Volltext Seite (XML)
Voiglländischer Anzeiger. Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe ;u Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. 8iebeuzigfler Jahrgang. Verantwortliche Redactlon, Druck und Verlag von Morttz Wieprecht in Plauen. ' ' ' ' — —. . Diese« Platt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags. Donnerstags und Sonnabend». Jährlicher A b o n n e m e n l S v r e is, auch bet Beziehung duich die Post, l Thlr. !0 Ngr. — A n n on cen. die bis Mittags l2 Uhr eingehen. werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene EorpuS-Zeile berechnet. Donnerstag. 20» 17 Februar 1859. Lastet uns Gutes thun an Jedermann, allermeist aber an des Glaubens Genossen! Schon öfters ist in diesen Blättern die Rede von der ncuentstandenen evangelischen Gemeinde zu Waldsassen (an der bairisch-böhmischen Grenze) gewesen, die der Plauische Zweig-Verein der Gustav-Adolph-Stiftung seit nunmehr 3 Jahren zu seinem „Pflegkinde" angenommen hat, d. h. der Verein hat nicht bloS seither das zu seiner Verfügung stehende Drittheil der jährlichen Sammlung dieser Gemeinde zukommen lassen, sondern wird auch damit so lange fortfahren, bis die Protestanten in Waldsassen ihre Kirche und Schule, ihren Pfarrer und Lehrer haben, und will überdem auf jedem geeigneten Wege und bei jeder sich darbietenden Gelegenheit für die hilfsbedürftigen Glaubensgenossen besorgt sein. Und eine solche Gelegenheit, die Liebe für das Pflegkind zu zeigen, hat sich dein Verein zu seiner großen Freude erst neulich wieder geboten. Ein achtbarer Bürger Plauens gewann vor einigen Monaten eine Bibel, das wohlgelungene, prächtig ausgestattete Meisterstück, welches ein hiesiger Buchbinder gefertigt und zur Verloosung gebracht halte. Voll evangelischen Sinnes und in herzlicher Theilnahme an der bedrängten Lage so vieler Protestanten in katholischen Ländern, bot er das schöne Vtbelbuch sofort dem Vorstand des hiesigen Gustav-Adolph-Vcreins mit dem Wunsche an, daß dieser dasselbe irgend einer von dem Vereine unterstützten evan gelischen Gemeinde zum Geschenk machen möchte. Das Anerbieten wurde mit dem freudigsten Danke angenommen und der Wunsch dadurch erfüllt, daß der Vorstand des Vereins das Bibeibnch, mit einem Worte der Weihe und dem Spruche l. Cor. 16, 13 versehen, am Weihnachtsabend an den Gemeindevorstand zu Waldsassen, unter Vermittelung des dort fungi- renden Arzberger Geistlichen, absendetc. Wie diese Liebesgabe von unsern evangelischen Glaubensbrüdern ausgenommen worden ist, dies mag uns das Schreiben der Waldsassener Gemeindevcrtreter sagen, welches wir hler zu veröffentlichen uns verpflichtet fühlen: ..Durch Herrn Pfarrer Pöblmann in Arzberg haben wir die prachtvolle Bibel, welche Hcrr — in Plauen dem sebr verehrlichen Zweigverein der Gustav-Adolph-Stif- tung daselbst mit dem Ersuchen übergeben hat, dieselbe einer von dem Gustav-Advlph- Verciff unterstützten Gemeinde zum Geschenk zu machen, erhalten. Indem wir nun dem verehrten Zweig-Verein für diese so schöne Gabe aufrichtig tanken, bitten wir zu- glcich auch Herrn — unter gütiger Entrichtung unseres innigsten Danies versichern zu wollen, daß seine Gabe als ein blclbcndcs Andenken und zur Ehre GotteS der hiesigen Gemeinde dienen wird und die erste Weihe bei der Einweihung der demnächst zu er bauenden hiesigen protestantischen Kirche empfangen soll. Mil brüderlicher Liebe und Hochachtung. Die Vertreter der Protestanten in und um Waldsassen. Hänlein, Ober- zottinspector. Lederer, Hauptzollamts-Verwalter. Fr. Nvthcr, Fabrikbesitzer. Jurcy, Nevicrförstcr." „Wir hoffen zu Gott," so schreibt auch der Pfarrer Pöhlmann, der seil mehren Jahren mit großer ausopfernder