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TLSahrvans. 5K. 417 VtenKay. 4 Srvtrmvrr isr» Dr»-Umschrift! NschrtchU» Dreliin, grrnwrcchrr-Tommelnummer: »eil Nu» >a» RachtgeiprLche: Nr. »voll SchnMeitung u. Haup>ne!chilt«fle»e: Dresden - A. 1, viartenftroßr SS/«» >e»ug»ae»a-r dom 1. bl» Id. September l»»S bet tbgltch zweimaliger Zustellung frei Hau» 1.10 MI. Postbezug«»«!» Ist» Monat September S.to MI. ohne PostzusteUungsgebühr. Einzelnummer I» Psg. Außerhalb Dresden« lb Pig. Anzetgenpretie: Die Anzeigen werden nach Boldmart berechnet: die einlpalltge so mm breite Zelle »b PIg., iür auswärt« «0 Pig. gamillenan,eigen und Stellen gesuche ohne Rabatt lb Plg-, außerhalb r> Pig., dte so mm breite Reliamezeile roo Pig., außer halb »so Pig. Olierlcngkbühr so Pig. AuimLrtige Austrägc gegen lLorausbezahlung Druck u. «erlag: Liepich » Melchardt, Dresden. Poslicheck-stlo. log» Dretden Nachdruck nur mltdeutl. Quellenangabe lDreSdn. Nachr.l zulLiiig. Unverlangte Schriilftücke werden nicht ausbewahrt Furcht vor Kritik Keine Genfer Generaltehatte über -ie Abcüstungssabotage Rur Kommissionsberatung Genf, 8. Sept. Der Präsident der Vorbereitenden Ab rüstungskommission, der holländische Gesandte in Paris, London, hat an den Präsidenten der Vollversammlung. Zahle, ein Schreiben gerichtet, in dem er den Antrag stellt, die Ab - rüstnngs. und SichcrheitSsragen nicht in den Generaldebatten der Vollversammlung zu erörtern, sonder« sogleich der dritten Kommission zu überweisen und sodann lediglich den Kommisstonsbericht über die Abrüstungs- fragcn in der Vollversammlung zur Debatte zu stellen. Die Vollversammlung hat dem Antrag LoubonS Zustimmung erteilt. In den Delegiertenkreisen ist jedoch starke Mißstimmung wegen diesem Vorgehen zu bemerken, da man hierin offensichtlich den Versuch sicht, die Behandlung der Abrüstungsfrage der allgemein erwarteten scharfen Kritik in der Vollversammlung zu entziehen und die Abrüstung««- und SichcrheitSsragen aus dem Wege der Som- missionSbcratnngcn einer allgemeinen Anssprache zu unter ziehen. In jedem Fall wird das AbrüstnngSproblem in der dritten Kommission, in der sämtliche Delegierte vertreten sind, in breiter Weise anfgerollt werden. Man sicht allgemein mit großer Spannung den kommenden Abrüstungsdcbattcn ent gegen, da nach der gegenwärtigen Lage der Dinge es sich hierbei «m die verwickelt st e Frage der gegenwärtigen Genfer Völkerbundsversammlungcn handelt. Am die osMlle AuSIvrache Mller-Briand Gens, 3. Sept. ES besteht der Eindruck, daß man sich über dte erste offizielle Aussprache zwischen Reichskanzler Müller und Briand grundsätzlich bereits geeinigt hat. Der Zeitpunkt steht jedoch noch nicht fest. Man will anscheinend die ersten Tage der Genfer Vollversammlung zu einer engeren Fühlungnahme mit den Vertretern der Großmächte verwenden. Erst dann werde die erste offizielle Aussprache zwischen Müller und Briand stattfinden. Im Anschluß daran s-ll Genf, 8. Sept. Die Vollversammlung des Völkerbundes trat Montagnachmittag in dte Erledigung der geschäftlichen ordnungsmäßigen Fragen, Annahme der Tagesordnung, Ncbcrweisung der einzelnen Punkte an die Kommissionen, Bildung der einzelnen Kommissionen, Wahl deren Präst» dentcn, ein. Es wurde beschlossen, die Frage des Baues des Bülkerbundspalais sowie Anträge der eng. lischcn und französischen Regierung, das Verfahren der Wiederwählbarkeit ans der gegenwärtigen Voll. Versammlung wieder in Anwendung zu bringen, sowie die Wahl des neuen Richters für den Haager Schteds- gcrichtShof an Stelle des verstorbenen Amerikaners Bassett Moore nicht in den Kommissionen zu verhandeln, sondern dem Büro der Vollversammlung zur Prüfung zn überweisen. Ferner wurde beschlossen, den englische» An. trag auf Entsendung einer Kommission nach dem fernen Osten zur Untersuchung der Produktion des Rauch- vpiums und der Frage der Kontrolle der Rüstungsindustrien nachträglich aus die Tagesord nung zu sehen. Hierauf wurden die Berichte deS SicherheitS« lvmitecs