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ZSS gaste aus Oesterreich") gesprengt. Man schätzt den Verlust der Bank auf 200,000 Ar. (ES wäre zu wünschen, daß eS den Spielpäcktern noch oft Frankreich. Die Königin von England wird Mittwoch den 4. Au gust zu Cherbourg anlaugen. JI. MM. werden, so schreibt der Cousti- tutionnel, am selben Tage gegen 5 Uhr Abends in die Stadl ciuzlehcn. Der Kaiser und die Kaiserin werden am 5., 6. und 7. zu Cherbourg bleiben und sich Sonntag den 8. um 2 Uhr Nachm. an Bord dcö Drei deckers „la Bretagne" nach Brest einschiffen. Die erste Zusammenkunft der Souveräne Frankreichs und Englands wird am 5. statthabcn. II. MM. werden den 6. auf der Rhede zubringen. Am 7. Spazierfahrt II. MM. in der Stadt. Um 2 Uhr Einweihung, Segnung und Oeffnung deS Bassin „Napoleon III." und um 6 Uhr vom Stapellasscn deS Schrau- benlinicnschiffeS „ la Ville de Nantes", welches auf einem der Kiele deS neuen Bassins gebaut wurde. Abends Ball der Stadt. Der Kaiser giebt allen Personen, welche die Reise mitmachcn, ein großes Diner. Dieses Bankett wird unter einem Zelte auf Deck deS Linienschiffes „la Bretagne" stattfinden. Man theilt mit, daß alle Bevollmächtigten der Pariser Conferenz zu den Festen von Cherbourg eingeladen sind. England. London, 15. Juli. Auf dem East India House wurden gestern Offerten zur Beförderung von 2345 M., die noch außer den Truppen, welche bereits den Befehl haben, sich einzuschiffen, nach Indien abgehen sollen, entgegengenommen. Wenn sämmtliche noch nicht in Indien ange langte Verstärkungen dort eingetroffen sind, so wird sich die Zahl der in Indien dienenden britischen Truppen auf 100,000 M. belaufen. London, 15. Zuli. Zm Unterhause wurde Disraelr's Bill, wonach zur Reinigung der Themse 3 Millionen ausgenommen und die Londoner dafür mit 3 Pence pr. Pfund (Miethsteuer) besteuert werden sollen, zur Lesung zugelaffen. London, 17. Zuli. Das Kriegsministerium hat Befehl nach Chatham ertheilt, 2 Regimenter Infanterie, eur Regiment Kavallerie und eine Com pagnie Artillerie unverzüglich nach Indien zu befördern. Einem heute veröffentlichten osficiellen Ausweise zufolge sind vom 1. Marz 1857 bis 21. April dieses IahreS in England 9549, in Schottland 892 und in Irland 3676 Mann von der Miliz freiwillig in die active Arnree eingetrelcn. Zusammen somit binnen Jahresfrist 14,117 Mann. Die letzten telegraphischen Berichte aus Innen, zumal die osficiellen, denn die der Times lauten ungünstiger, werden im Ganzen als nicht un befriedigend ausgenommen. Der Umstand zumal, daß indische Fonds in Bombay und Calcutta höher notirt werden, gilt der englischen Kauf mannswelt als der sicherste Beweis, daß die wohlunterrichteten indischen -Kapitalisten den Aufstand als gescheitert ansehen. Wenn sich im Pendschab Spuren von Ausständen zeigten, so sind sie längst erstickt und für den Augenblick wenigstens ist das Kriegsthcater auf zwei verhaltnißmäßig kleine Punkte beschränkt: auf den Südwesten und Südostcn des Königreichs Audh. Ob sich der Aufstand nicht von dort neuerdings strahlenförmig auSbreiten wird, läßt sich freilich nicht bestimmen, aber die Wahrschein lichkeit ist nicht für eine derartige Annahme. London, 12. Juli. Die „Paßpest" in Frankreich wüthct trotz des gegenwärtigen „liberalen" Ministeriums in ihrer ganzen verheerenden Macht fort, und unsere Journale wiederhallcn von leitartikelnden Verwünschungen und