Treue seines Amtes an der einstweilen nach Arzberg gewiesenen Waldsassener Gemeinde wartet, „wir hoffen zu Gott, daß das prachtvolle Bibelbuch nicht lange mehr harren dürfe aus die heilige Stelle, wo es, unter heiliger Weihe nicdergelegt ein beständiger Born des Heils und Lebens für Prediger und Zuhörer in Waldsassen bleibe. - Das walte Gott!" So sprechen auch wir mit der ieiben Hoffnung im Herzen, und fugen noch einige Nachrichten über die gegenwärtige Lage der Waldsassener Protestanten und ihre Bemühung nm dre Erlangung eines eignen Gotteshauses und die Bildung einer selbststän digen Parochie- bei. Um dieses Ziel zu erreichen, bedarf es allerdings noch einer nicht unbeträchtlichen Summe. Von dem auf 4600 si. angc- wachsenen, zum größten Theil auS Beiträgen des Guftav-Adolph-VereinS angesammelten Kirchenbaufond haben si« im vorigen Jahre ein dem Staate gehöriges Gebäude des ehemaligen Klosters für 2600 fl. gekauft, wie schon in Nr. 77 deS Voigtl. Anz. vom I. 1858 mitgetheilt worden. Zur Ausführung des Baues besitzen sie also dermalen 2000 fl.; die Gemeinde selbst, die außer einigen Beamten und Fabrikanten fast nur unbemittelte Glieder zählt, wird 500 fl. aufbringen; eine bereits bewilligte Collccte in den evangelischen Gemeinden Baierns für Waldsassen dürfte auf 1800 st. zu berechnen sein. Es sind sonach ohngefähr 4300 fl. zum Kirchenbau (ein Piarr- und Schulhaus soll angebaut werden) vorhanden; allein der Bauanschlag Gen. des Aufwandes für Glocken und Orgel beträgt 11,350 fl. und es fehlen sonach noch 7000 fl. — 4000 Thlr.!! Die Aussicht, aus der Jahresversammlung in Leipzig im August vor. I. (wo Waldsassen nebst Schwarzwald im Posenschen und Thening in Oberöfterreich zu dec großen über 4000 Thlr. betragenden Liebesgabe vorgeschlagen war) Lie fehlende Summe zu erhalten und so mit Einem Male am Ziele zu sein, wurde leider vereitelt, indem für Waldsassen nur 14 Stimmen unter den 77 dort abftlmmenden Deputirten sich erhoben. Jndeß erhielt die Ge meinde bei dieser Gelegenheit die feierliche Versicherung, daß der Gustav- Adolph-Verein Waldsassen nicht vergessen noch jemals aufgeben werde — und so hoffen die treuen Glaubensgenossen getrost und mit aller Zuver sicht, daß in einigen Jahren ein evangelisches Gotteshaus in dem vor 300 Jahren noch ganz evangelischen und erst seit 1625 zum KatholicismuS gewaltsam zurückgeführten Waldsassen sich erheben werde, zu dem sich dann auch die Protestanten in dem benachbarten Eger und mehren böhmischen Dörfern halten werden. Auch soll es eben dort noch viele heimliche Protestanten geben, auf deren offenes Bekenntniß zur evangelischen Kirche zu rechnen ist, sobald in Waldsassen eine selbstständige evangelische Ge meinde mit Kirche und Schule besteht. Wir können daher den schon früher in diesen Bl. ausgesprochenen Wunsch nur wiederholen, daß die sä mm tl ich en G uft av-A d.-Ver ei n e in unserem Voigtlande das ihnen zur Verfügung stehende Dritttheil ihrer jährlichen Einnahme dieser uns zunächst gelegenen protestantischen Gemeinde bis zur vollstavdigen Herstellung ihres Kirchen- und Schulwesens zuwenden und alle, die bisher für Waldsassen Herz und Hand offen hat ten, nicht müde werden möchten im Gutcsthun an des Glaubens be drängten Genossen! Zeitungen. Lachsen. Die telegraphische Depesche des „Dresdner Journals," welche die Thronrede des Kaisers der Franzosen signalisirte, zählte mehr als 1000 Silben, und war diese die größte bis jetzt durch das sächsische Hauptlelegraphcnbureau erpedirte, kostete jedoch der K. Evpcdition LcS „Dresdner Journals" nicht weniger als 150 Thlr. Plauen. Hauptverhandlung vor dem hiesigen Königl. Berirls- gericht.' den 7 - u '.: --