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lloiglliiMchtr Anzeiger. Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadtrüthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8iebenzigster Jahrgang. Verantwortliche Red action, Druck und Perlag von Morip Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabend». Jährlicher A b o n n e m e n t S v r e i S. auch bei Beziehung durch di» Post, 1 Lhlr. Ist Ngr. — Annoncen, die bis Bormittag» l i Uhr ringehen, werden in die Lag» darauf erscheinende Nummer ausgenommen, sväter eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit I Ngr- für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Sonnabend. VO» 9. Juli 1859. Zeitungen. Sachsen. Elster, 5. Zuli. Als gestern Nachmittag gegen 2 Uhr Alles dcS langersehnten RegenS sich freute, ahnte man nicht, daß diese Freude gar bald in Schrecken sich verwandeln sollte. Gegen 3 Uhr wälzte sich nämlich von Westen her ein mit Schloßen und wolkenbruchähnlichem Regen begleitetes Gewitter heran, daS den kleinen Bärenloher Bach, der den neuen Park durchfließt und daS gewöhnliche Wasser zum Bedadf der Dampfmaschine und deS BadehauseS liefert, urplötzlich in einen brausenden Bergström verwandelte, während gleichzeitig alle von den Höhen hcrab- komuwnden Wege zu reißenden Bächen wurden und in Zeit von einer halben Stunde das ganze Elsterthal nach Adorf zu, in welchem übrigens ein großer Theil dcS schönen HcueS noch gar nicht eingebracht war, in einen See verwandelte. Wir Niederländer empfingen dabei einen Begriff, wie schnell im Gebirg Ucberschwemmungen entstehen, wie schnell aber auch die Wässer wieder verlaufen, denn bereits um 4 Uhr konnte man fast überall hin wieder trocknen Fußes gelangen und zahlreiche Badegäste besichtigten die ungerichteten Zerstörungen, die glücklicherweise weit geringer waren, als man befürchtet hatte, und, außer in dem weggeschwcmmten Hcn, nur in einigen zerschlagenen Blumen, herauSgerissenen Sträuchern und Bäumen und in einigen sonst den Fluren, Wegen und Häusern zugesügten geringen Schäden bestand. Lerdcr aber war dicS nur ein Vorspiel dessen, was Nachfolgen sollte. Drohte schon die immer noch außerordentlich schwüle Atmosphäre neues Unheil: so brach dasselbe doch um 5 Uhr mit einer alle Beschreibung übersteigenden Gewalt herein. Ein neues vvn derselben Rich tung kommendes Gewitter peitschte neue und größere Schloßen auf die zitternde Flur und noch mächtigere Regenmassen stürzten so dicht herab, daß man kaum die nächste Umgebung sah, während der Donner, durch daS Echo der Berge verzehnfacht, die Herzen erbeben machte und daS Rauschen deS von allen Höhen herabströmenvcn Wassers das Entsetzlichste befürchten ließ. Zn wenig Augenblicken war daher auch die Brücke, welche oberhalb deö neuen Parks den Bärenloher Bach überbrückt, gesprengt und der Park selbst in einen Strom verwandelt, der die jungen Bäume und Sträucher fortriß, die Wasserleitung herausspülte, die Chaussee überschwemmte und eine Zeit lang auch die neue Brücke unterhalb der Badeanstalt in große Gefahr fitzte. Zitternd sah Alles auf die Elster, die wie ein schäumendes Roß aufbäumte, glücklicherweise aber doch noch durch den hohen Damm, welcher den Brunnenplatz und seine Quellen nebst den Hallen und Spazier gängen schützt, gezügelt wurde. Die ästesten Leute erinnern sich hier emeS ähnlichen Unwetters nicht, und als ein wahres Wunder des Allmächtigen war cS zu preisen, daß selbst dieses surchtbare Wetter verhältnißmäßig nur geringrö Unglück angerichtet. Denn alö wir um 6 Uhr und später, wo ein doppelter FriedcnSbogen über dem Bergschlößchcn sich wölbte, einen zweiten Umgang