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Itr. S40 L«1te « vr«»b»«r Rachrlchka" voanrr»l«g. rr. Juk Mß Das ewige Wunder. Bon Guido Kreutzer. >> Aorllekung. Malte v. Reeg trat zum Schreibtisch zurück Auf dem stand ei» großes Ovalbild sctiier Beriobten. Beide Hände svannte er in» die Tischkante. b»t sich vor und musterte lange, als sa»e er sie zum ersten Maie, diese Profilausnabme. Sie n>ar ktiustlcriich vvüendet gelungen und lieb die vvrnelime Reinheit der Linien und den schmeichelnden Dutt des rost braunen, fast kupseriarbenen HaareS ahnen. daS die lichte edel gewölbte Stirn freiqab und sich, zu schwerem Knoten zu- sammen genommen, zärtlich an die köstliche Beugung des Rackens schmiegte. Irgendwie zumng sich einem die Sr inneriiiig an junge, englische Herzoginnen aus. wie sie im londoner 'Buckingham- und St. James-Palast vor der Kö nigin von Großbritannien und Irland. Kaiserin von Indien zum Courknix in -ie Knie rauschen. Gainsborough hatte ausgangs des achtzehnten Jahrhunderts solche Jraucn- vrvsile zu malen gewußt Sah man dies Bild hier, so konnte man eS nicht wieder vergessen. Um wieviel weniger die schöne Lvniili Lars selbst wenn sie einen mit ihren tiefen dämmerdunklen Auge» ansah. die unter langbewimp.'rtcn Lidern träumten: wenn ein Lächeln ihre Livve» teilte: wenn sie die Arme hob und einem ans die Lchnltern legte und Worte der Liebe raunte, die einem jedesmal lange, lange nachgingen und den grauen Alltag mit brennrvten Blüten übervurvurtcn. Nein — man kam über eine Lvnnn Lars nie mehr hinweg, wenn man sie auch nur ein einziges Mal in den Armen ge hegt hatte! Ihr Berlobter empfand daS in dieser Minute mit so un beirrbarer Gewißheit. wie vielleicht noch nie orber. Unwill kürlich wollten seine Lippen den geliebten Namen formen: doch üe bewegten sich nur lantloS. Cr begriff nicht, was daS war — aber ein Druck würgte ibm jählings hoch oben in der Kehle, und schneidender Schmerz rieselte ihm durch die Brust Da wnsne er mit unvermittelter intuitiver Erkenntnis, dah der anonnme Briesichrcibcr nicht gelogen hatte. Nein — Wahrheit war cs! Ungeheuerliche vernichtende Wahrheit! Bu einem — einem zweibeinigen Ehrenmann unterhielt seine Verlobte seit Monaten schon problematische Beziehungen, die sie ibm verschwieg!! Cr löste seine Hände von der Schreibtischkante, tat ziel los ein paar Schritte, nmrs sich auf die Chaiselongue und schloß die Angen. Seine Gedanken trieben schwerfällig und doch mit rasender Hast: überheizten sich, wirrten durch einander und versanken in einem Chaos von gewalttätig sinn- l-r-i- Eifersucht. fressendem Schmerz. bitterer Selbst- verhöbnnng und grauenhaft öder Trostlosigkeit. Lange lag er reglos: wie gelähmt: wie erschlagen von vernichtenden Erkenntnissen ... — Drüben in der Ecke leVe die hohe Standuhr ein. Sechs Schläge sielen schwer und dumpf. Wie erwachend öffnete Malte von Reeg die Augen. Er war todmüde, als habe er eine Wanderung durch Jahre hinter sich. Die Sonnenstrahlen sielen schon schräg und zogen breite altgoldene Lichtbänder durch das Zimmer. Eine Stunde noch — dann mühte es draußen dunkel sein- Also wurde es Zeit! Und er handelte wie unter einem Zwang und einer ab soluten Ausschaltung seines freien Willens — als er sich erhob, sich umzog, seine Repetierpistole zu sich steckte, das HauS verlieh, ein paar hundert Schritte das Lützow-Mer entlang ging und an der Hohenzvllcrnbrücke eine offene Autodroschke heranwinktc: »Jahren Sie mich nach der vtllenkolonf« Grunewald: durch dte Künigsallee bis zur HagenstraheN Oft später — In all den Wochen reuevoll grübelnder Ber- zweitiung. die ih» immer wieder ansiel wie ein reihendes Raubtier, dao sich einem auf dte Iährte gelegt lmt und dem man nicht mehr entrinneil kann ^ vst später suchte er sich die Ereignisse jenes verhängnisvollen Abends bis in ihre letzten psychischen Berästrlnngen