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ihm sagen mußte, daß bei ihm daheim ein großer Schatz liege, der darauf harre, von ihm gehoben zu werden. ^.4. Er hatte keine Ruhe mehr. Noch ehe eS Abend wurde, trat er, vö« Wirth, der die Zeche nicht bezahlt nahm und ihn gar noch mit Reisegeld beschenkte, Abschied nehmend, seine Rückreise an und traf eines Abends, heimlich durch den Garten sich hereinschleichend, wieder in seinem Hause und bei Weib und Kind ein. Diese glaubten ihn längst verunglückt und begraben und erschracken inniglich, weil sie meinten, daß sie seinen Geist sähen. Als er ihnen aber erzählte, wie er eine gar weite Reise gethan und sich damit Nutzen verschafft habe, auch allerhand Kleinigkeiten von Nürnbergs Waaren, die er unterwegs gekauft halte, an Weib und Kiud vertheilte, da freuten sie sich gar sehr und sahen, daß das wirklich ihr Mann und Vater und nicht' bloS sein Geist sei. Obwohl Christoph sehr müde war, so schlief er doch nur ein paar Stundens nahm dann Hacke und Schaufel, ging nach dem Baum und fing an, das Erdreich umher aufzulockern. Lange spürte er nichts. End lich kam er auf etwas Hartes. Es klang wie Metall. Ein großer, kupferner Kessel lag mit einem Deckel verschlossen vor ihm da. Christoph zitterte vor Freude und konnte deshalb nur mühsam den schweren Deckel heben. Lauter dicke, schwere Goldmünzen blickten ihm entgegen. Er steckte vorläufig ein, was er in Wamms und Hosen brin gen konnte, machte das Loch wieder zu und ging zu seinem Weibe heim, die starr vor freudigem Schrecken war und sich gleich anschickte, mit ihm nochmals hinauszugehen. Sie nahmen eine Trube mit Handhaben mit, packten dahinein den ganzen Inhalt des Kessels und trugen cS beide mit Mühe nach Hause. Christophs Wicdercrscheinen in Stelzen erregte großes Aussehen. Er entdeckte Niemand etwas von seinem Glücke, sondern sagte nur, er habe ein glückliches Handelsgeschäft in Baiern gemacht^ das thn mehrere Wo chen dort aufgehalten habe. Aber „soviel, wie Christoph haben muß, ver dient man nicht mit einem Handelsgeschäfte!" dachten die Nachbarn. Er zahlte alle seine Schulden auf seinem Gute ab, lauste das seines Nachbars, das zum Anschläge kam, noch dazu und bezahlte cs baar. Auch wenn einer im Orte einmal über Geldnoth klagte, der ein ordentlicher, sicherer Mann war, da ging Christoph zu ihm und bot ihm das Gelb, was er brauchte, gegen Handschrift an. Sah man vollends die Stelzen- christophin des Sonntags in der Kirche, so muß^e man auf sehr großen Reichthum schließen, denn sie ging angethan über alle Klcidcrordnuug hinaus, und wie Jahres darauf der Christoph seiner ältesten Tochter die Hochzeit ausrichtete, da hat das Schmaußen über alle Gebühr acht volle Tage gedauert und cs sind Gäste von weit und breit, von Stadt und Land dagewescn und auch ein ganz unbekannter Herr weit her aus dem Baiernlandc; sie sagten aus Regensburg. Als dle Braut am achten Tage einzog aus ihres VatcrS Hause in ihres Eheherrcn Gut in der Nähe bei Stelzen, da hat man zehn Wagen gebraucht, um alle den Hausrath sort- zuschaffen. Christoph und sein Weib haben Zeit ihres Lebens niemals einem Christenmcnschen etwas von der Ursache ihres Reichthums erzählt. Doch wurde nach jener Hochzeit die Geschichte im Voigtlande bekannt und eS hieß, der Herr Psarrcr, der beim Hochzeitessen bei jenem Herrn aus Re gensburg gesessen, habe von diesem in einer glücklichen Weinlaune erfah ren gehabt, was Niemand begnff, da sie nicht den Zusammenhang kann ten. Den Baum zu besuchen, ist der Sage, wie Aussicht wegen der Mühe wcrth. In einem alten Buche steht von vcm Baum geschrieben: „Der Baum (cS ist ein weiblicher Ahorn) steht noch, bei dem der Schatz gelegen, unv ist so hoch und schön, daß er auf fünf Meilen weit gesehen werden kann." Die Verbreitung und die Minderzüge der Häringe. (Nach Alexander ZicglcrS Beobachtungen.) » In einem Briefe an den Naturforscher Dr. Harald Lenz in Schnepscn- thal theilt dieser berühmte Reisende, von einer Reise in Norwegen zurück- gekebrt- Beobachtungen übcr die Häringe mit, die so viel Neues und Interessantes enthalten, daß wir sie im Auszuge müzuthcilen uns nicht versagen können. Thicre, die sich zum Ueberfluß vermehren, müssrn entweder verhungern oder wandern. Daher wandern die Feldmäuse, die Heuschrecken, Lem minge, die Bisons oder Büffel in Nordamerika, die wilden Rennlhiere rc. Auch die Häringe müssen wandern und thun cS, dieß beweist schon ihr massenhaftes Erscheinen an den Küsten und ihr plötzliches Verschwinden von da. Wollte man annehmen, sie zogen sich in eine Tiefe zurück, so müßte eS ihnen bei, ihrer Ungeheuern Menge auch dort bald an Nah rung fehle«. Ueberdieß wandern andere Fischarteo, z. B. die Lachse, die Aale, die Hausen und Äöre in der Wolga rc. erwiesenermaßen. Die Häringe wandern demnach ebenfalls, müssen cS, um Nahrung zu finden. In