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Voiglländilcher Anzeiger. —, ——— Amtsblatt für die GenclMmiter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Neunundsechzigster Jahrgang. Bel an lw örtliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstag» und Sonnabend». Jährlicher Abonnementsprei», auch bet Beziehung Luch die Past, 1 Lhlr. 10 Nzr. — Annoncen, die bis Mittags 12 Uhr eingehen, werden in die TagS darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer 'Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Donnerstag. 84. 22. Juli 18S8. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 19. Juli. Bei dem gestrigen Gewitter schlug der Blitz in das Wohngebäude des Bergkellerö, wahrscheinlich infolge des Abpralles vom Blitzableiter. Ter Strahl nahm die Richtung nach einem auf dem Hausgiebel stehenden ca. 5 Ctr. schweren Steine, warf denselben auf die darunter befindliche Marquise, worunter wenige Minuten vorher noch Gaste saßen, und zertrümmerte dieselbe. Dann brach er eine Mauer von Elle Stärke durch, schlug durch ein oberes Zimmer in das Dillard- local, traf eine auf dem Sopha im andern Zimmer sitzende Dame, ver letzte dieselbe glücklicher Weise aber nicht, sondern betäubte sie nur auf kurze Zeit. Ein zweiter Strahl ging in entgegengesetzter Richtung in die Kücke, schadete aber nicht. Wie wir hören, wirb man das Gebäude einige Tage in dem jetzigen Zustande belassen, um auch Andern Gelegenheit zu geben, sich von den Wirkungen dieses merkwürdigen Blitzstrahls zu über zeugen. Pillnitz, 18. 3"li. Heute Abend gegen 6 Uhr schlug der Blitz in das HauS des Fleischers Fuhrmann in Bannewitz, worin gerade der Reihc- schank war und denselben Abend sogenannter Blumentanz stattfinden sollte. Aus diesem Grunde waren mehr Personen in der Stube, als gewöhnlich, und wurden davon 8 getroffen. Leider sind davon 3, zwei Frauensper sonen und ein Mann, getödtet, 5 andere aber nur betäubt worden. Das Haus ist total niedergebrannt, das Mobiliar zum großen Theil gerettet worden. Da zu gleicher Zeit das eben auch vom Blitze entzündete Gut des Ortsrichtcrs Nake in Liebcthal abbranntc, war nur eine Spritze zu haben. Zwickau. Der Stadtralh hier beabsichtigt für das städtische Bau wesen zu Beaufsichtigung des Privaibauwesens und als technisches Mit glied der Aichcommission einen geprüften Architecten mit 600 Thlr. Gehalt anzustelleu und fordert zu Bewerbungen auf. Chemnitz, 13. Juli. Gestern wurde den Bau- und Arbeitsieuten an der Actienspinncrci der sogenannte Hebefchmauß gegeben. AuS der Lausitz, 10. Juli. In verflossener Woche feierten der Auözügler Georg Heyne in Prauschwitz bei Kloster St. Marienstern (73 Jahr alt) und dessen Ehefrau Katharme geb. Sperling (78 Jahr alt) drei Tage lang ihre goldne Hochzeit, wozu gegen 400 Gäste geladen waren und an den HochzcitSfreuden theilnahmen. . Von der böhmischen Grenze, 9. Juli. Ich sende eine kurze Be schreibung über die Einweihung der evangelischen Kirche zu Görkau bei Kommotau. — Infolge der bekannten Vorgänge auf kirchlichem Gebiete in Oesterreich sind die Protestanten genölhigt, sich zu Gemeinden zu ver einigen und namentlich eigne Kirchhöfe anzulegen. Infolge dessen haben sich auch die hiesigen Protestanten, etwa 450 Seelen, zu einer wirklichen Gemeinde constituirt, ihre Anerkennung seitens der Regierung erwirkt, eine Schule begründet, einen Kirchhof angelegt und einen Glockeuthurm (die Glocken sind ein Geschenk deS Fabrikbesitzers Fr. Müller in Görkau) darauf erbaut. Alles dieß mußte auS eignen Mitteln beschafft