Zeitung." Der Offizier wollte in Gesellschaft einiger Kameraden mit einer Droschke vom Kursaal nach Mainz, oder nach der Eisenbahn fahren und beabsichtigte selbst zu kutschiren, und zwar in einer Weise, welche weder hier noch überhaupt unter civilisirten Völkern Sitte ist. Der Droschkenführer war anderer Meinung, und diese Differenz endigte damit, daß der Offizier den Degen zog und „mit gezücktem Schwert" auf seinen Gegner eindrang, welcher die Flucht ergriff und im Kursaal Rettung suchte. Der wüthende Offizier ver folgte ihn auch dorthin. Hier aber trat eine plötzliche Wendung der Dinge eine, indem die „Herren Hausknechte" des Kursaals zu Gunsten des geängstig ten Kutschers intervenirten, und zwar so kräftig, daß der Offizier genöthigt war, einen Xenophontischen Rückzug anzutrcten uud einen Arzt zu requiriren, welcher sein beschädigtes Nasenbein behandeln und mehrere Verletzungen, die er davon getragen, nähen mußte. Das „gezückte Schwert" aber soll in Stücke zerbrochen und in den Fluthen des Kursaalweihers bestattet worden sein. — Wenn Preußen nicht endlich seine Junker an die Kette legt, dann wird es der schweren Auf gabe, die ihm bevorsteht, nicht gewachsen sein und Schiffbruch erleiden, wie 1806, wo es ebenfalls die Junker waren, welche das große Wort führten und Excesse begingen, dann aber dem Feinde die Festungen ohne Schwertstreich übergaben. (Die neue Auflage des Preuß. Ministeriums wird schwerlich die Junker an die Kette legen.) Oesterreich. Wien, 30. Septbr. Der Finanzausschuß hielt eine stürmische Debatte. Auf Herbst's Antrag wurde beschlossen, daß die Wieder aufnahme der Silberzahlungen 1867 stattzufinden habe. Die Rinderpest greift in Galizien wie in Ungarn immer weiter um sich und ist auch in Niederösterreich und Mähren ausgebrochen. Amerika. Einem Privatschreiben aus der Nähe von Cincinnati vom 26. August entnehmen wir folgende Mittheilung: „Die Verhältnisse in unserm Lande sind so jammervoll, so trostlos und hoffnungslos, daß es, wenn man bei der Wahrheit bleiben will, fast bester wäre, man schriebe den Seinigen gar nicht; denn unmöglich kann man mit einem solchen Briefe freudige Gefühle erwecken. Wir sind alle ganz mißgestimmt und niedergedrückt. Immer noch hatten wir geglaubt, es würde bald anders werden; aber jetzt ist keine Aussicht mehr auf eine baldige Aenderung. Der Krieg greift wie ein Brand weiter um sich, und mit einer solchen Hartnäckigkeit, einem solchen gegenseitigen Haß wird gekämpft, daß es einem weh thun muß sowohl für die eine als für die andere Seite. Es ist gar keine Rede mehr vom Frieden. Der Süden giebt nicht nach, sie wollen Alle lieber untergehen; und der Norden will nicht ablaffen, bis der Süden die Union und die frühere Ordnung wieder anerkennt, und so ruinirt ein Theil den andern. Leute, die reich genug sind, mögen eS aushalten; die größte Zahl der Bürger aber muß total zu Grunde gehen. Jetzt werden wie der 600,000 Mann Soldaten verlangt, nnd weil Niemand mehr freiwillig gehen will, findet eine Conscription Statt, wie in Europa., Von 18 bis 45 Jahren ist Alles militairpflichtig, und dabei wird nicht gefragt, ob Weib und Kind etwas zu essen haben oder nicht. Der Ausgehobene muß fort und kann froh sein, wenn er krumm oder lahm zu den Seinigen zurückkehrt. Sie sollten nur das Elend sehen, wenn ein Regiment züsammengebracht ist und es heißt: „Fort, gegen die Rebellen!" wie die Frauen und Kinder in die Reihen stürzen, um Mann und Vater noch ein Mal zu umarmen. Geht er doch fast einem gewissen Tode entgegen; denn wenn ihn auch keine Kugel trifft, so ergreift ihn das Lagerfieber, oder er kommt sonst um. Es heißt allgemein, die Leute wür den äußerst schlecht behandelt; überall in den sumpfigsten Gegenden müßten sie auf der freien Erde übernachten und ost Hunger und Durst leiden. Ganze Regimenter würden so durch Elend, Krankheit und Mangel hingeopfert Unser Bruder muß auch fort; ebenso ist Mr ausgeschrieben. Von . . . und . . . können wir nichts erfahren, obwohl wir hin und her geschrieben haben. Alle Nachricht, die wir erhielten, ist, daß Beide von den Rebellen gezwungen wur den, mitzukämpfen, und so wäre es möglich, daß der Sohn gegen den Vater, der Bruder gegen den Bruder in derselben Schlacht stände, — ein furchtbarer Gedanke! Im Süden, hören wir, mußte Alles mit von 15 bis 60 Jahren. Es kann sein, daß wir, wenn es so fort geht, noch