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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 07.07.1927
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1927-07-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19270707020
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1927070702
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1927070702
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1927
-
Monat
1927-07
- Tag 1927-07-07
-
Monat
1927-07
-
Jahr
1927
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Hr. Z15 Seite7 voaner»k»g. 7. IM 1S77 Das schwere Eisen-a-nanglttck im Karz. Bericht eines Augenzeugen. Wernigerode. 7. Inli. Bon einem Augenzeugen» b«, die Fahrt mit dem verunglückten Brvckenzng gemacht Kat. wirb sollende Schilderung gegeben. Der Brvckrnzug, der neben einem Packwagen sieben Wogen mit sich führte, fuhr kurz nach t> Uhr von Dreitannen-Hohiie bergab i» Nicht»»« Steinerne Nenne. In der Mitte der beiden Stationen bektndet sich et« »roherer Tunnel Der Aua hatte eben dielen Tunnel paniert, „lei die Lokomotive plötzlich in- Rutsche» aertet un« bei einer kleinen Biegung aus den Gleisen heeauSsprang. Ich selbst stand ans der Plattform de« dritte» Wagens und lab, wie der Wage» zweiter «laste «or mir sich loSriß «nd «i« samt de» Lokomotive und dem Gepäckwaaen die Böschung hinabstürzt». Gleichzeitig legte sich der Wagen, tn dem ich mar. zur Seite, und kippte langsam um. Ich selbst siel von der Plattform, blieb aber wie durch ein Wunder unverletzt Da« Umfallen des Waggons, in dem ich mich befand, hatte glücklicherweise verhindert, bah dte fünf wetteren Wage», die alle vollbesetzt waren, ebenfalls die Böschung bernntergestürzt sind. Im nächsten Augenblick entstand eine unbeschreibliche Panik. Alle Fabranste eilten ans dem Wagen ins Freie und Uesen laut schreiend umher. Bon -er Lokomotive, dem Gepäckwagen und dem Wagen zweiter Klasse iah man nur noch tief unten, mehr als hundert Meter unterhalb der Unlallstclle. die Trümmer anS dem Bache beranSraaen. DaS Unglück ilt vermutlich daraus znrückziiführen. das» sich das infolge des Wolkenbruchs zu einem reihenden Strome gewordene Wancr des ThnmknlenbacheS an dem Bahndamm stark gestaut hat wodurch vermutlich der untere Teil des DammeS unter'vnlt wurde »nd der Bahnkörper beim Passieren des Zuaeo nachgab. * Amtlich gemeldet sind bisher acht Tote. Insgesamt wurden i > Personen in das Krankenhaus Wernigerode ge schasst. Die Gesamtzahl der Berichten beträgt 22 Personen. Der Oberpräsident, ber Regierungspräsident, die amtlichen Personen der Etsenbabn und de» Berliner Ministerien be- gaben sich »««1« pprmtttaa «n »1« U»1«»ftelle. Seiten« der SiadtvertBtttnn« ist sosoB «tn« HilfSSktion etngelettet worden. Sinst,llung GesLsßrlebes -erF)ar-qrier-ahir »»rntaerod«. 