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«8 dieser Flugschrift schwer versündigt an den — Polen. Wir Halen bisher ge glaubt, das Biscben Bildung, was unter die schmutzigen, rohen und unwissenden ehemaligen leibeigenen der polnischen Edelleute in der Provinz Posen gekommen sei, hätten diese der Preuß. Negierung seit 1815 zu verdanken, wenn gleich zu gegeben werken kann, daß, falls der Ausspruch des«großen Chemikers Liebig, der den Seifcverbrauch als Bildungsmaßstab eines Bölkes angelegt wissen will, die Bildungsstufe der Posener polnischen Bauern immer noch keine zu hohe sein mag; wir haben nicht anders gewußt, als daß die preuß. Negierung eben auS den Posener leibeigenen freie Bauern gemacht hat; wir meinten, den polnischen Edellcuteu und Bauern sei erst durch Preußen, durch Deutsche, eine Ahnung von rationellem landwirthschaftlicheu Betriebe, von Menschenwürde, von geistigen Bedürfnissen und Genüssen anderer Art, als Branntwein und Champagner sind und gewähren, bcigcbracht worden; wir lebten der Ansicht, von allen ehemals polnischen Ländern befinde sich Posen am allerbesten; wir deutschen Thoren meinten, die katholische Religion der Polen in Posen sei ebenso gleichberechtigt, wie jede andere innerhalb des Preuß. Staates rc. — Wir wareu nach dem franz. Flugschristenvcrfasser im schmählichen Irrthume. Er belehrt uns, daß Preußen die Berpflichtnngen von 1815 nicht erfüllt habe, und so sei auch Frankreich davon entbunden, und so könne diese Frage zu cbeu solcher Gefahr auwachseu, wie ihrer Zeit die italienische. Tie polnische Nationalität sei von den Preuß, verhungerten Beamten wie von einer Rotte reißender Wölfe will kürlich gemißhandelt worden; preuß. Gerichtsbehörden und Advokaten, sogar die Kutscbcr verständen kein Wort Polnisch; in den Schulen werde blos Teutsch gelehrt „und dadurch werde ein ganzes, gebildetes Land in Finsternis;, Unwissen heit und Rohheit zurückgestoßen!" (O frühere polnische Bildung und polnische Schulen!) Die preuß. Negierung schenke den Deutschen Geld, um die Güter verschuldeter Polen in den Besitz von Deutschen zu bringen. (Das ist der Gipfelpunkt des Blödsinns!) Preußen würde Posen noch eben so zu Gruuke richten, wie es Schlesien ruinirt habe :c. Schlüßlich verlangt der Flugschristen schreibler, Preußen solle seine Verpflichtungen erfüllen, sonst würde eS ihm eben so gehen, wie Sesterreich durch Mageuta und Solferino, Europa dürfe die Un terdrückung der Polen in Posen nicht länger mehr dulden, es müsse sich ein- mischeu, einschreitcn. — Tas heißt doch nichts anderes, als die Gelegenheit zum Krakehl vom Zaune brechen! DaS ist doch eine Kriegsdrohung in bester Form! Und mit dieser schamlosen Flugschrift sind die Franzosen aller Par- thcieu vollkommen einverstanden, sie hat ihren ganzen Beifall. Es liegt also auf der Hand, daß eine „polnische Frage" auf s Tapet gebracht und bei gele gener Zeit als Borwand gebraucht werden soll, Preußen Verlegenheiten zu schaffen, wohl gar mit demselben auzubinden. Die halbe Million Polen, welche in der preuß. Provinz Posen leben, sollen ihre Nationalität, ihr Bolksthum, Wohl gar ihre staatliche Selbstständigkeit erhalten! Sie würden dadurch iu die peinlichste Lage kommen und wenn Preußen sie heute von seinem Staatsver- bande losgäbe, morgen von den Russen — - eiuverleibt werden. Dann wären sie wohl bester daran! Nun, wenn das Ding mit dem Nationalitäten-Unfuge so fort getrieben wird, müssen wir unsere Wenden in der Oberlausitz auch einen