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VsiglliiMcher Alytigcr. Amtsblatt fta das Königliche Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen GerichtSäniter und Stadttärde zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. DremiWebenzigster Jahrgaug. Verantwortliche Reoaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht i» Plaue«. Diese» Blatt erscheint wöchentlich viermal, und zwar Dienstag-, Mittwochs, Donnerstag- und Sonnabends. Jährlicher AbouaemeutSprei», welcher präaa»»- raoäa zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 26 Ngr. — Annoncen, die bis Bormittag- 11 Uhr eingeheu, werden iu die Tag» darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufuahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpnS-Zeile berechnet. Einzeilige mit H Ngr. — Für die auswärtigen KSnigl. GerichrSämter und «tadträthe, für welche der Boigtlandische Anzeiger Amtsblatt rst, bestehen die iAeschäftSstesteu in Paus« bet Herrn Julius Guido Lorenz, in Elsterberg bei Herrn F. W. Feustel, in Schöneck bei Herrn Eduard Mever, in Mühltroff bei Herru Lhauffeegelder-Eiunehmer Holzmüller. Sonnabend. 150« 4. Dekoder 186T. »" ' « »», > 1 M... , > > > . , '»» — Bekanntmachung, die Zulassung der Häuslerschen Holzcementbedachung als Surrogat harter Dachung betr. Das Ministerium des Innern hat beschlossen, das von Mathilde verw. Häusler zu Hirschberg in Schlesien nach der Erfindung Carl Samuel Häuslers unter der Benennung „Holzcementbedachung" fabricirte Bedachnngsmqterial, über dessen Herstellung die unter S- beigefügte einer jeden Lieferung der Holzcementbedachung in einem besondern Abdrucke beizugebende Anweisung das Nähere an die Hand giebt, auf Grund der angHellten Untersuchung und vorge nommenen Brennversuche unter den in der Verordnung vom 29. September 1859 angegebenen Beschränkungen bis auf Weiteres und vorbehältlich des jederzei tigen Widerrufs als Surrogat der harten Dachung anzuerkennen. Unter Hinweis auf 3 jener Verordnung wird dieß hierdurch zur öffentlichen Kenntniß gebracht. Dresden, am 16. September 1862. Ministerium des Innern. Für den Minister. Dr. Weinlig. Schmiedel, S. O- Anweisung für -ie Herstellung der Holzcementbedachung. Die Holzcementbedeckung ist auf einer für die zu erhaltende Belastung, hinlänglich unterstützten und tragbaren Bretschalung oder Wmdelboden herzu stellen. Sie hat zu bestehen aus: 1) einer mindestens Zoll hohen gleichförmigen Bedeckung des Holzwerks (der Schalung) von feinen Sand oder diesem gleich feuerbeständigen Stoffe; 2) mindestens 4 in gehörigen Fugenwechsel, mit Holzcement- oder diesem gleich entsprechender Masse aufeinander geklebten Lagen hinlänglich starken Papiers, Pappmasse oder diesen gleich geeigneten Stoffes; 3) einem Holzcement- oder diesem gleich entsprechenden Ueberzuge der Decklage sub 2, welcher mit feinem Sande (Steinkohlenflugasche, Steinkohleuschlackenpulver oder dergleichen) dicht zu überdecken und in die noch weiche UeberzugSmasse einzudrücken ist; 4) einer auf die UeberzugSmasse sud 3 aufzubringende und gleichförmig überdeckende wenigstens 1*/r Zoll hohe Sand- und Kiesschicht mit einer Beimischung von Lehm, welche unter entsprechender Anfeuchtung vollkommen nach der Dachfläche abzuebnen und leicht eiuzuwalzen ist. Uebrigens sind die Ein fassungen an den Giebel- und Dachsäumen, welche zur Verhütung des Herabrollens der Decklage sub 4 erforderlich, nicht auS Holz, sondern aus einem feuer- und wetterbeständigen Material (Blech und dergl.) Herzzistellen und für die Ableitung des von der Holzcementdecklage abfließeuden Tagewaffers, die Dachsäume mit entsprechend angebrachten Oeffnungen zu versehen. Die Decklage sud 4 ist stets im guten