Volltext Seite (XML)
VoiglliinWcr Anzeiger. Amtsblatt für die Gerichtsämtcr und Stadträthe Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8iebmziBer Jahrgang. Berantwortliche Redacuon, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese» Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag». Donnerstag» und Sonnabend». Jährlicher Abonnement-preis, auch be Beziehung durch die Post, 1 Lhlr. 1Ü Ngr. — Annoncen, di« bi» Vormittag» N Uhr eingehen. werden in die Lag» darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Korpus-Zeile berechnet. _ - * . Sonnabend. 59» 21. Mai 1839. Zeitungen. Sachsen. Leipzig, 18. Mui. Se. köntgl. Hoheit der Kronprinz traf in Begleitung höchstscincs Adjutanten, des Rittmeisters Grafen zur Lippe, sowie des Obersten von Stieglitz und des Majors von Tschirschky, beute Vormittag ^10 Uhr von Dresden hier ein und reiste mit dem um 3/4II Uhr auf der thüringcr Bahn abgehenden Zuge nach Cassel. Unser KriegSministerium macht bekannt, daß durch den Ankauf von Pferden auf den ausgeschriebenen Remontemärkten eS möglich geworden ist, den Bedarf für die Armee in so weit zu decken, daß zur Zeit von einer zwangsweisen Aushebung abgesehen werden kann. Cs ist daher das er lassene Vcräußerungsverbot wieder aufgehoben worden» Tie Stünde der Oberlausitz haben an Se. Mas. unsern König eine Adresse erlassen, worin sie um Aufstellung eines Heeres am Rhein bitten und Se. Maj. mit Gut und Blut in dem bevorstehenden Kampfe für das Recht und die Ehre Deutschlands beizusteben versprechen. Bautzen. Für den kathol. Theil der k. sachs. Armee ist der 2. Caplan an hiesiger wendischer Kirche, Herr Iacob Wels, zum Fcldpredig er ernannt worden. Adorf, 10. Mai. Das Direktorium deS hiesigen Gewerbevereins macht bekannt, daß der letztere in seiner 17. Plenarversammlung beschlossen hat, vom 15. Juli d. I. an eine Ausstellung gewerblicher Arbeiten zu veranstalten. Preußen. Berlin, 17. Mai. Gutem Vernehmen nach ist von hier aus auf diplomatischem Wege in Paris angefragt worden, welche Stellung Frankreich zu dem europäischen Vertragsrecht einnehne, wenn in der Pro klamation des Kaisers Napoleon die Vernichtung des österreichischen Be sitzstandes in Italien offen als der Zweck der jetzigen französischen Krieg führung hingcstellt werde. Eine die gleiche Angelegenheit betreffende Vor stellung ist auch von London nach Paris gegangen. ES mehren sich die Anzeichen, daß die Herstellung eines freundschaftlichen Verhältnisses zwischen Oesterreich und Rußland im Gange ist. Preußen ist mit allem Eifer be müht, auf eine Verständigung zwischen beiden Machten hinzuwirken, und laßt cs sich zugleich angelegen sein, in St. Petersburg den Bestrebungen entgegen zu arbeiten, welche in dem französisch-österreichischen Streit die nordische Großmacht zu einer den Interessen Deutschlands ungünstigen Parteinahme zu bewegen suchen. Ein förmliches Bündniß zwischen Frank reich und Rußland ist noch nicht abgeschlossen, und cS soll alle Aussicht vorhanden sein, daß ein solches auch nicht zu Stande kommen werde. Oesterreich. Wien, 17. Mai. Die Abreise deS Kaisers von Oe sterreich zur Armee nach Italien steht, wie der Wiener Corrcspondenl der Hamburger Börqenhalle schreibt, noch in dieser Woche, vermuthlich am 21. dS., bevor. — SpecieU als Gegenstand der Verhandlungen, mit deren Leitung in Wien der General v. Williscn beauftragt ist, bezeichnet derselbe Eorrespondent daS eventuelle Oberkommando einer deutschen