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WgllänWtr Anzeiger. Amtsblatt für das Königliche BezirlSgericht zu Planen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträtbe zu Planen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZmeimMebeiMster Jahrgang. Berant wörtliche Redaction, Druck uud Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt cr'cheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher priiaum'-i-Lllä'» zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Dblr. 10 Ngr. — Annoncen, die dis Bormittags 11 Uhr entgehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nnmmer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeiie berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für di: auswärtigen König!. Gerichtsämter uud stadträtbe, für welche der Boigtländischc Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Mcvcr, in Mühltroff bei Herrn Chausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Dienstag. LS. 29. Januar 1^61. Der Winter ist — wenigstens vorläufig — aus der Natur, und der franz. Admiral mit seiner Flotte aus dem Hafen von Gaeta abgezogen. Dafür hat sich der Schneematsch in unsere Gassen, und der sardinische Admiral Persano mit 14 Kriegsschiffen in den Hafen von Gaeta gelegt, und während die Schnee nässe uns nasse Füße macht und den Schnupfen bringt, heizt der Sarde dem Könige von Neapel von der Secseite her mit grobem Geschütze ein, und General Cialdini (sprich Tschaldini) seuert mit Cavalli-Mörsern, (so genannt von ihrem Erfinder) von der Landseite her auf das 10000 Einw. starke, feste Städtchen Gaeta, daß man denken sollte, es könnte kein Stein auf dem andern bleiben. Allein die Zlnsichten darüber, ob Franz II. noch längere oder kürzere Zeit Herr von Gaeta bleiben könne, sind sehr verschieden. Lebensmittel soll er auf 18 Monate haben, auch 8500, nach andern 14000 M. zuverlässige Truppen, da die Lumpe schon längst sich haben bestechen lassen und entlaufen sind. Ob aber, wie die Freunde des Bourbonen behaupten, der Admiral Persano in der gegen wärtigen Jahreszeit, da das Meer hoch gehe, sich vor der Stadt kaum halten, nocb weniger aber gegen die 300 an der Hafenseite ausgestellten Feuerschlünde etwas werke Ausrichten können, oder ob, wie die Gönner der italienischen Ein heit versichern, nunmehr Gaeta bald fallen müsse, das müssen wir unentschieden lassen. Biele Zeitungen wollen wissen, es sei ein neuer Handel zwischen Cavour und Frankreich abgeschlossen worden. Was freilich dießmal an Frankreich ver schachert sei, das giebt-Niemand an; bestimmt aber wird versichert, daß für den Abzug der franz. Flotte und für ein fortgesetztes Bündniß zwischen Frankreich und Italien im Geheimen neue Abtretungen von Cavour versprochen worden seien. In allen Fällen ist der Abzug der Franzosen eine wichtige Thatsache. Die Thronbesteigung des neuen Preußenkönigs und die gelegentlich derselben und der Eröffnung des prenß. Landtags gehaltenen königlichen Reden sind ein zweites Ereigniß. Es geht bei dem Regierungswechsel, wie beim Wechsel der Hausherrn. Wenn ein neuer Landesherr das Zepter in die Hand nimmt, er warten Biele anch neue Maßregeln, Veränderungen, je nach ihren Wünschen. Allein bei einem so fest ausgeprägten Charakter, wie ihn der jetzige Preußen- könig schon als Prinz-Regent gezeigt hat, dürften sich die äußersten Parteien rechts und links stark geschnitten haben, wenn sie ihm zutrauen, er werde ent weder den Staatswagen rückwärts zu schieben sich anstrengen, oder ihn kopfüber vorwärts rollen lassen. Unserer Meinung nach wird er den Weg des besonnenen, verständigen Fortschritts wandeln, Unhaltbares weder zu stützen noch gar wieder herzustellen versuchen, aber auch nicht mit den Hitzköpfen Bewährtes und Gutes umstürzen wollen. Das Preuß. Herrenhaus (1. K ) wird am Ende in der Frage wegen der Besteuerung der Rittergüter ebenso, wie in der Angelegenheit wegen Einführung der verbindlichen bürgerlichen