7. Juli. Wie die Direktion Ser HarM»er- bahn mtttetlt, wirb der Betrieb von Wernigerode bi» noch Drei Annen-Hohn« auf mehrere Tage, »telleicht sogar auf zehn Taae ^»gefielt werben «ästen. Der Betrieb seht nur von Norobausen -IsDret Annen. Hohne «nd «eiter bib Schtercke. Auch dir Bahn von Schierck« «ach de» vrocken wird heute nicht fahren, da auch von dort Unterspltlunge« der Bahnanlagen gemeldet werden. Dte Ursache der Mataftroph« »st etn furchtbare« Unwetter, da» gestern nachmtttas tm Har», und zwar tn der Hvhnrgegend. gewütet bat. Bon Alfen»«»« ans über Wernigerode, Elbingerode und Schierck« nnd eine« Teil des Brockengebictes. sowie nm die Hohne Hern« haben fünf Stunden lang koiostale Gewitter getobt. In der Hohne- gegend gingen derartige Regenmengen nieder, daß man von einem ganz schweren Wolkenbruch sprechen mutz. In Elbinge rode hat da» Gewitter auch schweren Schaden angrrichiet, aber die Wassermalscn haben lange nicht den Umfang erreicht, den sie in dem Hohnegebiet halten. Der beim Unglück aus der Harzquervahn um« Leben ge- svmmene Negier»,igSbaumeister Mayer war erst fett zwei Tagen im Dienste der Harzquervahn tätig. Die Fahrt, bet der er tödlich verunglückte, war seine erste Dtenstfahrt ans dieser Strecke. — Al« besonderer Glück«umstanb muh be zeichnet werden, dah der Brockenzug in Drei Niinen-Höhne mit Verspätung eintraf und der verunglückte Zug fahrplan- inähtg ohne den Brockenzug abgelasse» wurde. Wären die vier Wagen des BrvckenzngeS angehängt worden, so wäre die Katastrophe durch den erheblicheren Druck „och viel größer geworden. Abrüstung nach dem Washingtoner Prinzip. Amerikas Forderung aus der Drei-Miichle- Konserenz. Die Forderung Amerikas aus der Dreimächtekonserenz. Washington, 7. Juli. Der Borsitzende des Auswärtigen Ausschusses des amerlkauischcu .Kongresses, Porter, hat dem aiuerlkaulscheu Delegierte» iu Gens. Admiral Jones, initgeleilt. -an das ans der Washingtoner Konferenz ange nommene Prinzip ansrecht erhalte» bl üben müsse, da dies von vitaler Bedeutung fii> den Frieden sei nnd die einzig prak tische Form der Abrüstung darstellc. Porter fügte Hinz», dast eS seltsam sei dost man jetzt gegen de» amerikanische» P!au Widerstand leiste, wo doch Amerika »ach der Washing toner Konferenz srei willig seine Schlachtschiffe etnge- schrotset habe, um leine Flotic ans den gleiche» Stand mit der britischen zu hringen. Der englische Botschafter Sir ESme H o n> a r d konferierte gestcru mit LtaatSickrär Kellogg und zwar ivahscheiultch iiber iKen« ZLaihiugtouer Kreise erkläre», dast die tüüMI- Tonnen-Grrnze Amerikas änstersteS .'naesiändnis sei. Im allgemeine» herrscht hier großer Pessimismus bezüglich der Genier Konferenz. Macdonald gegen Englands Geheim- diplomalje. Ei» Antrag im Unterhgiise. London, 7. Inti. Angesichts der Nvtivendigkcit. die Kom- miisiouSberainiige» der F- inanzvvrIage heute 1» beenden, ist die Debatte über die AbrustnngSfrage bis kommende» DvnneiSlaa oericboben ivorden. Namsan ßNaedonald, Klennes nn" „,'dere Führer der Arbeiterpartei haben einen Antrag ei»- aeöracht der ». a lautet. DaS Unterhaus betrachtet mit Be unruhigung die Entwicklung gruppcuwciser Bündnisse, die z» einer wachsenden Spannung zwinbe» den Nationen Europas führen DaS Ilucerlians ist davon überzeugt, dast der Friede nur ani enier permanenten Elasts gesichert werden kann dnrch eine ei'dgüitigc und visene Politik der 'Versöhnung nnd des Re spektes vor den nationalen Rechten DaS Hans fordert die Negtern»,» ans geheime und ornovenweise Abmachungen g»k- zngeben. die nur zur Eifersucht und znm Argwohn führen Für die Erlangung dieser Z el>> müssen die Rüstungen eingeUhränkt nnd die nuecngtlonalei: Kvnsüktc ans schieds gerichtlichem Wege gelost werten Die RSumnngsfrage wird dringend. Svcneer sorbert eine aiistenpviitische NnlerkauSdebatte. London. 