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VoiglliiMcher Anzeiger. . _ Amtsblatt s»r die Genchtsamter und Stadträthe zu Plauen, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. Reununst sechzigster Jahrgang. . Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstags und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-preiS, auch bei V.Mung durch -P , rv r. 10 Ngr. — Annoncen, die bis Mittags 12 Uhr eingeben, werden in die Tags daraus erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Ausnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Dienstag. AM., 11. Mai 18S8. - Zeitungen. Saase». Dresden, K. Mai. Landtag. 2. K. Beralhuua über die Ausgaben des Krieg Sinin ist erinmS. Wir haben schon in Rr. L0 »iltgeihellt, daß diese Ausgaben der Deputation ,u hoch erschienen waren und sie eine Verminderung derselbe^ beantragt hatte, aber ohne Erfolg. Die Dep. beruft sich bei ihrer Weigerung, in eine Beratlumg der Aus gaben für das Militärwesen im Einzelnen cinzugehen, auf die KriegSvcr- fasiung des deutschen Bundes. Hiernach ist die Bevölkerung Sachsens noch zu 1,200,000 Einwohnern angenommen und hat zu stellen: 1) als Hauptcontingent IVsPwccnt, macht 14,000 Mann, 2) als Reserve- contingent */z Procent, macht 4000 M., und 3) als Ersatzcontiugent (zum Nachrücken) Proc., macht 20W M., in Summa 20,000 M. — Sachsen hält aber gegenwärtig 19,747 M. Fußvolk, 3208 M. Reiterei, 1500 M. Artillerie und 257 M. Pionnicre und Pontonniere, macht zu sammen 24,737 M., mithin 4737 M. mehr, als die Bundesvorfchriftcn verlangen. Deshalb und weil gegenwärtig tiefer Friede herrsche, dessen Segnungen das Laud genießen wolle, verlangt die Deputation eine Ver minderung des HcereS und eine dieser entsprechende Verminderung der Ausgaben für dasselbe; will aber, da sie und die Kammer wenig oder nichts vom Militärwesen versteht, nicht an den einzelnen Ansätzen streichen und mindern, sondern ein anderes Budget, anerkennt übrigens die Ver dienste des Hrn. Kriegsministers, wie das ganze Land. Daher waren auch die Zuschauerräume in der heutigen Sitzung gedrängt voll Offiziere und — Damen; die Berichterstattung oder daS Referat hatte der tüchtige Abgeordnete Haberkorn, Bürgermeister von Camenz. Dieser setzte der Kammer die Lage der Sache auseinander und dann begann die Debatte, v. Nostiz und v. König, ersterer alter Militär, gegen die Deputation. Oehmichen aus Choren für dieselbe. In Baiern habe die Regierung auch 72,000 M. gefordert, sei später auf 66,000 M. heruntcrgegangen, die Kammer habe aber nur 60,000 M. bewilligt, als soviel der Bund fordere, und eS sei gegangen. Reiche-Eisenstuck hätte gewünscht, daß auf die Vorschläge der Dep. cingegangen worden wäre, damit das Land sich, auch einmal der Segnungen des Friedens 'erfreue. May auch für die Dep. vr Hertel: Das KriegSmiuisterium nehme von der Staats einnahme 36 Procent, mithin über ein Drittheil, in Anspruch. Würden nur 20,000 M. gehalten, so gäbe dieß arithmetisch eine Ersparniß von 395,892 Thlr., gewiß eine bedeutende Summe! v. Schönberg gegen die Dep. Eisen stuck w(ll nur 18,000 M. gehalten wissen, darüber hin aus bestehe keine Pflicht gegen den Bund. Minister v. Rabenhorst: Das Ministerium sei verpflichtet, die Bundcskriegsvcrfassung vollständig zu erfüllen, eben so aber auch dieß möglichst sparsam auszuführcn. Beides habe cS gethan. Min. v. Beust hält die gegenwärtige Zeit für die vielleicht nicht ganz richtige, die Armee zu verringern, dazu sei die Bezug nahme auf andere Kammern mißlich. — Als es zur Abstimmung kommen sollte, trug Min. v. Naben Horst noch