Stande zu erhalten. Der vormalige englische Gesandte in Paris, Lord Cowley, soll einmal von einem gewissen schweigsamen und zugeknöpften Jemand gesagt haben: Quauä il parlo, il rusut«; yuanä il so tait, il oonspiro, d. h. gelind übersetzt: Wenn er spricht, sagt er das Gegentheil von Wahrheit; wenn er schweigt, sinnt er auf Wühlhuberei. Die geschichtliche und objektive Wahrheit dieses Ausspruches eben so dahingestellt, wie der bekannten Ansicht jenes Elsasser Juden, der eben falls von Jemandem meinte, was er thue, das sage er nicht, und was er sage, das thue er nicht, steht doch so viel fest, daß die ohnlängstige ellenlange Auseinandersetzung des franz. Amtsblattes über die römische Frage auf uns und gewiß auf Jedermann denselben Eindruck gemacht hat, wie weiland die Götteraussprüche des delphischen Orakels auf die heidnischen Gläubigen. Wie aus jenen auf Schrauben gestellten Redensarten Jedermann heraus deuten konnte, was ihm behagte, so lesen die italienischen Einheitsfreunde auS den pythischen 1 Moniteursprüchen ein baldiges Ausziehen der Franzosen aus Rom und unmit- I telbar darauf folgenden Einzug der Italiener in ihre sehnlichst gewünschte Haupt- ' stadt, die Verehrer der weltlichen Papstherrschaft aber finden darin den entschie denen Willen deS Franzosenkaisers niedergelegt, nicht nur dem Papste seinen Staatsrest erhalten, sondern sogar das Abgenommene ihm wiedergegeben zu wissen. Fragt aber der geneigte Leser, wa- denn so außerordentlich Wichtiges und Neues im franz. Amtsblatt« stehe, so sind's hauptsächlich zwei Redensarten, die für so wichtig gehalten werden. Einmal heißt eS, es sei dringend nöthig, daß die römische Frage gelöst, d. h. endlich einmal endgiltig entschieden werde, ob und inwieweit der Papst weltlicher Herr bleiben solle, dürfe, könne; dqS andere Mal meint der Moniteur, wenn der Papst unbeweglich bleibe, d. h. sich zu keinem gütlichen Uebereinkommen verstehe, so werde Frankreich zwar die In teressen des heiligen Stuhles möglichst wahrnehmen, aber gezwungen sein, auS einer Lage herauszutreten, die seine Staatskunst auf die Dauer verfälschen würde. Nun lege man diese Aussprüche einmal auS! Der neunhäutiae franz. Diplomat, Talleyrand, hat seiner Zeit gesagt, die Sprache sei dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen. So scheint uns auch der Moniteur gesprochen zu haben, um nicht zu sprechen. Wir wollen unsererseits auch eine Auslegung versuchen, vielleicht trifft sie etwas. Wie wäre eS denn, wenn LouiS Napoleon, trotz seiner bekannten Klugheit und Schlauheit, nicht wüßte, wie er den festgefahrenen Karren, römische Frage geheißen, wieder in Gang bringen soll? Huf alle Vorschläge von Paris läßt Ler Papst heute noch wie vpx Jahren antworten: Nou xossumus! d. h. Ich kann nicht, ^pxicht der franz. Gesandte: „WaS soll denn werden, wenn wir unsere Rothhosen guS Rom Weggehen? Daun jagen die getreuen Römer den Papst sammt den Kardinalen fort. Und ewig können wir doch die Rothhosen nicht in Rom lassen!" Antwortet Kardinal Antonelli, des Papstes rechte Hand: „Wir wissen recht gut, daß Ihr Eure Rothhosen je länger desto lieber in Rom lasset — weniger unser- als Eurer selbst wegen. Nou xossumus!" Man weiß in dem wohlunterrichteten Rom noch mehr, als diese-. Wenn der größte Theil der Franzosen weniger fromm und voll Anhänglichkeit an da- geistliche Oberhaupt von 130 Mill. Katholiken ist, al- die Kaiserin Euaenie, so giebt- doch noch Millionen Franzosen, die in ihm das Haupt der Christenheit verehren. Die Herrschergewalt LouiS Napoleon'- über seine Franzosen ist zwar so gut wie unumschränkt, aber wen« die Zeitungen nicht lügen, wie gedruckt, so find gerade die gebildeten Franzosen auf diese uu-