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01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.04.1903
- Titel
- 01-Frühausgabe
- Erscheinungsdatum
- 1903-04-30
- Sprache
- Deutsch
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-19030430011
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-1903043001
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-1903043001
- Sammlungen
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Saxonica
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1903
-
Monat
1903-04
- Tag 1903-04-30
-
Monat
1903-04
-
Jahr
1903
- Titel
- 01-Frühausgabe Dresdner Nachrichten : 30.04.1903
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d« König!. BezirMenereinnabmr einznreichen. Bei Erfolglosigkeit der Reklamation in 2. und 3. Instanz bat der Reklamant bestimmte Koste» zu tragen. - Ein Erfolg der Reklamation gegen die Staats- Einkommensteuer bat in den meisten Orten Sachsens eine unmittel bare Ermäßigung der kommunalen Anlagen zur Folge, so beispiels weise auch »n Dresden. Ausdrücklich sei aber noch bemerkt, baß die Einkommensteuer, ungeachtet einer Reklamation, an den fest gesetzten Terminen, vorbehaltlich der späteren Rückerstattung, zu entrichten ist. Nur der Erfolg eines GestundungSgesucke». welches glrtchtallS bei der König!. BezirkSstruereinnabme anzubrtnae» und grbörig zu begründe» ist. entbindet von einer vorläufige» Zahlung. - Wenig bekannt dürste die Bestimmung de» 8 l3 deS Einkommen steuergesetzes lei», wonach bet denienlgen Steuerpflichtigen, deren Einkommen den Betrog von 5800 Mk. nicht übersteigt, besondere, die Steurrfähiakcil wesentlich vermindernde wirtschaftliche Verhält nisse insoweit berücksichtigt werden können, daß denselben eine E r - Mäßigung der vorgeschriebenen Steuersätze uni höchstens drei Klassen oder, falls dieselben einer der drei untersten Steuer klassen anaehören. gänzliche Steuerbefreiung gewährt wird. Als Verhältnisse dieser Art kommen lediglich außergewöhnliche Belastung durch Unterhalt von Kindern, durch Verpflichtung zur Unterhaltung armer A »gehöriger, andauernde Krank heit und besondere Unglückskälte ln Betracht. -» Zu gleicher Zelt mit den Veretnstagen für innere Mission tagte im Vereinshause noch eine Konferenz der AnstaltS- und Gefängnisgeistlichen des Königreichs Sachsen, zu welche» auch die Hehrer der betreffenden Anstalten eingeladen waren. Als Ehrengäste wohnten der Konferenz die Herren Konsisto»tal Vize präsident Oberholvredtger I) Ackermann und Geh. Kircbenrat Keller al» Kommissar für das geistliche und Lehramt in den Straf- nird Heilanstalten bei. Herr Pastor Schröter-Waldheim führte in seiner einleitenden Ansprache aus. daß die Arbeit der Anstalts- uNd Gefängnisgeistlichen in erster Linie eine serlsorgerifchr sein müsse. Sie müssten die ihnen anvertranien Menschen genau kennen zu lernen wichen und dann spinne sich im Geloräch und in der elniamen Zelle ei» Band der Teilnahme und der Liebe, wovon of» nach langer Zeit von einzelnen Menschen noch ei» Widerhall zum Seelsorger »urücklommt. Here Lberbofprediger l). Acker mann überbrachte Grüße vom evangelisch-lutherischen LandeS- kousistorium und von dem erkrankten bisheligen Kommissar für das geistlich« und Lehramt in den Straf- und Heilanstalten Herrn Hosprediger Klemm und stellte ais dessen Nachwlger im Kom missariate Herrn Geh. Kirchenrat Keller vor. Dieser bemerkte hierauf, daß lein Haus, lein Ohr und kein Herz den AnstaltS- und Gefängnisgeistlichen immer offen