und unentrinnbare» Zwangs- länfigkeiten zu rekonstruieren. Als Rechtfertigung vor seinem Gewissen und als unwiderlegliche Begründung, wi das grauenhafte Geschehen überhaupt batte Tat werden könne». ES gelang ihm nicht. Ans jener Viertelstunde lasteten Nebel, die das bohrende Gehirn nicht zu zerreibe» ver mochte. Es blieb ein letzter Rest, den Schatten und Rätsel Uberdunkelten... — Als er das Auto verlassen hatte, verharrte er noch minutenlang an der Ecke der Königsallee und starrte die Iuhgängcr an. die von den Ausflugsorten her der Villen kolvnie zustrebten. Ihre Stimmen schmerzten ihn bis in die Nerven: ihr fröhlich harmloses Plaudern weckte in ihm aufsässigen Zorn. Weshalb verhielten sic nicht ibr Lachen und schwiegen, bis sie an ihm vorüber waren? Konnten dicke Menschen wirklich alle so blind und stumpf und gefühllos sein? Ahnten sie denn nicht, dah man ihm vor Stunden erst seine Welt in Scherben geschlagen hatte: dah er ärmer und elender war als der heimatloseste Vagabund und der verluingertste Bettler? Schauerte ihnen denn nicht eisiges Iröstcln durch die Glieder, weil sie an einem vorüberkamen, den die Vor sehung geschlagen und auf den Schindanger deS Lebens ge worscn hatte? Die Iäuste hätte er ballen und allem. waS lebte und webte, ins Gesicht schlagen, hätte ausheulen mögen wie ein weidwund geschossenes Tier- Und tat doch nichts von alledem, sondern verlieh endlich seinen Platz und verlor sich in den Strahen. die um die Tennisplätze lagen. Auf denen erlosch allgemach das Treiben. Hier und da flog noch ein Ball über das Netz, klang Ruf und Gcgenruf. flatterte eine letzte Helle Mädchenstimme. Hinter den gardinen verhangenen Ieystern des Klublmuscs flammte Lickt auf. Um de» rotgestrichenen Gartentisch unter der Veranda ver sammelten sich weihgckleidcte Gestalten. Aber immer mehr Damen und Herren traten durch das Gittertor auf die Straße hinaus und schickten sich paarweise zum Heimweg an. Wenige Schritte entfernt stand Malte in guter Deckung und musterte jeden einzelnen Menschen, der de» Platz verlieh. Immer noch nicht. Sie kam noch immer nickt . . . Und je länger er vergebens wartete, desto stärker begann sich in ihm eine zaghaft lächerliche Hoffnung zu regen: Vielleicht ivar dieser Brief wirklich nur eine raffinierte Täuschung gewesen. Dann hatte er sich durch ihn in momen taner Nervcndepression einen ivahnstnnigen unwürdigen Ver dacht aufzwingen lassen und den Glauben an die geliebte Iran, der ihm daS Reinste und Höchste aus der Welt sein sollte, mit eigenen Händen vom Altar gerissen und in den Schmutz getreten. Jost zweifelte er schon nicht mehr, d a h es so war. Aber dann gab cs dafür nur eine einzige Sühne: seiner Verlobten alles zu beichten und ans ihren Händen lein Schicksal entgegenzunehmen. Ob sie ihm vergab oder ihn verwarf — so. nur so nmr ihm sein Handeln voracschrieben! Und er würde sich dieser Gewissensfordcrung beugen. Weil er ein Mann war und für seine Tat einstand. Mochte sie auch nur die Gedankensündc niedrigen Zweifels an der Treue und Lauterkeit seiner Braut gewesen sein . . . — Da iah er sie selbst!! In den wenigen Sekunden, dte er einmal den Kopf »ur Seite gewandt, muhte sie aus dem Portal getreten kein. Run ging sie schon die Strahe entlang. Und an ihrer Sette ein Herr, der schmal und klein und irgendwie unfertig wirkte, »nd dessen Kopf Lonny Lars' Schulter nur wenig überragte Iörmlich unmotiviert erschien die» Männlein neben der aufrechten, stolzen, elastische» Schlankheit seiner Begleiterin! Wie festgewurzelt verharrte der LegattonSrat ein paar Herzschläge lang auf seinem Posten. Dann folgte er den beide» im Abstande von zwanzig oder dreißig Schritten. ES fiel schwer, diese Distanz nicht zu verringern. Denn dte da vorn schleuderten gemächlich. Während er so an den Villengärten entlangstrich, die brünstig die Brüste ihrer Iliedcr- und