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Voigtländislher Anzeiger Amtsblatt für das «ünialitbe BlurkSgericht zu Plauen, sowie für die Königliche» Gerichtsämter und Stadträche zu sur oao «onigurye -orz» h.aukn, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. ZmeimMebenMster Jahrgang. Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plaue». und zwar Dienstag«, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-Prei-, welcher prLaameiwm»» zu entrichte» ^ aut? bei ÄerLebuna durch die Post" 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr emgehcn, werden in die Tags darauf erscheinende Rümmer aufgeuommeu, sväter ttnaebende. Annoncen stnden in der nächstfolgenden NumMer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Einzeilige mit 2 Ngr. — manu, in Elsterberg bei Herrn E. A. Diezel, in Schöneck bei Herrn Eduard Meher, m Muhltross bei Herrn Ehaufseegelder-Ernnehmer Holzmüller. Donnerstag. 1. A. Januar 18S1 Während uns die schöneren Jahreszeiten des verflossenen Jahres durch endlosen Regen verwässert wurden, und der Herbst, einige Wochen heiteres Wetter abgerechnet, dazu noch grönländische Nebel und bodenlosen Schmutz in möglichst abgekürzten Tagen fügte, ist der Winter mit dem Kalender-Beginne m feinem eigenthümlichen Naturell und Gewände eingetreten und hat die Altmutter Erde mit Schneemaffen so fleißig überschüttet, daß die Saaten unter ihrem weißm Pelze sich eben so behaglich fühlen, wie wir im warmen Zimmer hinter Doppelfenstern.. Freilich war es da in den ersten Tagen solchen Schneefalls mit Schneewehen ein mißlich Fortkommen, und selbst die Bahnzüge trafen, trotz ihrer Schneepflüge, später und theilweise gar nicht ein; indeß hat Geduld und Ausdauer von Menschen und Thiere« schon hübsche Schneebahnen geebnet, die Schlitten gleiten munter über das gefrorene Element, und alle Welt ist, trotz der Schneemaffe und einer Kälte bis zu 19° R., heiterer in das neue Jahr getreten, als man im alten sich in Nässe, Finsterniß und Schmutz bewegte. Ueberhaupt war da- alt« Jahr nicht blos in Bezug auf die Natur ein vielfach unfreundliches. Die Pulsader» unseres GewerbS- und Handelslebens stockten in vielen Branchen, und vergeblich hofften wir von einem Monate zum andern eine« flotteren Gang derselben. Darunter litt der Verdienst der handarbeitenden Klassen hie und da um so empfindlicher, als die Hauptfrucht unserer Provinz verdorben wurde. In dm Schlußmonaten des Jahres brachten zahlreiche, zum Theil jähe Todesfälle manche FamUie in Trauer, und selbst unser erhabenes Königshaus suchte die weitverbreitete Masernkraukheit in vielen seiner Glieder, zum Glücke gutartig^ heim. Der Verlaus der Welthäudel, ganz abgesehen von seinem höchst nachthei- liaen Einflüsse auf Handel und Gewerbe, bot auch an sich viel Unerquickliches. Äe allseitig als nöthig erkannte Verbesserung der deutschen Bundesverfassung ist seit Jahresfrist um keinen Schritt gefördert worden, ja selbst die uns auf die Nähte brermenhe Frage der BuudeSkriegSverfassuna harrt nach wie vor der erwünschten Lösung. Die Wunden, der deutschen Bundesglieder Hessen und Schleswig-Holstein klaffe« noch, wie seit lauge, und das herrliche Wort des BaierukönigS: „Ich will Friede haben mit meinem Volke!" ist noch nicht überall in Deutschland, mächtig« Rückwärtsbestrebungen gegenüber, eine Wahrheit ge worden. Oesterreich windet und krümmt sich, im Innern gelähmt, von Nuß« bedroht, wie ein schwer verwundeter Riese, um seine Heilung von schwer« Ge brechen. Italien steht von den Alp« bis zum ionisch« Meere im Brande; die weltliche Herrschaft des Papstes ist nach der vorjährig« Weihnachtsschrift: „Der Papst und der Eongreß" zwar so gut wie verlor«, der Cougreß weniger al- je in AuSstcht, Unteritalien annexirt, aber ein einheitliches Italien trotz »Lehem noch lange nicht fertig. W«S her Man» in Paris, der die Unruhe vorsteüt m df? europäischen Uhr,, will oder nicht will, da» hat er iu seiner neuesten