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HsigllänWtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche Bezirksgericht >n Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter nnd Stadträtbe zu Plaueu, Pausa, Elsterberg, Schöneck nnd Mühltroff. ZmeiMMKenWftei- Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Berlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt er'cheiut wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags nnd Zonn abends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher prsaumoranäo zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Bormiltags 11 Uhr eingeben, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächsrsolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König». GcrichtSämter und Ltadträtbe, nir welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblact ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Mcvcr, in Mühltroff bei Herrn Ehausseegelder-Einnehmer Holzmüller. -g .» »» 4. April IW! Donnerstag. u l. n r In Lachen derPlauen-Oelsnitz-Afch-Egerschen Eisenbahn. Unsere Leser würden sich im Irrthunle befinden, wenn sie glauben wollten, wir stritten in diesen Blättern für Planen, Selsnitz oder für oder gegen das Interesse irgend einer voigtländischen Stadt oder eines veigtländischen Land striches. Kämpfte»: wir lediglich.oder vorzugsweise für eine neue Schieneuvcr- binduug Plauens, so würde das östliche Boigtland mit Recht uns einhalten können: „Plauen hat seine Eisenstränge; gönnt doch Lengenfeld, Auerbach :c. auch ihreu Theil! Auch das östliche Boigtland hat Fabriken, braucht Kohlen, der Wald Getreide :c." Handelte es sich ferner nur darum, Delsnitz und das obere Boigtland in Schicnenverbindung zu bringen, so würde unsere Beweis führung für Plauen-Eger ebenfalls auf schwächeren Füßen stehen. Zwar blieben dann die Thatsachen, daß Plauen ein anderer Ausgangspunkt ist, als Herlas- grün, daß Selsnitz und dem obern Voigtlande mehr daran liegen muß, auf kürzerem und natürlicherem, folglich wohlfeilerem Wege nach Plauen, als auf dem theureren Wege Umwege über.Auerbach mit der sächsisch-bairischen Bahn verbunden zn werden; oder wenn, wie die Lengenfelder Petition beansprucht, von Zwickan über Lengenfeld, Auerbach rc. nach Delsnitz und Eger gebaut werden wollte, so gäbe dieß in der Hauptsache gar eine Parallel-, folglich Eoncurrenz- bahu für die sächsisch-bairische Staatsbahn, und so weit sind wir in Sachsen noch nicht, Parallel-Evncurrenzbahnen nöthig zu haben, ertragen zu können und mit Bortheil zn erbauen; dieß Alles stünde fest, nach wie vor; allein man könnte immerhin sage»!, Dclsnitz und den» obern Boigtlande dürfe die Unan nehmlichkeit des längeren nnd theuereren Weges durch das östliche Boigtland um dieses letztere» willen wohl zugemuthet werden. Nein, nein, lokale Interessen treiben uns nicht zum Kampse sür die Linie Plauen-Eger! Besonders sind es nicht die Interessen von Plauen, die unsere Artikel dafür dictiren. Wir wissen nur zu gut, daß mit der Eröffnung einer Bahn Plauen-Eger die Stadt Plauen sofort aufhörcn würde, Ausgangspunkt für den gegenwärtigen gesammten Spe ditionsverkehr von und nach dem obern Boigtlande und Westböhmen zu sein. Die Personen- und Güterwagen würden von da an unsern Bahnhof passiren, an der Stadt vorüberziehen, ohne daß diese etwas Ramhastes davon gewahrte oder gewänne, während gegenwärtig Posten, Lohnrößler und Frachtsuhrwerke aller Art der Stadt unmittelbare»! Rutzen bringen. Selbst der gegenwärtige bedeutende Badeverkehr, welcher in der Badesaison Plauen als Ausgangspunkt der Bahn für Elster, Franzensbad und Marienbad viele Gaste bringt, dürfte dann zum Rachtheile jener Stadt sich nur auf theilweise Ucbernachtnngcu zurück- zieheu. Das lokal-selbstsüchtige Interesse, welches in dieser Rücksicht in Plauen für den gegenwärtigen Stand der Dinge und gegen jeden Schienenweg aus den» Boigtlande nach Böhmen, es gehe dieser von Zwickan, Herlasgrün, Plauen oder Hof aus, sich geltend macht, ist von: örtlich-selbstsüchtigen Standpunkte aus nicht ohne Berechtigung, kann aber weder für uns, noch für das sächsische Vater- land und dessen Regierung maßgebend sein. Für uns also, die wir- weder ein