Holunderbüsche gegen die eisernen Gitter der Umzäunung drängten, hatte er daS Gefühl. alS brause irgendwo eine gigantische Orgel und dröhne ihm mit allen Posaunen deS Jüngsten Gerichts in den Obren. Also doch! — Also doch!! Lonny LarS und ein Abenteurer internationaler Prä. gung . . . — Dr. James Trawonn bieh dies spillrige Bürlchlein. daS seine schmierige» Hände nach der Braut eines anderen aus- streckte »nd mit kaltblütiger Skrupellosigkeit gierig nach fremden Millionen griff, um damit Glück und Zukunft zweier Menschen zu erschlagen! Dieser also war sein Todfeind, der jetzt mit temvcramrnt- vollen Gesten auf seine Partnerin einsprach und ibr einmal auch so vertraulich die Hand auf den Arm leate — dah Malte drauf und dran war. mit ei» paar langen Schritten ihn ein- znbolen und an beiden Schultern zu packen und gegen daS nächste beste Vorgartengitter zu schleudern. Aber mit letztem Aufgebot eiserner Selbstbeherrschung bändigte er sein Verlangen und hielt sich weiter in gemessener Entfernung. Nicht feige sei»! Nichts sich selbst ersparen! Jede Mög- lichkeit vernichten, dah man sich vielleicht später mit sophisti schen Gedankenspiclereien und billigen Trugschlüssen selbst täuschte, um womöglich »och länger eine Illusion aufrecht zu erhalten, die jetzt im Sterben lag. und heute, noch beute, ihr Ende finden muhte! Zähne zusammenbeihen und bis zur letzte» Patrone aushalten! Und wahrscheinlich boten die zwei, die da dem abend- licken Grnneivald entgegen ptlgerten. ihm überhaupt erst später noch das eigentliche interessante Schausvi:!. in dessen Höhepunkt er dann wie ein ckous ox maostina bineinwetterte, um die Schluhpointe deS Dialoges zu sprechen! — Doch »ach Minuten schon batte sich die Szene gewandelt: Hundert Meter vorwärts nämlich hielt der offene, tief- blau lackierte IMpferdige Hispano-Suiza Lonny LarS'. Neben dem blieb sic stehen, warf dem Chauffeur, der mit der Hand an den Mützenschirm griff, ein paar Worte zu. Dann streckte sie ihrem Begleiter verabschiedend -ie Rechte hin. Der zog sie mit lässigem Snobismus an seine Lippen, stieg ein. schloß den Schlag hinter sich und fiel fast unsanft in die Lederpolstrr zurück: denn im selben Moment war der Kraftwagen an- gesprungen. gewann die rechte Straßenseite, schoh hart am Rinnstein entlang. Gerade, als er die Kurve nahm und um die Biegung verschwand, wandte sich der kleine Herr im Fond »och einmal zurück und winkte kordial mit den Handschuhen. Tie Braut des Legationsrats v. Reeg hatte ihm nach- geschaut und seinen Abschtedsgruh erwidert. Nun kreuzte sie gleichfalls die Strahe und verlor sich zwischen den Kiefern des GruncwaldeS, der seine lebten Ausläufer bis hierher vvrschob- (Fortsetzung folgt., Ztrümpks criit ctsm „Str^cripfi-riL^sl" slrict Oiun scslklsrssigs, ssit SO ^atir-sr^ dsstsris srisr-kstritits QusMStrmsrksn ru dllllgttsn proirsn j-lSI'l'Ot. IVIOjlllISI'g * VLsilstr. » X/Lsdsrgssss » SQtiskksistr. 6käK1e8 Lperiglgesokstt am plalre küligalekerugaquelle für Kvli86lven-Kirkel /.keAestü/r/e 6/Oekt IN c/kK?abOl/e IKr/A LMM5 M — v>n»itz«»«tr.tz Tei.iZim I rrampeterstr. I T»I.72S87 I «,aa»f,r-d» « Tet. 222171 «»tenstro«,» « r,l. 21731 S,rt»«»»»rS,r.22 . «003 Bi.marchal», I» . 40107 «echMrahe 27 . I408O War,karr Sir. >4. 140» Ps»>»,tz,»»rstr.24 , 3240k ,Ech» vindenaultr.t. TorgaxerStr.I» . 21038 l.»8«r«>ea o Veroaixt: Weltiaerllr. >7 . 2,030 > J«i». Slr. II? Tel. 40824 > «»N»I,d»r,»rst.I«. 14114 s WSIInitzstr. ,. Tel. 21034 MM «kW: Prachtvollster» grotzer Kabeljau L2?« 8« Meinller MlSeniW exlra billig: ÄuubÄale M, in» iw T Bratheringe VS" Poskdose (4 Liker) nur s.tzv -W8 N» Telilateß-Bratheringe Eter-Lofe 1.50 >1.Liter-Lose 85 Pf. veruk- kleiäung LisIIs M^ruster 81r. 9 6r.8riiderg3rre11 Welfinerrlrsüs 19 44»p»-4<u»,»», ä.-ü. tNannlndriken 8«min»r»tr 20>zVett. 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