werden, und daher kam eö, daß nicht nur die wohlhabenderen Gemeindeglieder bedeutende Beiträge leisteten, sondern auch das Fabrik mädchen seine C Kreuzer, der Kutscher seine 20 Kreuzer monatlich zahlte. Am 29. Juni hatten wir nun die Freude, vom herrlichsten Welter begün stigt, die feierliche Einweihung deS Friedhofes und der Glocken zu begehen. Vormittags 9 Uhr versammelte sich die Gemeinde nebst den geladenen Gästen m dem Betsaale zu Rotenhaus, der jedoch noch nicht den 10. Theil der Anwesenden faßte, so daß wie emst auf dem Bischofshofe in Augsburg (bei Verlesung der Augsburgischen Confesfion) der größte Theil der Ver sammlung auf dem Fabrikhofe den Gottesdienst mit beging. Der Gottes dienst begann mit dem Liede: „Allein Gott in der Höh sei Ehr," und hierauf hielt Herr Katechet Brunnich die Festrede. Nach dem Gesänge: „O heiliger Geist, kehr' bei uns ein" ward das kleine Bethaus verlassen und der Zug nach dem Kirchhofe von 5—600 Menschen — darunter die Herren Bezirksbeamten, ein k. k. Major, der Bürgermeister und Mitglieder des Stadtrathes von Görkau, der Major der Schutzen in Galauniform — angetreten, und zwar in folgender Ordnung: Schuljugend und Geistliche, Kirchenvorstände nebst Ehrengästen, männliche und weibliche Gemeindemü- gliede'-, freiwillig sich anschließende Freunde der Gemeinde, theilS sächsische Protestanten, theils und zumeist böhmische Katholiken. Am FriedhofSthore überreichte der erste Kirchenvorstcher den Schlüssel an' den Herrn Pastor. Beim Eintritt wurde der Zug von einem Chorgesange begrüßt. Die Ge meinde sang drei Verse von „Jesus, meine Zuversicht" und Herr Pastor Kowarz aus Haber hielt die Weihrede. Thräncn flossen allenthalben, als derselbe die Beziehungen des katholischen Friedhofes, wo manche unserer Lieben schlummern, zu dem neuen evangelischen Friedhöfe darlegte, und auf das bisherige wahrhaft schöne Einvernehmen der hiesigen Evangelischen mit den Katholiken hinwies, welche auch heute durch so überaus zahlreiche Theilnahmc das Fest erhöheteu. Nach dem Gesänge eines BerseS folgte das Gebet und der Weiheact durch Herrn Pastor Lomnitzer aus Tepliy und — die Glocken der Evangelischen ertönten. Nach nochmaligem Gesänge von zwei Versen desselben Liedes und Ertheilung deS Segens sprach Herr Pastor Bauer aus Rübenau das Gebet des Herrn. So endete die kirchliche Feier in schönster Weise, von den katholischen Behörden und Bewohnern der Stadt und Umgegend vielfach gefördert, in keiner Art gestört oder entweihet. Sie machte einen tiefen, einen ernsten und wohlthuenden Eindruck, und das umsomehr, als sie auf einer Stelle stattfand, auf welcher vor 2 Jahrhunderten die evangelische Lehre mit dem Schwerte auögerottct worden, in deren nächster Nähe (am Rotenhäuser Schloßplatze) das Blut von zwei evangelischen Rathsherren, die enthauptet wurden, geflossen war. Jetzt erklangen wieder die Glocken der Evange lischen, und sie klangen tief in's Herz hinein. Die zahlreiche Menschenmenge, welche herbeigcströmt war, verhielt sich allenthalben ruhig, ernst und würdig, und auf den Gesichtern las man eine freundliche Theilnahmc. Nach der Festfeier fanden sich die Gemeindeglieder nebst den Ehren gästen im Gasthofe zum Hirschen in Görkau zu einem durch innige Heiter keit gewürzten Mahle ein. (CH. T.) Baden, 13. Juli. Gestern und heute bildeten die Verluste, welche die hiesige Spielbank ,in diesen zwei Tagen gehabt hat, das Tagesgespräch. Gestern wurde die Bank viermal, heute einmal, und zwar viermal von einem und demselben Pointeur (nach der „KarlSr. Z." von einem