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02-Abendausgabe Dresdner Nachrichten : 02.06.1926
- Titel
- 02-Abendausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1926-06-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19260602023
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1926060202
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1926060202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1926
-
Monat
1926-06
- Tag 1926-06-02
-
Monat
1926-06
-
Jahr
1926
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7lr. 254 Seite 2 — »Dresdner Nachrichten* — Mittwoch. 2. Iunl 1S2S Sprachkeuntnisse. Gewandtheit und Unternehmungslust ver anlaßten* — Kapitän Bon-Ed nach seine» eigenen Warten —, auf die Anregung einzngehe», Stegler über England nach Deutschland reisen »nd ivaürend des AufenlhalteS in Grvh- britannien »Beobachtungen iiber die Verteilung der englischen Seestrcitkräste machen zn lassen . . . Wie Stegler die vvn ihm übernommene Ausgabe lasen würde, war sein« »Angeiegeniieit. die Hergabe der sur die AuSsührnng der Reise erforderlichen Geldmittel natnrlich meine Lache. Das! er auch Reichsdeutscher war und sich daber einen fremden Pah beschaffe» muhte, erfuhr ich erst, nachdem die Abmachung mit ihm bereit- ge- trvffen war. .. Das, ich trop der Rotivendigkelt der Benutzung eines falschen PasieS durch Stegler an seiner Reise sesthielt, aerantwarte ich, solange eS Kriege gibt, vvr jedermann- mora- lischem Richterstuhl . . ." Diesen Zugeständnissen fügt Kapitän »Boy-Sd Hinz», »ach Warnung vor Stegler van dritter Seite habe er dem Manne mttgeteilt, das, er von seiner „beabstch- ligten Entsendung wegen erwiesener Unzuverlässigkeit* Ab stand nehme, ihm aber tunlichst Stellung in »Nennork vermitteln walle. Er fährt fort: „Jetzt entwickelte sich Stegler alS Er presser. indem er versuchte, mich mit der Beschaffung seines amerikanischen Passes persönlich zn verknüpfen sowie mit der Veröffentlichung unserer Beziehungen zu drvhen .... und plötz lich erschien im „N. ?). American* die Aufdeckung des „»Pass- Skandals Stegler — Ban-Ed*. Diese Angaben, die Kapitän Bay-Ed allerdings erst später in seinen „Erinnerungen* gemacht hat, bestätigen die „Ent hüllungen* LteglerS insoweit, alS der MarineattachL sich da nach Sewnsit gewesen ist, da» der Mann zu der ihm zugedachtcn Kundschaslermissivu einen salschen Pa» brauche und da» er dem Mittellosen die Beschaffung eines amerikanische» Passes durch Vergabe van E'eid, d. h. durch „Darlehen*, in Hohe van 178 Dollar ermöglicht hat. — Tatsächlich war unter Mitwirkung iweier teilte namens Cvak und M ad den nach Abgabe lalscher eidlicher Erklärungen ein auf den Namen Maddens lautender a m e r i k a n i s ch e r P a h sür Stegler beschafft wor den. woraufhin alle drei wegen Konspiration zum Betrug« der Bereinigte» Staaten festgenammen worden sind. In der Schluhverhandlnng vom 19. März, in der der Kellner Eook und der Tanzlvkalportier Madden zum graften Erstaunen der »eltungsleute durch zwei sehr bekannte Anwälte vertreten waren, erhielten diese Angeklagten eine Freiheitsstrafe von je zehn Monaten, wogegen der geständige Stegler, dessen RechtS- veistand wiederholt auf die Rolle eines Vertreters der Deut schen Regierung in