Schrift: „Fr-vz Joseph II. und Europa" gesagt oder nicht gesagt. Und doch hatte auch da» vorige Jahr mancherlei Befriedigende- in seine» Gefolge; daß wir nicht ohne vielfache Hoffnung da- n«e betret«. Der UN» gstnsti-en Witter»»- Wgeachtet, gab die Ernte weder dem Erzeuger noch de» Herzehrer.Anlaß W Vag« über den Pr^MBrodküchte. Handel und werbe stockte doch nie ganz und m all« seinen Theilen; die im vorigen Jahre eingeäschert« Städte und Stadttheile hn Voi-tlarwe wuchs«» schöner und zweck mäßiger au- ihren Ruin« hervor. Dw GeWcheftyheit? hat -raße Si^e er rungen, noch Mehrere ^ch ASchHw^Reform« im staatlich« und kirchlich« Leb« hab« hoffnungsreiche Aussichten. In Bad«, Nassau und Darmstadt sind die Coucordate vereitelt, in Oesterreich ist der Fall oder doch eine zeitmä ßige Abänderung dieser unheilvollen Schöpfung nahe. Ist ja doch dieses große Ostreich selbst in. die Reihe der constitutiorM« Staaten getreten! Der Abso lutismus uttd JesuitismuS hat nicht blo- in Italien tödtliche Schläge erlitten. So hat unS auch das Jahr 1860 vorwärts gebracht, weiter, als wir bei Beginn desselben ahnet« und zu hoffen wagten. Ein kurzes Jahr! Was ist eS im Leb« der Völker? Kaum ein Tag. Und so wird auch das neue Jahr unS weitet führen auf der Bahn des Fortschrittes nach den unabänderlich« Gesetzen der sittlichen Weltordnung, deren Gang auf die Dauer keine menschliche Macht zu hemmen vermag. Wohl sind die nächst« Aussicht« düster. Wie einer unheilschwanger« Wetterwolke sehen wir dem ersten Frühlinge eutzegen. Menschlichen Ansichten nach ist ein furchtbarer Krieg — nicht bloS iw Aali« — unausbleiblich., In den Gemächern aufgewühlter Volksstämme uud Völker gährt es rings um das deutsche Vaterland umher, und in diesem selbst kämpfen und ringen die Parteien um Erhaltung des Bestehenden und um Neugestaltung. Selbst jenseits der Atlantis droht der Zerfall der großen amerikanischen Union. Wer mag den Fortgang bestimm«, den AuSgang weissagen? Im Vollgefühl dieser unserer menschlich« Schwachheit überlass« wir ver trauensvoll die Zukunft dem, der noch nichts versehen hat in seinem Regimente. Möge er unser engeres, wie da- große deutsche Vaterland in seinen allmächtigen Schutz nehmen! Mögen aber auch alle deutschen Stämme in der Stunde der Gefahr den Mahnruf unsere- groß« VolkSdichterS: Seid einig, einig, einig! beherzig«! Möge des gütig« Gottes Seg«Shand sich ausstrecken über unser sächsisches Vaterland, über alle seine Bewohner, über unser« königlich« Herr» und sein ganzes königliches HauS! ; ; '.?r ' i-. Sachsen. Unseres Königs Majestät ist von den Masern wieder ge nesen; dagegen sind am 31. Dez. dir Prinzeß Sidonie k. H. und die kleine Prinzeß Antoinette von Toskana an dm Maser» erkrankt. Wie in Dresden gehe« auch in Chemnitz die Masern stark um. — Der Dresdner Gewerbverein errichtet eine Handwerkerschule. (Das Schulgeld soll halbjährlich 6 Thlr. betrag«.) In Siebenlehn fand ein armer Schuh- ' macher auf der Straße eine Brieftasche mit 3000 Thlr. iu Leipziger Banknot«/ gab diese sofort ans GerichtSamt Noss« ab und erhielt vou dem sich melden-^ dm Eigen hümer, einem Bauunternehmer 50 TM und ein reichliches Frühstück. (Obgleich die Ehrlichkeit eine gewöhnliche, allgemeine, selbstverständliche Tugend sein sollte, so giebt'S doch so viel Sünder dagegen, daß wir dem ehrlichen^ Schuhmacher ein Bravissimo! zurufm müssen.) — Die königl. Sttberkammrr in Dresden wird künftig je sechs Personen, jeder zu S Rgr., zur Ansicht osst« stehen. — Der Frachttarif für Kohlen ist auf dm westl^ Staat-etseubahu« öS» 1. Januar 1861 an ermäßigte Ein Wag« von Zwickau bt» Plaue» kostet künftig 3 Thlr. 4 Ngr. Ein- unglücklüper Streit über -i-Aälster» (iw Boigtlande Agelhätschm, wahrscheinlich eine Verstümmelung von Aglaster) wird in d« Blättern geführt. Au- dm zwischen de« 24. Dez. uud 18. I«. r^chossemv Elstern ww «M -nch»VH PultzSe-S» -M,Me, ' ! die iSncht hchm GNiHäP» rtoll« j» hO»sa:4jü DeSdste» seh, id-ch»