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17« ernte" im Westen wird wohl nicht viel weniger als drei Millionen Sluck betragen haben. Neuyork, 22. April. Die Berichte auö Kalifornien enthalten merk würdige Dinge. In San Francisco wüthct eine GcmüthSanstcckung, welche die Menschen zum Selbstmorde antreibt; sie nehmen sich dutzcnd- weife das Leben unter ganz auffallenden psychologischen Erscheinungen, auch der religiöse Wahnsinn spielt dabei eine hervorragende Nolle. Viele Selbstmörder waren bis wenige Minuten vor der That noch ganz ruhig und völlig bei Sinnen; dann war cö plötzlich, als ob eine unwidersteh liche Gewalt sie zöge, ihrem Leben ein Ende zu machen. Ein Fall ist besonders merkwürdig. Ein früher unbescholtener Mann, Kassirer in einem HanklungShause, hatte sich in Spielhöllen verlocken lassen und 2000 Dol lars unterschlagen, die er seinem Principal wieder erstatten wollte, weil bereits eine nicht unbeträchtliche Erbschastssumme auS seiner Heimath Vir ginien für ihn unterwegs war. Ein Zufall führte die Entdeckung des UntcrfchlcifeS herbei und der Kassirer mochte seine Schande nicht überleben. Er setzte sich zu Pferde und ritt nach einem Kirchhof hinaus; dort setzte er sich auf ein Grab, um von fünf zu fünf Minuten Strychnin zu neh men, das eine modische Essenz bei den kalifornischen Selbstmördern ist. Er nahm feine Brieftasche und verzeichnete die Wirkungen, welche das Gist auf Leib und Gemüth übte, und er that es, um, wie er gleichfalls niedergeschrieben hat, „der Welt noch etwas zu nützen." Er sieht Leute in der Ferne gehen, die er kennt; sie halten ihn für betrunken. Dann nimmt er eine neue Dosis, und schreibt, er wundere sich, daß das Gift noch nicht wirke. Aber bald nachher verspürt er eine eigenthümliche Kälte und ein Schaudern durch Mark und Bein. Darauf verschluckt er die dritte Tosis und verzeichnet seine Empfindungen, bis ihm alle Glieder zucken. So wird er gefunden; nach Verlauf von drei Stunden ist er todt. Mannichfaltiges. Die „National-Zeitung" schreibt über ein neues Mittel, daS Zdia- ton: „Wir verdanken diese neueste glückliche Erfindung zu sichern Besei tigung dcS acuten, rheumatischen und chronischen Zahnschmerzes der In telligenz und dem emsigen Forschen eines jungen Chemikers, vr. Breslauer, welcher das Zdiaton dem rühmlichst bekannten Zahnarzt vr Alborn in Berlin zur praktischen Prüfung übergeben hat. Letzterer wandte es viel fach mit dem glücklichsten Erfolge an, so daß die gewünschte Wirkung nicht nur vollständig erreicht, sondern bei weitem übertroffen wurde, vr. Alborn wendete cs bei acutem Zahnschmerz mit dem besten Erfolge an, indem die Schmerzen augenblicklich und für die Dauer beseitigt wurden; ferner bei rheumatischem und chronischem Schmerz, in oder um den betref fenden Zahn und auf Baumwolle in das Ohr applicirt, hat es daS Leiden nach einem bis zwei Tagen dauernd gehoben, während Linderung augenblicklich eintrat. Es ist demnach endlich ein sicheres Mittel gefunden, welches besondere Anerkennung verdient und aller Charlatanerie Einhalt thnn wird; Ohreuziehcn und der damit verbundene höchst unangenehme Kopfschmerz würden gänzlich dadurch beseitigt. Der Erfinder des Zdia ton hat das Mittel bis jetzt allein in die Hände des vr. Alborn gegeben ; wir verweisen daher alle an Zahnschmerz Leidende an denselben, welcher durch seinen guten Ruf die sicherste Garantie für den Werth deS Mittels bietet. Soviel uns bekannt, ist die Darstellung des Zdiaton sehr schwie rig und kostspielig, die Nachwirkung bei der Anwendung höchst angenehm, cs verursacht weder Brennen noch Übeln Geruch im Munde, sondern be seitigt letztem vollkommen und schmeckt lieblich. Es wäre daher wünschenS- wcrth, daß vr. Breslauer recht bald mit seiner dankenöwerthen Erfindunng in die Oeffentlichkeit treten möchte." Eine Verlobung macht in Preußen viel von