der Sache yinwieS, mit zwei Monaten Ge fängnis davankam. DaS ist wenigsten» einiges über den Fall Stegler, der nach vvr Abschluss de- Verfahren- «ege» die Paftschwindler v. Wedelt, Ruroedr und Genossen aufgedeckt wurde und dem die öffentliche Meinung in her Union auch wegen der durch Fäl schungen dieser Art geschaffenen Rechtsunsicherheit erhebliche Bedeutung beigelegt hat. — Ans kamptizterlere Kauspiratiancu kan» ich hier nicht eingehen, da indessen Herr Dörrst Richter die in Deutschland weitverbreitete Ansicht teilt, die „Lusitanta* sei ein ainerikaulsche» Schiss gewesen, erwähne ich noch rasch, bah sie tatsächlich einer der grössten englischenHandels« da mpsrr war. Nach ihrer Torpedierung hat sich der Streit auch nicht darum gedreht, ob die „Lnsttania* ein „MunittonS- ichifs* gewesen ist, vielmehr hat unser Staatssekretär v. Jagviv in einer Rote vom 28. Mai 1915 auSgestthrt. die „Lusitania* Hab« nach in Berlin vorliegenden Nachrichten bei ihrer letzten Abfahrt van Neuyork Geschütze an Bord gehabt, die unter Deck versteckt ausgestellt gewesen seien. Zur Unterstützung dieser von der amerikanischen Regierung nachdrücklich bestrittenen Behauptung hat Gras Bcrnstorfs dem Staatsdepartement in Washington vier schriftlich unter Cid abgegebene Erklärungen überreicht. Drei dieser sogenannten akkiciavits sind wegen Un bestimmtheit als Beweismittel auSgeschiede», dagegen wurde die Aussage eines deutschen „Reservisten* Stahl, die der Ma rineattache Bon-Ed trotz persönlicher Bedenken «ziveck» ent- sprechender Berwendnng an die Botschaft geleitet* hatte, als hinreichend bestimmt angesehen. Da den Behörde» sofort starke Zweifel an der Richtigkeit dieser Aussagen beigiugcn. lieft man den anscheinend an- einem Bersteck herbeigelchassten Stahl seine Aussage vor der Grand Jury eidlich wiederholen und klagte ihn dann de- Meineids au. I» der Hauptverhandlung bekannte sich Stahl aus Rat seines Anwalts deS Meineid- schuldig, wodurch die mit Spannung erwarteten gerichtlichen Feststellungen über die Entstehungsgeschichte der „Lusitania*-- Lüge präkludiert wurden. Indessen gab der Richter bei Ver kündung des aus anderthalb Jahre Zuchthaus lautenden Ur teils der Ueberzeugung Ausdruck, da» Stahl sein alssckavit auf Vermittlung oder Ansuchen vvn Personen au»gestellt habe, die nach seiner Ansicht die Autorität besähen, ihn zu schützen und sür seine Tat zn belohnen. — Natürlich ist cs sehr richtig, daß wir bei der unausbleib liche» Bereinigung aller dieser Dinge unsere Gegenrechnung gegen die amerikanischen Beschuldigungen ausmachen, und wenn wir dabei in der vvn Herrn Oberst Richter erwähnten Weise den Vertretern der anderen Seite „die Giftzühne aus- ziehen können*, so wird darüber niemand mehr erfreut sein alS ich. Französische Abritslungssabolage. Gehör! die Reserve unter den Begriff Friedensriislung? Ein offener Konflikt mit der Abrüstungskonferenz. . Berlin, -. Fnni. Zwischen den militärischen Sachver ständigen der Abrüslnngokonfcrenz in E^enf ist eS zu Differen zen gekommen. Die Franzosen, unterstützt von den Japanern und Italienern, wollten ein sür allemal scftlegen. das, die Reservemannschaft nicht unter den Begriff der Friedensrüst-iingeii fallen sollen, die nach dem Kom- missionübeschlnft allein