stehen werde, dag zwischen ihm und den Geistlichen immer Wahrheit und Offenheit walten nnd Vertrauen und Liebe das einigende Band sei» solle. Hieraus hielt Herr Pastor Zuckschwerdt vom Waldheinier Zuchthaus einen Vortrag über die Literatur aus den» Gebiete der Grsanaenen- Srcliorge vom Jahre 1834 an und gab hierbei eine grobe Anzahl praktischen Winke und Studienguellen für die Konterenzteilnehnrer. In der Besprechung des Vmiragcs wurde angeregt, bei dem Wirken der Geistliche» in Gefängnissen die physische Seite mehr zu beachte», in Zukunft die Kvnigl. Behörden zu den Ko serenzen einzuladen und mehr noch den Zutritt geistliche» Hilfskräfte in die Gefängnisse zu erstrebe», damit den zur Entlassung Kommenden der Gang in das öffentliche Leben erleichtert werde, eine Anregung, die auf oeischiedenen Seiten als noch verstirbt auf Widerspruch stieß. AnS den geschäftlichen Mitteilungen ist zu erwähnen, daß die Herbstkonferenz inr November in Chemnitz statlsinden und einen Bortrag des Herrn Pastors Weber-Hoheneck über „Pastorale Desidenen in bezup auf den Strafvollzug" bringen wird. Weiter legte Herr Geh Klrchenrat Keller als Kommissar ans Herr, dahin zu wirken, daß die Aussichtsbeamten in Gefängnissen und Anstalten den Geistlichen in der SeeUvigc mehr Helsen. Als wichtig wurde es auch bezeichnet, das; zwischen Anstaltsgeistlichen und den Geist lichen des HeimatSortes der Anstaltsinlassen eine Verbindung be stehe. Gegen 12 Uhr wurde die Könse»euz geschlossen. — Dnich die Zeitungen geht augenblicklich mit mehr oder weniger Lobeserhebungen über die Rührigkeit der vreußischen StaatScisrnbahnveiwaltung die Nachricht, das; letztere für ihr Be reich einen Vertrauensarzt bestellt habe In bezug hierauf wird uns die Mitteilung gemacht, daß die gleiche Einrichlung im Be reiche der sächsischen StnalSeilcnbahnen längst besteht. Es war auch bei diesen wiederholt das Bedürfnis hervorgetretcn, einen ärztlichen Ratgeber zu habe», der zur sachverständigen Behandlung d«r mannigfachen, die Eisenbahnveiwaltung berührenden sanitären '.sraacn. zur Erstattung von Obergntachten. zur Meinungsäußerung io Angelegenheiten der Bahn- und Kassenärzte nnv. zur Vertilgung steht nnd den» einschlägigen Stoffe ieine fortgesetzte Aufmerksamkeit zuwendet. Demzufolge ist bereits am 1. Mai 189!) bei der Gei,eraldi>ektion der «staatseisenbahnen das Amt eines ständigen VertrauenSaiztes begründet und als solcher der Bahnarzt Herr Dr. med Gilbert in Dresden gewählt worden. Diese Einrichtung hat sich als durchaus zweckmäßig und erfolgreich erwiest», im be sonderen sind es auch die wichtigen eiseiibahn-hiigienpchen An gelegenheiten, denen unausgesetzte sachverständige Fürsorge zu »eil wird In dem seit Anfang dieses Monats gültigen Fahrplane für den Arbeiterzng aus Klingenberg Colmnitz, Edle Krone »nd Tharandt nach Dresden trete» mit Beginn des Sommcr- fahrplanes keine Aenderungen ein. Dagegen wird der zur Zeit abends 6 Uhr 52 Min. vom hiesigen Kohlenbahnhose, 6 Uhr 59 Min. von der Haltestelle an der Nvssenerstrnße abfahrende Arbeiter,ua nach den, Plaucnschen Grunde künftig ichon abends 6 Uhr -15 Min. vom Kohlenbahnhose. 