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VoiglliinWer Artiger. Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8iebenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags. Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-preis, auch bei Beziehung durch die Post l Thlr, 10 Rgr. — Annoncen, di» bis Bormittags 11 Uhr etngehen. werden in die Lags darauf erscheinend« Rümmer ausgenommen, später eingehende Annoncen stnden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Lorpus-Zeile berechnet. Dienstag. ITT.' 18. October 18SS. Plauen, 16. Oct. 1859. Oesterreichs Hauptkrcuz ist seine Gcldnoth. Im vorigen Jahre hat der Staat 36 MiU. Gulden mehr gebraucht, als eingenommen. DaS war im tiefsten Frieden. Heuer mußte er des Krieges wegen die Steuern an ziehen, den italienischen Provinzen außerordentliche Kriegssteuern auflegen und auch noch bei der Nationalbank in Wien 153 Mill. Gulden borgen. Das Nationalanlehen, welches 1854 gemacht wurde, sollte nur 500 Mill. Gulden betragen, und jetzt weist cS sich auS, daß über 611 Mill. Gulden geborgt worden sind. DaS sind erzmißliche Zustände. Die österreichischen Banknoten — eS gicbt fast kein anderes umlaufendes Geld in Oesterreich — werden nur mit einem Fünstheil Verlust genommen, und so muß jeder österreichische Beamte den fünften Theil seines GehalteS verlieren und jeder österr. Geschäftsmann im AuSlande ein Fünftheil mehr für irgend eine bezogene Waare bezahlen. Sardinien soll von der österreichischen Staats schuld für die von Frankreich geschenkt erhaltene Lombardei höchstens 108 MiU. Gulden (20 Ngr.) übernehmen, damit könnten aber nur zwei Dritt theile des von dem Staate Heuer bei der Nationalbank gemachten AnlehenS, und dicß nur nach und nach, denn Sardinien kann auch nicht auf einmal zahlen — abgestoßen werden; es bliebe also immer noch ein Dritttheil neue Schuld, die alte gar nicht gerechnet. Steuern und Abgaben noch mehr zu erhöhen, geht nicht, da diese schon aufs Höchste angespannt sind ; borgen, Anleihen machen, geht auch nicht, da die Geldleute nicht mehr vorschießen wollen; die Klosterdesitzungen im Werthe von etwa 300 Mill. Gulden verkaufen, geht wegen deS ConcordateS und der Stellung Oester reichs zum Papste auch nicht. Wie da Hilfe geschafft werden soll, be greifen wir nicht, und doch thäte solche recht sehr noth. Der Friede soll nun zu Zürüch unterzeichnet, und nur noch die Frage wegen der Höhe der von Sardinien auf die Lombardei zu übernehmenden Schuld zu erledigen sein. Sardinien, heißt cS, wolle bloS 80 MiU. Gul den übernehmen, Oesterreich aber bestehe auf 108 Mill. G. ES wäre Zeit, daß da unten in Italien einmal eine endgiltige Ordnung einträte, wer weiß, ob wir sonst nicht zum Frühjahre, wohl gar eher, einen neuen Krieg erleben müssen. Bereits hat der Pöbel in Parma einen scheußlichen politischen Mord verübt. WaS nutzt eS nun, wenn die eine Partei den Wühlhubern die Schuld davon zuwälzen und alle Italiener als Banditen und Barbaren darstellen will, während der andere Theil diese Ermordung nur als einen kleinen Flecken auf der großartigen Volksbewegung auSzu- geben sucht? Die franz, hohe katholische Geistlichkeit ist höchst aufgebracht, scheint mit ihrer feinen Nase Lunte zu riechen, daß LouiS Napoleon am Ende gar die päpstliche Romagna der Regierung deS PavsteS entziehen wolle, und schöpft aus der Antwort, die ihr Kaiser dem Erzbischof von Bordeaux gegeben hat, und die wenig besser, als ein Absagebrief an den Papst war, schlechten Trost für die Wiederherstellung der päpstlichen Re gierung in Bologna, Ferrara