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VoitzÜimWtr Anzeiger. Amtsblatt für das Könny^ BczirlS^encht u> Plauc», sowie für die Königlichen Gkiichlsämter und Stadträtbe ;u Plauen, Pansa, Elsterderg, Schöneck und Mühltroff. JmenuiM'frmziM Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dreies Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar DicnstaqS, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher pi-Lnumeoallöo zu entrichten ist, auch bei Beziehung Lurch Lie Post, I Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Bormittags 11 Ubr eingehcn, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen Königl. Äerichtöämter und Stadcräthe, für welche der Boigtländische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn C. A. Diezel, in Schölleck bei Herrn Eduard Mever, iu Mühltroff bei Herrn Chausseegelder-Einnchmer Holzmüller. Donnerstag. Januar 1^61 Wenn ein Mensch lange lahm ans Bette gefesselt darnieder gelegen hat . und endlich wieder aus die Beine kommt, so macht er im freudigen Gefühle seines Glückes Luftfprünge, durch die er sich und andern leicht Schaden zufügt. Gerade so scheinen es die Ungarn zu treiben. Rach der blutigen Revolution von 1848 und 40 niedergeworsen, wurden sie straff auf die Canthare geritten und durften nicht mucken. Kaum aber hat ihnen der österr. Kaiser durch sein October-Diplom die Zügel wieder nachgelassen, d. h. kaum haben sie durch dasselbe wieder Freiheit, und zwar mehr als alle übrigen Oesterreicher, erlangt, so sticht sie der Haser gewaltig, und ihr alter Dünkel aus ihre Vorzüge vor j allen übrigen Völkern der Erde reißt sie wieder hin zur Unbilligkeit und Unge- i rcchtigkeit gegen die Deutschen, Slaven rc., die doch eben so viel Recht in Un- ! garn haben, als die Ungarn oder Magyaren, und überdies; noch die größere Anzahl ausmachen. — Gegen den Kaiser und seine Regierung benehmen sie sich staatsbürgerlichen Kindern gleich. Sie verweigern die Stenern und Abgaben; als ob in unserer Zeit ein Staat ohne Abgaben nur acht Tage bestehen könnte! Sie verjagen die kaiserlichen Gerichtsbeamten; als ob ohne Rechtspflege und Gerichte ein Staatslebcn möglich sei! Sie wählen die Häuptlinge aus der Um sturzzeit, die Kossuth, Klapka :c. als Abgeordnete in ihre Kreistage, offenbar zum Hohn; als ob eine bestehende Negierung dies; gestatten könnte, ohne sich selbst aufzugeben! Da hat denn endlich der österreichische Adler es für uöthig > befunden, den sporenklirtcnden Magyaren seinen Schnabel und seine Fänge zu ! zeigen, d. h. der Kaiser hat die Wirthschast in Ungarn satt bekommet!, ein Ma- ! nifest erlassen und die rauhe Seite herausgekehrt. Alle Wahlen von Flücht- : lingen sind für null und nichtig erklärt; gegen die Steuerverweigrrer soll auf - das Strengste cingeschritten werden, die bisherigen Gesetze bleiben bis zum Zu- j sammentritt des ungarischen Landtags, der am 2. April d. I. stattfinden soll, in Krast. Die Ungarn hatten es bereits so weit gebracht, daß man ihnen aus wärts keinen Credit mehr gab; natürlich, wer will in einem Lande etwas zu fordern haben, wo man kein Recht finden kann ? Um den kaiserlichen Befehlen Nachdruck zu geben, sind die nöthigen Säbel und Bayonette als Beruhigungs- Arznei nach Ungarn verordnet, die eingegeben wird zum Fühlen, wenn der kaiscrl. Erlaß taube Ohren finden sollte. Die Krise, der entscheidende Wendepunkt ist also da, und es muß sich bald zeigen, ob die Magyaren aus dem bisherigen Wege, der offenbar als Ziel eine Trennung Ungarns mit seinen Rebenländern von dem übrigen Oesterreich er strebte, sortzugehcn gesonnen sind, selbst aus die Gefahr eines nenen Kampfes mit den: übrigen Oesterreich hin, oder ob sie Mäßigung wallen lassen und sich begnügen, als ein Haupttheil des großen Ostreiches unter freisinnigen Einrich tungen ihres eigenen Staates wie des Gesammtstaates ihr eigenes Wohl wie das Wohl des Ganzen zu fördern. Der Sprache nach, die sich einzelne Eo- mitate oder ungarische Kreise herausnehmen, scheint auf Mäßigung nicht stark