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Voiglliindficher Anzeiger. Amtsblatt für die Gerichtsümter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. NeusmEechszigster Jahrgang. Verantwortliche Reduktion, Druck und Verlag von. Morty Wieprecht in Plauen. Diese« Blatt erschein» wöchentlich dreimal, und zwar Dienstag-, Donnerstag- und Sonnabend-. Jährlicher Abonnement-preis, auch bei Beziehung durch di. Post, t thlr. 10 Ngr. — Annoncen, die bi- Mittag- 12 Uhr eingehen, werden in die Lags darauf erscheinende Nummer aufgenommen, später eingehende Annoncen nnden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene Lorpus-Zeile berechnet. Donnerstag. 16. December 1888. Zeitungen. Preußen. Berlin, 6. Dezember. Die Kreuzzcitung hat ihren Anhängern unter den Beamten die Parole auSgegeben, nicht s.reiwillig auf freundliche Anfrage voiu ihrem Posten zu weichen. Es wird also um so nöthiger sein, dieselben, so weit nöthig, unfreiwillig zu entfernen.— In diesen Tagen ist abermals die Bestellung eines Zustizasseffors jüdischen Glaubens zum Rechtsanwalt ersolgt. Berlin, 10. Dezember. Im Königlichen Schloß ist, wie dieN.Z. meldet, auS dem Thronsaale des Königs Friedrich Wilhelm ll. in einer der letzten Nächte der höchst werthvolle Silberaufsatz, welchen die Stadt Köln dem Prinzen Friedrich Wilhelm bei Gelegenheit seiner Vermählung verehrte, mittels Einbruchs gestohlen worden. Der Diebstahl ist erst heute früh entdeckt uud sind die polizeilichen Recherchen zur Entdeckung der Thäter im Gange. 12. Dezember. Der ans dem Thronsaale deS Königlichen Schlosses gestohlene Tafelaufsatz, welchen die Stadt Köln dem Prinzen Friedrich Wilhelm und der Prinzessin zum Hochzeitsgeschenk gemacht, hat nach der „Bank- und HandelS-Zeitung" rin Silbergewicht von 300 Pfund, also einen Metallwerth im Betrage von ungefähr 9000 Thlrn. Da der Her stellungspreis 2H.000 Thlr. betrug, so stellt sich der Werth der künstlerischen und technischen Herstellung auf 16,000 Thlr. Der kostbare und kunstvolle Tafelaufsatz war ungefähr 4 Fuß hoch, bestand auö zwei Etagen und zeigte auf seinen acht verschiedenen Seiten verschiedene in mattem Silber getrie bene Bildwerke, welche von silbernen Säulen mit goldenen Verzierungen eingeschlossen wurden. (Die Diebe sind entdeckt.) Aus Kurhessen, 2. Dezember. Wie man hört, hat die Gemahlin deS SohncS unseres Kurfürsten, die Tochter deS ehemaligen Schauspielers Birnbauln nur gegen eine Abfindungssumme von 80,000 Thlrn. in die nunmehr vollzogene Scheidung gewilligt. Dafür hat sie aber auch auf ihren bisherigen Titel einer Fürstin von Hanau, resp. Gräfin von Schaum burg, verzichten müssen. Reuß. Fürstenth. Gera, 9. Dezember. Gestern Morgen früh acht Uhr wurde von Seiten unserer städtischen Polizei eine von dem Publikum mit allgemeinem Beifall aufgenommene Razzia gegen die zu kleinen Ge mäße (Bierseidel) in den Tabagien und Gasthäusern unserer Stadt aus- gcführt. Seit länger als zehn Zähren ist eine derartige Maßregel nicht rn solchem Umfange und solcher Schnelligkeit wie heule ausgeführt worden. Die Confiscation der zu kleinen Bierseidel fand fast gleichzeitig in allen Restaurationen statt. Welche Benachtheiligung für das Publikum aus - dem Gebrauch dieser unrichtigen Gemäße entstand, wird daraus ersichtlich, daß in manchen Wirthschaflcn dreißig btS vierzig Bierseidel consiScirt wurden. Baiern. Bamberg, 3. Dezember.' Zn der ZwangSarbeitSanstalt Klosterebrach ist gestern ein grobes Verbrechen verübt worden. Ein