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Donnerslag, 22. Irr« 1V2V Drahlanlchrlli! Nachrichl»« Dr,,»,«. 0«rnlpr»ch»r-Samm»!numm»ri 2V 2^1. Nur slir Nachlqrlpräch«, SV V11. cv,vom IS. di» 31.gut, >02» d»i NtaUch ,w»>mal>g«r guftrllung Irrt Sau» l.bv Ward Bezugs» Geouyr P-nv.»»«»»»»!.M w»n°> guü 3m»» — Dl» Anreiz Anzeigen'Preise: ^ aui,»rt»ald Ä werden Mr V au! V'a vkn» PolUuIIeUungsgedühr. St«,»In»»«»» I« Plennt,. »ach voldmark verechnet; dt» »inIpaUtge 30 mm drei!« , oalllrir auxoiirt» 33 Dt«, yamtltenan^iarn und Slellrnaeluche od uderdald SO Pl->., di» 00 mm dr»tt» N«t>Iamei»tl» ISO PH . Vft»rtrno»dÜdr IO Pi». Nuaw. Nulirita» o»o»n Dorr>u»d»,a> «i: Schrls»»llunq und Aauv>g»tchii»»s>»ll M»rt»»Itr,I,» SS ^2. Druch u. Derlaq von UI»»Ich » ««tchaed» in Dresden. Poft>ch«ch»Äonlo 10SS Dreete«. Nachdruci, nur mii deullicher 0»eU«nnnaod» .Dresdner Nnchr - ruIMIia. Unv»rian<,>' SchrNMiiclce werden n>»> inlbemahrl. Poincare wieder an der Macht! Poincare bil-el -as Kabinett -er „nationalen Einigung" — Starke Besserung -es Franken. General Guillaumal wieder Kommandeur -er Rheinarmee. — 100 Menschenopfer einer Unwellerkalaslrophe in Serbien. Poincare bei -er Kabinettsbildung. Paris, 22. Juli. Die Beratungen zur Bildung der neuen Negierung haben nach gestern tu den kväten Abend stunden begonnen. Nachdem Douincrgue den Präsidenten des Sencns und den Vizepräsidenten der Kammer empfangen hatte, wurde Poincare um 12.15 Uhr ins Elnsöe bcruicn und mit der Bildung des neuen Kabinetts veansirag,. Poincare nahm den Austrag an und begab sich in de» Senat, wo er mit mehreren politischen Persönlichkeiten Be sprechungen hatte. Er hat dabei mit Barthon. dem ehe malige» Handclsministcr Eha « met und Albert Sarrant. dem sranzösischcn Botschgstcr in Angora, verhandelt, die er angeblich in sein Kabinett ausnehmen will Dieses soll dem .Echo de Paris" znsolge nur wenige Minister, vielleicht nur sieben, enthalten. Poincare wird wahrscheinlich neben dem Präsidium auch daö Finanzministerium tibcrnehmcn nnd als erste Ncgierungsmakinahme die sofortige Einziehung der Halste der Steuern von 182» verfügen. Die neugcbilüete Kammcrgruppe für Herbeiführung einer Negierung der nationalen Einheit über reichte dem Präsidenten der Republik eine von MO Rb- aeordnctcn Unterzeichnete Adresse, in der eine Negierung der n a t i o n a l e n Einheit gefordert wird, wobei dieser Neqrtss in der Nutzbarmachung aller Kräfte des lranzösische» PolkeS zu erblicken sei. Die Grundlage müsse ein sofortige Leistungen vorschen-es Finanzprogramm sein. Poincar« hat heute vormittag mit seinen Beratungen be gonnen. Er hat mit dem Scnatspräsidcnten de Sclves, Briand und Herriot Besprechungen gehabt. Poincare will heute mittag noch eine Abordnung der neu gebildeten interfraktionelle» Gruppe, die sich die Bildung eines Ministeriums der nationale» Einheit zur Ausgabe stellt, empfange», später mit dem radikale» Senator Sarraut ver handeln und nachmittags mit den Vorsitzenden der ScnatS- sraktionen Fühlung nehmen. ^ Paris, 22. Juli. Man glaubt, das, daS Ministerium Poincare heute abend gebildet sein wird. Das neue Ministe rium dürfte nur ans acht, höchstens zehn Mitgliedern bestehen. Pvincarö will aus Sparsamkeitsgründe» einen Staatsickreta- riatö- und einen