6 Uhr 51 Min. von der Nossenerstraße, ff Uhr 58 Min. von Plauen abgesertiat und nur bis Potschappel tAnknnst abends 7 Uhr 5 Min.i gcfnnrt werden. Diejenige», welche nach Teuben, Hainsberg oder Tharandt wetter fahren wollen, finden Fortkommen ab Potsthappel mit dem. dem Arbeiterzua ab Dresden unmittelbar folgenden Tharandter Vorort- zugc, welcher künftig 7 Uhr 10 Mtn. abends in Potichapvcl eiu- trifft, dort 7 Uhr 12 Mi», weueriährt, 7 Uhr 16 Min. in Denben, 7 Uhr 21 Min. in HainSberg »nd 7 Uhr 28 Min. in Tharandt aiikominr. — Vom 1. Mai ab können Reffende der 3. Wagenklasse die in den Schnellzügen auf den sächsischen Staatseffeirbahnen lausen den Speisewagen zur Einnahme von Speisen und Getränken ohne Fahrvreisauffchlag benutzen — Auch in diesem Jahre werden wieder die beliebten Alpen i'on Verzüge nach München. Lindau, Salzburg und Friedrichshofen abgelassen werden nnd zwar sind für diese Züge folgende Verkehrstage in Aussicht genommen: am -1. Juli von Leipzig München. Lindau Salzburg), am 14. Juli von Leipzig. Dresden und Chemnitz München. Lindau. Salzburg), am 17. Juli von Leipzig, Dresden und Cbeninitz (Fricdrichshafen, Stuttgart), am 18. Juli von Leipzig, Dresden. Chemnitz und Glauchau München. Lindau. Salzburg) und am 14. August von Leipzig, Dresden und Chemnitz München. Lindau, Salzburg). Außerdem ist für den 17. Juli noch die Abfassung eines Sondcr- zugS von Leipzig nach München »sw geplant. — Die Sondcrzüge von hier nach Berlin mit Anschluß »ach Hamburg. Kiel nkw. werden, soviel bekannt, an folgenden Tagen abgesertiat werden: am 30. Mai (Psingsffonnabend) »nd am 4. Inst nach mittags gegen >/r5 Uhr, am 18 Juli vormittags gegen >/r8 Uhr, am 14. August nachmittags gegen >/,5 Uhr. Nach Wien (mit Anschluß nach Budapest) werden voraussichtlich Sonderzüge am I8l Juli und am 15. August von Leipzig und Dresden aus ab- grlassen werden. - — Zum 25jährigen Kirchweihjubiläum hiesiger Johanneskirche am vergangenen Sonntage trug auch der Abendgottesdienst in dem herrlich erleuchteten und geschmückten schönen Gotteshause einen festlichen Charakter. Der zu Herzen gehenden Predigt des Herrn Pastors Srcaert über Psalm 84, wäche die Bedeutung dieser 25jcihrigcn kirchlichen Gedenkfeier in treffender Weise würdigte, ging die ergreifende Fcstmotctte des Herrn Kantors Fährmann voraus: „Ich will singen von der Gnade deS Herrn ewiglich." Wie bei dem Hauptgottcsdienste, so erteilte auch bei diesem Mendgottesdienste der jetzige Oberpsarrer zu Lölleda in Thüringen Dr. Phil. Koppehele der Johannes gemeinde den Segen, deren zucrstgewählter Diakonus er vom Jahre 1878 bis zum Jahre 1885 war. — Unter Leitung seines Vorsitzenden. Herrn Oberarztes Dr. med. Plettner. hielt der „Samariter-Verein" (frei willige Rettungsaeikllschaft zu Dresden) eine Vorstandssibung ab. Hierbei berichtete Herr Tr. med. Menzel, daß für die Begrüßungs feier Sr. Majestät am nächsten Sonntag die Einrichtung von drei Stationen für schnellen Hilfsdienst im Rathause, im Ministerium auf der Serstraße und >m Hanvtbahnhofe vorgesehen stk. Die Wachen werden mit dem erforderlichen Hilfspersonal besetzt und auch ständige ärztttche Hilfe wird bereit sein. Verschiedene vor- aetegte Rechnuna-werke. nicht minder der im Entwurf unterbreitete BerwaltungSbertcht fanden einstimmig« Genehmigung. Weiter berichtete der Leiter der jetzigen au» 23 auSaebildeten freiwilligen Samaritern bestehenden Kolonne Herr Dr. Menzel über die Ge staltung der SanitätSwache ol» AuSstellunasodiekt des Vereins bei der Städtr-Ausstellung und legte den Voranschlag für deren Ausstattung vor. der genehmigt wurde. ES werden also die Mannschaften in gleichmäßiger Litewka-Uniformierung bet der Städte-AuSstellung erstmalig austreten. Beantragt wurde ferner, auch in diesem Jahre wieder Samariterkurst abziibalten. da iowohl aus Lehrer- als auch auS