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Voiglliindischer AlytM. Amtsblatt für die GerichtSümter und Stadträthe Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Äekenzigsler Fahrgang. Verantwortliche Redartron, Druck und Verlag von Morty Wieprecht in Plauen. Diese» Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwae Dienstag». Donnerstag» u-d Sonnabend». Jährlicher A b on n« ment-vr e i«. auch bei Brztehun« durch die Post 1 Thlr. lO Ngr. — Annoncen, di« bis Vormittag- l-t Uhr eingehen. werden in die Lag» darauf erscheinende Numider ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit I Ngr. für die gespaltene Eorpu»-Zeile berechnet. Donnerstag/ 2S. September 18ZS. Plauen, 27. September 1859. Unser Herr Minister v. Beust hat kürzlich in München mit den würtcmbergischen und bairischen Ministern des Auswärtigen eine Zusam menkunft gehabt, welcher auch v. d. Pfordten beiwohnte, worin cs sich um deutsche Bundcsrcform gehandelt haben soll. Es ist dieß auch höchst wahrscheinlich, da die deutsche Frage gegenwärtig eine „brennende" ist. Die Zeitungen sind noch nicht einig, waS jene Herren Politiker in Mün chen ausgemacht haben. Tie „B.- u. H.-Ztg." sagt, es sei beschlossen worden, ein Bundesgericht zu errichten, sowie für alle Bundesstaaten ein gleichmäßiges Militär-System und die Bestallung eines Bundeßfeldherrn ur FriedenSzeiten vorzuschlagcn. Die „D. Allg. Ztg." sagt, unser Herr Minister habe außerdem noch Maßregeln gegen die Gothaer (oder Eisenacher, wie man die Klcindeutschcn neucrllch auch nennt) vorgeschlagen, aber da mit nicht durchdringen können. So viel ist sicher, daß cS den Eisenachern schwer werden wird, eine „Nationalpartei" auS allen politischen Parteien zur Durchführung der Preuß. Führerschaft zu bilden, da die Großdeutschen durchaus nichts von dieser Führerschaft, von der Ausschließung Oesterreichs wissen wöllcn, die Regierungen aber der Sache gar nicht grün sind. Der Sitz des Direktoriums dieser „Nationalpartei" sollte in Frankfurt sein; aber die dortige Polizei hat's rund abgeschlagen; die Darmstädter Negie rung hat die Theilnahme an dem nationalen Verein sür strafbar erklärt, und wtr meinen, andere Regierungen werden auf gleiche Erklärungen nicht lange warten lassen. Der Herzog von Coburg-Gotha, welcher daS Kleindeutsche Programm für die preuß. Führerschaft oAn angenommen hat, erhielt kürzlich von der österr. Negierung eine Zuschrift oder Note, in der es ihm stark verübelt wird, daß er dies; gethan und sich dadurch vom deutschen Bunde so gut wie losgcsagt habe. Dagegen müsse Ocstcrrich Einspruch thun. — ES begreift sich, daß die kleindeutschen Plätter an dieser österreichischen Zuschrift keinen guten Fetzen lassen. Die Berliner Nanonalzcitung geht so weit, zu sagen, solchen Ton habe Oesterreich bis her nur gegen italienische LehnSfürsten sich erlaubt; eS rede, als käme cs von Bronzcll, (wo bekanntlich das starke Prcußen einen seiner vielen Schritte vor Oesterreich rückwärts machte) statt von Solserino (wo be kanntlich die Oestcrreicher geschlagen wurden). So geht das Hin- und Hcrzerren, das Streiten und Zanken in der deutschen Lebensfrage fort, und wir sind verurtheilt, eS durchzulcsen und unsern Lesern den» Haupt inhalte nach auSzuziehcn und aufzutischen, ohne etwas Bestimmtes, cin Ergebnlß, ein erfreuliches Zustandekommen irgend einer Verbesserung mel den zu können. In der uns ebenfalls nahe angehenden italienischen An gelegenheit ist's nicht anders. Der greise und weise König der Belgier hat in Biarritz mit LouiS Napoleon verbandelt, und nun wimmeltS von Zutungsnachnchten, von denen jede am Besten weiß, waö dort ausgemacht worden ist. Pflichtschuldigst theilen wir sie Mit, ohne im