zuvor auf eine geheime Siyung an, die ziemlich lange dauerte, aber anch nichts änderte, denn der Depu tationsantrag: „Die Regierung wolle eine, den für die Bereithaltung im Frieden in der BundeSkriegSverfassung getroffenen, im Vorberichte näher entwickelten Bestimmungen mehr entsprechende Formation der Armee und in Folge dessen ein entsprechend vermindertes Budget für die Bedürfnisse der Armee den Ständen vorlegen," wurde mit 51 gegen 13 Stimmen, meist Rittergutsbesitzer, angenommen. Dagegen stimmten von den Voigtländern Kasten und Seiler. . - . So besteht also zwischen der 2. K. und dem Kriegsministerium Krieg über den Krieg, oder die Mittel zu demselben, aber es ist kein feindseliger, gehässiger, sondern ein ehrenhafter. Die Kammer? stützt sich auf den Wunsch des ganzen Landes, eine Minderung der Militärausgaben zu ge nießen und hält fest an ihrer Ueberzeugung. Das Kriegsministerium will die sächsische Armee so tüchtig und kriegsbereit als möglich, für Krieg und Frieden ausreichend, forchalten, wie sie gegenwärtig ist. Was nun weiter geschehen werde, können wir allerdings unseren Lesern nicht sagen. Wer da glaubt, daß, wie in England oder Belgien, entweder die Regierung nachgcben oder die Kammer auflösen, oder der Kriegsministcr seine Ent lassung nehmen müsse, wie man dieß auch kürzlich vom Cultusminister glaubte, der ist im Jrrthum; denn so weit sind wir noch nicht. Die fächs. const. Ztgl meint, dieser Beschluß der 2. K. sei mehr gegen die 1. K., als gegen die Negierung gerichtet, da die 1. K. fortwährend über daS hohe Budget rede, aber nichts thue, cs zu vermindern. 'Jetzt möge sie zeigen, ob es ihr Ernst sei, zu sparen rc. — Hoffen wir, daß der Krieg über den Krieg sich schlüßlich friedlich auSgleichen werde! — Den 7. Mai. 2. K. Berathung über die Verlegung der Rentämter Voigts- berg nach Auerbach, und Hohenstein nach Schandau. Die Dep. empfiehlt die Verlegung und die Genehmigung des Hauskaufes in Schan dau, kann jedoch den Ankauf eines Hauses in Auerbach für 10,000 Thlr. zu einem Rentamte nicht genehmigen. Nachdem Abg. Dietzsch noch auf die großen Räumlichkeiten der Oberforstmeisterei in Auerbach hingewiesen, tritt die Kammer der Dep. bei. — Die 1. K. bcrieth gestern und heute die Advokatenordnung zu Ende. Gestern und heute, Dienstag den 11. Mai, werden in Zwickau Festtage sein. Es werden nämlich mit Ihren Majestäten dem Könige und der Königin auch der Kronprinz nebst Gemahlin und die Prinzessinnen Sidonie und Sophie, Königl. Hoheiten, am 10. daselbst zur Einweihung der obererzgebirgischen Eisenbahn cintreffen. Die Königl. Majestäten werden in einem Privalhäuse am Markte, der Kronprinz mit Gemahlin in der Post logiren. Die Ankunft der allerhöchsten und höchsten Herrschaften auf der Eisenbahn wird durch Glockengeläute kund gegeben, die Knappschaft der Bergleute zum Empfang aufgestellt, die Stadt ge schmückt und Abends erleuchtet werden. Die allerhöchsten und höchsten Herrschaften werden die Nacht vom 10. zum -11. Mai in Zwickau -leiben, am 11., heute, */-,10 Uhr mit dem Festzuge nach Schwarzenberg fahren, denselben Tag nach Zwickau zurückkehren; ob aber'sogleich wieder nach Dresden reisen, oder eine zweite Nacht in Zwickau bleiben, ist noch un bestimmt. So viel steht fest, in Zwickau, Schwarzenberg und dem Obei- gebirge ist heute Festtag; eS ist Grund dazu. Wann wir- Plauen und daS obere Voigt land seine voigtländisch - böhmische Bahn und seine dießfallsigen Festtage haben? In Lauenstein sind in der Nacht vom 5. zul»6. d. M. 11 Häuser abgebrannt und dadurch 23 Familien obdachlos geworden. e - -