7. Juli. I» einem Aussatz tn der ..Westminstcr Gazette" bezeichnet I ?l. Svencer eine baldige linier st n II 0 d c b a t t e über anSwäitige ^lngelegcnbciicn als höchst wllnichenSivert Er lagt n. a.: Wenn PoinearS beabsichtigt. in der Nheinlandssrage sein Bcto einzulcqen oder Bc- dinqnnaen z« stellen, die den Dentichcn nnmögltch oder demütigend erscheinen, dann werde» wir Jahre der Reibung und Erbitterung vor uns haben, die. wenn das Bcrtraqsdatnm für die Räumung endlich da ist. di- Poljtik der Wieder« Versöhnung untergraben haben werde». Hoffentlich wird Ehgmberlain in der Lage sei», zu versichern, dass der britische Einslust stetig geltend gemacht werden wird, um alle schweben de» Fragen znregeln und die Räumung des Nestes des besetzten Gebietes zu beschleunigen. IW. T. B.s Deutsche Zuschauer bei englischen Lust- manövern. Unangebrachte französische Empörung. London, 7. Juli. Der diplomatische Korrespondent des „Dailn Telegraph" bezeichnet heule die Aufregung der Fran- zvsen iiber die Anwesenheit dentschcr Ossizier« bei den kiirz- tichen Lnstmanövern in Hendon als völlig unangebracht. Die Offiziere seien Zuschauer gewesen, in ihrer Eigenschaft als Privatpersonen. Wenn britische Offiziere oder Zivilisten oder 'Vereine sich veranlagt fühlte», dte Deutsche» einzuladeii, so sei daS eine Angelegenheit, die die britische Negierung nichts angchc. .Keinem Lande, das eine Armee besitze, könne man cs verwehre», ei», wen» auch »otweiidlgerivetse platoni sch c S I » t e r c s s e zu nehme» an irgendwelchen militärische» Dingen. tT.-lk.) Flitae von Paris nach Mesopoiamian. Paris. 7. Just. Der erste Flug Aleppo —Bagdad der französischen internationalen Lnstschifsahrtsgcsellschaft hat bereits am IR. Juni stattgefuiidc» Er bauerte t. Stunde» und ging glatt vvnstatte». Vor einige» Tagen hat ein Flug zeug derselben Gesellschaft die Strecke Paris—Aleppo l» M Stunden zurückgelegt, obwohl das llebersliegen des türki schen Gebiets zwischen .Konstnntinovel »nd Aleppo seitens der türkischen Regierung nicht gestattet ist. IOO noo Mark flir einen Flug Kanada —England. London lKanndas. 7. Juli. EI» Bürger der Stadt London im Staate Ontario in Kanada hat einen Preis von iMül» Mark für den ersten ununterbrochenen Flug von London in Kanada nach London in England ansgesetzt. '!l> Flieger haben sich zu diesem Wettbewerb gemeldet. Der Abflug soll vom Ontariosee aus erfolgen. Bald» aus London in Berlin eingeiroffen Berlin. 