und deS Sonderausschusses zur Kontrolle der Rüstungsindustrien, sowie die Frage der Errichtung einer R a d i o st a t i o n für den Völkerbund in der Nähe von Genf dem Dritten Ausschuß überwiesen. — Der Völkerbund trat dann auch noch zu einer kurzen geheimen Sitzung zusammen, in der beschlossen wurde, den Professor an der Genfer Universität, Rappard, zum Präsidenten der Inter, nationalen Konferenz für Statistik zu ernennen, die zum November d. I. nach Gens einbcrufen worden ist. Ferner wurde der Holländer Ncederbrccht zum Mitglied des Beratenden WIrtschaftskomitecs des Völkerbundes ernannt. Des weiteren beschloß der Rat, dem besonderen Natskomitce für die Prüfung der Baupläne deö neuen Völkcr- bundöpalaiS den Auftrag zu erteilen, die bisherigen Arbeiten in der gleichen Richtung svrtznsctzcn und dem VöllcrbundSrat Bericht zu erstatten. Die Vollversammlung nahm weiter die Bildung von sechs Kommissionen vor. Zum Präsidenten der ersten Kommission ssür Rechtsfragen» wurde der italienische Senator Scialvja gewählt. Zum Präsidenten der zweiten Kommission tsür organisatorisch.technische Fragen) der Schweizer Bundesrat Motta, zum Präsidenten der dritten Kommission lfllr A b r ü stn ng sfrag e n) der belgische Minister Graf Earton de Wiart, zum Präsidenten der vierten Kommission (für Budget, und Finanz- fragcn) der portugiesische Delegierte und frühere Minister- Präsident VaScanölloS, zum Präsidenten der fünften Kom» Mission lfllr sozial, und hygienische Fragen) der Delegierte von Guatemala, der Gesandte in Paris Matos, zum Präsidenten der sechste» Kommission ssür politische Frage») der jugoslawische Außenminister Marinkowitsch. Zu V i z e p r ä s t d e n t c n der Vollversammlung wurden gewählt: Reichskanzler Müller mit 88 Stimmen, Briand mit 88, Lord Cushcndun mit 87, der kanadische Minister. dann eine Unterredung zwischen den fünf Mächten der Bvtschaftcrkvnferenz (England, Frankreich, Italien, Belgien und Japan) unter Hinzuziehung des deut schen Vertreters erfolgen. Man erwartet hier, baß zunächst in privater Fühlungnahme eine gewisse Klärung stattfinden wird, in welcher Weise die Aussprache, die zunächst nur zwischen Deutschland und Frankreich stattsinden wird, aus genommen werden kann. Die kommenden Verhandlungen dürften sich aus der deutschen Forderung aus G c s a m t rä u m u n g des Rheinlandes ausbauen. Hierbei wird die deutsche Negierung ihre Forderung sowohl auf den Art. 431 des Versailler Ver trages als rechtliche Begründung stützen, ferner auch ihren moralischen und politischen Anspruch aus Grund der Locarno- verträgc und der Zugehörigkeit zum Völkerbund geltend machen. Von gut iusormiertcr Seite verlautet, daß die englische Delegation die Führung in den Verhand lungen Briand und dem belgischen Außenminister Hymans überlassen und ihre Stellungnahme deren Auffassung anpnssen wird. ES ist zu erwarten, daß die französische Delegation die Verhandlungen nicht ablehnen, sondern die vom Pariser Kabinettörat fcstgelcgten Forderungen Vor bringen wird, die bekanntlich die Räumuugssrage von der Regelung des interalliierten SchuldcnprvblcmS abhängig machen wollen. Die Art, wie die Nänmungssragc in den bevorstehenden Verhandlungen behandelt und gelöst oder nicht gelöst wird, dürste in jedem Fall von entscheidendem Einfluß sein für die Frage, welche Bedeutung mau aus deutscher Seite den AnSwirkungc« deS Völkerbundes für die Zu kunft bciznmcsscn haben wird. — Wie das Staats departement der Vereinigten Staate» erklärt, wird die amerikanische Politik gegenüber den europäischen Fragen dnrch den Kcllogg-Pakt nicht geändert. Amerika werde sich nicht in die Frage der Nhcinlandräumnng mischen. Es sei Sache Europas, diese Frage zn lösen. Präsident King mit 33, Graf Adatscht mit 40, Monsignore Seipel mit 24 Stimmen. Die sechs Vizepräsidenten bilden zu- sammeu mit den sechs Präsidenten der Kommissionen sowie dem Präsidenten der Vollversammlung und dem Präsidenten der Tagcöordniingskommissivn Caballero (Paraguay) daö Büro der Vollversammlung, das morgen mittag 12 Uhr in den Räumen des Gcneralsckretariatö des Völker bundes znsnmmcntrttt. Tie Kommissionen nehmen sämtlich morgen vormittag ihre Arbeiten auf. Die Vollversammlung wird morgen nachmittag um 4 Uhr mit der Generaldebatte über den Bericht deS Generalsekretärs eröffnet werden. Die deutsche Delegation entsendet In dte erste Kommission Ministerialdirektor Gauß, zweite Kommission den Abg. Breit- scheib, dritte den Grafen Bernstorsf. vierte den Prälat KaaS, fünfte den Abg. v. Rhcinbaben, sechste Kommission Staats sekretär v. Schubert. Ein offiziöser Beobachter Argentiniens Genf, 3. Sept. Der argentinische Gesandte in Bern, Cantillo, hat von seiner Negierung telegraphisch den Auftrag erhalten, als offiziöser Beobachter den Arbeiten der dies jährigen Völkerbundsvcrsammlung zu folgen, und hat dem entsprechend bereits am heutigen Tage auf der Deleciations- bank Platz genommen. Wie erinnerlich, hatte sich Argentinien im Dezember 1»2l) wegen Ablehnung seiner Forderung nach sofortiger Wiederherstellung der Universalität des Völker, bundes von den Arbeiten der Bundesversammlung zurück gezogen und sich seither auch nicht mehr an ihnen beteiligt, wohl aber bei den Spczialaufgaben des Völkerbundes in den letzten Jahren in steigendem Maß wieder mttgcwirkt. Mit der Entsendung eines offiziösen Beobachters ist nunmehr zum ersten Male Argentinien wieder in der Vülkerbundsversamm- lung selbst erschienen. Setpel un» WolöemaraS bet Vrtan» Gens, 4. Sept. Briand empfing Montag im Laufe des Abends den österreichischen Bundeskanzler Dr. Seipel zu einer Unterredung, die über eine halbe Stunde dauerte. Ebenso stattete der litauische Ministerpräsident Woldcmaras Briand einen Besuch ab. Kellogg aus »er Rückreise Dublin, 8. Sept. Der amerikanische Staatssekretär Kellogg ist an Bord des Kreuzers „Detroit" nach Cherbourg abgcreist, wo er sich auf dem auf der Fahrt nach Amerika befindlichen „Leviathan" einschisfcn wird. Ein Ebcrt-Denkmal in Bayern. In Ottobrunn bei München wurde das vom Reichsbanner Schwarz-Rot-Golb er richtete Ebcrt-Denkmal enthüllt. Der DenkmalSplatz hat den Namen Fricdrich-Ebcrt-PIatz erhalten. Mussolinis Han- am Balkan Frontwendung gegen England Die Königsproklamation in Tirana hat einen breiteren internationalen Hintergrund, weil sie eine Er scheinungsform des politischen Interessengegensatzes darstellt, der sich in dem Machtkämpfe um Albanien verkörpert. Un mittelbar spielt sich das Ringen nm die Vorherrschaft im Lande der Skipetarcn zwischen Italien und Südslawien ab. Mittelbar aber greift der Streit auch in das Gebiet der großmächtlichcn Politik hinüber, da in Belgrad der Pariser Einfluß wirksam ist, während Italien in seiner albanischen und balkanischen Politik überhaupt bisher von England unterstützt wurde. Das albanische Volk, aus Grund der geo- graphischen Gestaltung seines Heimatlandes in viele einzelne Gcbirgöstämme ausgctcilt und durch religiöse Streitigkeiten zerrissen, hat bisher noch nicht die Kraft aufgebracht, sich selbst seinen nationalen Staat zu bilden. Die Serben betrachteten früher das ganze Land als ihr natürliches Interessengebiet, sahen sich aber bei der Verfolgung dieser Pläne mehr und mehr gehemmt durch die mächtig ausblühende italienische Macht, die sich wirtschaftlich und kulturell zunächst der Küsten- städte versicherte und, nachdem sic dort festen Fuß gefaßt hatte, sich auch ins Innere hinein ausdehnte, wo sie mit Südslawien zusammcnsticß. Es ist noch nicht lange her, daß die Gegensätze sich bis zu gefahrdrohender Schärfe zugespitzt hatten. Schließlich gab aber die Belgrader Negierung nach und ließ zum Beweise ihres Willens, mit Italien fortan gute Beziehungen zu unterhalten, die jahrelang verzögerte parlamentarische Ratifikation des für den römischen Partner in wirtschaftlicher Hinsicht sehr vorteilhaften Nettunover trages endlich zur Tat werden. Unmittelbar darauf erfolgte die Uebertragung der Königöwürde an