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VsigllimWirr Anzeiger. A m ts k l a tt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8iebenzigsler Jahrgang. Verantwortliche Nedaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese- Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstag» u-d LonnabendS. Jährlicher Abonne «rntßpre iS, auch bet Leztehung durch die Post 1 Thlr 10 Ngr. — Annoncen, die bis Vormittags 1t Uhr eingehen, werden tn die LagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden tn der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeil» berechnet. Dienstag. AAM. 11. Oktober 18ZS. Zeitungen. Sacksen. Augustusburg, 6. Oct. In einem Garten bei Wald kirchen blühete ein Birnbaum im August dieses JahreS zum zweiten Male. Als Frucht daran wurde am 4. Oct. d. I. eine völlig reife Birne gepflückt. Leipzig, 4. Octbr. Vor einigen Tagen wurde in hiesiger Stadt ein Packit mit 1010 Thlrn. verloren. Ein armer Handarbeiter, NamenS Zahn anS Stötteritz, fand das Geld, lieferte es an das Polizeiamt ab und empfing dafür die ausgesetzte Belohnung von 200 Thalern. Bei dcm verheerenden Brande in OelSnitz stellt sich, nach einer An gabe der Berliner Bank- und Handelszcitung, die Beteiligung der Ver sicherungsgesellschaften wie folgt heraus. Am stärksten, (mit 140653^/z Thlr.) ist betheiligt die Hamburg-Bremer Feuerassecuranz, demnächst die National versicherungsgesellschaft in Stettin mit 45437 Thlr., die Triester Assi- curazioni Generali mit 41090 Thlr., die Wiener Versicherungsgesellschaft mii 40030 Thlr. und die Colonia mit 27676 Thlr. Die Betheiligung deS Londoner Phönix, der Elberfelder, der Schlesischen, der Dresdener und Magdeburger Gesellschaften umfaßt zusammen nur den Bitrag von etwa 15000 Thlr. (Zn Summa etwas über 300,000 Thlr. Die Summe der bis jetzt eingegangencn milden Beiträge für OelSnitz beträgt 12,000 Thlr.) Italien. Pgxma, 7. October. Der franzos. Consul hier hat Be fehl erhalten, seinen Posten zu verlassen, wenn gegen die Urheber des MordeS deS Grafen Anviti nicht prompt von den Gerichten verfahren wird und nicht deren exemplarische Bestrafung stattfindet. ' Die Armee der „verbündeten centralitalrenischen Staaten" ist nume risch noch immer schwach, sie wird schwerlich mehr als 25,000 Mann be tragen. ToScana, welches angeblich unter General Ulloa 20,000 Mann hatte, hat Mühe, 15,000 Mann zu sollen. Die Freiwilligen, welche in der Lombardei daS Feuer gesehen, zeigen wenig Lust, sich von Neuem an- werbcn zu lassen. Man befürchtet einen combinirten Angriff der päpst lichen und herzoglich modenesischen Truppen. Frankreich. Paris, 5. October. Der Kaiser hat nun, wie eS scheint, einen definitiven Entschluß gefaßt; er hat Lord Cowley zu sich nach Biarritz gerufen, wohl nicht, um, wie die Zeitungen sagen, sich nut ihm über die chinesische Expedition zu verständigen, denn in dieser Be ziehung war daS Einverständnis; wohl schon fertig. Frankreich wirb die Expedition ausführen, aber in beschränktem Maßstabe, und das aus meh- rcrn Gründen. Der erste und hauptsächlichste ist der Geldpunkt. Die Expedition nach Cochinchina allein hat schon mehr als 30 Mill. Francs verschlungen, ohne zu besonder» Erfolgen geführt zu haben. Uebrigens wurde Lord Cowley's Erscheinen dringend begehrt. Zn dem Augenblicke, wo er abreiste, entsandte der Marineminister einen Offizier nach Toulon, der dem Admiral versiegelte Befehle überbringen soll, die erst aus der See geöffnet werden dürfen. DaS Fertigmachen zum Auslaufen geschah mit solcher Eile, daß viele sich gerade auf dem Lande aufhaltende Offi ziere kaum die nothige Zeit