Turnerkreist» bereit« Anträgen ergangen sind. Anmeldungen hierzu sind bet dem Verein anzubringe». Für die Samarttrrautzbildung zu freiwilligem Sanitätsdienst wird auch sernerhin bestens Sorge getrogen werde». — Herr Peter Pöbeck, Besitzer des CafS Central am Alt- markt. hat auch diesmal wieder eine Anzahl Fenster seines Cafes am Ältmarkt zum EiMge Sr. Majestät des Königs dein „Invalidendank zur Verfügung gestellt, welch letzterer die selben dem Sächsischen Landes-Militärhilssverein überlassen hat. — Billetts zu den Plätzen an diesen Fenstern, deren Ertrag dem genannten Verein zu gute kommt, sind der Herrn Pöbeck selbst zu entnehmen. — Der „Deutsche Lehrerverein für Natur kunde". Bezirksverein Dresden, versammelt sich an, Freitag, den 1. Mai, im Botanischen Institut der Technischen Hochschule, um einen Vortrag seines Ehrenmitgliedes. Herrn C. Schiller, anzuhören, welcher über „Bau. Leben nnd Präpa- rierung der Diatomeen" sprechen und seine Darlegungen durch mikroskopische Vorführungen erläurern wird. — Der „Allgemeine Mietbewohnerverein" hält heute abend 8'/. Uhr im „Drei-Kaiser-Hose". Löbtau, eine öffent liche Versammlung ab. in welcher sprechen werden Herr Dr. Rahn über die Notlage der Mieter, nnd Herr Malermeister Sommer über die Frage: „Welche Vorteile bietet der „Allgemeine Mietbewohnervcrcin"?' — Je näher das Bundeskcgeln in Döbeln, welches vom 7. bis 10. Juni abgehalten wird, heranrückt, um so rühriger sind die Kegelbri'iocr in den Verbänden, um das Fest recht zahlreich zu besuchen. Bon der Sektion Dresden des Sächsischen Kegler- bundes haben sich 200 Mann gemeldet, die das Bundeskegeisest besuchen werden. Es tourde ein Preis von 100 Mk. gestiftet. Die Einreihung der Verbände in den Fcstzug soll nach den Städten, in welchen Bundeskcgeln stattgefunoen haben, geschehen, und Mar kommt Dresden als erste, Chemnitz als zweite ^otadt usw. Die Sektion Dresden, als an der Spitze sichend, wird den Festzug mir einem Herold zu Pferde, 6 Fanfarenbläsern in altdeutscher Tracht und einer Musikkapelle eröffnen. An diese Sektion schließen sich die Kegelklubs von Dresdens Umgegend an. — Ms allgemeine Kopfbedeckung wurde ein weicher, silbergrauer Filzhui mit schwarz-gelbem Bande (Stadtfarbe) gewählt. Dem Verband Döbeln ist zu diesem Bundeskegcln die Militär-Exerzierhalle zur Verfügung gestellt worden. Sie faßt 10 000 Personen und wird festlich ausgcschmückt. Der Herr Oberbürgermeister hat das Protektorat übernommen und die hervorragendsten Bürger haben sich dem Ehrcnkoinltec angeschlossen. — Verschiedene kleine Mitteilungen. Im VolkStkeater. Direktion Emil Conrad (im „Apollotlieater". Dresden-Neustadt. Görlitzer Straße) kommt heute zur erstmaligen Aufführung: „Die Memoiren des Teutels", Lustspiel in 3 Akten von Vermont. AIS Gast Herr HanS Wahlbuig-Wengefcld vom Deutschen Ttieater in Moskau. — Im „Palast-Restaurant" findet heute Beneti,-Konzert für Silvia CoSvi statt. Herr Rezitator Müller verabschiedet sich mit der Aufführung seines illustrierten Schlachtenvotoonrris 1870/71. Die Koinerimnsik wird von der Marine-Scbansviel-Kavelle ausgesührt. — Im Verein für Gesundheitsvflege und arcneiloie Heilwcffe wird Freitag, de» 1. M a i, Herr Dießler-Tresden in Meinholds Sälen einen zeit gemäßen Vortrag Hallen über Frühlings- und Sommer kuren. Bei dem hohen Nutzen, den derartige Kuren vor allen anderen Maßnahmen haben, seien Mitglieder und Gäste auf diese» Abend hingcwleien. — Meißen. 