7. Juli. Der Staatssekretär tm italienische» Lliftsahrtministcrinm, Balbo, der gestern m» 1,50 Uhr auf dem Tempclhvser Flughafen eintraf, hat die Streck« von London nach Berlin in nicht ganz sechs Stunden be wältigt. Der letzte Teil der Fahrt von Hannover bis Berlin wurde in einer Stunde znrückgelegt. Der llmbs» be» P»st»latz»«. Ei««» der schwierigsten, «mfandften u»d einschneidend» sten GtWßenumvau-Prosekte der Stad» Dredde« wirb demnäM in Angriff genommen. Der U»A>» beginnt. «t« bereü« Btkannt. am 2ö. Juli und w»rd «fn««E«n» etn iah« ot» zur Wiedereröffnung beanspruch er». D«» Vrstelt drNiM «gnch«»let Neuerungen. WchenMch ««, And ßt, ganz anders lieaenda« H«Drdah«e» de» »««estMlteta» Plaste«. An «ll«» Gtrastenbahnhaltestestn, ««rden di« Snseln mitt»iba» an dt« Gleis« b«rangel««t. s» hast der »orige Jahr- »erketr nichl «ehr wie jetzt vor den Snseln v,rtz«st»ehen wirb, sondern da-inter. Den Anfang daz» bat «an bereit» am Hotel Weder und a« Gamdrtnn« gelegentlich de« per K Jahren »ollenüeten d-rtigen Umdau» ««macht. Unter diesem Gestcht«pnnkte werden zwei ganz «epe Iatzrtzastnen a»«r über de« Blast «o» der Oftra-Allee nach der Wallltraste «ud n«n der WilSdrnsler nach der Annenftrastc getagt. Dt« Platzkern« werden in sich zusammengedrttckt and ve» beulend kl<4ner, alS Ne lebt sind. Bon den aegenwärtig sehr groben Inststclgen iz. B. am Telegraphcnamt! werben wesent. liche Stücke abgetrennt, da sich herau«gett»llt bat. -ab sie in dieser Breite kaum benötigt nxrden. Aus dies« Weise oewtnnt man sehr an Iahrraurn. Der Lhalerabrnnnen kommt ganz vom Plaste kort. wie bereit» »ekanntg,geben. Sr bildete an sein«, festigen Stelle ei» raumvcrfperrendcs Hindernis, wurde auch wohl gerade mitten im Verkehrsgewtihle des PostplasteS nicht so in seiner einzigen Schönheit aewürdtgt. wie e« ihm zukommt Er kommt aus den freien Platz zwischen Sovbienktrch« und Kleinen Brüderaaffe. Dorthin gehört er schon s«t«m Stile nach. Er befindet lick al»bann tn der htstortsA ihm ent. sprechenden, archttcktontsch und städtebaulich bedeutsamen Nachbarschaft de» Zwingers. Würde man den Brunnen an der Stelle lqssen. wo er jetzt steht, so käme er dicht an eine Balirbahn. ein unschön wirkendes Bild. Ein« derart exzentrisch« Lag« des Brunnen« erschien gänalich auttzeschlossen. weßhalb man ihn ganz vom Platze wegneftmen will. In da« Dreieck, wo er stand, kommt wahrscheinlich ein Verkehrshäuschen, wvbl auch dt« Straftenbahmvarteballe nnd di« an ihrer jetzigen Stelle unschön und verkehrSstörend wirkende Bedürfnisanstalt. Die Strastenbahnglcise erfahren eine ganz andere Sage, sie kommen sämtlich in die Mitte der Fahrbahnen z« liegen. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dasz nach Erledigung der gleichzeitig mit dem Umbau des Postplatzc» beginnende» Er- »euerungsarbetten der Wilsdruffer und Iohannstrahe die Gleise tn diesen Strassen i» die neue Bausluchtmitt« gelegt werde». Das bedeutet für die Wilsdruffer Straße, daß die Gleise gerade an der gegenüberliegenden Bordkante vorbei- führen werden, als wo sie seht liegen. Der Ba« wird besonder« schwierig dnrch dte gleichzeitig mit dem Umbau erfolgende Anlage des neuen Heiz« kanals de« Fernheizwerkes. Der Bau dieses Kanals gestaltet ja auch den Umbau der Wilsdruffer Straße zn einem Tlesbauproblem, das nicht nur technisch, sondern vor allem hinsichtlich der Ausrechterhaltung des lebenswichtige» Verkehrs »nd in bezug auf