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i Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plauen, Paus«, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Rekenzigster Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen., Diese« V!«tt erschein, wöchentlich dreimal, und -war Dienstag«. Donnerstag« und Sonnabend«. Jährlicher « b o n n e ». n» «pr e i«. a^ch bei v,«t«bu»g durch die Post. 1 Lhlr. lv Ngr. — Annoncen, di» di« Mittag« 12 Udr eingehen. »erden in die Tag« darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehend« Annancen finde» in der nächstfolgenden Rümmer Aufnahme. Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Eorpu«-Aetle berechnet. ' M» — - — —- - — — — ' — , ... , , .. - > »—— . r _ Dienstag. »HF A» 18. Jann« 1889. Tine Borschußbank oder ein Credit- oder Borschußverein in Plauen. Jeher Geschäft-- und Gewcrbsmann, der größere, wie der kleinere, hat zum Betriebe seine- Geschäfts oder Gewerbe- Kapital nöthig, oder, wa- Haffelbe ist, Credit. Dem größeren Kaufmanne oder Fabrikanten, überhaupt jedem Geschäftsmann« von einiger Bedeutung wird e- verhält- uißinäßig leicht, sich GUd oder Credit zu verschaffen, so bald er eine- auten Rufes in der Geschäftswelt genießt; eS giebt da Banken undGeld- yRlchlungen im Ueberfluß, die ihm Vorschüßen, und muß er auch höher« Zinsen zahlen , so gewinnt er auch verhältnißmäßig mehr. Eben so ver- hältSißmäßig leicht wird eS dem Grundbesitzer, der ers«rherlichen Falls liegende Unterpfänder einzusetzen hat. Weit mißlicher aber ist die Lage de- Handwerker-, de- kleineren Ge» »estbsmanneS. Diesem, wenn er auch solid, fleißig und brav ist, wird e- häufig sehr schwer, sich Geld oder was dasselbe ist, Credit zu verschaffen. Wohl ist zuweilen ein wirklich guter Freund, ein Verwandter, dem eS nicht darauf ankommt, ein kleinere- Kapital eine Zeit lang unbenutzt zu lasten, gefällig genug und im Stande, ihm diese- auf einige Zeit zu leihen; über häufig und fortwährend dürfte dich nur in den seltensten Fällen Vor kommen. Und doch giebt eS tausend Fälle, in denen einem HandwerkS- m«m«, «mem kleineren GewerbSmanne mit einem geringen Darlehn gegen billige Zinsen unendlich viel gedient wäre. Wie oft könnte er vortheilhafte Einkäufe an Rohmaterial machen, wie oft bitteren Verlegenheiten abhelfön, seinen dringenden Verbindlichkeiten nachkommen, sein Geschäft erweitern, seine Kundschaft mehren, wenn er nur über ein kleines Kapital verfügen könnte! Die gewöhnlichen Banken und Geldhandlungen nützen ihm nichts, wenn er auch noch so solid und zahlungsfähig ist; sie leihen nur zu höheren Zinsen, die er in seinem GewcrbS- und Geschäftsbetriebe zu erschwingen nicht im Stande ist. t Diesem Uebelstande abzuhclsen und dem soliden, wenn auch unver mögenden kleineren GewerbS- und HandwerkSmanne unter die Arme zu greifen, haben praktisch-erfahrene, verständige und wohlwollende Manner durch Gründung von Vor schuß banken, oder Credit- oder Vorschuß vereinen versucht. Nach dem Grundsätze: Was die Kraft de- Einzelnen nicht vermag, bewirkt vereinte Kraft, dessen wohlthätige Wirkungen wir an größeren Unternehmungen täglich wahrnchmen, haben sie dem Einzelnen durch den Zusammentritt Vieler den Credit verschafft, der ihm als Einzel nen versagt worden wäre. Zudem Alle für Einen und Einer für Alle entsteht, ist wn Darleiher gefährdet, der Credit für den Einzelnen und für Alle ist gewonnen, und, was die Hauptsache ist, jeder, der dem Vereine deitritt, Hilst sich selber. Es gehören dazu keine großen Kapitalien oder sonderlich« Begünstigungen, sondern eS thut'S der bloße, feste Wille derer, die eben