Geringsten zu bezweifeln, daß sie meist oder in der Hauptsache sich als Tattarcn-Enten auSweisen werden. Tie cngl. Zeitung „Spectator" sagt: Louis Napoleon habe König Lcopold'ö Vorschlag angenommen. Dieser bestehe darin, daß PeSchiera, Mantua, Parma und Modena an Sardinien noch abgetreten wütken, (glaube cs, wer will, daß Oesterreich das starke Mantua, eines der Hanptbollwerke der Monarchie, hintetdrcin gutwillig hergeben werde) Toskana an daS HauS Lothringen (den Großherzog) zurückkomme, der Papst seine vier Legationen (die Kreise Bologna, Ravenna, Forli und Ferrara) behalte. — Die „K. Ztg." und die „Jndep." dagegen wollen wissen, eS sei ausgemacht worben, der Großherzog von ToSkana kehre in sein Land zurück und bringe eine liberale Verfassung mit; Parma komme an Piemont, die Herzogin von Parma erhalte Modena, der Herzog von Modena aber ein Jahrgeld. Erzherzog Ma.r von Oesterreich werde Vice könig von Venetien, das eine eben so liberale Verfassung erhalte, wie Toskana. Die Romagna (die 4 Legationen) würde wieder päpstlich, nur müsse der Papst Verbesserungen in der Verwaltung einfnhren, die ihm Frankreich jetzt abzuprcssen beflissen sei. — Andere Zeitungen wollen wissen, aus den mittelitalicnischen Staaten solle ein Königreich Etrurien hergcstellt werden, wie Anfangs dieses Jahrhunderts schon unter den Fittichen deS ersten Napoleon ein solches sein Scheinleben fristete, und Oesterreich und Frankreich seien einig, dieses Etrurien dem Grafen von Flandern, zweitem Sohne des Belgierkönigs zu geben. Wenigstens solle er den Mittelita- licncrn dringend empfohlen werden. Wieder andere Zeitungen meinen, Kronen seien verlockende Dinge, und Prinz Napoleon habe Appetit nach einer Krone, also auch nach der Krone deS zu schaffenden Königreichs Etrurien, da er bekanntlich zur Zeit ohne Land ist. — Sicher ist wohl nur, daß weder Oesterreich noch Frankreich eine allzugroße Verstärkung Sardiniens wünschen können, daß England an einem Etrurien unter einem Napoleon durchaus nichts gelegen sein kann, und daß ohne Oesterreichs Mitwirkung der Papst zu keiner Verbesserung zu bringen sein dürfte. Die Tscherkessenkampfe haben durch SchamylS Gefangennehmung ein Ende. Fast ein halbes Jahrhundert kämpften die tapferen Stämme des Kaukasus rühmlichst gegen die ungeheuere Uebermacht Rußlands, bis sie in unseren Tagen unterlagen. Ob russisches Geld, wie so häufig, nicht eben so viel bewirkte, als russische Waffen und die Uneinigkeit unter solchen rohen Stämmen, wird vielleicht später die Geschichte aufklären; genug, Schamyl konnte bei seiner Gefangennehmung so gut, wie einst KosziuSko fiin: Coloniae! (Nun ist'S mit Polen aus!) rufen: I^inis Oir- ca88iav! Denn dieses Helden und Propheten Schultern trugen die Un abhängigkeit deS Kaukasus. Die ohnedieß seit einigen Jahren Ungeheuern Fortschritte Rußlands in Asien gewinnen durch Beendigung des Tscher- kcssenkriegS festen Fuß, und alles Geld, das England im afghanischen und im Krimkricge aufgewendet hat, um Rußlands Vorschreiten in Asien zu hemmen, ist zum Fenster hinausgeworfen. Rußland hat jetzt allen Handel im Innern Asiens in seinen Händen, England in China und Indien vollauf zu thun, das Erworbene zu schützen, zu erhalten. Zeitungen. Sachsen. Leipzig, 25. September. Am heutigen Abend hat eine schaudervolle That die Bewohner unsrer Stadt in Schrecken und Entrüstung versetzt. In der achten Stunde wurde der Inhaber dcö am Königsplatze gelegenen „Cafe-Royal", Namens Krüger, in einem Locale seines Etab lissements von seinem circa 19 Jahr alten Stiefsohne Cl. durch zwei Schüsse getödtet. Als der Mörder, der sich nach seiner verruchten That cingeschlossen hatte, durch die herbeieilendcn Polizeibeamten arretirt wurde,