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Voiglländislher Anzeiger. Amtsblatt für die Gerichtsämter lind Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8iebenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Morry Wieprecht in Plauen. Diese- Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag-, Donnerstag- und Sonnabend-. Jährlicher AbonntmentSpreiS. auch bet Veziehung durch die Post, I Thlr. tO Ngr. — Annoncen, die bi- Mittag- 12 Ubr eingehen, werden in die Tags darauf erscheinende Nummer ausgenommen, spater eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit l Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Donnerstag. 44. 14. April 18SS. General-Verordnung, den Vertrieb von Loosen der Königlich Sächsischen LandeSlotterie durch hierzu nicht befugte Personen betreffend. Da wahrzunehmen gewesen ist, daß häufig Loose ter Königlich Sächsischen Landeslotterie durch hierzu nicht befugte Personen vertrieben werden und das Publicum hierdurch nicht allein belästigt, sondern auch pccuniären Gefährdungen au-gesetzt wird, so sehen sich die Ministerien des Innern und der Finanzen zu nachstehenden Bestim mungen veranlaßt: tz. 1. Nur den von der Lotterie-Direction concesfionirten CollecteurS (Haupt- und Unter-Collecteurs) und den in deren Lohn und Brod stehenden Gehülfen derselben ist der Vertrieb von Loosen der Landeslotterie in hiesigen Landen gestattet. tz. 2. Ein Jeder, welcher Loose der LandeSlotterie vertreibt, hat über seine Befugniß hierzu auf Verlangen einen schriftlichen Ausweis vorzulegen. Für die Haupt- collecteurS dient als solcher dis Verfügung der Lotterie-Direction, durch welche ihnen die betreffende Hauptcollection übertragen worden, Untercollecteurs dagegen haben sich durch die ihnen von der Lotterie-Direction ertheilten Erlaubnißscheine, Gehülfen der CollecteurS durch ein Attest ihres Dienstherrn nach dem in der Beilage unter O enthaltenen Formulare, welchem der vom Aussteller geführte Stempel beizudruckcn ist, auszuweisen. Z. 3. Jeder Andere, welcher in der Absicht, dadurch einen Gewinn zu erzielen, Loose der Königlich Sächsischen LandeSlotterie vertreibt, ist wegen eine- jeden, auf solche Weise abgesetzten, gleichviel ob Voll- oder Klaffen- ganzen oder TheillooseS mit einer Geldstrafe von Einem Thaler zu belegen. Das öffentliche AuSbieten von Loosen Seiten dazu unbefugter Personen ist an sich und abgesehen davon, ob in Folge dessen ein LooSverkauf wirklich Statt gefunden hat oder nicht mit Drei Thalern für jeden einzelnen Fall ru bestrafen. Im ersten Wiederholungsfälle find vorerwähnte Strafen zu verdoppeln, in späteren Wiederholungsfällen aber jedes Mal um den Betrag der zuletzt erlittenen Strafe zu erhöhen. tz. 4. Sämmtliche nach tz. 3 verwirkte Geldbußen stießen in gleicher Maaße, wie dieß in tz. 16 des Gesetze- gegen die Theilnahme am Lotto und den Vertrieb au-wärtiger Lotterieloose vom 4. December 1837 ungeordnet worden ist, der Armen- und Schulcaffe des Ortes, wo der Uebertreter wohnt, oder Falls dieser ein Ausländer ist, wo die Untersuchung geführt worden ist, zu. tz. 5. Sämmtliche Sicherheits-Polizeibehörden haben sich hiernach zu achten und demgemäß gegen Zuwiderhandlungen, welche zu ihrer Kenntniß gelangen, einzu schreiten, auch die ihnen untergebenen Organe zu behufiger Auffichtsührung anzuweisen. Auch haben die betreffenden Untersuchungsbehörden, dafem sich im Verlaufe der Unter suchung ergiebt, daß der verbotswidrige LooSvertrieb im Auftrage oder doch mit Vorwiffen concessionirter LottericcovecteurS erfolgt ist, solche- unter Beifügung der Acten der LandeöloUerie-Direction mitzutheilen. Dresden, den 2. April 1859. Die Ministerien des Innern und der Finanzen. Freiherr