die Interesten der Anlieger gelöst sei» will. Man hat in dieser Hinsicht alles nur Menschenmögliche getan, und cS wird auch eine behördliche Stelle gegründet, dte die Ausgabe hat, die Wünsche und Belange der Anlieger mit den bantcchnischcn Notwendigkeiten und V«r. kehrSbeschränkungen in Einklang zu bringen. Der gesamte Fährverkehr muh während des UmdaueS ver legt werden. Man wird den Platz und dte Wilsdruffer Straße ganz umgehen. Brübcrgaffe und Schefselstraste werden starke Ber« kehrsstraßcn. Da beide gleichgerichtete Einbahnstraße« sind, muß tn einer von ihnen die Richtung geändert werden. Man batte ursprünglich beabsichtigt, den Berkehr in Au. kunst auf dem Postplatzc z» einem Rund- und Tangentialver- kehr auSzugestaltcn. ES hat sich aber herausgestellt, daß daS wegen der scharfen Straßcubahnkurncn unmöglich ist. Der Tangeütialverkehr wäre eine gute Lösung gewesen, doch ist er eben bei der jetzige» und zukünftigen Benutzung de» Post. Platzes als größter Gtraßcnbahnknotenpunkt der Stabt unanS. sührbar. Biel besprochen wurde im Publikum die MdgltchkeA, baß das Stabtwaldtchlößchen fallen könnte. Ja, es waren sogar schon Gerüchte verbreitet daß da« B«r. schwinden der beliebten Gaststätte beschlossene Sache sei. Da von ist nicht die Rebe. Natürlich ist ber gegenwärtig« Umbau des PostplahcS auch nur eine Lösung für absehbare Zeit. Kein Mensch kann wissen, welche Verkehrsnokwendigkeiten bzm. ans der Praxis hervorgehcnde BerkehrSschwierigkeiten und -Unmöglichkeiten sich I» Zukunft Herausstellen werden. Durgihealer-Gastspiel im Schauspielhaus. »Im Wirtshaus zum Pechvogel." Die Wiener Gäste haben uns die deutsche Uranfsühriing eines englischen Stückes beschert als zweite Gabe ihres Ensemble-Gastspieles im Lcbam'plelhans. Die Komödie „Im Wirtshaus znm Pc ch vogc l" von Ashlen DukeS soll in London mehrere hundert Male gespielt ivorden sein. DaS beweist zunächst nur, das, sic den englische» Biihncn- gelchmack ankerordenilich befriedigt oder auch, daß sie dort ausgezeichnet gespielt wird. Walnsclieinlich beides. Bei der Ncbcrtragnng ins Tenllchc siebt die Sache aber doch wesent lich ander? ans Seit ein paar Jahren werden wir mit eng lischen Stücken überschwemmt und die deutsche» Bühnen, von denen kam» eine selbständig und iincihhängig vom Drnmen- handsl aibcitet. geben dieser Misssssippihochslilt willig »ach. ES ist aber zweilelhast. ob damit deutsche Tbeatekkunst und geistiges Leben geiorderl werden, nicht a»S grundsätzlicher Abneigmia gegen fremde Einfuhr, sondern weil die englische BühnenIIlcralils nm eine große Spönne der Entwicklungs zeit hinter der deutschen zurückgeblieben ist. DaS denllche Drama der letzten Jahrzehnte bat eine ganz entschiedene Vorwärtsbewegung vom Ngtnrnllsmns über das Stildrama zinn aktuellen Drama gemacht und damit Dinge und Probleme verarbeitet, vor denen die englische Bltsinen- Ilterainr noch zursickstbreckt Sie Hai im ganze» noch bas Niocan des bürgerlichen Schauspiels vom Anfang des Jahr hunderts. Im einzelnen durchbrochen von ei» paar Kühn- beltcn. die de» Engländern sehr gewagt nnd fortschrittlich scheinen mögen Kurzum, ohne