rc. — Die einstweilige Regierung der auf ständischen päpstlichen Landestheile hat auch eine Zuschrift an alle Großmächte gerichtet, worin sie sagt, eS ginge nicht anders, bet aller Ehrfurcht vor dem heiligen Vater yiüsse die Romagna einen Theil deS oberitalienischen Königreichs auSmachen, und wenn der Papst als Landesherr einige Gc- bietSstrecken verliere oder gewinne, so gehe eS ihm eben, wie manchmal jedem andern LandeSherrn. In der deutschen Angelegenheit wolle sich der geneigte Leser erinnern, daß der Herzog von Gotha sich für das kleindeutsche Programm ausge sprochen haben sollte oder ausgesprochen hatte und deßhalb von der österr. Regierung eine mißbilligende Zuschrift erhielt. Auf diese Zuschrift hat nun der Herzog durch seinen Minister antworten lassen, und gewohnter Maßen liest jede Part aus dieser Antwort heraus, waS ihr paßt. Den Klein- deutschen ist er treu geblieben und die Großdentschen sind ebenfalls be friedigt, daß der Herzog kein Deutschland ohne Oesterreich will. Unter dessen geht daS Unterschriftensammeln für die preußische Führerschaft fort, wo ihm keine Hindernisse in den Weg gelegt werden; da aber wo, wie in Hannover und Hessen, Untersuchungen gegen die Unterzeichner ein geleitet werden,' stockl eS, ja in Süddeutschland stemmt man sich, selbst von Seilen anerkannt freisinniger Männer, gegen einen preuß. Sonderbund. Man will eine Nationalpartei für ganz Deutschland gründen. ES scheint unS nutzlos, gegen die preuß. Führerschaft fernerhin zu schreiben und zu streiten, eben so wie sich für dieselbe zu ereifern, da ja doch nichts daraus wird. — Zeitungen. Sachsen. Falkenstein, 9. Octbr. Die Bauregulirung in Falken stein ist seit 3 Wochen so weit gediehen, daß der Marktplatz und die Straßentracte festgesetzt, auch der größte Theil der einzelnen Baustellen den Calamitosen angewiesen worden, und eS soll nun ehestens die förm liche Absteckung der Plätze und Einweisung erfolgen. Dadurch, daß der Marktplatz sich dem Ktrchpläye anschließt, ist ein Bindemittel zwischen der Alt- und Neustadt geschaffen, das Alle befriedigt hat. Nur der einzige Uebelstand tritt hierbei sehr hervor, daß der Markt viel zu wenig Häuser erhält. Auf der Mtttagfeite umgeben ihn etwa fünf, und auf der Rord- seite außer den beiden geistlichen Gebäuden drei Häuser, während die Morgenselte nur von der Giebelfeite der Kirche begrenzt wird und die Abendskite völlig leer von Gebäuden bleibt. Auf den hier angrenzenden Schtoßgarten werden die herrschaftlichen Gebäude nicht mit der Fronte nach dem Markte zu, sondern hinter dem kahlen nackten Felsen erbaut wexben. Würde der Besitzer deS hiesigen RtttergutS sich geneigt fühlen, daS Schloß gegenüber der Ktrche, in angemessener Entfernung zwischen den beiden majestätischen Felsen, wie zwischen zwei treuen Wächtern und Schutzgeistern deS alten Stammhauses, mit der Längenseite nach dem Markte zu zu bauen, so wurde Falkenstein einen herrlichen, prächtigen öffentlichen Platz gewinnen, eine Zierde deS ganzen Städtchens. Kirchberg, 11. Octoder. Göttin Fortuna hat bei dieser 56. Lan- deslottrkie am 10. Ocwber r.cht freundlich d,S schönen und gewrrdreichen ThaleS von Kirchberg bis Eibenstock gedacht, beim sie Kat in ihrer leut- sceligen und daS arme Menschenkind unverhofft beglückenden Götterlaune fünf Achtel vom großen Loose in dem obengenannten Thale auSge- streut. Zn Kirchberg selbst hat ein sehr achrenSwerther Vater, der durch ungünstige Umstände vor 4 Zähren Alles, selbst HauS und Feld verloren hatte und jetzt alS Tuchmacher fast mehr als mühselig von seiner Hände