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VsigtliindWr Anzeiger. Amtsblatt für die Gerichtsämter und Stadträthe zu Plaue«, Pausa, Elsterberg, Schöneck und Mühltroff. RmmmdsechsziBer Jahrgang. Verantwortliche Redaction, Druck und Verlag von Moritz Wieprecht in Plauen. Dieses Blatt erscheint wöchentlich dreimal, und zwar Dienstags, Donnerstag» und Sonnabends. Jährlicher Abonnement-preiS, auch bei Beziehung turch die Post. 1 Thlr. lü Rgr. — Annoncen, die bi- Mittag» 14 Uhr ein-ehn,. werden in die Tag» darauf erscheinende Nummer ausgenommen, später eingehende Annoncen finden in der nächstfolgenden Nummer Aufnahme. — Inserate werden mit 1 Ngr. für die gespaltene CorpuS-Zeile berechnet. Donnerstag. n—- '-H Zeitungen. Sachsen. Dresden, 26. April. Ihre Majestäten der König und die Königin haben geruht, gestern Mittag die a!S Mitglieder der Ersten Kammer zur Zeit hier anwesenden Bürgermeister: Koch aus Leipzig, Müller auS Chemnitz, Gottschald aus Plauen, Clauß aus Freiberg und Wimmer auS Schneeberg (Bürgermeister Hennig auS Grimma war wegen dringen der AmtSgcschäfte abwesend) zu empfangen und die von ihnen im Namen und in Vertretung ihrer Städte dargebrachten Glückwünsche zur Verlobung Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg mit Ihrer kölnglichen Hoheit der Prinzessin Maria Anna von Portugal huldvolljt entgegsir zu nehmen. Dresden, 26. April. Die warmen Tage der vergangenen Woche haben fast allen Bäumen schon ihre grünen Geheimnisse entlockt, ja seit gestern bemerken wir sogar schon blühdnde Däümc. Die Felscnkcller-Braurrei im Plauenfchrn Grunde macht bekannt, dgß ihr Winterbicr-Vorrath in 14 Tagen erschöpft worden Ist, obgleich nur der vierte Theil der Bestellungen hat befriedigt werden können. Die Ver sendung des Dock- und SommerbicrS erfolgt Ende Mai. Leipzig, 21. April. Ju einer heut abgrhaUencn EinspruchSver- handlung trug die mediciuische Wissenschaft in der Person des bekannten vr. Bock über elende Charlatancrie den wohlverdienten Sieg davon. Bock hatte in der „Gartenlaube" folgendes Inserat veröffentlicht: „Die Kräftigungstinctur von Laurentius, welche dummen, leichtgläubigen Schwäch- , lingen gegen vorherige Einsendung von 40 Thlrn. zugeschickt wird, gehört zu den Beutelschneidcr-Charlatancricn und besteht der Hauptsache nach in einer alkoholischen Lösung von Chinin und Eisen, die sich jeder selbst für einige Groschen bereiten kann. Obschon ich Vieß in der „Gartenlaube" Jahrgang 1855 Nr. 47 deutlich genug auseinander gesetzt zu haben glaubte, so werde ich doch noch immer brieflich über die LaurcnNuS'sche KräftigungS- cur um Rath gefragt. Ich verbitte mir alles Ernstes derartige Briefe für die Folge. Bock." Vom GenchtSamte zu 15 Thlrn. Geldbuße und in die Kosten verurteilt, stellte Bock in der (Gott sei Dank!) öffentlichen Einspruchsverhandlung Vas schamlose Gebühren mit dem „persönlichen Schutz von Laurentius in Leipzig" in einer Weise dar, daß wir auf die Freisprechung weit weniger Werth legen, als auf die Bloßlegung dcS elenden Schwindels. Wahrlich, cs wäre auch traurig, wenn Männer der Wissenschaft nicht das Recht haben sollten, den elendesten meditinischen Schwindel öffentlich zum Schutze deS Publikums zu brandmarken. Stadt-Schellenberg, 24. April. Zwei im Zusammenhang stehende Ereignisse haben in unserer stillen Gegend Bewegung hervorgerufen: Gestern eine Estafette, natürlich „mit dem großen Loose" — und heute eine außerordentliche Beilage zu unserm „Moniteur," daß cs nur 80,000 Thlr. gewcscn, von welchen aber 8000 Thlr. an einen wenig bemittelten Tag arbeiter, Horn in Dorf-SchcUenbcrg, kommen, dessen Sohn morgen getraut