Sträf ling,. welcher noch eine fünftägige (?) Strafzeit zu erstehen hatte, erschlug einen Gefängnißwärter, legte dessen Kleider an und suchte damit durch- zukommcn. Vor dem Ausgange wurde er jedoch, da er seine Holzschuhe abzulegen vergessen hatte, vom Obcraufseher erkannt und ergriffen. Der Verbrecher setzte sich heftig zur Wehre uud brachte dem Oberaufseher einen bedeutenden Säbelhieb bei, der diesen kampfunfähig machte. Nur mit Mühe gelang eS, den Verwegenen zu entwaffnen und festzunehmen. Oesterreich. Wien, 8. Dezember. Ein heute erschienener, vom Armee-Obcrcommando ausgegangener öffentlicher Anschlag macht bekannt, daß zur Deckung von Abgängen Reitpferde für die Cavallerie und die Pioniere, sowie Zugpferde für die Artillerie angekauft werden sollen, und fordert die Verkäufer von Pferden auf, sich zu melden. DieS sieht nun freilich noch lange keiner Rüstung ähnlich, indeß scheint eS doch anzudeuten, daß man unter den jetzigen Umstanden nicht über eine gewisse Grenze der Armeereducirung hinausgehen kann und will. Auch nach andern Rich tungen hin werde», dem Vernehmen nach, Vorkehrungen getroffen, welche die Ueberzeugung gewähren, daß Oesterreich bei einem gegen dasselbe ge richteten feindlichen Vorgehen nicht die Rolle deS Ueberraschten spielen, daß vielmehr der Herausforderer eS immerdar hinlänglich kampfbereit finden würde, wozu unser neues treffliches Reserve- und Depotsystem ohne hin alle Mittel und Bedingungen in sich schließt. Wahrscheinlich ist es, daß in nächster Zeit auch Verstärkungen unserer Besatzungen in den lom- bardisch-venetianischen Provinzen eintreten werden. Bei solchem Bewenden versetzen die mannichfachen Wühlereien in Italien uns ebensowenig in Unruhe, als die polnischen Sendboten, mit denen jetzt, wie behauptet wird, der wieder sich rührende Kossuth Ungarn und Galizien heimzusuchen Miene macht. Frankreich. Paris, 7. Dezember. Durch Decret vom 1. Dezbr. hat der Kaiser den Schiffscapitän Renaud, welcher den Dreimaster Le Maurice führte, zum Zeichen der Anerkennung für die Verdienste, die sich derselbe am 13. September durch Rettung eines Theileö der Mannschaft und der Passagiere vom Hamburger Dampfer Austria erwarb, zum Ritter der Ehrenlegion ernannt. (Rechtschaffen verdient!) England. London, 5. Dezember. Die Directoren der transat lantischen Telegraphengesellschaft beabsichtigen im Frühjahr ein neues Kabel nach Amerika zu legen, vorausgesetzt, daß die Regierung die Zinsen deS aufzuwendenden CapitalS garantirt. Es wird zu diesem Zwecke in der City eine Petition an die Regierung vorbereitet, und viele von den be deutendsten Firmen haben dieselbe zu zeichnen versprochen. 11. Dezember. Vorgestern wurde London von einem so dichten Nebel heimgesucht, daß schon früh Morgens das GaS angezündet werden mußte, der Verkehr auf der Themse gänzlich aushörte und in den Straßen sehr erschwert war. Man erinnert sich in London kaum einer so dichten Finsterniß. MannLchfaltigeS. Pest, Cholera und gelbes «fieber. - » (Schluß.) Das gelbe Fieber, von den Spaniern „daS schwarze Erbrechen," von den Engländern „der gelbe Zacvd" genannt, sucht vyrzugsweise die Küstenstriche von Westafrika und Amerika heim, doch haben auch schon westeuropäische Seestädte , wie Lissabon und Cadiz, unter dieser Geißel der Menschen gelitten, die in neuerer Zeit eine inMec größere Verbreitung gewonnen hat. Eben so geheimnißvoll in ihrem Wesen, wie die beiden andern großen Weltseuchen, hat sie bis jetzt allen Forschungen der Aerzte