den bisherigen Prä sidenten von Albanien, Achmed Zogu. besten politische Laufbahn deutlich den Weg der Entwicklung von der süd slawischen zur italienischen Machtsphäre hin erkennen läßt. Achmed war ursprünglich ein Günstling von Belgrads Gnaden und sollte Albanien für Südslawien zurttckgcwinnen. Die römische Diplomatie überflügelte aber die Belgrader und brachte cS fertig, den ehrgeizigen und für Bargeld empfäng- lichen Achmed Zogu ganz auf -ie italienische Seite hinüber, zuziehen. Das albanische Abhängtgkcitöverhältnis gegenüber Italien wurde 1826 besiegelt durch den Vertrag von Tirana, der ganz Albanien, wenn auch nicht formell, so doch tatsäch lich, unter italienisches Protektorat stellts durch die An erkennung von außerordentlich weitgehenden politischen, wirt schaftlichen und NiedcrlassungSrechten im ganzen Lande, ohne jede Rücksicht auf die südslawischen Ansprüche. Bei diesem Stande der Dinge könnte man zunächst an- nchmen, daß Mussolini, mit besten Einwilligung die Königs proklamation vor sich gegangen ist, damit einen neuen Schlag gegen das kaum versöhnte Südslawien zu führen beabsichtigt hätte. Wenn man indessen die italienische Presse verfolgt, so muß man anderer Ansicht werden und zu der Einsicht gelangen, daß es sich um eine politische Geste gegen Eng land handelt. Die Londoner Politik hat seit dem Kriege bis in die letzten Monate hinein im Lager der italienischen Balkan. Politik gestanden. Soweit insbesondere Albanien in Betracht kam, trat das englische Oclkapital mit in Aktion und be wirkte, daß in dem englisch-italienischen Vertrage vom 26. April 1915 den Italienern gegen bestimmte Zusagen zur Ausbeutung der Erdölqucllen das Protektorat über das Land übertragen wurde. Auch später, als Mussolini die Geschicke Italiens in die Hand genommen hatte, blieb die Londoner Regierung dem italicnfrcundlichen Kurse treu. In der Mostul» frage traten Italien und die britischen Oclinterestentcn ge meinsam gegen die Türkei auf den Plan: bei den wirtschaft lichen Schwierigkeiten mit Abessinien machte sich die römische Diplomatie ebenfalls zum Sekundanten der englischen, und in Marokko gab cö eine englisch-italienische Front gegen Frank reich. Hinterher sah dann freilich der Duce ein, baß er sich für England zu sehr in die vordere Linie gewagt und an eigenem Vorteil nicht viel mehr als ein Trinkgeld ein- gehcimst hatte. Er suchte daher die Verstimmungen und Ver ärgerungen, die seine allzu sehr im englischen Interesse durchgeführtc Politik erzeugt hatte, wieder gutzumachcn, in dem er mit der Türkei und mit Abessinien Frcundschaftö- vcrträ'ge abschlvß. Die Beziehungen zu Frankreich vcr- schlechterten sich dagegen zusehends, und als Mussolini nun- mehr den Versuch machte, die vermeintlich auf lange Sicht berechnete englische Freundschaft gegen die große „lateinische Schwester" aiiözuspiclen, da versagte die Londoner Gunst nicht nur völlig, sonder» wandte sich ostentativ von Italien ab, um sich ausschließlich den Franzosen zuznneigen. Zuerst kam das englisch-französische Nüstungsabkommen, besten auf die Seestreitkräfte bezüglichen Bestimmungen von der faschistischen Presse als Bedrohung der italienischen Mittelmcerstellung aufgefaßt wurden. Hierzu gesellte sich der gemeinsame eng- lisch.französische Schritt bei der Sofioter Regierung zur Unterdrückung der mazedonischen Banden, der sogenannten KomitatschiS, in Bulgarien. Dieses Vorgehen hatte eine un verkennbare Spitze gegen Italien, das mit Hilfe der KomitatschiS Mazedonien von Südslawien trennen und eS zu einem selbständigen StaatSwesen machen möchte. Dte augen fällige Londoner Schwenkung, die mit Deutschland zugleich auch Italien zu französischen Gunsten fallen ließ, hat in Italien allgemeine Enttäuschung hcrvorgerufcn, der die faschistische Presse ungeschminkten Ausdruck gibt. Italien, so heißt es, sei vom Geschick und von den Menschen verraten Das mm Büro te§ Mkubmides Bildung -er Kommissionen - Wahl -er Vizepräsidenten - Grste Ratsbeschlüsse