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. SV8 Ms' bekommen zu haben, ihren KrieaS^iten Dämpfer aufzusetzcn. Außer dem Journal des DebatS versichert imch die Patrie, daß man nicht leichtsinnig einen Krieg provocireft werße, ob wohl DaS, waS sie hinzufügt, nicht eben erbaulich klingt. Ohne Zweifel— sagt^ße-—verdient daS nationale Werk, welches Piemont und sein junger König verfolgen, die Sympathieen und die Unterstützung Europas. So lange aber diesem Werke keine Hindernisse entgegengestellt werben, wird es keines Schutzes bedürfen. England. London, 25. Nov. Der Leviathan oder, wie er jetzt allgemein genannt wird, der Great Castern soll, soweit bis jetzt bestimmt werden kann, im Mai vollendet sein und im Zuni seine erste Probefahrt nach Canada antreten. Seine sechs Maste find fertig, fünf davon sind auS Cisen (der höchste, 225 Fuß hoch, mißt 3 Fuß 6 Zoll im Durchmesser), der sechste auS Holz, damit er die Magnetnadel -m Compaß nicht beirre. Belgien. Brüssel, 28. Nov. Se. Maj. bat auf dem Revier des Jagdschlosses Ardenne unter Anderen auch eine Wölfin, welche seit einiger Zeit die Umgegend von Ardenne unsicher machte, mit eigener Hand erlegt. Portugal. Eine Korrespondenz des UniverS aus Lissabon, vom 14. Nov., enthält folgendes Nähere über daS Erdbeben am 11. Nov.: Um 7^ Morgens verspürte man einen heftigen Erdstoß in Lissabon und ganz Portugal. Er dauerte in Lissabon 40 Sekunden; um 9 Uhr folgte eine zweite, weit schwächere Erderschülterung. Es ist dies daS stärkste Erdbeben seit dem großen Erdbeben von 1755. Die von 1761, vom 10. und 17. Januar 1796, ^von 1807 u. s. w. waren viel schwächer... Pan zählt nur Unlgö Tobte und Verwundete; aber die Menge der Mauern, Kamine und Plafonds, welche einstürzten, sind unglaublich; viele Kirchen litten und der Schrecken war allgemein; überall, namentlich in den Spi tälern und dem Gefängnisse der Stadt, herrschte große Verwirrung, die Straßen waren von schreienden und um Gnade flehenden, meist halb ge kleideten Menschen bedeckt; da man sagte, eine neue Erschütterung werde binnen 24 Stunden Nachfolgen, so brachten viele Personen die Nacht außer halb der Stadt oder auf den öffentlichen Plätzen zu; die Schwankung ging von Nord nach Süd; die Stadt Sctubal, ein Seehafen südlich von Lissa bon, scheint weit stärker gelitten zu haben; wie cs scheint, gab cS Todte und Verwundete und einige Scenen, wie bei dem großen Erdbeben von 1755 zu Lissabon. Die Depeschen melden dieselbe Erschütterung in fast allen Städten des Königreichs. Mannichfaltiges. Pefl, Cholera und gelbes «fieber. Dieß sind die drei großen, ansteckenden Seuchen, die drei geschwister lichen Geißeln, welche die Menschheit so schwer heimsuchen. Die Pest hat ihre Geburtsstätte in Aegypten. Gerade diejenige Zeit, in der wir unS der schönen Frühlingszeit erfreuen, zwischen Ostern und Pfingsten, da die Wiesen grünen, dle Halme der Saaten in die Höhe steigen, die Blüthenknospen der Bäume sich auflhun der milden, belebenden Sonne, der erquickenden Luft entgegen — gerade diese Zeit ist für die Bewohner Aegyptens eine Zeit der Angst und Sorge, denn da bricht gewöhnlich die Pest aus. Da — vom März bis zum Juni — ist der Boden des Nil- thaleS vollständige Beute der afrikanischen Sonne. Da lechzen Menschen und Thier und suche»! im Schatten der Palmen kühlende