behielten, um sich an Bord zu begeben. Vielleicht sagt unS der „Moniteur" in einer der nächsten Nummern, wo hin daS Geschwader seinen CourS nimmt. Inzwischen werden alle mög lichen Vcrmuthungen aufgestellt. Die Einen lassen cS nach der marokka nischen Küste zusteucrn, die Andern nach Livorno oder Neapel; die Mehr zahl bringt die plötzliche Abfahrt mit der Entdeckung der Verschwörung, die in Konstantinopel auSbrechen sollte, in Zusammenhang. Die letztere erschien nach Briefen, 'die mir vorliegen, allerdings in furchtbaren Dimen sionen. Wahrscheinlich ist nun auch der vielbesprochene Zusammenstoß deö jonischen Dampfers mit dem „Kalk" deS Sultans nicht durch Zufall her- beigeführt worden, sondern hat damit im Zusammenhänge gestanden und den Untergang des Sultans zum Zweck gehabt. — Man lebt hier in großer Spannung in Bezug auf die sich in Ztalien vorbereitenden Ereig nisse. Die Regierung giebt sich augenblicklich alle Mühe, den Cleruö zu beruhigen, der um das Schicksal des PapfteS tief bekümmert ist. In Tos cana gehen die Dinge immer schlechter. Baron Ricasoli ist der Schrecken und der Tyrann seiner Cvllegen. Zhm ist der König von Piemont schon zu lau, und wenig fehlt, so würde er sagen: er verräth uns! Paris, Freitag, 7. Octbr. Nach hier eingetroffenen Nachrichten uuö Parma vom gestrigen Tage wollte sich der Graf Anviti, früherer Oberst im parmcsanischen Heere, Mittwoch 6 Uhr nach Piacenza begeben. Derselbe wird vom Volke, das ihn deS Einverständnisses mit dem ver storbenen Herzoge beschuldigt, gehaßt. Er wurde auf dem Bahnhofe zu Parma erkannt, angehalten und nach der Gendarmeriecaserne gebracht. Das Volk, welches nach einer halben Stunde davon unterrichtet war," nahm die Caserne, bemächtigte sich deS Grafen, schleppte ihn heraus, schlug ihn von allen Seiten, band ihm einen Strick um das Handgelenk und zog ihn nach einem Kaffeehause, welches er früher oster besucht hatte. Nachdem er hier eingetreten war, wurde ihm der Kopf abgehauen, im Triumph auf den großen Platz getragen und dort auf eine Säule gesteckt. Das Freudengeschrei der Bevölkerung vermehrte daS Schreckliche der Scene. Nationalgarde und Truppen erschienen erst, als AUeS vorbei war. Gegen 9 Uhr Abends begann cS wieder ruhig zu werden. Der Leichnam wurde nach dem Hospitale gebracht. Patrouillen durchstreiften die Stadt. (Solche Greuel sind der Anfang vom kläglichen AuSgange jeder Revolution.) Wie nach dem Krimkriege, so wird auch jetzt wieder eine Commission zusammcntreten, welche die Kosten deS italienischen Krieges genau ermit teln sott. Man schätzt dieselben auf 300 Millionen; der Krimkrieg hatte 1700 Mill, gekostet. England. London, 7. October. Laut einer hier eingetroffenen Privatdepesche werden die verabschiedeten Truppen der ostindischen Com pagnie gegen China marschiren. Rußland. St. Petersburg, 29. Sept. Der Kaiser hat, nach der telegr. Meldung des Gouverneurs von Charkow an den Kriegsminister, sich vorgestern den vielgenannten Schamyl vorstellen lassen. Der Gou verneur berichtet darüber: Am 26. traf von KurSk der Befehl in Charkow ein, ihn mit seinem Sohne nach Tschugujew zu befördern, um dort Sr. Majestät vorgcstellt zu werden. Mit Genehmigung deS Kaisers war ich am 27. in Tschugujew; die Vorstellung Schamyl'S ging glücklich von Statten. Er war offenbar von der Gnade deS Monarchen innig gerührt; auf den Wunsch deö Kaisers wohnte er der Truppeninspection bei und gcrieth dabei über Alles, was er sah, in Begeisterung. Heute trifft er mit seinem Sohne in Charkow wieder cin und wird dem Balle beiwoh nen. — Wie man anderweitig erfährt, ist die Stadt Kaluga Schamyl