Ehe nachgeben, und die Linke der 2. K. wird gegen einen festen königl. Willen, der alle Besonnenen im Lande hinter sich hat, schwerlich etwas ausrichten. Der Beschluß des Bundestages in den deutsch-dänischen Streithändeln ist die dritte wichtige Erscheinung der jüngst verflossenen Tage. Die Sache wird ernsthaft. Dänemark rüstet sich zu Wasser und zu Lande mit Macht, kommenden Executionstruppen Widerpart zu leisten. Die englischen Zeitungen drohen Deutsch land, man spricht von Vermittelungen, den Zwiespalt gütlich auszugleichen, den Kampf nicht ausbrechen zu lasten. Manche meinen, es sei für Deutschland, da- keine Flotte habe, ein mißlich Ding, mit dem flottenmächtigen Dänemark in den Kampf zu gehen. Die Dänen würden, wie früher, unsere Häfen sperren. Schlimm ists allerdings, daß Deutschland keine Kriegsflotte hat; aber Deutsch land kann Holstein, Schleswig und Jütland besetzen, in letzterem Lande Con- tributionen ausschreiben, ja sogar unter dem Schutze der jetzigen weittragenden Kanonen nach den Inseln Alsen und Fühnen übersetzen. Wie lange dann der Insel-Rest von Dänemark einen solchen Zustand auszuhalten vermag, wollen wir sehen! Daß die deutschen Häfen eine Zeit lang unter Sperre kommen werden, ist wahrscheinlich; soll aber den Holsten und Schleswigern ihr Recht werden, wornach in Deutschland ein Dutzend Jahre geschrien worden ist, so muß diese Sperre ausgestanden werden. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 25. Januar. (Landtag.) Die zweite Kammer hat heute einen von der Regierung vorgelegten Nachtrag zu dem Gesetze vom 1. Juli 1840, die Errichtung einer Pensionskasse sür die Wittwen und Waisen der Lehrer an .evangelischen Schulen betreffend, angenommen. (Es werden durch diesen Zusatz zum Gesetze die Wittwen und Waisen der Real- und Se minar-Oberlehrer in Die 1. Pensionsklasse ausgenommen.) Dresden, 25. Januar. Die Berwaltungsüberschüsse in eer Finanz- Periode 1855—57 haben 3,582,205 Thlr. betragen und die der abgelaufenen Periode (57—60) werden ebenfalls circa 3 Mill, betragen. Die Staatsschul den beliefen sich am Schluß des Jahres 1860 aus 63,837,505 Thlr. 10 Ngr. 9 Pf. Im Jahre 1860 sind in Dresden circa 112 Selbstmorde, beziehendlich Selbstmordversuche und größere Verunglückungen vorgekommen, nämlich: bei 29 Personen durch Ertrinken, 19 durch Erhängen, 6 durch Erschießen, 3 durch Ersticken, 14 durch Herabstürzen von Bauten, 13 durch Fuhrwerke, 12 durch Maschinen und Eisenbahnen, 6 durch Schlaganfälle aus der Straße, 1 durch Aufschneiden der Adern, 2 durch Fahrlässigkeit mit Feuerwerkskörpecu, 4 durch Herabfallen von Baumaterialien und andern Gegenständen, 1 durch Spielen mit Streichhölzchen rc. Von den betroffenen Personen blieben 51 todt, 61 wurden gerettet. Außerdem ist an 5 Personen, von denen 2 todt blieben und 3 ge rettet wurden, Gistmord geübt worden. Zittau, 23. Januar. Kürzlich ist der Markthelfer des hiesigen Hand- lungs- und Wechselhauses Gl. in Zittau mit einer nicht unbedeutenden Summe, man spricht von gegen 1000 Thalern, unter Hinterlassung von Frau und Kindern, in der Richtung nach Oesterreich durchgebrannt. Der in der Geschäftswelt weithin rühmlich bekannte Färbereibesitzer Grü nert in Glauchau hat ein Capital von 3000 Thalern ausgesetzt, dessen Zinsen an würdige Lehrer vertheilt werden sollen. In Bezug auf das nach einer Mittheilung des „W.-B." von Meerane angeblich im Gefängnisse zu Werdau erfrorene Dienstmädchen ist berichtigend zu bemerken, daß das Mädchen erst am Tage nach seiner Festnehmung und zwar an der Lungenschwindsucht gestorben ist. Die Stadt Lengenfeld hat die Genehmigung zu einer Anleihe von 52,000 Thlr. erhalten. PreuHen. Berlin, 23. Jan.: Die Kräfte und Mittel der Stra ßenreinigung reichen jetzt zur Bewältigung der Ungeheuern Schnee- und Eis massen kaum aus, und wie groß die Kosten sind, welche diese Arbeit erfordert und der Stadtkaffe zur Last fallen, mag man danach ermessen, daß ungefähr