Unterstaatssekretarialspvste» anfhcben. Auster dcr sofortigen Einziehung der Hälfte der Steuern sür 1020 ist beabsichtigt, die für gewisse Ministerien bewilligten ziem lich hohen Kredite cinzuschrünkcn. „Nieder mit Kerriol! — Es lebe Poincars!" Stürmische Szenen vor dem Kammcrgcbäude. Paris, 22. Juli. Das Abstimmungsergebnis in dcr Kammer, das den Sturz HcrrivtS bedeutete, wurde non den Abgeordneten mit eisigem Schweigen ausgenommen. Nur ver einzelt brachte man Bouillon, dcr gegen ein Ver trauensvotum gesprochen hatte, Ovationen dar. Nus dem Plaste vor dem Palais Bourbon ist cS zn noch nie dagewesenen Demonstrationen gekommen. Die Menschenmenge, die von einem starken Polizeiaufgebot nur mühsam zurückgehalten werden konnte, lärmte während der ganzen Dauer der Kam- mcrsitzung. Immer wieder ertönte der einstimmige Nut: »Nieder mit Hcrriot!" „Kammcranslösnngl" Das Abstim mungsergebnis wurde draußen mit lauten Bravorufen be grüßt. Dcr Gedanke an eine nationale Regierung hat ganz ungewöhnlich an Boden gewonnen. Die Kundgebungen vor der Kammer hielten bis Mitter nacht an. Als die Nachricht vom Sturz des Kabinetts bekannt wurde, ließ die Menge PoincarS hoch lebe». Verschiedene Abgeordnete machten angesichts der Haltung der Menge wieder kehrt Maginot und Franklin Bouillon wurde» m»t begeisterten Rusen empfangen und zu ihren Autos begleitet. Vaillant Couturier, den man erkannte, als er ein Auto bestieg, erhielt einen Stockhieb über den Kopf. Der Kommunist Cachin wurde gleichfalls entdeckt und mit Pfui rufen bis zum Untcrgrundbahnhofe begleitet. Auch vor dem Elysse wurde eine Kundgebung veranstaltet und als Herriot erschien, um seinen Rücktritt einzureichen, ertönten laute Pfuirufe. Es wurden zivci Verhaftungen vorgenommen. Der Verbrauch bes Reflbeslandes der Morgan» Anleihe genehmigt. Paris, 22. Juli. Nach dem Sturze der Reglern» ' rrivt hat die Sitzung der Kammer noch kein Ende gefunden. Finanz- minister de Mvnzie kehrte nach der Demission in die Kammer zurück und beantragte die Bcratvna ein>>s "'»i-"'','.» >4 über die Verwertung des Rcstbestandes dcr Morgan-Anleihc. Der Gcsctzesantrag wurde in dcr Sitzung dcr Kammer, die 11.80 Uhr nachts begann, angenommen und ging dann dem Senat zu. der um 2 Uhr nachts erneut zniammentrat. Tie Finauztommission der Kammer hatte den Gesetzentwurf da hin abgcündcrt, dast der Betrag der Vorschüsse so v ivciiöct werden soll, dast gleichzeitig die Vorschüsse dcr sank von Frankreich an den Staat erhöht werden. Dcr Senat nahm ebenfalls die Vorlage in dieser Form an. sT.-U.s Der Frank skeiql! Berlin, 22. Juli. Um 10.8» Uhr notierte an der Londoner Borbörle dcr französische Franken 218)4 gegen 221'4 gestern abend, dcr belgische Franken 2NS gegen 211. Aeue Angriffe aus Fremdenauios in Paris. Paris, 22. Juli. In Paris haben sich im Lause deS gestrigen Tages neue Angriffe ans Fremdenauios abgespielt. Ein mit 5» Reisenden besetztes Anto wnrde von heimkehren- dcn Arbeitern umringt. Nur durch die Geistesgegenwart des Waaensiihrers konnte ein schwerer Zwischen»«!! verhindert werden. In einem andere« Stadtviertel wurden Ausländer von Frauen, die aus dcr Markthalle kamen, mit Rüben und anderen landwirtschaftliche» Erzeugnissen beworfen. Ausfchrettunqen geaen veuifche PaMtten. Reims, 