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WglliiMchtt Anzeiger. MmssbßatL für die MrichtSämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8iebenzMer Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnementspreis, auch bei Beziehung durch die Post, 1 Thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 11 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Donnerstag. 1^1* 1* December 1859. Zeitungen. Sachsen. Leipzig, 27. November. lieber die aus den 2. Deebr. re. e. fallende Jubelfeier des 450jährigen Bestehens unserer Landesuni versität kennen wir vorläufig Folgendes mutheilen: Vormittags wird ein Gottesdienst abgehaUen, zu welchem sich sämmUiche Professoren u. s. w. um 0 Uhr auf dem Universitätsgericht versammeln und von hier auS in feierlichem Zuge nach der Paulinerkirche bewegen werden. Bei diesem Gottesdienste wird der Universitätsprediger, Domherr Prof. ve Bruckner, am Altäre ein Gebet sprechen. Um 2 Uhr wird ein vom königlichen Ministerium deS Kultus uud öffentlichen Unterrichts veranstaltetes Fest mahl abgehalten werden, zu welchem, weil daS Fest als Semisäcularfeicr vorzugsweise den ( haracter eines akademischen behalten soll, außer den der Universität Angehörigen nur die Vorstände der hiesigen königlichen und städtischen Behörden eingeladen werden sollen. Für den Abend ist ein Fackelzug beabsichtigt, zu dessen Ausführung sich bereits Corps, Lands mannschaften nnd Nichtverbindungsstudenlen in seltener Eintracht verbunden haben. Im Theater findet am 1. eine Festvorstellung statt. Eine beson dere Weihe wird das Fest noch dadurch erhallen, daß Se. Majestät der König in Begleitung tur königlichen Prinzen dasselbe mit Allerhöchstihrer Gegenwart beehren werken. In der Nacht vom 16. zum 17. d. M. hat sich in Grumbach im Erzgebirge ein eigenthümlicher Vorfall ereignet. Der Gutsbesitzer Um lauft daselbst wird nämlich nach 1 Uhr durch ein entfitzlicheö Geschrei seiner in einem Stalle des Seitengebäudes befindlichen Gänse, 60 an der Zahl, auS dem Schlafe geweckt. In der Meinung, ein Dieb befinde sich im Stalle, tritt er an's Fenster, welches er öffnet, was Geräusch verur sacht, und schaut iir den Hof hinab. Da sicht er in der schnechellcn Nacht zwei Füchse gemächlich unten vorbeitraben und ihren Weg nach dem Hintern Hosthorc nehmen, das zum Durchschlüpsen hinreichenden Raum darbietet. Schlimmes ahnend, begiebt er sich, mit einer Laterne versehen, nach dem Stalle, in welchem noch immer das klägliche Geschrei der Gänse ertönt. Kaum hat er aber die Thür geöffnet, als dasselbe plötzlich verstummt. Gleich darauf bretet sich ihm ein bejammernswerther Anblick dar. AuS verschiedenen Wunden, meist am Halse, blutend, taumeln ihm, wie Hülfe suchend, eine Anzahl Gänse entgegen, während andere in Zuckungen am Boden liegen. Schnell besonnen, befreit er mit dem Messer die Aermsten von den Todesqualen, und als er mit dem traurigen Geschäft zu Ende ist, überzählt er 25 Leichen. Nur drei seiner Gänse sind unversehrt, die vierte ist nur leicht verletzt und die fünfte vermißt er. Wie sich später ergab, hatte sich diese in'S Dorf geflüchtet und wurde ihrem Eigenthümer am nächsten Tage zurückgebracht. Die beiden Räuber aber waren durch ein vom Hufschlage eines Pferdes in der Lehmwand verursachtes Loch in den Stall eingedrungen, um die in ihrer Ausdehnung wohl kaum je vor gekommene Verwüstung unter den gefiederten Bewohnern desselben anzu richten. AlS besonders interessant muß die Wahrnehmung hervorgehoben werden, daß keine der Gänse angefressen war, die Mordlust demnach den Appetit überwogen hatte. Daß Lie vier am Leben Gebliebenen ohne die Dazwischenkunft ihres Besitzers gleichfalls dem Tode verfallen sein würden, unterliegt wohl keinem Zweifel. Preußen. Berlin, 27. November. Der kurhessische Gesandte am hiesigen Hofe, Freiherr von WilkenS-Hohenau, hat den Befehl erhalten, sich bis auf weitere Ordre nach Dresden zu begeben. Der königlich preußische Gesandte in Kassel, wirkl. Geheimerath von Sydow, ist dagegen mit Uilaub nach Berlin gereist. Eine förmliche Abberufung hat nicht stattgefunden. (Also starke Spannung zwischen Preußen und Kurhcssen.) — Gutem Vernehmen nach sind die Schwierigkeiten zwischen Oesterreich und Frankreich in Betreff der Pro-Regentschaft deS Herrn Buoncompagni noch nicht als beseitigt zu betrachten. Oesterreich. Wien, 26. November. Wie verlautet, ist die erste Rate der auf 102 Mill. Francs festgesetzten Entschädigungssumme für den lombardischen Staatsschuldcnantheil im Betrage von 20 Mill. Francs von Frankreich an Oesterreich bereits bezahlt worden und zwar am 21. d. M., dem Tage der Auswechslung deS ratificirten Züricher Tractats. Wien, 27. November. Man bedauert cS hier sehr,, daß nicht alle Regierungen, an welche die Einladung Baiernö zur Beschickung der in Würzburg stattfindenden Eonferenzen ergangen ist, dieselbe angenommen haben. Jedenfalls wäre cS im Interesse der betreffenden Regierungen ge wesen, die Einladung anzunehmen, da sie damit der Sache der Einheit gedient haben würden. — Mit Rücksicht auf den Congrcß vernimmt man, daß Oesterreich dabei durch den Ministerpräsidenten, Grafen Ncchberg, vertreten sein "wird. Italien. Mailand, 26. November. Heute und gestern fanden be deutende Verhaftungen statt wegen Defraudationen. Verschiedene Sen dungen Zucker, Kaffee rc., für die französische Armee bestimmt, sind weg genommen worden. Große Bewegung in Mailand, besonders in der HandelSwelt. Modena, 14. Novbr. D^r Kanzler Baracchi fordert den Herzog von Modena mit folgender Formel vor Gericht: „Königliche Hoheit deö Franz V. von Oesterreich-Este, gegenwärtig irgendwo in einem unbe kannten Ort deS Auslandes sich aufhaltend. ES handelt sich um Manu- scripte, Münzen und 600,000 Fr., welche der Herzog auS dem Museum und der Bibliothek von Modena im Juni mit sich genommen haben soll." — Diese CitaNon ist an den Straßenecken u'd den Thürcn des Gerichts hofes angeschlagen und befindet sich auch im officiellen Journal abgevruckt. Frankreich. Paris, 25. Nov. Die Regentschaft Buoncompagui's in MMelttalien Hal dem Wiener Hof Veranlassung zu einem förmlichen Proteste gegeben. Fürst Metternich hat den Befehl hierzu im Laufe deö gestrigen Tages erhalten. Paris, 26. Novbr. Die kaiserliche Politik scheint sich entschieden der englischen zuzuneigen, uud nach allem, was man in Erfahrung bringen kann, hat Lord Cowley von dem Kaiser so bestimmte und ausgedehnte Zusicherungen erhalten, daß das englische Eabinet ohne sonderliche prin- cipielle Scrupel darauf eingehen kann. — Ein Stabsoffizier deS Generals Martimprey ist hier angekommen, um die in dem letzten Feldzuge erbeu teten marokkanischen Fqhnen dun Kaiser zu überbringen. Vom 1. Januar ab wird die ganze Staktpolizei von Paris auS 4590 Beamten und Agenten Heftchen und die Stadtgarde einen Effectiv- bestand von 2892 Mann und 663 Pferden haben.