29. Avril. Heute nacht verschied der um die Geschichte der Stadt Meißen hochverdiente Forscher, Herr Professor D r. Loose, pensionierlcr Nealschnl-Tircklor. nach jahrelangem Leiden. — Der Bierkrieg, den die Leitung der sozialdemo kratischen Partei in Leipzig gegen die Mitglieder des Brauereivcrcins daselbst erklärt hat, weil diese ihnen nicht zu einer Reihe von Sälen zu sozialdemokratische» Wahlversammlungen verhelfen wollen, dauert fori. Den Brauereien war ein Nlti- matuiii gestellt, »ach dessen Ablauf der Boykott begonnen bat. Dieses Vorgehen hat der Leipziger Brauereioerein mit der Be kanntmachung beantwortet, das; er sich in seiner Gesamtheit mit den betreffenden Saalinhabcrn solidarisch erkläre, und, falls der Boykott nicht bis zum 28. April mittags 12 Uhr aufgehoben sei lwas nicht geschehen ist), diejenigen Saalinhaber, die ihre Zu sagen jetzt oder früher auf Grund der Bemühungen des Branerei- yereins gegeben haben, von ihren Zusagen entbinde. Gleich zeitig weist der Verein darauf hin. daß er sein Möglichstes getan nabe, um den Forderungen des Agilationskomitecs zu genügen Durch die Bemühungen der Brauereien seien von 10 geforderten Sälen 7 zur Verfügung gestellt worden, während 112 Säle bereits zur Versügung standen. Auf die großen Aktien- gcscNschaftcNj wie Zoologischer Garten, Zcntraltheatcr und Krystallpalait, habe der Brauereivercin nicht den geringsten Ein fluß. Das Vorgehen des sozialdemokratischen Agitationskomitees zeige daher, daß es demselben mit seiner unerfüllbaren Forderung lediglich daraus angekominen sei, einen Streit vom Zaune zu brechen und auf Kosten der keineswegs glänzend situierten unbe teiligten Wirte des einheimischen Braugewerbes zum Austrag zu bringen. — Leipzig, 29. Avril. Nach einer amtlichen Mitteilung a»S Zwenkau hat dort gestern rin russischer Arbeiter angezcigk. daß er in dem Walde Harth bei Zwenkau von einem Mann, mit dem er zuiammen i» Leipzig-Connewitz logiert gehabt, räuberisch angesallen, durch Messerstiche verletzt und seiner Barschaft, unter der sich 3 goldene Zehiirudelslücke befunden, beraubt worden sei. Die Verletzungen des Anzeigenden waren derart gefährlich, daß er in Zwenkau un Krankenhaust nntcrgcbracht werden mußte. — In Leipzig ist am 27. d. M. im Schwimmbassin eines Bades eine 21jährige Konservatoristin aus Amerika, Fräulein Berthe Sens, während des Badens infolge eines Schlag anfalles ertrunken. Die Verunglückte war erst vor 14 Tagen in Leipzig emgetroffcn. — Meerane, 29. April. Das Meeraner „Blumenmedium", oder besser nur „Spiritisteu-Medium", denn Blumen hat die ent deckte Schwindlerin bei ihren Seancen nicht verwendet, wie erst angenommen wurde, macht viel von sich reden. Der von der Polizei aufgcdeckte große spiritistische Schwindel ist in einer Weise ausgesührt, wie man cs kaum für möglich halten sollte. Die Sachen wurden innerhalb des Kreises einer spiritistischen Ver einigung ausgesührt, und zwar derart, daß man sagen möchte, das Meeraner Medium, Luise Frenzel mit Namen, hat die Anna Rothe in manchen Punkten noch übertroffen. Der Ehemann der Schwind lerin ist von Beruf Schmied und hat sich erst vor kurzem selbständig gemacht, indem er eine kleine, in der Poststraßc bereits bestandene Schmiede übernahm. Meist führte das Medium seinen Hokuspokus im Zustande der Trance auö lwic es die Rothe auch zu machen pflegte), manchmal jedoch habe die Frau Frenzel die „Augen auch offen" gehabt. In letzterem Zustande schrieb sic meist mysteriöse Zettel, die den unglaublichsten Blödsinn enthielten. Die Verhaftete wußte