als Grundlage für die spätere Ab rüstung angesehen »»erden. Die Sachverständigen der Ber einigten Staaten und Deutschlands erklärten dagegen, da» alle Reserven ohne weiteres bei den Friedensrüstungen mitzählcu mühten, weil es sonst, besonders unter Berücksichtigung einer verkürzten Dienstzeit, wie sie z. B. in Frankreich geplant sei, möglich wäre, bei einem relativ kleinen stehenden Heere über eine ungeheure ^hl von ausgebildeten Mannschaften zu ver fügen, die jeden Augenblick mobilgemacht werden könnten. Ter englische Sachverständige wollte die S-ache vertagen, da sie ohnehin bei den späteren Fragen wieder behandelt werden müsse. Der französische Sachverständige verlangte aber, ebenso wie auch der deutsche und der amerikanische, an gesichts der prinzipiellen Bedeutung der Frage sofortige Entscheidung. Iusammenslöhe im Opiumausschutz. Genf, 2. Juni. Im OpinmauSschnss kam es gestern zn hef tigen Auseinandersetzungen wegen der angeblichen Ausfuhr von »Morphium von Deutschland nach China. Ter deutsche Delegierte wies daraus hin. daft für jede etwaige »Ausfuhr von Deutschland »ach China ein chinesisches Einfuhr zertifikat notwendig sei. Der englische Delegierte wandte sich wegen angeblich uurechtmäftiger Ausfuhr in scharfen »Wendun gen gegen die chinesische Regierung. Der chinesische Delegierte sprach England jedes Recht ab, sich in den internatio nalen Handel Chinas einznmischen. <»W. T. B.f Abd el Krim vor ein Kriegsgerichl? Paris, 2. Juni. »Wie die Blätter a»S F-eS melden, wird »Abd el K r i m voraussichtlich in den nächsten Tagen »ach Fes gebracht. In Targntst find jetzt 259 Rifstthrcr in Hast, die sühreud an der Ausstandobcwegiing beteiligt waren und sich «willig den Franzosen unterworfen haben. Wie „Chicago Tribüne* aus FeS berichtet, beabsichtigt die svanisc,- Reglern»" Abd el Krim unter A n k l a a e zn stelle», weil er den Tod vvn 22 spanischen gefangenen Offizieren verschuldet haben fall. Die spanische Regierung behauptet, daft die Offiziere mit dem Bajvnctt niedergemacht worden seien. »Auch andere Führer der Rtstruppen sollen vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Parlamentarischer Abbau in Polen. Die Tendenzen deS RegicrungsprogrammS Mosciekis. Warschau, 2. Juni. Das politische Programm des neuen Ministerpräsidenten Mvsctcki ist wie folgt Umrissen: Erweite rung der »Vollmachten der aussührende» Organe durch die ge setzgebende» Körperschaften, Erweiterung der Vollmachten des Staatspräsidenten, »Verleihung einer Vollmacht an den Staatspräsidenten, das Parlament anflösen zu dürfen. »Nach Beschlnftsasning dieser Aenderung der Staatsverfasinng baldige Auflösung des gegenwärtigen Sejms und Senats, Berufung eines auherparlamcntarischen Fach- kabinetts zur Sanierung der Finanzen und der Wirtschafts- Verhältnisse. Gesundung der politischen, wirtschaftlichen nnd administrativen »Verhältnisse in moralischer Hinsicht und Be kämpfung der Korruption. Die gegenwärtige »Regierung mit »Ministerpräsident Bartel an der Spitze soll nicht ab berufen werden, weil sie von Pilsiidskt aufgestellt wurde und bcn »Programmpunkten deS neuen Staatspräsidenten ent spricht. Es ist von einem Triumvirat Pilsudski—Moscicki— Bartel die Rede. Oertliches und Sächsisches. Mlttettungen aus der Gefamlrars-Sitzuug am l. Funi 1928. 'Vor Eintritt in die Tagesordnung gedenkt der »Vorsitzende des Ablebens des früheren besoldeten Stadtrat- De L-Hma»» und würdigte seine Tätigkeit im Dienste der Stadt mit Aorten ehrender Anerkennung. Der Rat erhob sich zu Vhren de» Verstorbene,, vv» den Plätze» 1. »Man beschliebt die Erricht«-« eine» Doppel»ohuha«fes mit 1- Wohnungen und 2 Läden aus städtischen, Grundbesitz an der Moltkestrah« und eines Wohnhaufes «it 17 Sohunngc» und » Läden am Riesaer Platz unter Bewilligung der Bau kosten von zusammen 597 099 »Mark au» de», Ertrag« der Miet- zinSsteukr uon städtischem Grundbesitz. 2. Infolge de« ständigen Steigen» des GroftstadtverkehrS auf dem Altmarkt und auf der Hauvtstrafte ist die seit langem erörterte »Verlegung de» Christmärkte» unabweisbar geworden. Auf »Vorschlag des »Markt- und Gewerbeausschussts und im Einvernehmen mit dem »Polizeipräsidium -eschltesst «an, aus verkchrütcchiiischen Gründen den Ehrtstmarktverkehr in der Altstadt ausschlieftlich nach dem Nenmarkt und in der Neustadt vvn der Hauptstrafte nach -ei» »Wilhelmsplatz zn verleg«». 3. Den Stadtvervr-nete» werden folgende Bewilligungen vorgeschlagen: nj MX» Mark zur Ausgabe verbilligter Bade- kartcn lBad 15 Psg.i für das Licht- und Luftbad Mockritz an minderbemlllelte Einwohner der zur den FürsorgekretR stellen Südvorstadt und LeuvuitzGdeuostra gehörenden Stadt teile, entsprechend einem Ersuchen der Stadtverordneten,' iij 1509 Mark zur Einrichtung einer Lehrmittel- s a in »n l u n g sür die W o h l f a h r t s p o l i z c i, und zur Erhöhung des »Beitrags für deren Fortbildungskurse. —* Zum Tobe des Geheimen Rcgierungsrats Becker. Wie schon kurz ermähnt, verstarb am Montag der Geheime Regic- rnligsrat Ernst »Becker, »Ministerialrat t. N. Der Heim gegangene war geboren am 31». Dezember 1859 in Bautzen und studierte vvn 18«l bis 1885 t» Leipzig Rechtswissenschaften. »Nach Ablegung der erforderlichen »Prüfung wurde er im Jahre 1893 im Staatsdienste angestellt, wo er seine »Arbeitskraft ausschlieftlich dem Polizeiwescn widmete. Er war zunächst Kriminalkommissar, dann Kriminalral und Polizcirat. Später rückte er zum RegierungSrat und zum Oberregierungsrat auf. Im »Polizeipräsidium hat er u. a. der Lustbarkeits-Abteilung und der BerkchrS-Abtcilnng »orgestandcn. Insbesondere ist er längere Zeit Leiter der Kriininglabteilung gewesen. Im Jahre 1911 wurde der »Verstorbene als Geheimer Nesicrung». rat und Vortragender Rat in das »Ministerium de» Innern berufen. Auch dort hatte er »polizeifachen zu bearbeiten. Am 1. Februar 1921 trat er in den Ruhestand. Der Entschlafen« galt als eine anftcrgcwöhnliche Arbeitskraft mit reichem Fach- wissen und erfreute sich allgemein grosser Beliebtheit. —* Die Stadtverordneten beraten in der Sitzung am Donnerstag u. a. über de» Anöschnssbcricht betr. den Antrag, den Rat zu ersuchen, die nächsten öffentlichen Wahlen getrennt nach Geschlechtern oornehme» zn lassen. Ferner ist ein An trag der St.-B. Frl. Dr. S » ell lDem.f »nd Genossen her- vorzuheben, mit dem der Rat ersucht werden soll, ln den Fachklassen der »Mädchenbernfsschule aus allen Stufen Turn- unterricht einzufithre». —» Tirolsahr» deS BereinS BolkSwohl. Um ollen denen, di« mit nach Tirol fahre» wolle», ««clegenliett ,u neben, Uber di« Fahrt alle» Wissenswerte zu büren, wird am Freitag, 8 Uhr, im Tuchrrrestaurant, vier. Webergahe. eine Fiiteressen-Versammlung abgehalten. neänrkskallMMerWSgi' Vas deutsche Lillernassa'. ^D^rleckicbskallor SiltvrsalLs baden In »er INIneralvasrergraLdaniIIung »». Nrk»lten-z»!il,lN. stndinneaatraü» s vsvor 8ie suf öis Ksise gvkan g laasea Sie vortelldalt Idee Kamera del mir nactiarden ! pliolol»« WSmeln. Ms «si-ilr- mul KIsMIs „Antonia". Lustspiel von Melchior Lcngvel. Erstausführung im Albcrtthealcr. 1. Juni 192S. Das neue Lustspiel von Melchior Lengyel verrät in seinem Titel — „Antonia" — gar nichts von seinem In halt. Tder doch nur, dass es sich um eine Antonia drehen wird, und daß besagte Antonia eine Bombenrolle für die Körner ist, ahnt das Gemüt. Ez wird nicht betrogen. Schade, Lass ein Schreiber, der auf sich hält, nicht mehr sagen darf: die »Rolle ist ihr auf den Leib geschrieben. Ich sag's doch. Denn die Redensart stimmt. Die Rolle sitzt wie an gegossen. kleidet sie ausgezeichnet, gestattet den pikantester. Wechsel der Gewandung und bringt alle »Vorzüge der Künst lerin zur Geltung. Ganz von dieser Rolle aus ist das Stück erfunden und gemacht, literarisch ein schaumiges Nichts, für rassiges Theater ein „Schlager". Lengnel hat den flotten Schnitt nach Pariser Modell, aber national-ungarisch auf geputzt. mit einem österreichisch-ungarischen Eharme garniert, der die k. nnd k. Monarchie überlebt hat. Antonia — das ist das Alter, bas jung geblieben ist. bas Leben in Pflicht und Arbeit, das einmal in Leichtsinn und Taumel zurücktancht, der Herbst, der durch eine feuerhcisse Nacht unterbrochen wird, die »Macht der »Vergangenheit, die in die l^legcnivart cinbricht, die Verführung durch Erinnerung. Parfüm. Tanz, Sekt und Liebe. Antonia, die robuste Gutsherrin, ist einmal, eine einzige Nacht hindurch wieder die umschwärmte Schönheit, die geniessende Grossstadtdame, die parisertlche Budapesterin, die Hörige der Ztgeunermusik nnd des FlirteS. Ein goldiger Herbsttag sagt ibr das alte Fieber im Blute wieder hoch, die Lockung eines kleinen DummkopsS von verliebter Nichte treibt sie von der kranken San und von ihrem braven Manne weg ins Pester Hotel, des Lebens Rauschgewalt zwingt sie zn einem Ansslug inS Mondäne. Einmal wieder schlagen die Mellen der Lust über ihr zusammen, schwimmt sic tm warmen Bade erregter Verliebtheit, umvrtckelt sie Sekt und Musik, Tanzlust und Kosewort, trinkt st« und singt sie und wirbelt sie im Taumel einer ausgelassenen Geselligkeit. — bis ihr die kranke Lau und der brave »Mann wieder einsallrn »nd mit der Morgendämmerung der Herbst und der Alltag nnd die Pflicht sie wieder an sich reinen. Aber Antonia ist nicht io gebaut, dass sie davon sentimental oder reuig würde. Sie bat sich nichts Belastendes und Uniülinbares vorzuwerfen, und so ist selbst ihre Ernüchterung kein Katzenjammer und keine Zerknirschung, sondern der tatkräftige Versuch, alles mit einem Gemisch von Wahrheit und Lüac wieder ins Lot zu bringen. Tas Glück ist ihr günstig und lässt ihre Eskavade in.ihrer äußeren Harmlosigkeit zutagetreten, und ihr lügend- betftcs Herz hat sie schnell wieder auf die »Normaltemveratnr gebracht. Der brave Mann ist versöhnt, dte gefundenen Freunde sind zur Stelle und entsagen, die Dan ist. glaube tch. auch wieder gesund, und ein frohes Frühstück im Freien ver- sammelt Antonias städtische »nd ländliche Verehrer unterm herbstlichen Bai«». Ein glänzend ausgemachter Einfall und, wie man sieht, doch nicht ganz ohne Poesie und Herzenswcishcit. Schon im Kontrast von Gutslcbcn und Grossstadtrafsinement ein ivtrk- sameS Stück Theater. Dabei voll scharfer Beobachtung, aus der Lache springendem Witz, leichtflüssiger, frohgelaunter Unterhaltsamkeit. Lengyel hat den Schuss Sekt im Blute — oder ist es Tokaier —, der unseren Lustspielschreibern fehlt. Er will nicht mehr geben als wieder eine wirksame Sache für die Bühne und täuscht keine Tiefen vor, wo spiegelnde Ober fläche genügt. Sr mutet dem Zuschauer auch keine unmög» lichcn, unhaltbaren, innerlich unwahren Situationen zu, wt« es die englischen Lustspieldichter von heute tun. Er gibt nicht Satire und übt nicht Kritik am Leben, sondern gibt ein Stück Leben selbst in geschickter Anordnung für einen Theaterabend. Und wie gesagt: die Bombenrolle. Vielleicht wird sie nur so lebendig in der Spielgewalt einer Hermine Körner. Vielleicht haben andere Darstellerinnen nicht die Rüstigkeit, dte -erbe und tatkräftige Gutshcrrtn mit eben so festen Um rissen Hinzumalen, wie die mondäne Dame tm hauchdünnen Pariser Gewand und mit der Romantik eines Rausche- von Sekt und Liebe. Bei ihr wundert man sich nicht, dass Antonia Vieh zucht und Flirt in gleicher Vollkommenheit beherrscht. Hcr- mine Körner singt auch — als Einlage, „aus Paris mit- gebracht"", — ein Chanson und tanzt mit Bela und dem eng- lischcn Kapitän, dem Antonia für die Nacht des Leichtsinns ihr Herz »«.geworfen hat. einen „Valencia", und auch diese Künste stehen ihr wohl an, gerade nachdem die GutSherrin resigniert auf die Breite ihrer DaseinSform hingewiesen hat. Gelegenheit, ihren gesunden weiblichen Humor wie ihre ero tische Stimmungsschivelgerei zu zeigen, bietet ihr die Antonia rolle und die Hurtigkeit ihrer Rede in phantasievollcr Recht fertigung der tollen »Rächt ist eine ergötzliche Leistung rassigen TchauipielertumS. Lengyel schuldet für den Erfolg seines neuen Stückes Hermine Körner mindestens ebensoviel Tank wie sie dieser »Rolle. An dem rauschenden Erfolg der Erstaufführung war auch die Güte der Vorstellung, dte Fritz Horrmann leitete, be teiligt. Die anderen wurden in den Strom der Spiellusi mit sortgerissen und gaben lebendige UnterhaltnngSknnst. Die diskrete Haltung WüstenhagenS als des Jugendfreundes der Antonia war auch tm ScktschwipS kavalicrmähig: das kühle Englänüertum Stöckel» als Kapitän Banker gentle- manltke: dte backftschhaft« Verliebtheit Thea Thieles schick und herzig: die biedere Nüchternheit Hoffman ns alS An- toniaS Gatten wirkungsvoll: amüsant BerhocvenS unsicherer Jüngling. Im Tanzraum herrscht echte .Stim mung", sang süss und verlockend Herbert Ronnefelds Geige, tummelten sich die «erwogenen Flguren, die von den Damen Witrtz. Friedrich. Huch geformt wurden. Alles in allem «tn reizvoller, launiger und modern pikanter Theater abend ohne Problematik, aber auch ohne Wüstheit, sondern mit Schliff und Kultur. Dr. FeltxZimmermann. Kunst un- Wissenschaft. Wieder Operette im Lentral.Theater. Die Gilbert-Tournee ist wieder ins Eentral-Theater zurllckgckehrt, spielt aber diesmal nicht Gilbert, sondern Kollo. „D i e Fr a u o h n e K u ss" nennt sich das lustspiel- artige Gebilde Richard Kesslers, über das der Berliner Schlagerkomponist etliche seiner Zauberweisen verstreut bat. Textlich betrifft die Affäre das unendlich oft abgewandelte Thema der Scheinehe. Ein Frauenarzt qeht ein« solche Schein- che mit seiner Sekretärin ein, damit ihm «ine hohe ärztliche »Mission am persischen Hose, die grundsätzlich nur einem Ver heirateten anvcrtraiit wird, nicht verloren gehe. Natürlich lässt aber die Kleine ihr Glück nicht mehr loS. Das ist tn ganz nettem Liistsptclstil mit zwei Lebemännern und einem exotischen »Prinzen als Gegenspielern -eS Gchetnehepaares durchgeführt, wobei nur gelegentliche wenig geschmackvolle Eindeutigkeiten stören. Die Musik Kollo», ganz aus leichten Schlagcrton eingestellt, hat vier Favoritnummern, dte »u hören, zu sehen, sich wiederholen zu lassen und selbst mtt» zusingen das Publikum nicht müde wird: „Gute Nacht mein Liebchen", „Persische Nosc", „Das ist der Frühling von Berlin* und „So schön wie du sind nur die Sterne*. Der „Frühling von Berlin" löst namentlich als Zwischenaktsmusik mtt einem putzigen Marioncttenschcr» vor grünem Samt» Vorhang kochende Begeisterung aus. F-rühlingSmässtg ist da ta freilich eigentlich nicht mehr, sondern schon echtes Hoch sommertheater, als welches man überhaupt dte ganze Sache am besten nimmt. DaS Stück hat nur fünf »Rollen nnd zwei Chargen, von den Darstellern ist Harald Pauls«» au» der Operette „Rigucttc"' bekannt. Er spielt den Frauenarzt ebenso tm ge wandten Salonstil wie Harri Gondt seinen jungen und Georg Baselt seinen ältlichen Berliner Lebemann. Ein bisschen Siiigsttmmc hat lediglich Erich Poremskt, der in farbigen persischen Prinzenunisormc,, gute Figur macht. Dtl weibliche Drahtzicherin des Ganzen ist Grete MoSheim, bekannt als erfolgreiche Filmdiva, aber auch auf den wirk lichen Brettern recht scharmant und nett. Unter den von Heinz Singen inszenierten Tänzen befand sich et« Origtnal-Charlcston, der neuest« cngltsch-amertkantsch-sran- zöstiche Gesellschaftstanz, der sich als höchst verwickelte Ver bindung von Dreh, und Schtebekünsten darstellt. Dte gesamt- Aufmachung unter Regte von Julius Kuthan mit eleganten Innenräumen des Bühnenbildner» LuculluS hat den gewissen Berliner Schmiss, den auch die Musiklcttüng Kurt Harber» nicht vermissen lässt. Dr. Eugen Schmitz. Mitteilungen der SSchfischen Staatsttzeater. Over«« hau». Freitag, am 4. Juni, aufter Anrecht. „Biolrtta* von Berdi mit Margarethe Henne-Franke in der Titelrolle, Tino Pattiera, Robert Burg. Spanischer Tanz mit Susann- > 1 S«> »tri sein Dre «nth «ru «rfti SS. < rate reb« Neu Als Leb, be» allei «UZ Lag büch «ezr euts rock «er San Fra mm hatt Sch her« «ei« gnb de» Dte »u i gerl sam Mich -«» »in« »lict Sah lti fchl der ihr« nach -ab der Eie -er. Der Dal verl See Dal «h, sei- kr, dir jub wac in Sie da m unk Kü vor Th Ictr tra ver ma KU rat k«h ka« Fi, grl Do St, X8 iw! ft« «b «>i riö Vv M. «n «o O, »n tax li'. m, W, D, 2.! kai <dt 1 Er che de, P, 1. an Mi K K « L< V! ko 18 1Z ,l 7. li.
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