persönliches, noch örtliches Interesse an irgend einer Schienenlinie.rSHS dem Boigtlande nach Böhmen haben, wie sür ganz Sachsen handelt e-oHc^boirDrtÄefürivortung der Linie Plauen-Eger um das vaterländisch-rsäch^schs, istrlglrch» deutsche Interesse. Das Herz des gesammten sächsischen Verkehrs. chndHaltdeiS ist nicht Zwickau, Chemnitz, Dres den oder ivKeMLyMrEWdkLDhsens, wie mehr oder «nintM-. bedeutend sie sein mag, sondern Leipzig; die HaM fü^^z sächsischen Verkehr nach dem Südwesten Tentschlands ist die sächsisch-bairische Staatsbahn. Je mehr dieser Hauptpulsader Blutadern zufließen, desto rascher und flotter, desto gesünder und lebenskräftiger wird sie thätig sein sür das Wohlbefinden Sachsens. Run nehme man aber das elendeste Schulkärtchen nur zur Hand und lege ein Lineal an die Punkte München-Regensburg-Eger-Plauen-Leipzig und man wird finden, daß eine Bahn, welche Plauen mit Eger verbindet, die schnnrgeradeste, kürzeste, na türlichste, folglich, da sie dm Gesammwerkehr zwischen den reichen Provinzen Sbcr- und Niederbaiern, Dberpfal; und Westböhmen einerseits nnd Leipzig, Magdeburg und Hamburg anderseits vermitteln muß, die wünschenswertheste, zweckmäßigste und einträglichste ist; daß der sächsisch-bairischen Staatsbahn aus dem unermeßlichen Getreidereichthum von Eger, Pilsen, Regensburg, aus den — wir möchten sagen — Urwäldern des böhmische»: und bairische»: Walkes, aus de»: unerschöpfliche»: Bodenschätzen Westböhmens und der Sberpfalz ar: Eise»:, Stein- und Braunkohlen, aus der bekaunten reichen Viehzucht dieser Provinzen, aus den: riesigen Gewerbebetrieb der Glashütten, Eisenhüttenwerke, Spinnereien :c. derselben, aus dem Donauverkchr :c. — daß aus kiesen: allen" ker sächsisch- bairische»: Eisenbahn ein Güterverkehr zugchm muß, ker zu de»: kühnsten Er wartungen berechtigt, ganz abgesehen vor: den: Personenverkehr, der bei weitern Entsernungen sich allemal der kürzeste»: Route zuwcndet. Wir wünschen daher unbedingt, daß Sachse»: von Plaue»: nach Eger baue, unbekümnrefk/Wb gegenwärtig vor: Markt Schorgast oder Hos oder Bairenth vdi^^gLv niwr Zw bauer: gcueigt sei. Ist die Bahn Plauen-Eger gebaut-, so ejzchküfihltO Er weisliche Macht dieser Thatsache über kurz oder laug eine Bahn voff'Cg^NkMb Pilsen; so erzwingt das Bedürfnis; einer kürzer:: Verbindung Zwisten'MüÜcheüA Regensburg und Leipzig-Magkebnrg-Hamburg über kurz oder lang"e!ne Sänvandorf-Eger; den»: auf die Dauer wirk ker ungeheure Umweg von Regmsburg-Müuchen über Pilsen oder über Rürnberg oder selbst über Baircutk nach Sachsen, Leipzig, Magdeburg sich uicht halten können. Uns scheint daher auch die Befürchtung von einem Baue von Hof nach Eger ziemlich unbegrünpe^ Westböhmen, die Dberpfalz stnd in ihrem Absätze und in ihrer: Gl'lterhez,ügm nach den: Norden, nach dem censumirenden Sachsen, nach der Nordsee, nicht nach den: naturproductenreichen Franken und Baiern und Sükdeutschlank ge wiesen — was haben sie in und über Hof abzusetzen oder zu lwleu, wenn sie auf der kürzester: Linie Plauen-Leipzig verkaufen und beziehen können"? Etwaige Befürchtungen bairischer Seits, daß durch die Linie Plauen-Eger unk die unserer Ansicht nach von derselbe:: unbedingt geforderten Fertsetzungslinien Eger-Pilsen und Eger-Schwandorf die bairische Süd-Nordbahu oder auch die bair. Sstbahn leiden würden, müssen schon deshalb unbegründet erscheinen, weil Rürnberg für die Dst- und Süd-Nordbahn, Bamberg, Würzbnrg, Frankfurt für die Süd- Nordbahn Baicrns unerschöpfliche Berkehrsguellen sind und bleibe»: werden. Ist unsere vorstehende Beweisführung, wie wir uns schmeicheln, richtig, so ist Sachsen zum schnellen Bau der Lime Plaueu-Eger geradezu gezwungen, wenn es nicht seine theuersten Interessen gefährden will. Wen»: irgendwo, so gilt cs ganz besonders beim Eisenbahnbau, das Präveniren zu spielen, den»: der Später- kommende ist von: Vorderman»: zur Nachfolge und zur Richtung gezwungen. Unsere Binnenbahnen entlaufe»: uns nicht, wie wünschenswerlh sie auch sein mögen. Oertliches, provinzielles Bedürfniß muß zurückstehen, wenn es das Wohl des ganzen Vaterlandes fordert. Und so gebe denn oer Himmel, daß unsere erleuchtete Regierung sammt den Kammern die Linie Plauen-Eger mit