Plätzchen; die Pflanzen aber stehen versengt im nackten, trocknen, staubgewordenen Boden, dessen zahllose fünf Zoll well klaffende Risse und Sprünge eben so viele vom fast senkrechten Sonnenstrahl geschlagene Wunden darstcllen. Da kennt man das sonst so gesegnete Land kaum mehr; es sieht eher einer Wüste ähnlich, in der Kamecl- und Büffelheerden ein spärliches, armse liges Futter finden. An demselben Tage — unserem Palmsonntage, da tausende srcuden- thränende christliche Elternherzen ihre Kinder, einsegnen lassen zum Christen bunde, sprechen die muhamedanlschen Priester oder Jinan m den Moscheen daS feierliche Todtengebet über ihre Gemeinden. Die Alten und Er fahrneren wissen dann, daß sie möglicher Weise furchtbaren Tagen entgegen gehen und beten innig zu der Gnade Gottes; die leichtsinnige Jugend freilich fürchtet nichts, oder übertäubt die Furcht durch tollen Genuß. Denn nicht jedes Jahr wüihet die Seuche; zuweilen holt sie sich in einem Jahre nur einzelne Opfer, oft vergehen viele Jahre, ehe sie in ihrer ganzen Furchtbarkeit auftrilt, und dadurch werden viele sicher. Zuweilen giebt eS in drei, vier, acht Tagen nur vereinzelte Fälle der Krankheit, die manch mal augenblicklich, zuweilen nach Stunden und Tagen tödtlich verläuft. Zuweilen schwingt aber auch der Würgengel seine furchtbaren Flügel mit einem Male so gewaltig über Stadt und Land, daß auch nicht ein Hans ist, in welchem nicht ein Todter ist. Im Jahre 1835 fielen in Kairo, der Hauptstadt Aegyptens, während der Pestzelt täglich zwei- dreihundert, tausend, in den letzten acht Tagen täglich dritthalbtausend Menschen der Pest Lum Opfer, ltnd nachdem die'Pest vorüber war^ fehlten von den zweihundcrttausend Einwohnern der Hauptstadt nicht weniger als achtzjg- tausend, in ganz Aegypten der zehnte Kopf! DaS sind dann Tagender Prüfnng und der Heimsuchung, wie sie Deutschland in den blutigsten Kriegszeiten kaum kennen gelernt hat. Denn dann hat natürlich alles Geschäft, aller Handel, alle Handthierung ein Ende. In allen Straßen und Häusern röcheln Sterbende, dem kein Freund die Augen zndrückt, faulen Todte, die Niemand in die kühle Erde verscharrt, und diese ver pesten noch die Luft, wenn sie noch zu verpesten ist, und verstärken die Macht der Seuche, zu deren Schrecken sich noch die Hungerönolh gesellt. Ganz erklärlich! Wer soll denn Lebensmittel hineindrlngcn in die ver pesteten Städte? Die Seuche wüthet ja auch draußen unter dem armen Lanbvolke. Hunderte verschmachten in ihren Wohnungen, weil Niemand ihnen einen Trunk Wasser, einen Bissen Brod reicht. Das grenzenlose Elend lös^t alle Bande des BluteS, vernichtet die natürlichsten Gefühle und treibt Jeden, für sich selbst zu sorgen. Diese abscheuliche Landplage beginnt mit schwindelnder Angst und stechendem Kopfweh, worauf gewaltiges Erbrechen und Drang zum Stuhle folgt. DaS Antlitz ist todtenbleich und bald zeigen sich unter den Armen oder über den Hüften Pestbenlen. Glücklich ist der Kranke, bei dem diese Beulen schnell, oft bis zur Größe eines Kinderkopfs, anschwellen, schnell in Eiterung übergehen und als offene Wunden einen unerträglichen Gestank verbreiten! Er darf hoffen, daß daS Gift der Seuche durch diese Beulen aus dem Körper sich einen Weg bahnen, daß durch, wohlchätige Schweiße unter ärztlicher Hilfe mit Anwendung von Brechmitteln sein Leben