werden soll. Gewiß eine recht fröhliche Hochzeit! Oesterreich. Wien, 23. April. Die „Prager" und die „Allgcm. Ztg." geben übereinstimmend an, daß der Finanz-ÄuSweis für daS abge laufene Finanzjahr die Einnahmen aus etwa 285, die Ausgabe auf etwas über 300 Millionen Gulden angebcn werde. — Nach der neuesten österr. Gymnasialstatistik stehen von 256 Gymnasien 172 unter geistlichen Dircc- 29. April A858. toren, sind mit anderen Worten Jesuiten-Gymnasien, von den übrigen Lehrern sind fast eben so viel Geistliche als Weltliche. Prag, 22. April. In der gestrigen Nacht ereignete sich hier ein dreifacher UnglückSfall. Ein wohlhabender Kaufmann, der vor wenigen Tagen seine Frau ins Irrenhaus bringen lassen mußte, wurde in der Nacht plötzlich wahnsinnig. Seine Schwägerin, die nichts ahnte, klagte ihm über Unwohlsein, und er reichte ihr zur Linderung ein Pulver, von welchem auch er eine bedeutende Dosis nahm. In Folge des Pulvers stürzten beide zusammen; der Mann blieb sofort todt, das Mädchen aber kämpft noch mit dem Tode, von welchem die Aerzte sie nicht retten zu können behaupten. ES ergab sich, daß beide eine beträchtliche Menge Strychnin genommen. — Ein Gegenstück zu diesem tragischen Ereigniß bildet folgende Geschichte: Ein junger Mann, der, von hier obgereist, viele Jahre lang nichts von sich hören ließ, ist dieser Tage nnt einer jungen Gemahlin auS England plötzlich hierher zurückgekehrt. Wenige Tage nach seiner Ankuuft ergab es sich, daß seine junge Frau die Tochter eines LordS sei, welche er entführte und nicht nur gegen den Willen ihres BaterS hcirathcte, sondern auch bei der Trauung eine andere Confessio» angab, wodurch die Heirath vor dem Gesetz ungültig ist. Der Lord dringt auf die Rückkehr seiner Tochter. Diese soll jedoch fest entschlossen sein, ihren Gatten nicht zu veUasscu. Frankreich. Paris, 24. April. Der heutige Moniteur veröffentlicht eine Note, deren Hauptinhalt ungefähr folgender ist: Täglich komme cs vor, sagt das amtliche Blatt, daß falsche Nachrichten erfunden würden, um die Unruhe.in den Gemüthern zu erhalten. So werde unter Anderem in einer gewissen Pariser Corresponderez der Indcpeudance Betge behauptet, eS fänden in Frankreich große Rüstnngen statt. Diese Nachricht sei durchaus falsch und an den Bestimmungen deS Budgets für 1858—1859 sei nichts geändert. Paris, 25. April. Der heutige Constitutionncll enthalt einen Ar tikel über die Freilassung Bernard's. Es wird darin gesagt, die englische Rrgierung habe Recht gehabt, die Anklage gegen Bernard fallen zu lassen. (Die Geschichte von den sauren Weintrauben.) Gngland. London, 23. April. Der Unidet Service Club bewirb thetc gestern Abend den Herzog von Malakoff mit einem Festmahl von 158 Gedecken. Eine ähnliche Ovation ward im Jahre 1838 dem Mar» schall Soult als Gesandten Ludwig Philipp'S zu Theil. Vor dem Club- Haus in Pall-mall hatte sich ein sehr achtbares Publicum versammelt, daS jeden der anfahrenden Gäste und auch den Herzog von Malakoff mit lauten und herzlichen Vivalö begrüßte. Der Herzog v. Cambridge brachte als Vorsitzender die drei ersten Trinksprüche, auf die Königin, den Kaiser Napoleon uyd die Kaiserin Eugenie, und auf den gefeierten Gast auS. Dieser dankte auf französisch. Der Globe enthält bereits den Wortlaut der Tischrede des Marschalls. Sie ist voll herzlicher Wünsche für England und die Allianz, ohne sich in irgend einer Stelle über das Allgemeine und Herkömmliche zu erheben, und dabei ziemlich lang. Um ^4 vor Mitter nacht war daS Fest zu Ende. Amerika. Neu York, 10. April. DaS Repräsentantenhaus der Veremlgten Staaten hat mit 124 gegen 106 Stimmen die zum Zweck