brieflichen Klagen an die Herausgeber. Dießmal liegt uns ein Fall vor, in welchem es sich nicht um eine Person, sondern um — 65 Personen handelt, die das Opfer der entsetzlichen französischen Paßcholera wurden. Die Sache verhält sich folgendermaßen. Die Weymouth-Caualdampfer- compagnie kündigte vor einigen Tagen einen „Vergnügungsausslug" nach Eherdourg in emcm ihrer Dampfer an, und das Vergnügen sollte drei Tage währen. Die Einladung erwähnte ausdrücklich, daß durch die specielle Gunst der gallischen Behörden die Führung eines P^rsscs nicht nöthig sei. Die glücklichen Londoner benutzten die Gelegenheit, für drei Tage ihren nebligen Häusersärgen zu entfliehen, um sich unter Frankreichs sonnigem Himmel zu vergnügen. Nur wenige erfahrene und polizciabgehärtete Reisende waren mit Pässen versehen; 65 waren im Glauben, daß die Dampfercompagnie ihrer Sache gewiß sei. Das Schiff landete glücklich in Cherbourg, die VergnügunMelsenden wurden von der üblichen Armee Polizisten und Zollwächter umzingelt und die mit Pässen versehenen bald durchgrlasscn; aber als die Paßlosen an die Reihe kamen, wurde ihnen bedeutet, daß sie ohne „reguläre Papiere" keinen Fuß auf den geheiligten Boden des Kaiserreichs setzen dürften. Der Protest AldionS war vergeb lich; man bedeutete der Blässe, daß die „hohen und höchsten Behörden" zu entscheiden haben würden. Bon 2 Uhr Nachmittags bis 9 Uhr Abends yanten die Reisenden sehnsüchtigen AugcS auf ihre Erlösung, während telegraphische Botschaften zwischen den Localbehördcn, dem Präfecten des Departements und dem Munster deS Innern über die „englische Invasion" gewechselt wurden. Endlich nach 9 Uhr kam die Entscheidung Herrn Delangle'S, deS neuen liberalen MimsterS, und lautete kurz und süß: „Den Passagieren darf unter keinem Vorwande die Landung ohne Pässe gestattet werden. Habt ein wachsames Auge auf sie." DaS war ein Donnerschlag für die Vergnügungsreisenden. Mittelst Negotiationen und handgreiflicher Beweise englischer Freigebigkeit gelang eS, von den Localbebördeu die Er- laubmß zu erwirken, daß den Reisenden gestattet sein solle, 33 Stunden den Kai entlang und zwischen einer doppelten Reihe von Genödarmeu das schöne Frankreich ansehen zu dürfen. Aber die freigeborenen Söhne Eng lands waren für diesen liberalen Antrag nicht dankbar. Die im Schiffe gefangenen Gentlemeu veranstalteten ein Meeting, und mit Stimmen mehrheit wurde entschieden, daß Jung- und Altengland dem Kaiserreiche den Rücken kehren und nach Großbritannien zurück müsse. Wie beschlossen, so geschehen. Der Anker wurde gelichtet, und die 65 engll'chen Vergnü- gungöflibufticr dampften, von den „wachsamen Augen" der Polizei beglei tet, nach dem „perfiden Albion" zurück. Die Commentare der Reisenden und deS Publikums lassen sich besser denken als wiedergeben. Die Polizei Cherbourgs war gerade nicht grob, aber nichts weniger alö höflich. Mit Mühe erlaubte tnr Commissar einem Kellner des Schiffes, zu landen, um einige Lebensmittel eiuzukaufen, weil nach der Ansicht des CommissarS ein Kellner ein ebenso gefährliches Individuum wie jeder englische Vergnü- gungSreiseude fein könne. Im Publikum fragt , man, ob die Burleske nicht zu weit getrieben sei, wenn die kaiserlichen Behörden der großen franzö sischen Nation in eine nervöse Aufregung gcrathen, das Schiff von pa- trouillirenden Gensdarmen füllen und die Kais mit Polizeisoldateu gar- niren lassen, weil einige