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Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8iebenzigster Öahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher AbonnementSpreiS, auch bet Beziehung durch die Post, t Thlr. 1V Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 1l Uhr eingchen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Corpus-Zeile berechnet. Donnerstag 24. November 185S. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 21. November. Wie wir vernehmen, steht in der nächsten Zeit eine gemeinsame Beralhung feiten einer Anzahl deut scher Regierungen zu Förderung verschiedener, der Bundesversammlung theilS bereilS vorliegender, thetls zuzuweisender Angelegenheiten in Aussicht. ES wird zu diesem Behufe am 23. d. M. eine Conferenz der die betreffenden Staaten vertretenden Minister in Würzburg sich vereinigen. Den Regie rungen von Oesterreich und Preußen ist hiervon officiclle MitlheUung ge macht worden. (D. I.) Dresden, 21.November. Musikdirektor Hilf auS Elfter wird die Direktion deS hiesigen Stadtmusikchors übernehmen, wobei nur zu wün schen bleibt, daß er Elster nicht verloren gehen möge. Nächsten Mittwoch wird derselbe daS erste Concert auf der Terrasse dirigiren und dabei dem Vernehmen nach Beethovens reizende ^-llur-Symphonie zu Gehör bringen. Roßwein, 16. November. Unserer Stadt ist in diesen Tagen ein großes Glück zu Theil geworden. So gut die Finanzen — Dank unsern Behörden — stets auch geordnet waren, so fehlte cS doch völlig an einem Grundvermögen, welches zu städtischen Zwecken Zinsen hätte tragen können. Mit dem unverhofft eingetretenen Schnee schneite auch in unsere Stadt ein großes Vermögen und brachte Glück in so manche Familie. Ein aus Roßwein gebürtiger Hr. G., welcher seit Jahren Grundbesitzer in Oester reich war, hat bci seinem Tode sein ganzes Vermögen, bestehend in 240,500 fl. österr. StaalSpapieren und einem auf 25,000 fl. veranschlagten Mühlengrundstück, zur Hälfte der Stadtgemeinde zu milden und städtischen Zwecken, zur ander« Hälfte den Verwandten mütterlicher Seite vererbt. Er, der im Leben sich weniger um unsere Stadt bekümmern konnte, hat ihr aber im Tode sein ganzes Wohlwollen zugewcndct. Friede ferner Asche! (Solche Testamente wären auch andern Städten zu wünschen.) Frankfurt, 21. November. Die Nachricht, daß der König der Niederlande mit dem Plane umgehe, daS Großherzogthum Luxemburg gegen einen belgischen Gebietsthcil auszutauschen, hat sich als unbegründet erwiesen. Oesterreich. Wien, 19. November. Es sind bedeutende Armee- reducttouen und umfassende Beurlaubungen angeordnet worden. — Welche Aussicht der von dem Kaiser der Franzosen ausgegangene Vorschlag in Betreff der Umwandlung Mantua'S und Peschiera'S in italienische Bun- d^festungen hat, erhellt am Besten daraus, daß Sardinien auf der Zü richer Conferenz durch seinen Bevollmächtigten die Summe von 600 Mill. Fr. für die Uebeilassung dieser beiden Festungen anbieten ließ, worauf jedoch Oesterreich gleich zu allem Anfänge ablehnend antwortete, und bei dieser Antwort beharrte, obwohl sardinischerseits noch mehrere Mal der Versuch gemacht wurde, seinen Antrag durchzubringen. Frankreich. Paris, 16. November. Die Rückwirkungen der ita lienischen Verwickelung haben sich bis nach Compiegne fühlbar gemacht. ES herrscht dort nicht die Fröhlichkeit wie in früheren Jahren. Der Kaiser ist sorgenvoll, arbeitet viel und leidet selbst mitunter an einer Neuralgie, (GesichrSnerveuschmerz) pw jedoch weiter nichts zu bedeuten hat. In früheren Jahren dachte man hier an nichts, als sich zu belustigen, wäh rend jetzt der Kaiser von Arbeiten überhäuft ist und eine MinisterrathS- sitzung auf die andere folgt. Es heißt allerdings, gegen Schluß deS hie sigen Aufenthalts werde eS lustiger zugehen, indem viele junge Frauen auf Ende deS MonatS eingeladen seien. Paris, 18. November. Bei der Eidesleistung der Bischöfe am letzten Sonntage hat der Kaiser wiederholt sein Interesse an der Souve- rainelät deS Papstes betheuert und gebeten, die sehr erregten Besorgnisse des französischen Clerus zu beschwichtigen, da seine Absicht ganz bestimmt sei, dem Papst eine den Interessen der Religion und der katholischen Mächte ersprießliche Unabhängigkeit zu sichern. Man sieht darin eine Anspielung darauf, daß der Kongreß den Papst unter den Schutz der katholischen Machte werde stellen sollen. Paris, 21. Novbr. Der heutige „Constitutionnel" sagt in einem Artikel GrandguillotS: Eine erfolgte Erklärung deS Turiner CabinelS mache jetzt die Regentschaft Buoncompagnl'S möglich, aber einzig, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Die endgiltige Regulirung der Situation Italiens müsse dem Congreß Vorbehalten bleiben. Der Kaiser Napoleon, der für die Gründung und Erhaltung seiner Dynastie bei allen seinen diplomatischen Schachzügen mit äußerster Sorg falt Bedacht genommen hat, scheint jetzt die Hoffnung, den erblichen Thron auf breiterer Grundlage zu befestigen, ganz ausgehoben zu Haven, denn die schöne Kaiserin, welche einst unter äußerst interessanten Umständen und lediglich im Hinblick auf die dynastischen Interessen die kluge Erfinderin der Crinolinen wurde, hat selbst die weitere Beibehaltung dieses einst so nothwendigen KleidnngSstückeS für überflüssig erachtet und bereits Befehl gegeben, dieses Modestück vom Hofe gänzlich zu verbannen. (Auch die Königin Vittoria will keine Crinoline mehr tragen und hat das Tragen derselben den Hofdamen nicht mehr erlaubt.) AuS JSly, vom 9. November, bringt der „Akhbar" eine telegra phische Depesche vom General Martimprey, worin gemeldet wird, baß eine unermeßliche Razzia gegen die MaraS und AngadeS auSgeführt wurde. General Darrieu berichtet ferner, daß die Beni-Gel und die St-Hamza vom Commandanten Colomb überfallen wurden. Ueberall wurden dle den Stämmen auferlegten Friedensbedingungen und Kriegssteuern angenommen und Geiseln gestellt. DaS französische Erpedition6corpS sollte am 11. November wiederum über die algierische Grenze zurückkehren, sofort auf gelöst die Truppenabiheilungen in die betreffenden Standlager geführt werden. AuS Algier, 17. November, wird telegraphisch gemeldet: „Der General Martimprey und General Pussuf sind diesen Morgen um 6 Uhr an Bord der Fregatte „ASmode", von Oran kommend, hier eingetroffen. General Martimprey empfängt in hiesem Augenblick (10 Uhr 35 Minuten Morgens) die Autoritäten. Die Stadt ist festlich gestimmt und erwartet die nahe Rückkehr der Truppen." Mannichfaltiges. Oeffentliche Verhandlungen des Bezirksgerichts Plauen. Von Mitte Oktober bltz Mute November tv59 paoen beim yiengen Bezirksgerichte fünf öffentliche Hauptverhandlungeu Statt gefunden. — ES kamen, zur Verhandlung: