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Voiglliindischer Anzeiger. Amtsblatt für die Gcnchtöümter und Stadträthe Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Hiekmzigsler Jahrgang. Verantwortliche Redaktion, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Diese, «lat, erscheint wöchenllich dreimal, und zwar Dienstags. Donnerstags u»d Sonnabends. Jährlicher A b o n n e m e n t S p r e iS, auch bei Beziehung durch die Post. 1 Lhlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Mittags 12 Uhr eingehen, werden in die TazS daraus erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen stnden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Korpus-Zeil« berechnet. Dienstag. 12. April 1859. Plaucn, den 10. April 1859. Aus dcn Zeitungsnachrichten werden unsere Leser ersehen, daß es um den Frieden nicht sonderlich steht. Nach der N.-Z. wird der Franzosen kaiser bis zum 1. Juni sechSmalhundnttausend Mann marschfertig haben, von denen 150,000 Mann für Italien, die übrigen für andere eintretende Falle (d. h. für Deutschland) bestimmt sind. Daß der Ausbruch des Krieges bis jetzt noch verschoben worden sei, liege daran, weil Frankreich bisher wohl für einen italienischen, aber nicht für einen deutschen Krieg gerüstet gewesen. Je näher der Congrcß rücke, desto weniger erwarte man von diesem einen friedlichen Ausgang. Nach dem Nürnb. Corresp., mit dem die heutige Wiener Nachricht übcreinsnmmt, habe der österr. Kaiser einen großen Kriegsrath gehalten, worin beschlossen worden sei, die gesammte österreichische Armee, d. h. 600,000 Mann, auf den Kriegsfuß zu setzen. Kein verständiger Mensch wird es Oesterreich verargen, wenn es je eher, desto lieber losfchlägt, da die Ungeheuern Kosten einer fortwährenden Kriegs bereitschaft seine Geldkräfte eben so anstrengen, wie dieß ein wirklicher Krieg nur immer zu bewirken im Stande ist, und Frankreichs Friedens- Versicherungen so lange nichts sagen wollen, als cs immer ärger rüstet und Sardinia tiö Entwaffnung nicht betreibt. — Nun, sollte es nicht an ders sein und werden und der Kampf beginnen, so ist Oesterreich in so vortrefflicher Kriegsversassung, daß cs dcn Franzosen und Sarden in Italien mehr als gewachsen sein dürste und für den Oberrhein immer noch mehr als sein Bundescontingent übrig behielt. Und hat auch dieser deutsche Kaiserstaat viel an Deutschland wieder gut zu machen, hat er namentlich die Herzen der Protestanten schwer verletzt und sieht eö auS, als wollte er heute noch in gar vieler Beziehung der Hemmschuh Deutschlands sein; — immerhin besser, sagt gewiß Zeder mit dem Hamb. Eorrcsp., der Hemmschuh, als der Strick, der uns jenseits des Rheins gedreht wird. Preußen wird und kann am Rhein ebensowenig, wie jeder andere Bun desstaat, der gemeinsamen Sache fehlen, und wenn die Knochen, Muskeln und Sehnen der heutigen Franzosen noch dieselben sind, wie 1813 und die folgenden Jahre, so werden mit Gottes Hilfe die deutschen Hiebe auch noch die alte Wucht jener Zeit bewähren. Zeitungen. Sachsen. Bekanntlich bilden nach der deutschen BuudeökriegsVcr- fassung die Truppenkontingente vom Königreiche Sachsen, Kurhcsffn, Nassau und Luxemburg das neunte Armcecolps. Diese Staaken liegen so weit auseinander, daß die Contingente derselben wohl schwerlich jemals ver einigt in'S Feld rücken werden. Da macht nun die A. A. Zeitung einen sehr ansprechenden Vorschlag. Unser Sachsen stellt 20 — 25000 M., die sächs. und thüringischen Staaten 10— 11000 M. Der Vorschlag geht demnach dahin, diese- Contingente mit dem unsrigen zu vereinigen und daraus ein stattliches sächsisches Anneerolps von 30 —35,000 Mann Z l bilden, daS sehr leicht zu vereinigen wäre und dem eine tüchtige säch sische Rciterbrigade und die tüchtige sächs. Artillerie w. auch die «ruhigen Spczialwaffcngattungen liefern würden. Der Vorschlag hat außerordentlich viel Ansprechendes. Die tapsern Hessen und Nassauer würden anderwärts gewiß auch ihre entsprechende Verwendung finden. Zn Sachsen sind 1858 bei 19 Staatsanwaltschaften 5529 Verbrechen angezeigt worden, darunter in Plauen 234. Hauptverhandlnngen wurden im Ganzen abgehalten 1699, davon in Plauen 36. Bei dem Bezirks gerichte Plauen, der Kopfzahl nach einem der stärksten im Lande, sind die wenigsten Hauptverhandlnngen gewesen, während in Löbau 80, in Bautzen 64, in Zittau 46, ja in Camenz, dessen GeschäftSkreis so wenig umfänglich ist, daß man von dessen Aushebung spricht — 37 Hauptver handlungen stattfanden. Diese Zahlen geben unserem Voigtlande den übrigen Landestheilen, namentlich der von gewisser Seile in gewisser Be ziehung häufig so sehr gepriesenen Lausitz gegenüber, daS ehrenvollste Zeugniß. Möge es dasselbe immcrmehr zu verdienen bemüht sein! Preußen. Berlin, 8. April. Der prüfende Blick auf die Lage der Vorverhandlungen zu dem Congrcß wegen der italienischen Streitfrage laßt cS begreiflich erscheinen, daß die Friedcnshoffnungen in der jüngsten Zeit von ihrer früheren Festigkeit verloren haben. Statt eines Fortschritts der bis Ende März so günstig angcbahnten Verständigung zeigen sich neue Schwierigkeiten, deren Beseitigung noch keineswegs gesichert ist. Obenan unter ihnen steht die Entwaffnungsfrage. Dieselbe würde nicht im Min desten zu ihrer heutigen Wichtigkeit gediehen sein, wenn eS sich bloS nm eine Meinungsverschiedenheit zwischen Oesterreich und Sardinien handelte. WaS dieser Frage aber eine so bedeutende Tragweite giebt, ist die Stel lung, welche Frankreich zu ihr eingenommen hat. Während vor aller Welt Augen die erste Anregung der jetzigen Wirren von Paris ansgegangen ist und während jenseits des RhcinS kolossale Rüstungen in immer größerer Ausdehnung betrieben werden, sehen wir daS Pariser Cabinet gleich Rußland, England und Preußen in Wien und Turin sür die beiderseitige Zurückziehung der Truppen wirken. Da drängt sich denn die Frage auf, mit welchem Recht darf der ursprüngliche Herausforderer, der in erster Linie als Partei in dem Streite dasteht, eine Vermittlerrolle übernehmen, um von Andern zu verlangen, waS selber zu thun er dcn nächsten Anlaß hat! Unö will bedünken, als wenn die bei der Sache nicht betheiligten Großstaalcn ihrerseits eine viel bessere Befngniß hätten, an der Seine nachdrücklich die Frage zu stellen, was cS mit den dortigen kriegerischen Vorbereitungen aus sich habe. Daß bei denstlben lediglich die regelmäßige Ergänzung deS FrlcdcnSbestandeS der Armee bezweckt werde, wie der Moniteur unö hat versichern wollen, glaubt heute Niemand mehr. Wünscht aber Frankreich trotzdem die Aufrechterhaltung deS Friedens, wozu dann diese bedenklichen Truppenanhänfungen in der Nahe der italienischen Grenze und die Absendung immer neuer Slreitkläste auch nach den Rhein- -gegenden, da doch keine andere Macht mit einem Angriff droht? Selbst verständlich muß Sardinien in demselben Maß in seiner illoyalen Politik bestärkt werden, in welchem cS sieht, daß seine übergreifenden Ansprüche einen Rückhalt finden. Und daS ebenso auf dem diplomatischen, wie auf dem militairischen Gebiet. Oder waö heißt eS anders, als die Ueber- hcbung unterstützen, wenn, wie auS Wien als glaubwürdig verlautet, daS französische Cabinet neuerdings die Verzichtleistung Sardiniens auf die gleichberechtigte Theilnahme an dem Congreß der Großmächte dem öster reichischen Cabinet für Abstandnahme von dem Verlangen einer vorgängigen Entwaffnung in Piemont als Aeqnivalent angeboten hak? Wenn man