22. Juli. tHavaS.j Gestern abend drangen bei einer Veranstaltung der Liga für Menschenrechte gelegentlich eines Besuches dcntscherPazifisten Mitglieder rechtsstehender Jugendverbände unter Absingen der Marseillaise in den Vcr- sgmmlungssggl und griffen die Teilnehmer an. Es entstand eine Schlägerei. Die Manifestanten wurden aus dem Hause gedrängt, demonstrierten jedoch vor dem Hause weiter. Als die deutschen Delegierten durch eine Ncbcntür in Sicherheit ge bracht werden sollten, wnrdcn sic ernent belästigt, bis die Polizei die Störenfriede vertrieb. Eine Person wurde ver haftet. später aber wieder freigelassen. lW. T. B.) Eine giinsliae Presse für Poincare. Paris, 22. Juli. Tie Nachricht vom Sturze der Negierung rriot hat keine besondere Ucbcrraschnng hervvrgcruscn. e Presse nimmt den Sturz Herriots und die Berufung Poincarös im allgemeine» als eine Selbstverständ lichkeit hin. Die französische Oessentlichkeit stthlt sich im allgemeinen durchaus erleichtert nnd hoiit vor allem ans eine starke Besserung deS FrankcnkurscS. Im allgemeinen geht brr Eindruck dahin, dast mit der Berufung Poincarös die »Mische Krise ihrem Ende entgegcngciührt wird. Von der gesamten Presse wird das Kabinett Poincars begrüßt. Eine Ausnahme machen nur einige LinkSblätter, wie das .Oeuvre", das ein elftes Kabinett Briand wünscht, und kr „ O u o t i d i e n ", der Hcrriot den Donk dcr Demokratie ausspricht. Ob es dcr Negierung Polncars gelingen wird, eine neue Inflation zn vermeiden, wird im allgemeinen als fraglich angesehen, da man den Bcdars des Staates sür die nächste Zeit an? etwa 0 Milliarden Franken schätzt und die 8o Mil lionen Dollar der Morgan Anleihe vollkommen nngrnügcnd sind. Die Finanzschwierigkeitcn sind geeignet, auch ein Kabi nett Poinrars von vornherein aus das schwerste zn gefährden. Hiervon abgesehen, bedeutet die gestrige Abstimmung i» der Kammer ans jeden Fall eine starke Schwächung der Links. Parteien. Das Kartell der Linken kommt, wie der „Figur o" bervorhcbt als BaNS für eine Regierung nicht mehr In Be tracht. Trotzdem bleibt die Möglichkeit bestehen, das, da« Kartell der Linken dcr neuen Regierung Poincars bei der Durchführung ihrer Finanzprojckte große Schwierigkeiten bc- Ulten wird. lT.-U.) Amerika «nd die fronzvfische «rife London. 22 Juli. Reuter veröffentlicht ein Stimmungsbild «S Neuyork, worin ausgesührt wird: Die Ausmerksamkett der brssrntlichkett konzentriert sich aus die Vorgänge tn Europa, besonders in Frankreich. DaS Gefühl herrsche vor. daß Frankreich seine Einwohner nicht besteuern wolle, um das zu beschaffen. was cs von Rechts wegen den Vereinigten Staaten schulde, und je länger diese Schuldenregelung ausgcschoben werde, um so intensiver werbe dieses Gefühl. Politiker in Washington zeigte» im allgemeinen wenig Interesse für den englisch-amerikanischen Streit im Zusammenhang mit den Bemerkungen Churchills. Einige von ihnen griffen den amerikanischen Schatzkanzlcr Mellon wegen seiner über triebenen Grostmütigkeit bei den Schuldensundierungen an. Ncnyork, 22. Juli. Ein Leitartikel der ,L3orld" crmabnt in einer Besprechung -er Tumulte in Saint Sulpice die amerikanische» Touristen zur Rücksichtnahme auf die französische Stimmung. „New ?1ork Times" sagt, die allgemeine Hoffnung liege darin. Hast