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lloilMnMtr Anzeiger. Amtsblatt für das Köm.plchc Bezirksgericht zu Plauen, sowie für die Königlichen Gerichtsämter und Stadträtbe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZmemlMebi'iMMr Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt cAchcu'.t wöchentlich dreimal, und zwar D: enstags, Donncrstags unv Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, welcher pr»llumor.ill<1o zu entrichten ist, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingeben, werden in die Tags darauf erschciueude Nummer ausgenommen, später eingebende Annoncen ünben in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — Für die auswärtigen König!. Gerichtsämter nnt Sradträche, für welche der Boigt!änbische Anzeiger Amtsblatt ist, bestehen die Geschäftsstellen in Pausa bei Herrn Bürgermeister Leh mann, in Elsterberg bei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Pieper, in Mühltroff bei Herrn Lhausseegelder-Einnehmer Holzmüller. Sonnabend. ^»L II. 26. Januar 1861. Zeitungen. wachsen. Dresden, 23. Januar. Nach einer Bekanntmachung des Ministeriums sind der hiesigen Blindenanstalt und den bei derselben bestehenden Unterstützungsfonds im Jahre 1860 1203 Thlr. 19 Ngr. 8 Pf. an Geld geschenken unv Vermächtnissen zu Theil geworden. ! Plauen. Hauptverhandlung den 4. Februar 1861, Vorm. 9 Uhr, wider Johann Gottlieb Klier aus Rodau wegen ausgezeichneten Diebstahls. Nach einer statistischen Mittheilung im Leipziger Kreis- und Verordnungs blatt stellt sich in Bezug auf das civil ärztliche Personal für Sachsen fol gendes Resultat heraus: Civilärzte 1. Klasse 546, Acrzte 2. Klasse 222, Wund ärzte 203. Die Zahl der Apotheken beträgt 177, die der Hebammen 1514, der Thierärzte 223 und der thierärztlichen Empiriker 254. Was das Militär- Medicinal- und veterinärärztliche Personal betrisft, so giebt es 75 Oberärzte, i 52 Unterärzte, 13 Noßärzte und 3 Apotheken. Zwickau, 19. Jan. Der Geschäftsbericht der Erzgebirgischen So- cietätsbäckerei und Brauerei zu Cainsdorf auf die Zeit vom 1. Oct. 1859 bis 30. Sept. 1860 bringt den Actionären die unerfreuliche Nachricht, daß eine Dividende für diesmal nicht vertheilt werden kann. i Oesterreich. Wien, 22. Januar. Nach einem hier eittgctrosfencn i Telegramm aus Mailand meldet die heutige Perseveranza einen Zusammenstoß der Piemontesen mit den Aufständischen bei Ascoli. Die ersteren zogen sich mit ' einem Verluste von 2 Offizieren und 40 Mann zurück, griffen aber nach zwei Tagen die Aufständischen abermals an, bembardirten Mozzano, Santo vito und Rosaro, mußten sich aber wiederum vor der feindlichen Uebermacht zurückziehen. > Es wurde darauf eine stärkere Truppencelonue gegen die Aufständischen entsendet. § Pesth, 22. Januar. Tie heutigen Zeitungen veröffentlichen die Einbe rufung des Landtages auf den 2. April nach Ofen, nach den Bestimmungen des Wahlgesetzes vom Jahre 1848. (Einem Telegramme der „Presse" zufolge beruft sich die kaiserliche Entschließung für die getroffene Entscheidung auf die Beschlüsse der Graner Confercnz. Eroatien und Slavonien werden einstweilen nicht berufen.) ' Italien. Türr ist in Turin am 18. Januar wieder aus Eaprera an- gekommcn, wo er Garibaldi den Diamantstern, den demselben die Uebcrreste der mit ihm nach Cicilien gegangenen Tausend widmeten, und dessen Tochter einen Halsschmuck als Geschenk Victor Emanuels überreicht hatte. Die italienischen Blätter geben die Anrede, die Türr bei der Uebergabe des Sterns an Garibaldi hielt, sowie die Antwort des letzter». Dieselbe schließt mit den Worten: „Ich habe am Grabe der für Italiens Unabhängigkeit gefallenen Ungarn geschworen, daß ich diese Ehrenschuld wieder bezahlen werde, und wenn Gott will, werde ! ich meinen Eid in Kürze erfüllen." ' Der „Armee-Moniteur" berichtet aus Gaeta, 14. Januar: Seit etwa 20 Tagen erhielt der Platz starke Verproviantirungen; außerdem wurde der l größte Theil der Verwundeten und Kranken weggeschafft. Am 12. musterte der