eigenen Staat bilden lassen, und der Münchener Punsch spricht nur die richtigen Folgerungen dieses Unsinus auS, wenn er für die 6 Mistelgauer Gcmciuden bei Baireuth die Rückgabe ihrer slavischen Nationalität beansprucht. Zeitungen. Tachsen. Dresden, 4. Februar. Se. Majest. der König haben an Stelle des jüugst verstorbenen Herrn Grafen v. Einsiedel-Wolkenburg den Ritter gutsbesitzer und Friedensrichter Herrn Georg v. Miltitz auf Siebeneichen, Herzog!, braunschweigschen Kammerherrn, zum Mitglieds der ersten Kammer zu erumnen geruht. Dresden, 4. Febr. Ter soeben im Truck erschienene Gesetzentwurf, eine« Zusatz zum Heimathgesetze vom 26. November 1834 betreffend, bestimmt, daß außer durch Ansässigkeit mit einem Wohngebäude und durch Gewinnung des Bürgerrechts die Heimathangehörigkeit am Wohnorte, gleichviel ob Stadt oder Land, auch begründet wird durch die Anmeldung zu einem nach dem Ge- wcrbcgesctzc der Anmeldungspflicht unterliegenden, sowie durch Erlangung der Coucefsion zu einem nach demselben Gesetze von Concession der Verwaltungs behörde abhängigen Gewerbebetriebe, jedoch nicht sofort, sondern erst nach fünf jährigem Aufenthalt und Gewerbebetrieb. Zwickau, 3l. Ian. In dem Haushaltplan für unsre Stadt auf das Jahr 1861 sind die Einnahmen mit 111,518 Thlr. 28 Ngr. 6 Pf und die Ausgaben mit 108,742 Thlr. 17 Ngr. 4 Pf. berechnet. Im Jahre 1834 betrugen dem Vernehmen nach die Einnahmen nur 37,476 Thlr. und die Aus gaben 26,696 Thlr. (Hroßh. Hessen. Der Ausschuß des Luther - Denkmal - Vereins in Worms hat soeben seinen vielen Jahresbericht veröffentlicht. Wir erfahren aus demselben, daß bereits zwei Statuen dieses großartigen mcnumentalen Werkes, welches 12 Figuren umfaßt — Luther und Wiklef — von der Hand Rietschels vollendet sind und demnächst an die Gräflich Einsiedel'sche Kunstgießerei zu Lauchhammer in der Preuß. Provinz Sachsen zum Guße ab- geliesert we»keu. Tie drei ankeren Borresvrmatoren, welche an den Ecken des Postamentes sitzen, sollen noch in diesen, Jahre vollendet werden. Zur Be streitung der Kosten sind 200,000 ft. ersorkerlich, 151,000 fl. sind bis jetzt vorhanden; cö fehlen demnach immer noch 49,000 fl. oder 28,000 Thlr. Der Ausschuß hofft, daß dieses Deficit größtcntheilS durch Beiträge aus England gedeckt werde, wo sich zur Förderung dieser Angelegenheit unter dem Prolcctv- rate der Königin und des Prinz-Gemahl ein Cvmitce gebildet hat, au dessen Spitze der Erzbischof von Canterbury und mehrere andere höchst einstußreiche Persönlichkeiten stehen. Einen Theil der noch fehlenden Mittel hofft der Ber- cins-AuSschuß durch den Verkauf von Abbildungen des Denkmals anfzubringcn, von welchen noch 40,000 Exemplare bei F. A. Brockhaus iu Leipzig vorräthig sind. Der Ausschuß bittet alle Freuude dieses so bekeutungSvolleu und zeitge mäßen protestantischen Unternehmens, insbesondere die deutschen Buch- und Kunsthandlungen, sowie auch die Geistliche» uud Lehrer, sich für keu Absatz dieses Kuustblattes, welches nur 54 kr. oder 15 Ngr. kostet, lebhaft zu in- teressireu. Wie leicht verkäuflich das Blatt ist, geht schou daraus hervor, daß iu Baden und Hessen allein bis jetzt circa 10,000 Exemplare abgesetzt worden sind, und daß eine einzige Buchhandlung in Lahr in 4 Monaten über 2000 Exemplare verkauft hat. Baiern. Schweiufurt, 1. Febr. Es ist nun constatirt, daß die gemeldete schauerliche Katastrophe bei Seuuefcld 21 Opfer gefordert hat, und zwar 6 Väter, 3 Mütter, 7 Burschen und 5. Mädchen. Der Verlust