von Beust. Freiherr von Friese«. Formular. O Vorzeiger dieses N. di. steht als Gehülfe in dem von mir betriebenen Lotteriegeschäste in meinem Lohn und Brod. (Ort, Datum und Unterschrift.) Plauen, 12. April. Die amtliche französische Zeitung, der Moniteur, bringt uns heute einen neuen Artikel, den die S. C. Ztg. mit Recht ein „Schlummerlied" nennt und dessen ganzen Inhalt sie in den französischen Wunsch zusammen faßt: „Schlaf, deutscher Mickel, schlaf!" Es wirb in diesem neuen Erguß uns Wundersames zugemuthet. Die von Frankreich in der sog. italienischen Frage angenommene Haltung dürfe uns Deutschen nicht Mißtrauen, son dern im Gegentheil müsse sie uns Sicherheit cinflößen; Frankreich „als der deutschen Nationalität feindselig darstellen, sei widersinnige." Noch mehr! Der Monlteur deutet sogar an, Frankreich werde nichts dagegen haben, rvcnn Deutschland ein Ganzes mit Preußen an der Spitze werden wolle. Als ob wir solche Lockvögel nicht besser kennten! Auch meint der Moniteur, die Aufregung gegen Frankreich habe sich erfreulicher Weise gelegt, wovon wir in Deutschland aber erfreulicher Weise nichts wissen. Dieß ist die Summa der neuesten französischen Belehrung, die wir abzudrucken nicht der Mühe werth halten. WaS Deutschland von der Haltung Frankreichs, vom ausgeschriebenen Esngresse re. halt, geben die Zeitungen. Es antwortet mit frischen Rüstungen. Die Reisen dcS Erz herzogs Albrecht und unseres Herrn Ministers v. Beust nach Berlin sind höchst wahrscheinlich auch keine Vergnügungsreisen und die heutige Stimme aus Berlin laßt unsere kürzlich ausgesprochene Hoffnung, daß die Deutsch land drohende Gefahr Preußen an seinem Platz finden werde, recht er freulich wachsen. — Wohl glaubt gegenwärtig kaum mehr ein Mensch an Frieden; wobl sinken die Wertpapiere an jedem Börsentage mehr, und unermeßliche Verluste werden nicht auSbleiben, eben so wie die Rüstungen unermeßliche Opfer kosten; (In Frankreich wird ein Kürassierpferd bereits mit 2000 Franken, etwa 600 Thlr., bezahlt) wohl wird der Krieg schwere Opfer dem Einzelnen wie den Staaten auferlegen; — aber wenn nach Gottes Willen dieses Uebel aller Uebel nicht abznwendcn ist, so geben wir nur dem allgemeinen Wunsche Ausdruck, wenn wir sagen: Oesterreich schlage in Gottes Namen recht bald loS, damit cS sich des kleinen, aber lärmendsten Feindes, der Sarden, einstweilen entledige, und verlösche mit Sieg und Glück das Andenken an die seit Zahrhundertcn am Marke Deutschlands zehrende Politik des „Immer langsam voran!" Zeitungen. Sachsen. Dresden, 11. April. Se. Epcellenz der Herr StaatS- minister Frhr. v. Beust hat sich vorgestern Nachmittag nach Berlin be geben und ist in voriger Nacht von dort zurückgekehrt. Preußen. Berlin, 10. April. Man sieht auch hier die Friedens- Hoffnungen sich mindern und bezweifelt mehr unv mehr, daß eS noch ge lingen werde, die sogenannte italienische Streitfrage auf gütlichem Wege zum AuSlrage zu bringen. Dabei bricht sich bei uns die Ueberzeugung von der Gemeinsamkeit der Gefahr, so wte von der Nothwendigkeit threr gemeinsamen Abwehr immer offener Bahn. (Recht erfreulich!) Der früher von manchen Seiten so eifrig gepflegte Gedanke an eine Localisirung dcS Krieges in Italien findet jetzt öffentlich keinen Ausdruck mehr. Man ver langt indessen, daß Oesterreich, wenn eS auf die Unterstützung Preußens und Deutschlands rechnet, seinerseits Schritte thue, um mit dem Bunde und der norddeutschen Großmacht in ein vollständiges Einvernehmen zu treten, damit Deutschland nicht etwa für seine» Znteressen fern liegende Zwecke in einen Kampf verwickelt werde. Berlin, 11. April. Se. Kaiserliche Hoheit Erzherzog Albrecht von Oesterreich wird morgen hier eintreffen.