bas französische Volk aus den Ersghrnngcn der letzten Tage die Notwendigkeit einer sofor tigen Frnnkenrcgulicrung eingescbcn habe. Wie „Associated Preß" aus Washington meldet, herrscht in amerikanischen Rcgierungskrciscn ein Mitgefühl mit den finanziellen Schwierigkeiten Frankreichs vor. das jedoch durch den rasche» Kabinettswechsrl beeinträchtigt werde. Mg» deutet auch an, dast Frankreich dahin benachrichtigt sei, dast die amerikanische Regierung Kredite Frankreichs i« Amerika so lange nicht guthcisten könne, als die Ratifizierung d-sc^' amerikanisch-französi'>'«en Schnldcnvertrags im französischen Parlament nicht ansgcsprochen werde. Der stellvertretende Schatzsckrctär WInstvn verwies aiis -as Programm der Finanzsachverständigen als den einzigen Aus weg und als einziges Mittel zur Stabilisierung -eS Franken. Der Mrktfch.ruNNche Sicherftellsverlrag. Angora, 21. Juli. Gestern wurden stier die Unterzeich nungen zu dein türkisch-russischcn StcherhcitSvertrag aus- getanscht. sWTB.) Der Tod Felix Dserschinskls, -es Lenkers -er russischen Revolution. Von Dr. Ernst Seraphim. Nus Moskau meldete, wie bereits mitgeteilt, der amtliche Telegraph, daß einer der prominentesten und meistgenannten Funktionäre dcr Sowjet-Herrschaft, Felix Dserschinski, an Herzschlag plötzlich verstorben ist. Er ist 10 Jahre alt ge worden. Sein Name verkörpert den blutigsten und er- barmungslvsesten Terror, insbesondere in den Jahren des so genannten russischen Kricgskommunismus. Dserschinski wurde 1877 geboren. Noch nicht achtzehn Jahre alt, stürzte er sich in den Strudel der Umsturzbemcgung im alten Rußland, mit Fanatismus und zielsicherer Energie stand er überall dort in vorderer Reihe, wo es galt, den verhaßten alten Staat zu schädigen und seine Diener aus der Welt zu schaffen. Sein Lebe» bis zur roten Revolution war das typische russischer Verschwörer. Gefängnis, Flucht, stets Bedrohung deS Daseins. Als die ersehnte Stunde des Chaos kam, in der daS Alte versank, war Dserschinski unter denen, die Lenins Prätorianer bildeten. Als Militärkommandant des Smolny in Petersburg begann er seine rote Laufbahn. Mit bedingungs loser Hingabe machte er sich zum Vollstrecker der Bluturteile, durch die die russische Bourgeoisie und die Offiziere ausgerottet wurde». Man sah es dem stillen, keine Gemütsregungen zeigenden hageren Mann mit dem Lächeln ans den Lippen und den leicht znsammciigckniffeiien Augen nicht an, daß in jenen drei ersten Jahre» durch ihn, den allgewaltigen Vorsitzen de» der Geheimpolizei, T s ch e k a, Tausende und aber Tausende russischer Männer, Frauen und Kinder in dcr furchtbarsten Weise hingcmordet worden sind, deren einziges Verbrechen es war, nicht Kommunisten zu sein. Fürwahr, ein blutiges, ent setzliches Buch, vor dem jedem graust, der in ihm liest. Im Hause der früheren Versicherungsgesellschaft Nvssija an dcr Lubianka 18 hatte er zuerst seine Werkstätte aufgeschlagen, bald kam schräg gegenüber ein neues Haus hinzu, und heute umfaßt die Geheimpolizei fast ein ganzes Stadtviertel. Oskar Bluhm in seinen sehr lcsenöivcrten „Russischen Köpfen" hat Tscr- schinski den Henkersknecht der Revolution genannt, der seine Arbeit, während andere ihr Tagewerk öffentlich verrichteten, im Dunkel der Nacht vollsührte. Dserschinski