gerettet werden könne. Entwickeln sich aber die Pestbeulen nicht, eitern sie nicht, schlauen alle Bemühungen des ArztcS, schnell durch Bren nen mit glühendem Eisen offene Wunden zu machen, oder durch ätzende Zugpflaster die hervorbrechenden Beulen zum Eitern zu bringen, fehl, dann ist der Kranke unrettbar verloren. Häufig aber stirbt der Pestkranke, ehe ein Arzt zu erreichen ist. DaS ist die Pest. AuSzurotten ist die Seuche wohl nicht, da Sonne, Luft, Boden und Nilüberschwemmung sie in Aegypten einheimisch macht. Daß aber die Unreinlichkeit der Straßen und Wohnungen, das Elend und die Thorhcit des ägyptischen Volkes, die geringe Zahl tüchtiger Aerzte rc., viel Schuld trage an ihrer furchtbaren Verbreitung, scheint außer Zweifel. — Die Cholera kennen wir in Deutschland leider auch seit 28 Jahren. Der Kochhecrd dieser nicht minder abscheulichen und verheerenden Seuche sind die Niederungen des Ganges in Ostindien, daS als Delta dieses Stromes angeschwemmte Tiefland, in dessen Dschongeln oder BambuS- rohrwäldern unter den heißesten Sonnenstrahlen auf Erden die riesigsten Schlangenarten sich wärmen, Elephantenheerden und Tiger sich Wohlbefin den, und aus dessen Boltom auch die Miasmen, die Glfthauche der Cho lera sich entwickeln. Bis zum Jahre 1831 kannte Europa diese Geißel der Menschheit noch nicht, obwohl sie in Asien seit undenklichen Zeiten, namentlich in den Tiefländern von China, Mesopotamien und Vorderin dien ihre Opfer massenweise hingerafft hatte. Aber in jenem'Jahre brachte die russische Armee, die eben von jenseits des Kaukasus, aus Armenien heimgerufen wurde zum Niederwerfen des polnischen Aufstandes, die Seuche mit uach Rußland, nach Polen, und rasch, wie die St-rnschnuppe über daS Himmelsgewölbe, fuhr sie, bald dahin, bald dorthin, zu nächst und zu meist in die großen, tief und weniger gesund gelegenen großen Städte, sprang koboldartig, aller menschlichen Wissenschaft unerfaßlich, bald mit mehr, bald mit weniger Glück bekämpft, über Länder und Meere hinweg, hinüber nach Amerika, und geheimnißvoll und unheimlich tritt sie plötzlich auf in den kalten und warmen Erdstrichen und schlachtet ihre Beute eben so gut auf den himmelhohen Anden von Peru wie in den Lagunen von Venedig. Dec Verlauf dieser Seuche ist da, wo sie in voller Wuth.auftritt, in vielen Fällen eben so schnell tödtlich, wie bei der Pest; j>er Umfang derselben erstreckt sich gleichfalls über ganze Länder, und die Zahl der Opfer rechnet sich zuweilen nach Zehntausenden. Erbrechen und ruhr- artigor Durchfall kennzeichnen sie nicht minder, wie ihre furchtbare Schwe ster. Im Voigtlande ist sie bisher glücklicher Weise nur in sehr, sehr vereinzelten Fällen bemerkbar gewesen. (Beschluß folgt.) Vor Hundert Jahren. Aus dem. siebenjährigen Kriege. RoderSdorf, September 1758. Im vorigen Monate genossen wir Hoffnung und Ruhe; allein der über die* russische Armee am 26. August bet Kystrin von dem K. v. Preußen erfochtene Sieg setzte wieder Alles in Beknmmcrniß. Die Reichsarmee oberhalb der Elbe bei Dresden schrieb m ganz Sachsen, und also auch hier Fourageliefcrungen gegen blose Quit tungen auS; und die Leute wurden noch dazu beordert, diese Lieferungen, bei der Erndte-, Grummet- und Säezeit, einen sehr weiten Weg, selbst an Ort und Stelle, zu schaffen, wobei sie Gefahr liefen, den Preußen in