die Teilnehmer an den geheimnisvollen Sitzungen, die mitlinicr mehrere Male in der Woche stattsandcii, derart für sich z» gewinnen, daß die Gläubigen alles ausfllhrten, was die Frau befahl. Me die „Meeraner Zeitung" ergänzend hierzu mittcilt, arrangierte das Medium, um Verstorbene von ihren Sünden zu erlösen, ein „Skatspiel", bei welchem das Ehe paar Frenzel stets gewann, natürlich verteilten sie auch stets die Karten. An dem Spiele nahmen Damen und Herren teil, selbst wer keine Ahnung vom Skatspiel hatte!! Gewannen die Mitglieder wirklich einmal, dann mußte das gewonnene Geld an das Medium abgeliefert werden. Den Teilnehmern an den Sitzungen wußte die Schwindlerin vorzuspiegeln, durch sie spreche oder schreibe stets der Geist eines Verstorbenen. Aus Furcht, daß die zitierten Geister den Mitglieder» der spiritistischen Vereinigung etwas an- tun könnten, führten die Gläubigen alles aus. Durch Ver gnügungsreisen nach Dresden, Leipzig usw., wurden die Ver storbenen ebenfalls von ihren Qualen erlöst. Frau Frenzel reute da natürlich mit und eS mußte für sie alles bezahlt werden. Diese Reisen waren mitunter recht kostspielig. Im „Trance-Zustand schrieb das Medium sogar Rezeptzettcl, die vom Geiste eines ver storbenen berühmten Arztes herrühren sollten. Um die Mittel für alles Geforderte <mf»ubringen. verkauften Gläubige, denen das Geld rar wurde, von ihrer Habe. Geld kostete ja alles, was die Betrügerin in ihren TSancen auSfschrte. gu den Sitzungen wurde gewöhnlich ein Eintrittsgeld von 10 Psg von jeder Person er- hoben. Wir erleben in Kürze eine» Anna Rotbe-Prozeß in zweiter Auslage, der jedenfalls vor dem Zwickamr Landgericht slattsinde» dürste und noch mehr interessante Enthüllungen bringen wird. — In Zittau feierten am Dienstag Baumeister Thomas und Ziminermcisler Schramm ihr fünfzigjähriges Meister- Ni bi lä um. Thomas wurde zum Ehrenmitglied der Zittaucr Baumeister-Innung ernannt. Amtliche Bekanntmachungen. Vom 4. Mai ab wird die Cottaerstraße in Vorstadt Löbtau, zwischen der Abdeckerei und der Wernerstraße, wegen Er neuerung der Schotterdecke auf die Dauer der Arbeiten für den Jahr- und Reiwerkchr gesperrt. Lagesgeschichte. Deutsches Reich. Das neue „MalineverordniingSblatt" ver öffentlicht eine kauerlichc Ordre, wonach für das am 25. September 190o bei Naiihungmen slattgesuiidene Gesecht der beiden mobile» Seebataillone eine beiondere Spange am Bande der Ehina-Denk münze getragen werden soll. Bei der Jubiläumsfeier deS Generalobersten Grafe» von Häselcr in Metz hat der Jubilar einige bcnierkeiiswcrte Ansprachen gehalten. Während des Festessens im Allgemeinen Militärkasino in Metz sprach Gras Häselcr in längerer Rede über seine militärische Laufbahn: er dankte hierbei zunächst seinen Eltern, daß sic ihn die militärische Laufbahn Höllen einschlagcn lassen, sowie seinen Lehrern und seinem größten Lehrmeister, dem Prinzen Friedrich Karl von Preußen, wobei er in die Worte aus- brach: „Der Schüler strebt dein Lehrer nach, doch er erreicht ihn nicht ganz!" Im weiteren führte der Redner aus, daß er unter vier Königen gedient, und erwähnte dann eines Ausspruches des Königs Friedrich Wilhelm IV., der dahi» ging, daß die Armee immer noch mehr lernen müsse. Am Schlüsse rühmte der Jubilar die vielen Huldbeweise, die er vom Kaiser empsaugeu, uud brachte ein stürmisch erwidertes Hoch auf de» obersleu Kriegsherrn aus. Aus die Glückwünsche des Sladtrats Fiedler, die dieser dem Jubilar im Namen der zur Feier erschienenen Bürger