unermeßlichen Schaaren erscheinen sie im März bei Island, Ende Juni und Anfang Juli bei den Shetländischen Inseln, Ende Juli bei den Orkneys, (in Norwegen im August, September und Oktober, wahrscheinlich Abzweigungen der im Juli bet de» SheilaudSinseln erscheinenden HäringS- züge) an den Küsten von Schottland und England lm September und October, an der Westküste von Frankreich und lm Canal im Herbste bis Neujahr. Dann verschwinden sie und erscheinen im Frühjahre bei Island wieder. Sie kehren demnach höchst wahrscheinlich in den vier ersten Mo naten des IahreS in der Tiefe des Meeres nach Norden zurück und nur ein Theil derselben erscheint auf der Rückreise im Januar bei Bergen in Norwegen in größeren Schaaren. Die Hauptresidcnz der Häringe scheint also der hohe Norden zu sein, und da sie in Island, Lappland, Grönland, Neu-Fuudland und Sibirien gefangen werden, so kommen sic jcdessalls auch bei den Aleuten, in der Behringsstraße und in den Nordpolar-Becken vor. Da sie nun nach den Beobachtungen deS großen Naturforschers Cuvier nicht weiter als bis an den Busen von Biskaya an der franz. Westküste vordringen, so setzt Ziegler den 44. Grad nördlicher Breite als die südlichste Grenzlinie ihrer Wan derungen auf beiden Halbkugeln der Erde. Hält man diese Linie fest und die Wanderzüge angenommen im Auge, erwägt man dazu die massenhaften Anhäufungen der Häringe an der Westküste von Norwegen, Shetlands Orkneys rc., so liegt der Gedanke nahe, daß die Wanderzüge der'Fische, besonders der Häringe, von der Meeresströmung abhangen. Entweder gehn sie mit dem kalten Polarstrom (der vom Nordpol kommt) im Som mer nach Süden und mit dem warmen Golfstrome (der auS der heißen Zone kommt) im Winter nach Norden zurück; oder indem sie dem Golf- Strome langsam entgegen gehen, gelangen sie vom März bis November allmählig nach Süden und schwimmen dann im Winter rasch mit dem Strome nach Norden zurück. Denn alle Fische — (cs läßt sich dieß in jedem Bache und Flusse leicht beobachten) gehen langsam dem Strome entgegen, 1) weil ihnen dann das Wasser von selbst in das offene Maul und durch die Kiemen herauöströmt, also das Athmen saft ganz durch das Wasser selbst besorgt wird; 2) weil ihnen der Strom die Nahrung vou selbst ins Maul führt; 3) weil der Strom nicht hinter die Flossen stößt. Stromabwärts gehen sie schnell, weil das Athmen Labei schwer, wenig Nahrung zu erwarten ist und der Strom die Flossen treibt, was bei schneller Bewegung stark fördert. So geht auch der Häring dem warmen Golfstrome langsam entgegen, legt dabei seine Eier an den Küsten ab und gelangt vom März bis November allmählig nach Süden. Die Rückreise geht mit dem Strome im Winter schnell nach Norden zurück, links und rechts von England, wobei ein Hanfe oder Theil im Januar bei Bergen in Norwegen erscheint. Im März ist Lie Hauptmasse wieder bei Island, Lappland rc. und nun gehtS wieder südlich. Zu besserem Verständniß einige Worte noch über die Meeresströ mungen, deren Ursachen und Lauf man sehr gut kennt. An- gewissen Stellen des Meeres strömt ein Theil des Wassers bald in größerer, bald in geringerer Ausdehnung. Die Ursachen davon liegen in den Winden, hauptsächlich aber und bei den Hauplströmungen in der Umdrehung der Erde um ihre Achse. Die erste große, allgemeine, beständige Strömung ist die Aequin octial ström ung, weil sie auf die heißen Erdgcgenden sich vorzugsweise erstreckt, in denen stets Acquinoctium ist, d. h. Tag und Nacht stets fast gleich sind. Diese Strömung entsteht hauptsächlich durch den täglichen Umschwung der Erde um ihre Achse. Das Wasser hat als flüssiger Körper weniger Schwung, als die feste Erdkugel, bleibt also beim Umschwünge der Erde von Abend nach Morgen etwas zurück oder scheint von Morgen nach Abend zu lausen. Auch die herrschenden Ostwinde der heißen Zone helfen die Strömung von Morgen nach Abend treiben. Diese Acquinoctialströmung nun geht im atlantischen Meere von der Westküste Afrikas aus nach Westindien. Dort bricht sie sich am Cap Augustin in Brasilien in zwei Abtheilungen, in eine südliche, die unS hier weiter nichts angeht', und eine nördliche, Lie in den Busen oder Golf von Mexiko geht, dort hebt sie" im Verein mit den großen einströmenden Flüssen, dem Mississippi rc. die Wasserfläche deS mexikanischen Golfs über die des atlantischen OceanS, und der Ueberschuß geht als Golfstrom, als eine der gewaltigsten Meeresströmungen mit dec Geschwindigkeit eines AlpenflusscS (in xiner Stunde fünf Meilen) zwischen Florida und Cuba heraus, setzt seinen Weg nördlich fort längs der Vereinigten Staaten bis Neu-Fundland. Hier fließt der warme Golfstrom (nach Ziegler) mit dem aus dem Polar-Bassin kommenden Polar ströme (Ziegler hält das Polar- Bassin für die Wohnung der Häringe) zusammen und bildet später einen südöstlichen und nordöstlichen Arm. Letzterer berührt die britischen Inseln,