Bundesarmee. Taö wahrscheinliche Resultat dieser Verhandlungen aber werde die Ucber- uahme deS Oberkommandos durch den Prinz-Regenten von Preußen sein. Das dritte Wiener FrciwilligenbatalUon ist nach seinem BestimmungS- ort abgegangen. Belgien. Lüttich, 16. Mai. Von verschiedenen Seiten sind sehr bedeutende Waffen-Bestellungen bei unseren Fabrikanten eingegangen, so chaß die größte Thütigkeit in diesem Industriezweige sich entfalten wird. Das HauS P. I. Malherbes und Comp. hat von der sächsischen Re gierung 20,000 Büchsen in Auftrag erhalten, die schon in Angriff genommen sind. Die englische Regierung läßt jetzt 400,000 Stück Büchsen und Musketen unfertigen, von denen 200,000 den Birminghamer Fabriken und 200,000 den Lütticher zugesagt sind. Frankreich. Paris, 16. Mai. Der „Moniteur" bringt den Hirten brief deS Cardinals-Erzbischofs von Paris. Dieser fordert die Priester seiner Diöcese mit Bossuet'ö Worten zum Gebete für Frankreich auf, „für das Gott zu allen Zeiten väterlicher und zärtlicher als für die andern Rationen empfunden habe." (So?) Rußland. St. Petersburg, 17. Mai. Nach der „Jndcpendance" werden abermals zwei russische Armeekorps mobilisirt, nämlich das erste (Lithauen) und das zweite (Polen). Das dritte und vierte, ebenso daS fünfte (Bessarabien) sind in der Mobilisirung. Die fünf ersten ArmeccorpS umfassen eine Militärmacht von 200,000 Mann. England. London, 16. Mai. (Telegramm dec Pr.-Z.) „Daily- News" melden, daß ein englisches Kriegsschiff, welches in Livorno eintraf, sich geweigert hat, die nationale Flagge zu begrüßen. Ter Capitän er klärte, daß er seinen Instructionen gemäß handle, und Lord Malmesbury hat auf die Erklärungen, welche von Herrn d'Azeglio gefordert wurden, diese srühern Befehle bestätigt. London, 18. Mai. Der heutige „Morning Advertiser" meldet, daß sich wegen der Ausnahme österreichischer Schiffe in Malta zwischen Frank reich und England cme gereizte Correspondenz entspannen habe. (Wie schön sich allmählig das Zerwürfniß zwischen England und Frankreich cinsädelt!) Vom Kriegsschauplätze. Das österreichische Hauptquartier langte am 8. Mai über Castel- Agogna, St. Angelo, Robbio und Palestro in Vercelli an. Höchst sonderbar bleibt die Idee, eine Provinz nach der andern-den cinmarschi- renden Truppen prciszugeben, des Landes beste Kräfte zu opfern, seine Industrie, seinen Ackerbau zu zerstören, statt die Entscheidung des Kriegs glücks gleich an der Grenze zu erwirken und so Elend und Armuth dem Lande zu ersparen. Die DiSciplin der österreichischen Armee ist weltbe kannt — der kleinste Fall, der gegen diese strengen Gesetze Vorkommen sollte, würde und wurde bereits cremplarlsch bestraft. Zwei Mann, die sich eine Kleinigkeit von geringem Werlhe aus einer einzeln stehenden Kapelle auzueignen wagten, wurden am 5. Mai mit dem Tode bestraft. Aber trotz dieser beispiellosen Strenge, trotz der vortrefflichen Mannszucht kann man die Mannschaft nur auf den beinahe zur Ernte reifen Feldern und unter den Maulbeerbäumen lagern lassen. Die Cavallerie muß Wiesenplätze benutzen, und die Ernte ist für dieses Jahr sicher verloren. Der Times schreibt man auS Turin, 7. Mai: Die Franzosen haben in den letzten zwei Tagen viel Cavallerie und Artillerie an sich gezogen (darunter 5 — 6 Batterien der Kaisergarde), und nach Berichten, die ich für verläßlich halten darf, haben die Verbündeten jetzt 170,000 Mann bereit, nm ins Feld zu rücken. ZU einer offenen Feldschlacht haben die