der Stadt Metz und der Vororte darbrachtc, erwiderte Gras Häselcr, daß er sich sehr geehrt fühle durch die zahlreiche Beteiligung der Ncbeine, Gewerke und Innungen. Der Jubilar dankte allen, daß sie ihn so gefeiert hatten, und hob hervor: „Die heutige zahlreiche Beteiligung, meine Heren, ist mir ein Beweis dafür, daß wir uns in den drei zehn Jahren, in denen ich mit und unter Ihnen lebe, stets ver standen haben! Ich wünsche, daß die Vereine, Gewerke und Innungen weiter einig bleiben, zum Nutzen des Vaterlandes, von Elsaß-Lothringen und von Metz — denn in Metz sind alle deutsche» Stämme vertreten — Metz ist Deutschland!" Der Jubilar schloß mit einem nochmaligen Appell zur Einigkeit mit einem Hoch aus Kaiser und Reich, in das die Versammlung begeistert einfiel. In einem die Bedeutung der Kleinstaaten für unsere Zeit kennzeichnenden Aufsätze von Dr. Wilhelm Nein in der Monatsschrift „Wartburgstimmen" (Thüringische Verlagsanstalt in Eisenach und Leipzig) heißt es: „Der Kleinstaat wird auf die Dauer nur leben können, wenn er es versteht, das geistige Lebe», das in ihm pulsiert, zu fördern und zu steigern. Dies geschieht nur auf dem Wege der Freiheit, da, wo der individuellen Ent faltung offene Bahn gelassen wird. Die Dinge der inneren Kultur wachsen und gedeihen am besten, wo sic von warmem Interesse getragen sind. Dieses Interesse aber stellt sich am nachhaltigsten und wirksamsten da ein, wo die Beteiligten nicht bloß Zuschauer sind, sondern wo sie sich in Mitarbeiter verwandeln. Wer mit raten, helfen, beschließen kann, interessiert sich viel tiefer für den Fortgang einer Sache, als der, dem alles von oben herunter be sohlen wird. Hier liegen, wir sagen cs nochmals, die Haupt- aufgaben der Kleinstaaten. Sie haben für die deutsche Kultur- enttvicklung ohne Zweifel aus diesem Wege Großes geleistet, und vor allem unsere Thüringer Kleinstaaten. Wir erinnern an die Schulreform Herzog Ernst des Frommen m Gotha, der durch den Schulmann Reyher die Gedanken des Eoincnius aufnahm und ihnen eine Stätte bereitete, von wo sie dann nach Halle in die Jranckelchcn Stiftungen übergingen. Wir denken a» die große Zeit, als Weimar das geistige Zentrum ganz Deutschlands bildete, und in unseren Tagen sei an die Anregungen, die von dem kunst- liebendcn Herzog von Meiningen, an die religiös-kirchlichen, die vom Prinzregenten von Gotha ausgegaugen sind, erinnert. Und nicht zuletzt sei unserer Thüringer Universität gedacht. Eine Fülle großer Namen ist an den Häusern der kleinen Stadt verewigt und mit der geistigen Entwicklung unseres Vaterlandes aufs innigste verbunden. Worin hat seit jeher die Anziehungskraft der kleinen Universität bestanden? Nicht zuletzt in dem Gcsühl. daß hier eine Freistätte geboten war für freie wissenschaftliche Arbeit, die allein ihre Grenzen und Schranken in sich selber besitzt, daß hier in der Tat eine Gelehrten-Republik im Herzen Deutschlands ausgcrichtet war, unabhängig von äußerem Druck, frei von den Fesseln des Beamtentums, der Pflege der Wissenschaft hingcgebcn. Möchte ihr dieser Vorzug, den die Thüringer Kleinstaaten bisher gewährt haben, immer erbalten bleiben! Würde er ihr verloren gehen, dann würde der kleinen Universität viel von ihrem Reiz und von ihrem Werte genommen werden: ein Stück vom inneren Leben der Thüringer Kleinstaaten ginge dahin. Diese Wirkung würde sich auch in Kirche und Schule nachteilig äußer». Denn zu eng ist die Universität mit Kirche und Bitdungswcjen unserer Land schaft