ersterer trifft insbesondere Familien mit zahlreichen Kindern. Von den Verunglückten waren 19 aus Sennefeld und 2 von auswärts, daselbst in Diensten. Tags vorher sollen 28 Personen mit demselben Nachen (der wohl Naum für so viel Persouen und Tragfähigkeit besitzt) übcrgefahren worden sein. Italien. Turin, 2. Febr. Man meldet aus Neapel, der Prinz von Carignau sei gestern, Freitag, nach Mola-di-Gaeta gegangen, angeblich zu Unterhandlungen wegen der Uebergabe GaetaS. AuS den Abruzzen werden fortwährend Siege der Piemontesen berichtet. Eins der Häupter der Insurgenten, Chiasene, habe capitulirt. Von beiden Seiten sind schreckliche Repressalien auSgeübt worden. Bei Frosinone hätten die Piemontesen einen Sieg erfochten. Sie verlangten die von den päpstlichen Zu- »ven gefangen Genommenen heraus und hätten den Bischof von Sabina als Geisel mitgenommen. Am 29. soll in Neapel ein Tumult auSgebrochen sein. Tie Pressen der royalistischen Blätter „Eqnatore" und „Aurora" wareu wie früher die des „Croce rossa" zerstört worden. Liborio Romano war von mehrern Wahlkörpern ge wählt worden. Rom, 1. Febr. Das Feuer vor Gaeta schweigt von beiden Seiten. In Neapel herrscht der Typhus. Lovera ist nach Civitella abmarschirt, um die Garnison abzulösen; neuer Aufstaud in Isernia. Nom, 2. Febr. AuS Gaeta wird vom 1. d. MtS. gemeldet, daß das Schießen der Belagerer von der Landseite ziemlich heftig sei, von den Belagerten aber wenig erwidert werde. Die Geschosse werden hauptsächlich gegen die Stadt gerichtet. Es sind in der vergangenen Nacht 3 Priester getödtet und ein Kloster ist fast ganz zerstört worden. Die neuesten Meldungen aus Rom vom 31. Jau. lauten: „Eine Depesche aus Gaeta vom 29. Januar Abends 6 Uhr enthält Folgendes: Das Feuer der Belagerer ist seit gestern etwas lebhafter. Der Platz hat mäßig gefeuert, hauptsächlich um die Convois der nach der 15. Batterie gerichteten piemonte- sischen Munitionen abzuschneiden. Das Geschwader bleibt seit der Lection vom 29. ruhig vor Gaeta, wo es sich mit Kreuzen begnügt." — Abends: Folgendes sind die letzten Nachrichten, die uns aus Gaeta zugehen. Dieselben sind vom heutigen Tage selbst, 31. Januar, 5 Uhr Nachmittags: In letzter Nacht haben die Belagerer mehr als gewöhnlich geschossen ; die Belagerten haben ebenso viel darin gethan. Die Fronte des Platzes aus der Laudseite hat nicht gelitten. Mehrere Stunden lang schleuderte ein Kanonenboot Unmassen unschädlicher Kugeln in die Gegend des Dreifaltigkeitsklosters. Als die Batterie „Transil- vania" das Feuer erwiderte, zog sich das Kanonenboot zurück. Am 29. wurde eine schwaugere Frau von einer Bombe getödtet; am folgenden Tage wurde wieder eine Frau getroffen. Wir gehen wahrscheinlich schrecklichen Tagen ent gegen." So diese Depeschen. Eine in Turin eingetroffene Depesche aus Mola- di-Gaeta bringt die trockene Mittheilung, in Gaeta sehe man noch wenige Dächer, die nicht zertrümmert seien. Die italienische Flotte wurde um ein Linienschiff und eine Fregatte verstärkt. — Ucber den Kampf in den Abruzzen erfahren wir aus der „Opinione", daß General Sonnaz am 28. Januar den in der Position Banca verschanzten Feind angriff und ihn zwang, sich zu ergeben. Wie stark dieser Feind war, und aus welchen Elementen er bestand, wird nicht gesagt; wie denn überhaupt die Berichte der Piemontesen neuerdings sehr karg und unbestimmt sind. Nach Turiner Nachrichten hätte General Sonnaz am 28. den Feind zu Banco abgeschnitten und ihn gezwungen, sich zu ergeben.