Dutzend harmlose Personen einen Ausflug ohne Pässe unternahmen! Marlnichfaltiges. Die Grcuel in Dscheddah (Hafen von Mekka). Veranlassung soll folgender Vorfall gegeben haben. Zwei Brüder besaßen ein Schiff, daS englische Flagge trug; einer derselben sand cs je doch passend, letztere durch die türkische zu ersetzen. Der Andere prote- stirte beim englischen Consul, der sich, von 15 Marine-Soldaten des „Cy- clops" begleitet, an Bord des gedachten Schiffes begab und dort die eng lische Flagge aufhissen ließ. Nach anderen Mittheilungen soll ein Ostin- dier, früher englischer und jetzt türkischer Uuterthan seinen Neffen, die unter englischem Schutze stehen, das Recht auf eine unlängst auö Ostindien angckommene Waarenladung streitig gemacht, und da der englische Consul zu Gunsten der Neffen energisch Panhei ergriff, zu muselmännischem Fana tismus die Zuflucht genommen haben. Mil dem Capttän und der Mann schaft des betreffenden Schiffes, die er auf seine Seite gebracht, und einem Volkshaufen, habe er sich zum englischen Consul begeben und dort daS Blutbad begonnen. Dritte Berichte sagen, einer der Häuptlinge der In- surrcctiou von Delhi sei auf ferner Reise nach Mekka nach Dscheddah ge kommen und habe die Bevölkerung gegen die Engländer aufgewiegelt. Endlich heißt es, die Flucht einer Sklavin, die im englischen Consulat Schutz gefunden, habe den Vorwand zu den Greueln dargebvtcn, denn daß cs nur ein Vorwand war, wird allgemein zugegeben. Der Streich war schon seit langer Zeit vorbereitet; die einheimischen Kaufleute blickten mit immer größerer Mißgunst auf die Concurrcnz der Europäer, '.nd nament lich erregt es ihren Unwillen, daß die europäischen Schiffe Pilger tranS- portirtcn. Auch die Besitzer der Barken waren über die neue Mcdschidie- Tampferlinie erbittert, nud man legt sogar dem Polizeichef von Dscheddah, Abdallah Moctaseb, der, wie die reichsten einheimischen Kaufleute des Platzes, Lie Christen seil geraumer Zeil bedrohte, die Anstiftung deS Blut bades zur Last. Die es ausführten, feien blos Werkzeuge gewesen. Die Mordbaude soll sich übrigens auf mehr als 5000 Mann belaufen haben, der der Katmakam blos 60—100 Soldaten entgegen zu stellen hatte, die er aber, wie cS scheint, nicht zur Abwehr verwendete. — Wie dem auch sei, der englische Consul, Hr. Page, wurde das erste Opfer. Nachdem er mehrere Wunden erhalten, warf man ihn aus einem Fenster deS zweiten Stockwerkes und hieb ihn am Fuße der Flaggenstange, die man umstürzte, in Stücke. Zwei Dollmetschcr und ein ostindlscher Bedienter wurden eben falls gctödtet. Hierauf fiel man über das französische Consulat her, wo zuerst die auS vier Ianitscharen (daruuter zwei Algerier) bestehende Wache, die sich tapfer wehrte, umgebracht wurde. Der französische Consul, Herr Evcillard, wurde auf der Stiege getödtet, sciue Frau erhielt die tödttiche Wunde erst, nachdem sie einen der Angreifer getödtet und einen andern verwundet hatte (nach Andern wurde sie beim Anblicke ihres ermordeten ManneS vor Schrecken vom Schlage getroffen). Ihre Tochter fand, eben falls verwundet, Zuflucht in einem benachbarten Harem. Der Viceconsul, Hr. Emerat, warf sich auf einen der Mörder, entriß ihm seinen Dolch und stieß ihn nieder. Dann wehrte er sich noch mit aller Kraft, bis er mit Wunden bedeckt nicdcrsank. Später wurde er auf daS englische Schiff „CyclopS" gebracht, mit dem er, ebenso wie die Tochter deS französischen