I König, von der Königin begleitet, die Truppen. Er sagte den Soldaten, daß I nun der Kampf heißer entbrennen werde als je, daß er Niemanden zwingen I wolle, ihm zu dienen, und daß er jene, welche Familien- oder andere Gründe I haben sollten, die Stadt zu verlaffen, dringend auffordere, dies zu thun. Man I versichert, daß 150 Mann und 3 Officiere von dieser Aufforderung Gebrauch ! machten. Die Zahl der Vertheidiger beläuft sich auf noch 8600, lauter Frei willige. Diese Zahl ist genügend. Die Werke auf der Landseite haben 400 Geschütze in Batterien. Der Angriff zur See ist, dem Armee-Moniteur zu folge, nur von der Rhede, d. h. von der linken Bncht aus möglich unv dürfte vielleicht weniger ernste Ergebnisse liefern, als man allgemein glaubt. Auch die Batterien des Platzes werden über das Feuer des piemontesischen Geschwaders offenbar im Vortheil sein. Turin, 19. Januar. Man ist hier auf den Widerstand Franz II. ge faßt und hat nach Neapel die gemessensten Befehle geschickt, um Gaeta von der Lant- und Seeseite mit allen zu Gebote stehenden Mitteln anzugreifen. Der Admiralität in Genua ist die Ordre zugegangen, alle im dortigen Hafen an kernden Kriegs- und Transportschiffe zum Auslausen bereit zu halten. Ebenso haben mehrere Jnfanterieregimenter und Artillerieabtheilnngcn, welche im Innern Piemonts stehen, die Weisung erhalten, auf die erste Depesche zum Abmärsche nach Genua und zur Einschiffung nach Neapel sich bereit zu halten. Endlich ist vom Kriegsministerium verordnet werden, daß die Organisation der neuen Regimenter bis Ende Februar beendet sein muß. Frankreich. Paris, 19. Januar. Heute ist der verhängnißvolle Tag, an welchem der zwischen dem General Nitucci und den Belagerern von Gaeta abgeschlossene Waffenstillstand abläuft und Herr Barbier de Tina« Franz II. seinem Schicksal prcisgeben wird. Frankreich hat wiederum einmal doppeltes Spiel getrieben; diesmal augenscheinlich, um sich den conservativen Mächten gefällig zu erweisen und von ihnen in irgendwelcher anderen Beziehung Porlheile zn erlangen. Die wahre Gesinnung des hiesigen Cabinets gegen Franz II. läßt sich dagegen aus der Stelle des Moniteurartikels erkennen, in welcher be hauptet wird, daß der längere Widerstand Gaetas nur zu unnützen! Blutver gießen führen werde. Damit werde über die Sache des Königs von Neapel grundsätzlich ein Verdammungsurtheil ausgesprochen. Vielleicht würde auch Frankreich die Comödie vor Gaeta noch länger gespielt haben, wenn nicht Eng land höchst energisch auf die Zurückbernfung des französischen Geschwaders ge drungen hätte. Die Minister Großbritanniens hatten der hiesigen Negierung auf eine unzweideutige Weise zu erkennen gegeben, daß cs ihnen unmöglich sein würde, vor dem Parlament zu erscheinen, so lange Frankreich dein Grundsätze der Nichteinmischung so offen zuwiderhandle, und daß sie deshalb gcnöthigt seien, aus dem ferneren Verbleiben des französischen Geschwaders vor Gaeta einen Kriegsfall zu machen. Da man nun hier betreffenden Orts die Zeit noch nicht gekommen glaubt, die im Stillen gehegten Pläne gegen England zur Ausführung zu bringen, und da man aus eben diesem Grunde das britische Cabinet vor der Hand um jeden Preis bei guter Laune erhalten mochte, so ist dem Admiral Barbier de Tinan der Vesehl ertheilt worden, den Hafen von Gaeta zu verlassen. — Es ist nicht zu leugnen, daß gegenwärtig allenthalben eine friedliche Strömung herrscht; von allen Seiten ist man thätig, die für das kommende Frühjahr bevorstehende Katastrophe, wenn nicht für immer zu beschwören, so doch um einige Zeit hinauszuschieben: werden diese Bemühungen von Erfolg gekrönt sein? In Paris macht augenblicklich ein Prozeß großes Aufsehen, der nächster Tage zur Verhandlung kommen wird, und in welchem eine dem Kaiser sehr nahe stehende Person als Beklagter auftritt. Die Sache verhält sich folgender maßen. Im Jahre 1803, als der erste Napoleon noch Consul von Frankreich war, wurde sein Bruder Hieronymus Bonaparte im Auftrage der Regierung