das hier weiter anSsühren zn können, wir haben ethisch, poetisch, drämatiirgisch kaum einen Gewinn von den englischen Stücken, deren Einsnhr Mode geworden ist Sie sind nur geeignet, unseren Geschmack wieder zn verNachc». Die Komödie von DnkeS ist ein Mnster- belsoiel dieses bedenklichen Rückschrittes ins Ucberwundene. denn sie ist ganz rowanhast, psnchologisch »nwnbrschctnlich und stofflich allmodisch. Ihr drainailicher Gestalt ist gering. In unbestimmter Zeit, so nm IM0 herum, spielt sich in einem Wirtshaus an der Landstraße nach London eine Ltcbesintrlgc ab, wie Ne in einem Roman von Walter Scott mit leichte» historischen »nd lokalen Farben hlnpetuscht sein könnte. Sogar die berühmten durchgehende» P>erde kehlen nicht, die einem Kaoalter das Vergnügen bereiten, eine Dame ans Gefahr retten z» können. Diele Dame ist aber Im vor liegende» Falle eine Sängerin, die ihre» Geliebte», einem Prinzen, ans nicht recht durchsichtige» Gründen durchbrcnnt. Der Kavalier dahingegen Ist ei» Vösewicht. der sich an dem Prinzen für Unglück im Spiele dadurch rächen will, daß er die D.ime und ihren Ruf bloßstellt Daß einsame Wirtshaus und sein Diener Ebarleö sollen ihm dazu dienen. Und zwar soll Eharlcs die Dame nächtlicherweile „In die Knie zwingen", während der Kavalier sich bet der Zose entschädigt. Besagter Eharlcs ist aber ein „Jakobiner" nnd wer weiß was noch für ein heimlicher Ausrührer. Indessen erfahren nür zn unserem nicht geringen Erstaunen, daß er die Dame liebt, die sich ihm nach dieser auch sie überraschenden Offenbarung seinem Schuhe anvcrtraut. Dadurch sicher geworden, blamiert sie nun Ihrerseits den Kavalier und entlarvt Ihn als gemeinen Intriganten. Dann schreitet EharleS siolz mit Ihr zn ben wartenden Reitpferden uns läßt de» „Pechvogel" lm Wirts haus bei der Gesamtrechnnng zurück. Die Tugend im KncchtSgcwaitd siegt über die Bosheit Im Herrcnsrack. Die bürgerliche Lady Milsord findet Ihren Retter in einem Man» ans dem Volke, der ein Muster an Takt. Selbstbeherrschung »nd Reinheit ist. Die Sängerlit nnd Prinzengeliebte ist die verfolgte Unschuld ans hundert Ro manen, die sich aber recht gewandt In das nengebotene Ver hältnis findet. Dem garstigen Kavalier gönnen wir seine Niederlage mit dem Vergnügen eines RomanleserS. der den Tieg der Tugend übeks Laster erleben will. Dieses Bedürfnis nach Romantik ohne tiefere Begründung erfäbrt in dem eng lische» Stücke seine primitive Befriedigung, ohne baß «nS die ganze Geschichte Irgendwie tiefer berühren könnte. Der Staub der Vergangenheit liegt auf diesen veralteten Zeiten, Men schen »nd Gefühlen nn» wir schauen de» Begcvnissen ziemlich gleichgültig, doch etwas verwundert zn. Aber wir schauen mit großem Anteil ans daß Spiel der Gäste. Schon wenn Albert Heine einen alten, er fahrenen. herumschiiiiffelnden Wirt als Nebenfigur Ins Bild stellt, zeigt sich verblüffende Deutltchkelt eines besonderen McnschcntypS, mit sicherer Routine wirksam humoristisch be leuchtet. Daneben stellt sich ebenso sicher Elf« Go deck alS hausbackene Wirtin bin. Aber bas sind nur Umrtßgcstalten. Die volle Plastik gerundeter Menschcnsormung