vor dem Winter in die Stadt ziehen ; denn es ist beinahe nicht mehr möglich, hier zu bleiben. Die Gegend ist zu unsicher durch die Marodeurs. Viele schlechte Kerle haben sich zusammengethan und durchziehen das Land, überfallen einzeln wohnende Farmer, rauben und plündern, und wenn sich Jemand widersetzt, schießen sie ihn ohne Weiteres nieder. So waren sie neulich nicht weit von unserm Platze und haben in der ganzen Gegend bis eine Stunde von uns alle Pferde und alles Vieh geraubt. Sie sollen schlimmer Hausen als die berüchtigsten Räuberbanden, von denen man in Deutschland erzählt. Wir gehen jedoch nur im äußersten Fall in die Stadt, denn dort herrscht schon jetzt große Noth, während wir hier wenigstens noch unsere Lebensmittel haben. Korn und Kartoffeln versprechen eine schlechte Ernte, wegen der großen Trockenheit; die Spätkartoffeln gehen ganz verloren; Trauben faulen durchweg jetzt schon an den Stöcken, und so sind für den Landmann auch von dieser Seite die Aussichten die allertrübsten; jedoch soll es in andern Gegenden mit der Ernte etwas besser stehen. Wir wünschen nichts sehnlicher, als daß irgend ein Ereigniß, wie es sich freilich kaum voraussehen läßt, unsern jammervollen Zuständen eine andere Wendung gäbe! Mit dem Dampfer „Norwegian" in London am 30. Septbr. eingetroffene Nachrichten aus New-L)ork vom 20. d. M. melden, daß durch die am 17. gelieferte Schlacht keine Entscheidung herbeigeführt worden sei. Der Verlust der Nordbündler beträgt 6 — 10,000 Mann. General Mansfield ist getödtet, 13 Generäle wurden verwundet. Die Nordbündler schätzen den Verlust der Südbündler auf 18 — 20,000 Mann. Die ganze Armee der Südbündler ist über den Potomac zurückgegangen. — Die 4500 Mann starke Garnison der Nordbündler in Mumfordsoille (in Kentucky) hat sich am ^7. d. M. ergeben. — Die Südbündler (wahrscheinlich vom Potomac, nicht von Mumfordsville) haben ihre Richtung gegen Winchester genommen. — Prentice am Mississippi ist von den Kanonenbooten der Nordbündler zerstört worden. — Die Südbündler stehen bei Goldsborough concentrirt und beabsichtigten Newburg (Newbern?) in Nord carolina anzugreifen. — Es bestätigt sich, daß General Burnside Harpersferry besetzt und dann den Potomac überschritten habe; am Kampfe Mac Clellan's gegen die Südbündler am 17. hatte er theilgenommen. Die Südbündler haben bei dem Uebergange über den Potomac am 1S. d. M. die Transporte der Verwundeten bis auf 300 gerettet und stehen mit ihrer Macht am virginischen Ufer des Potomac. — Nach weitern Berichten aus New-York vom 22. d. M. überschreiten Nordbündler den Potomac bei Shephardstown und Williams-Point. Die Südbündler haben vor der Räumung von Harpersferry alle Munition und die Pontons der Nordbündler zerstört. Am 16. Sonnt, nach Trinitat. — Mitfeier deS MichaelisfesteS — predigt in der Stadtkirche Vormitt. Herr Superint. Beyer und Nachmitt. Herr Archidiacon. LI. Fiedler. — Nach der Vormittagspredigt allgem. Beichte mit Communion. In dxr Gottesackerkirche hält Vormitt. halb 11 Uhr Herr Bice- director am Seminar Große die 8. Höfersche Legatpredigt. Von diesem Sonntage an nimmt der VormittagSgottes- dienst um neun Uhr seinen Anfang. Vonl 26. September bis 3. October wurden 1. getraut: 96 — 106) Joh. Wohlrab, Kutscher in Oberlosa, mit Christiane Friederike Keßler in Thiergarten. — Christian Ferdinand Berger, B. u. Schneider, mit Jgfr. Marie Luise Schneider. — Joh. Gottfried Hirsch, Tischler in Raschau, mit Hermine Mathilde Dreikorn. — Wilhelm Loui- Schmidt, B. u. Schneider, mit Auguste Friederike Matthes. — Mstr. Ernst Robert Schmidt, B. u. Weber, mit Marie Luise Zeh. — Julius Clemens Theodor Steger, B. u. Maschinensticker, mit Jgfr. Caroline Wilh. Buch. — Carl Ottomar Rößiger, B., Weber und Maschinensticker, mit Julie Friederike Baum gärtel. — Mstr. Carl Gottlieb Walther, B. u. Weber, mit Johanne Henriette Friederike Einsiedel aus Helmsgrün. — Mstr. Christian Friedrich Bogel, B. u. Weber, mit Luise Emilie Friedrich. — Joh. Herrmann Müller, Postpacker, mit Laura Lehmann. — Mstr. Carl Ludwig Rothenberger, B. u. Weber, mit Marie Ernestine Stein. 2. geboren: 545 — 55S) Mstr. Wilhelm Hermann Müller, B., Huf- und Waffenschmied, ein Sohn. — Albert Clemen- Theodor Wolf, B. und ' Korbmacher, eine Tochter. — Mstr? Gustav Adolph Feiler, B. u. Weber, ein Sohn. — Carl Eduard Poingfürst, Weber, ein Sohn. — Joh. Christian