war ein Mann, der frei von jeder Pathetik war, dcr keine Pose kannte, keine Liebhabereien hatte, ein puritanisches Leben führte, sehr im Gegensatz zn vielen anderen Sowjet-Gewal tigen, nnd dcr privaten Einflüssen völlig unzugänglich war. Man hat ihn wohl de» mustergültigsten Beamten Rußlands genannt Mit kalter Leidenschastslosigkeit hat er alle Mittel angewandt, um sein Vcrnichtnngswerk zu vollenden. „Er hatte den Tod in seiner Hand, und maS tötender ist, die Tortur. Er nahm den Müttern ihre Kinder, den Frauen ihre Männer, marterte und peinigte sie mit allen Qualen, die menschliche Bestialität ersinnen kann, und übergab sic schließlich einem Trupp betrunkener Chinese», die das Opscr mordeten und seine Sachen davontrngcn, um sic zu verkaufen oder zn versaufen." Alle Mittel waren ihm recht: List, Bestechung, Provokation, Ge walt, Erpressung, Uebcrrcdiing, Einschüchterung und Betrug. Leute, die er stundenlang verhört hatte, erzählen, dast er einen peinlichen Eindruck aus sic gemacht habe — eben dadurch, daß er sich überhaupt keine Mühe gab, sie irgendwie z» überzeugen oder zu rühre». Er gab sich, sagt Bluhm, wie ein einfacher Ge schäftsführer des KlancnkanipseS. versuchte entweder zu kaufen oder zu erschrecken. „Gewiß," sagte er einem angesehenen Mit glied dcr Partei dcr sozialen Revolutionäre, der nach dem Aus stand i» JarnSlawlin in seine Hände gefallen war, „gewiß, ich gebe es zu, Sie handeln ans de» reinsten Motiven und sind überzeugter Sozialist, aber Sic sind unser Feind, Ich will eS gar nicht versuchen, Sic durch Geld oder Versprechungen zu ködern. Sie sind sehr klug und missen selbst, was es damit für eine Bewandtnis hat. Lausen lasse» kan» ich Sie ebensowenig. Gefängnis'? Bei Ihrer Geschicklichkeit brechen Sie mir ja über morgen ans. Schade, daß Sie nicht dcr unsere sind. Leben Sie wohl!" Zum Schluß ein Händedruck und gewinnendes Lächeln. Dem das gesagt wurde, der wußte, daß er nur bis Mitternacht Wohlleben würde. Als die Sowsckrcgieriing ihr Werk der Festigung des roten Silsteins schließlich im wesentlichen beendet zu haben glaubte, wurde »ach außcnhln eine harmlosere Kulisse aus gestellt: die Tschcka verschwand »nd wurde durch die G. T. U. iStaatltchc politische Verivaltungs ersetzt, die fast genau die selben weitgehenden Vollmachten — Todesurteile und Ver bannung unter Ausschaltung der ordentlichen Gerichte — be hielt, wie die furchtbare Tschcka vor ihr. In dieser Stellung hat Dserschinski seine Energie, weniger den „Konter, revolutionären", unter welchem bcgncmen Namen man alle politisch Verdächtigen zusammenfasttc. gezeigt — denn diese waren schon vernichtet oder eingeschüchtert, sondern den sogenannten Neplcntcn. d. h. den oft allerdings recht fragwürdigen Elementen, die durch den neuen Wirtschafts- kurS und die bedingte Zulassung -cs Privathandels nach oben gekommen waren. Die kommunistische Norm eisern zu behaupten, war seine Hauptaufgabe. Daß ein Mann, dcr so ganz im radikalen Leninismus anfging. und durch seine eminente Machtfülle und seine großen organisatorischen Gaben mehr und mehr auch äußerlich in die vorderste Reihe der Kremlgcwaktigen rückte, war selostver« ständllch. Es war «ins nur logisch, -aß er bald unter Bei behaltung seiner Hauptstcllung auf den Posten eines Volks-