zeigen die Hauptdarsteller. Hermann Romberg weiß für sö einen Kavalier den Ton sorgloser LebenSsichrrhelt ausS genaueste z» treffen. Wenn er ben verschlossenen Diener reizt, seine jakobinischen Gedanken prriSzngeben, Ist es etn frevelhaftes Spiel mit dem Feuer, vom Uebermute eines innerlich un- vornehmen Aristokraten gewagt. Fast erwartet man danach Katastrophen zivtschen Herrn nnd Diener. Leicht und ver wegen Ist auch bas (tzeplttukel mit der Gegnerin, und Nomberg hat dafür etwas von -er österreichischen Manier deß „FrvzzelnS". Glänzen- die Tischszene, wo vor dem ergeben zuschanenden Personal Herr und Dame ein scheinbar all gemeines Gespräch mit allerlei verborgenen Spitzen führen und Else Wohlgemuth die ganze Anmut einer vor nehmen Dame und die Kampfbereitschaft einer klugen Fron entfaltete. Sie ist auch in dieser Molle bestrickend in brr Er scheinung, im Nachigewanb wie im Reitklcib ganz Dame, im Spiel ber Gefühle nicht tiesdringend, aber wechselrelch, der flachen nnd »nglaiibhaften Psvchvlvgir des Stückes ent sprechend. Vielleicht dir stärkste Leistung bietet aber Paul Hartmann, weil er dem Diener eine wundervolle Frsti»tett des Weiens nnd große männliche Beherrschtheit gibt, die alle Vorgänge bedrohender, tiefer erscheinen läßt als der dramati sche Roman will. Bei Hartmann wie bei den anderen Künst lern ist es die hohe Kultur nnd die ernsthafte Erfassung -er Aufgabe, die aus unsicheren Borzcichnungen lebenSstarkr Persönlichkeit bilden. Gerade dieses Durchgearbettetsein bis auf» letzte ist eigentlicher Bnrgtheatergeist, ist jene Kraft, die den Zuschauer beständig an sich reißt, auch wo her Dichter tbn fallen läßt. Schade, daß die jugendliche Darstellerin der Zofe. Anna Galten, noch zn wenig eigne Farbe «l geben hatte und zu unbedeutend blieb, um da» Bild ganz zu schließen. Bon den großen Künstlern ging sedensaNS volle Spannkraft ans. die das volle Haus im Schauen fesselte und sich danach in dankbarer Huldigung für die Darsteller entspannte. Dr. Felix Ztmmermann. Kunst ua- Wissensckast. s* Mitteilung der Sächsischen StaatStheater. Gesamt- gast spiel vo» Mitgliedern des Wiener Burg thea terS. Heute, Donnerstag, vis mit Sonnabend, den ü Inli i^ks, finden Wiederholungen ber neuen breiartigen Komödie »Im WtrtvhanS zum Pechvogel" von Nshlcy DnkeS, deutsch von Felix Salten, statt. Dte Haupt rollen spielen die Damen Eli« Wolgemuth, Elsa Gobeck, Anna Salten »nd dte Herren Paul Hartmann, Albert Heine, Her- mann Romberg. Donnerstag außer Anrecht, Freitag and Sonnabend AnrechtSreihe ä. Der Umtausch der Schau sptel-AnrechtSkartrn für dte Spielzeit 1927/28 erfolg« am 8. Juli während der Vor- mtttagSkassenstunden slO btS 2 Ubrt an der SchauspielhauS- kasse. Dte Ausgabe ber sretwerdenben Anrecht«, karten erfolgt am Sonnabend, dem S. Jult, von Ist dt« 2 Uhr an derselben Kaste. z* Sie «»midie. In allen weiteren Anssadrungen de« Lust- splelS „Der gelällige Thlerry" wird die Rolle der Laurenee Inge Helgard spiele«. s* Sommerksnzert. Ausgesucht prächtige- Wetter war nnserem Lehrergesangverein »«schieben» b«r im
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