zusammenireten, und für welche die Vorschußbank nützlich fein soll. Und diese Vereine oder Vorfchußbanken Haden überraschende Ergebnisse geliefert. Ueberall, wo sie auf richtige Grundsätze, nicht al- Almosen- oder UnterstützungScasscn, sondern auf Selbsthilfe gegründet wurden, standen sie tn kurzer Zeit fest, ihr guter Ruf war gesichert, ihre Wirksamkeit äußerte sich überaus wohlthätig, ja eS wurde ihnen gar bald mehr Geld angebo ten, als sie nöthig hatten. Die eingelegten Gelder verzilisten sich und gaben noch Uebetschuß, die Handsverker nnd kleineren Gewerbsleute beariffen gar bald den mächtigen Bortheil der Vorschußbank, benützten sie fleißig und befanden sich wohl dabei. Unseres Wissens wirken bereit- üuBäter- lande in Leipzig, Chemnitz, Dohna und Meißen solche Banken zum ihrer Theiluchmer. Der Creditverein in Meißen zählte Ende März 4Ä8 nicht weniger, als 338 Mitglieder und hatte im vorhergehenden Achse einen Geldumsatz von 197,055 Thalern gemacht. Obwohl nun gerstße In diese- Jahr die große KrifiS fiel, da Geld schwer zu beschaffen rvas,, die DarlehnSbedingungen deS Meißner Verein- nur 5 Prozent Zinsen, und Vo Prozent Provision betrugen, und kein einzige- solide- DarlehüSgesuch abgcwiesen wurde, so hatte der dortige Verein bei seinen Vorschüssen doch keinen Verlust, und dieß Alle- beweist gewiß die Nothwendigl^t, uyst Wohlthätigkeit derartiger Vorschußbanken. Wir hören, daß auch in Plauen unser thätiger Gewerbeverei» Hö Gründung einer solchen Anstalt beabsichtigt, und wünschen dem Bereit» und der L tadt von ganzem Herzen Glück dazu. Der unS karg zugemessene Raum unseres Blatte- gestattet nicht, weitläufig über die innere Einrich tung der beabsichtigten Dorschußbank uns zu verbreiten; auch wird eS Jedem leicht werden, sich in Besitz der wahrscheinlich bald bekannt werden den Statuten zu setzen. Unsere Sache ist eS nur, da- Publikum darauf aufmerksam zu machen und dasselbe zu veranlassen, für diese Angelegenheit sich zu interessiren. Der kleinere GewerbSmann, der Handwerksmann wird in der Vorschußbank sehr leicht ein Mittel erkennen, so mancher Sorge zu begegnen, die ihn gerade in unserer Zeit vorzugsweise drückt, und da- Bewußtsein, durch eigene Kraft, durch bloßen ernsten, festen Willen dieß selbst bewerkstelligen zu können, wird ihn sittlich erheben und kräftigen. Und daS gebe Gott! Zeitungen. Sachsen. Heuer fällt Ostern so spät — den 24. April, — daß wir hoffentlich selbst im Voigtlande in den Osterfeicrtagen Baumblüthe haben. Sett 1791 ist Ostern nicht so spät gefallen und erst im Jahre 2tt11 wird eS wieder so spät fallen. Seit Einführung deS gregorianischen Kalender- ist eS überhaupt nur 1639, 1707 und 1791 der Fall gewesen. Der früheste Tag, an dem Ostern fallen kann — eö fällt bekanntlich allemal auf den ersten Sonntag nach dem ersten Vollmond nach der FrühUngS-Tag- und Rachtgleiche — ist der 22. März, der späteste der 25. April. — 1886 wird Ostern in diesem Jahrhundert daS letztemal den 25. April fasten. AuS Mühltroff. In der, Sonntag den 9. d. M. hier stattgc- fundeneu Versammlung deS für Mühltroff und Umgegend bestehenden land- wirthschaftltchen Vereins, zu welcher sich namentlich die Mitglieder vou Langenbach, Langenbuch und Thierbach sehr zahlreich, resp. vollständig em- gefunde« hatten, wurde, nachdem verschiedene interessante Vorträge geheck ten und mehrere auf Schutz und Fürsorge für die Landwirthschaft abzie- lende Beschlüsse, wie z. B. wegen des fogevannten Kartoffeln achjcharreGs auf städtischen und Rachbarfluren und wegen Ablösung der durch tzäs neue Jagdgesetz entstehenden neuen Dienstbarkeit auf Hadlich«« HrWtd-