gerechnet werden zn dürfen. So hat das Comitat von Gran, den ersten katho lischen Geistlichen (Fürsten Primas) an der Spitze auf das Manifest geant wortet, Ungarn sei mißtrauisch, aber nur, weil es immer für seine Verfassung habe kämpfen müssen; Steuern habe nur der ungarische Landtag zu bewilligen, in der jetzigen Verlegenheit möge sich der Kaiser an die Loyalität (Treue) der Ungarn wenden und seinen Wohnsitz in Ungarn nehmen. Das ist starker Ta bak und schlechter Dank dafür, daß zur Zeit die Ungarn mehr Rechte und Frei heiten erhalten haben, als die andern Kronländer, für die, dec Minister Schmer ling gegenwärtig die Verfassungen ausarbeitet. Es heißt, er wolle diese Ver fassungen nicht stück- und brockenweise herauslassen, sondern alle sammt und sonders auf einmal, und lieber noch einige Wochen vergehen lassen, als über eilte und vereinzelte Werke schaffen. Nun, es wäre dieß ein guter Gruno für die Verzögerung und ist nur zu wünschen, daß dieser Grund Grund habe. Auch soll er den Reichsrath zu einem wirklichen Reichstage oder Landtage für das ganze Reich umwandeln wollen, um dem Werke der Einzellandtage die Krone aufzusetzen. Freilich wird es sich dann immer wieder darum handeln, ob die Magyaren starrköpfig auf ihren Mucken beharren oder den gesammten Reichs tag beschicken und dessen Beschlüssen sich fügen. Hoffentlich werden sie ihre Nationalitäts- und Selbstständigkeitsgelüste nicht aufs Aeußerste treiben. Die übrigen Oesterreicher sind ohnedies; nicht mehr gut auf die Magyaren zu sprechen, seitdem diese trotz aller erhaltenen Rechte und Freiheiten ungebehrdiger als je sich benehmen, während die andern Oesterreicher mit Vertrauen der Erfüllung ihrer Wünsche noch entgegensetzen. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 27. Januar. Nachdem schon heute früh die Nachricht eingegangen war, daß bei Schandau, und später auch bei Pirna, der Eisgang begonnen habe, wurde nach 3 Uhr gemeldet, daß Gleiches auch schon bei Pillnitz stattfinde. Zugleich stieg hier die Elbe um circa 1'/? Elle, fiel aber auch wieder eben so schnell, als nach 4 Uhr das Eis der Elbe zwischen den beiden Brücken und weiter abwärts krachend brach und nun ein imposanter Eisgang sich entwickelte, der von der Marienbrücke aus, au deren Pfeilern die starken Eisschollen sich hoch empor bäumten, einen prächtigen Anblick gewährte. Noch aber stand mit winterlicher Hartnäckigkeit die Eisdecke oberhalb der alten Elbbrücke fest, während von Pillnitz aus nm 4'/z Uhr gemeldet wurde, daß dort bei 31/2 Ellen Wafferhöhe der Eisgang forttaucre. Da donnerten Abends '/.9 Uhr die Kanonen, nachdem schon vorher von Loschwitz aus Raketen ausgesticgcn waren, und wie bei einem Brande, so strömte von allen Seiten Alt und Jung nach den Elbufern. Im Nu waren die Brücke, die Ouais und die Terrasse mit Tausenden von Menschen besetzt, um den, nunmehr iu vollem Gange be findlichen Eisgang anzuschauen. Donnernd wälzte die stets steigende Fluth ihre matt vom Monde beleuchteten Eistrümmer daher, während zugleich über die Brücke zahlreiche Wagen aus dem — eben geschlossenen — Hoftheater rollten. Denkt man sich nun noch die zahlreichen Menschengruppen, hell von den 2 flammenden Gaspyramiden beleuchtet, die auf dem Schloßplatz zu Ehren des heutigen Geburtstags der Königin - Wittwe brannten: so kann mau sich selbst ein Bild des regen Lebens machen, das noch in so später Stunde in unserer Residenz sich entwickelte. Heute, Montag, früh war die Elbe schon wieder bis auf 0 gefallen und völlig eisfrei. Planen. Hauptverhandlung den 11. Febr. 1861 Vorm. 0 Uhr wider Gottlieb Friedrich Heinel aus Dorfstadt, wegen ausgezeichneten Diebstahls. .Oesterreich. Wien 26. Januar. Die Zeichnungen auf das neue Staats-Anlehen haben bis jetzt den Betrag vou 12 Millionen Gulde»: erreicht. Das Gutachten der Olmützer Handelskammer an das Finanzministerium über die Wiederherstellung der Valuta spricht sich sehr dringend für Verleihung einer Constitution für die Gesammtvölker Oesterreichs, mit voller Macht der