verflochten. Auf beiden Gebieten kann der Kleinstaat eine sührcude Nolle einnchmen. Gerade hier kann er zeigen, was er vermag. Er darf sich allerdings nicht ins Schlepptau des Groß staats nehmen lassen: sonst ist seine Eigenart dahin und die Frage drängt sich auf: Warum haben wir noch die teueren Kleinstaaten? Wenn sie in Kirche und Schule keine Initiative mehr entwickeln können, wenn sie hier nicht bahnbrechend vorgeben, wenn sie hier nicht zu Musterstaaten sich entwickeln, sondern mubsani nachhinkcii, ängstlich immer erst fragen, wie es anderswo sei, ob cs sich be- wäre usw., dann untergraben sic sich selbst ihre eigene Existenz. Für das gesamte Bildungswcscn drängt sich die Forderung einer konsequenten Trennung der Schule von der Kirche aus, tür die Kirche aber die einer selbständigen Verfassung innerhalb des staat lichen Rahmens in folgenden Grundzügen: Kirchengcmcinde-Bor- stand, Kreis-Synode, Landes-Synode, selbständiger Kirchcnrat. Nur einzelne Gedanken konnten hier hingeworsei, werden. Ans ihnen sei vor allem die Grundrichtung sestgehalten, die auf die Notwendigkeit der Erhaltung unserer Kleinstaaten in Thüringen gestimmt ist und die Wege iw Hciuptumrisse» zeigt, aus denen die Kleinstaaten Leben erzeugen und lebendige Glieder des Reiches sein können." Die höhere Verwaltungsprüfung für den Post- dicnst haben im Jahre 1902 von 295 dazu geladenen Beamten 236 bestanden. Für das Gesamtergebnis der Prüfung hat ein Be- amtcr das Prädikat „gut" erhalten, im übrigen ist die Prüjung „genügend" ausgefallen. Das durchschnittliche Lebensalter der Beamten beim Bestehen der mündliche» Prüfung hat neunund- zwanzig Jahre elf Monate betragen l1!M: 30 Jahre 3 Monate. 1900 : 30 Jahre 1 Monat, 1899 : 30 Jahre): vier Beamte standen im Älter von 25—26 Jahren, 6 dagegen bereits in einem solchen von 37—38 Jahren. Von den vorzugsweise für Telegraphie aus- gebildeten Beamten sind 87 zur höhere» Prüsuug zugelasseu worden. Von den Zugelasscncn haben 32 die Post- und Telegraphcnjchiile besucht. Zur Fortsetzung oder Wiederholung der Prüfung haben sich 42 Beamte gemeldet. Die Gesamtzahl der Zulassuuacu oder Wiedcrzulassungcn beträgt also 129. Im Laufe des Jahres sind 17 mündliche Prüfungen abgchaltcn worden: von den dazu ge ladenen 101 Beamten haben 78 bestände», 23 nicht genügt. Das durchschnittliche Lebensalter der Beamten beim Bestehen der münd lichen Prüfung hat 29 Jahre 7 Monate betragen <1901: 28 Jahre 6 Monate, 1900 : 30 Jahre, 1899 : 28 Jahre 9 Monates. Drei Beamte befanden sich in einem Lebensalter von 25 bis 26 Jahren, drei dagegen in einem solchen von 36 bis 37 Jahren. Tie natiana Ilibern le Fraktion deS Reichstags hatte sich zu einem Abschiedsmahl im ..Kafferbos" versammelt, an den, der eben aus Italien znnickgclrhrte Senior der Partei, Dr. Ham- macher, in geistiger und körperlicher Frische teilnahm. Die Frak tion deS preußischen Abgeordiietenhaiucs war durch Abg. v. Evnern vertreten. Eine Ansprache des Fraktionsvorsitzeiiden Abg. Basscr- mann über die unvergänglichen idealen Ziele des Natioiialliberalis- mns gab den Grundton der Stimmung dieser Abschiedsstunden, die nach der „Nat.-Ztg." neben dem Gefühl der politischen Zu sammengehörigkeit von neuem bekundete, welch' inniges Band per sönlicher Freundschaft die gemeinsame politische Arbeit um die Mitglieder der Fraktion geschlungen hat- Den herzlichen Worten Dresdner Nachrichten. Nr. Litt. Seite 3. »M Donnerstag. 3«. Avril 1VV3
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