hielten, fanden wir zwar an Feldern, Wegen und Häusern maunichsachen Schaden angcrichtet, aber in der Hauptsache hatte der gütige Gott unseren freundlichen Badeort doch vor größerem Unglück bewahrt, (ein drittes Wetter, welches gegen 8 Uhr in größerer Ferne vorüberzog, brachte uns nur Regen und den Anblick prächtig gespaltener Blitze, während die untergehende Sonne den Wolken und der ganzen Gegend eine unheim liche Orangefarbe verlieh) und den energischen Anordnungen deS k. Bade- eommiffars, der überhaupt hierbei die rühmlichste Thätigkeit entfaltete, war eS zu danken, daß auch die zerstörte Wasserleitung heute Morgen schon wieder hergestellt war und die Saison ihren Fortgang nahm, als ob nichts vorgesallen sei. Zwar ist manche Blume gebrochen und mancher Zweig geknickt, aber noch weit mehr find uns erhallen und der Rosen blühen noch immer genug und mit verdoppelter Frische, so daß wir mit dankbarer Rührung in den Choral: „Sei Lob und Ehr" einstimmten, den heute daS Hils'sche Corps erschallen ließ; denn Wunderbar ist Gotte- Macht Und stelS geschieht, was er bedacht, Dem Herrn allein sei Ehre. .. Bad Elster. Bis zum 3. Zuli waren hier 343 Parteien mit 501 Personen und 435 Kurgästen eingetroffen. AuS Rötha wird folgende entsetzliche That einer beklagenSwerthen Wöchnerin berichtet: am 30. v. M. hat zu Oelzschau die Ehefrau de- dasigen Böttchermeisters Gr., welche am 18. Zuni mit Zwillingen meder- gekommen und seitdem kränklich war, sich, jedenfalls in einem Anfall von Geistesstörung, mit einer Schccre den Leib aufgeschnitten und sich sodann im Znnern auf schaudererregende Weise mit diesem Instrument zahlreiche Verletzungen beigebracht, infolge deren sie nach vierstündiger Qual den Geist aufgebcn mußte. Zschopau, 1. Zuni. (CH. T.) Gestern Nachmittag wurden die Einwohner unsrer Stadt durch zwei verschiedene Unglücksfälle in Staunen gesetzt. Nachmittags gegen 2 Uhr hatte der hiesige Einwohner und Spinn meister in dem Zschopaufluß einen Fisch geschossen; sein dabei zugegen ge wesener, ungefähr 14 Zahr alter und, wie man sagt, deS Schwimmen- unkundiger Sohn stürzte sich (wahrscheinlich im erhitzten Zustande) in den Fluß, um den Fisch zu holen, und sank vor den Augen des Vater- und eines noch ältern Bruders an einer ziemlich tiefen Stelle im Wasser unter. Letzterer, seinen jüngern Bruder versinken sehend, stürzte sich sofort auch in dasselbe, um ihn zu retten, sinkt aber ebenfalls mit dem Elemente kämpfend, angesichts deS Vaters unter. Ein diesen Vorfall gewahrender, in dem hiesigen Gensel'schen Fabrikctablissement stehender Mann W., rettete mit großer Mühe beide scheinbar tobte Zünglinge aus den Wasscrfiuthen und legte dieselben dem vor Schreck zusammengesunkenen Väter zu Füßen. Die in größter Eile angewendeten Wiederbelebungsversuche blieben bei dem jüngern trotz aller Mühe erfolglos, wohingegen der ältere nach einiger Zett wieder zu athmen begann, trotzdem wird an seinem Aufkommen ge zweifelt. Noch besonders bemerkenSwerth ist eS, daß, al- die beiden Kinder wie auf dem Todtenbette aufgebahrt und der Vater im Kranken bette eingehüllt waren, der älteste Bruder der beiden Verunglückten von der Wanderschaft heimkehrend seine Familie in solch traurigem Zustande antrifft. Gegen Abend hatte sich die Ehefrau deS hier im sogenannten Winkel wohnhaften Webermeister- W. mit einem kleinen, 1—2Zabr alten Kinde auf dem Schoß auf die vor der HauSthür befindlichen Stufen gesetzt, als von hinten herein eine allen? Anscheine nach tolle Katze durch die Haus flur kommt, de» Kinde auf den Rücken springt und da- kleine Geschöpf dermaßen beißt und kratzt, daß Stücken Fleisch vom Rücken hecabhingen.