sich sprechen, da die Braut bei weitem die reichste Erbin Schlesiens, ja Preußens ist. Die kaum 16jährige Adoptivtochter des verstorbenen Hüttenmeisters Gudulla in Oberschlesien hat sich mit dem ältesten Sohne deS Kammerherrn Gras Emmo Schaffgotsch verlobt. Das Vermögen, welches der Pflegevater der jungen Dame vu^ch die glückliche Ausbeutung angckaufter Kohlengruben erworben und hinterlassen hat, wird von Sachkennern auf mindestens sieben Millionen Thaler geschätzt; ein Rechtsanwalt in Breslau, zum Testamentsvollstrecker ernannt, hat seiner Zeit die gejammte übrige Praxis uiedergclegt, um sich ausschließlich der Verwaltung dieses kolossalen Ver mögens zu widmen. Zn Karlsbad werden bereits Vorbereitungen zu dem 500jährigen ZubiläumSfest getroffen, welches dieser Badeort dieses Zahr feiert. Schon jetzt sind 10 Kurgäste dort. Abschied der sächsischen Vicrpsen niger. Leb' wohl, du theureS Land, daS unS geboren, Nur bis zum Zum gellen wir noch baar; So Hal daS Ministerium deS Znnern Verordnet es am zwölften Zanuar. Dann aber beißl'S: Dein Dasein ist zu Ende, Und wer vielleicht noch durch daö Leben fährt, Empfängt in Dresden nur in der Münzstätte Vergnügung noch nach dem Knpferwerlh. „DaS ist daö Loos des Schönen auf der Erde!" Ein still' Verdienst wird selten anerkannt; Wie manch' Geschäftchen haben wir vermittelt, Wenn Differenz mit Pfennigen entstand. Wir bildeten manch' schöne Opfergabe, Wenn sich die Armuth vor der Thür' gezeigt, Und doch wird unS mit RosenmonatS Ende Erbarmungslos das Abschiedsliev gegeigt. Wie viel der Kinderhcrzen, ach, erquickten Wir so um Fastnacht in der Bräzclzeit; An den Vierpfenn'ger werdet» sie gedenken, So lang ein Mund noch: „Warme weeche" schreit. Vier Elemente giebt cs auf der Erde, Vier Jahreszeiten geh'u durch's Erdenhaus; Frei blüht in Feld und Wäldern Krausemünze Und unö — die „Scheidemünze" weißt man ans. Zum Feuertod vcrurthcilt in der Flamme Und Hammerschläge noch im Gluthenbrand; Doch freudig geh'n wir alle hin zum Tode, Denn der Vielpfenn'gcr stirbt für's Vaterland. Und wenn dann just der letzte in die Pfanne Hineingehan'n, der „letzte Mohikan," Dann schreit vielleicht ein alter Kupfcrdreicr: Geliebter Bruder, denkst Du noch daran! Denkst Du daran, wie einst die vielen „Achter" Und Millionen „Sechser" man cassirt; Ich bin zwar nur ein blinder, lump'ger Dreier, Allein dies hat mich schauderhaft gerührt. Doch jetzt auch Du, mein Brutus, hin zum Tode? Wie eS beschlossen hat die hcil'ge Vehm; Geh' hin, auf Deinem Grabstein wird man lesen: „Er starb zum Heil für'S Decimal-System!" Briefkasten. Sobald der Einsender dcS vom 9. April datirt>.n und L. '^-.un terzeichneten Briefes aus Plauen an uns sich nennt, steht Ler Aufnahme der Briesein lage in unser Blatt nichts entgegen. D. Red. de? Boigtl. An;. Kirchliche Nachrichten. Vom 30. März bis 13. April wurden 1) getraut: 15) Mstr. Christian Gottfried Röder, B. und Web., mit Marie Pauline Lippmann. 2) geboren: 109 — 228) Hrn. Heinrich Gustav Lindemann, Architekt u. Maurermstr. in Eibenstock, ein Sohn. — Mstr. Frrr. August Schmeißner, B. u. Web., ein Sohn. — Mstr. Joh. Gottlieb Müller, B. u. Schneider, eine T — Weil. Mstr. Carl Frdr. Künzel, Web. in Chrieschwitz, ein Sohn. Hpv8tkumu8). — Mstr. Carl Gottfried Seidel, B. u. Web., eine Tochter. — Mstr. Anton Ludwig Hanoldt, B., Gürtler und BlaUbinder, eine Tochter. — Joh. Gottlob Leistner, Weberges, eine Tochter. — Hrn. August Schädlich, Privatlehrer, eine Tochter. — Mstr. Christian Friedrich Bauersachs, B. u. Weber, eine Tochter. — Mstr. Carl Friedrich Trommer, B. u. Web., ein Sohn. —- Hrn. Friedrich Anton Aurich, Kunst- und Schönfärber, ein Sohn.— Mstr. Herrmann Samm ler, B. u. Tischler, eine Tochter. — Friedrich Wilhelm Schmeißner, Weberges., eine Tochter. — Mstr. Ludwig Haller, V. u. Web., eine Tochter. — Christian Friedrich Gruber, Einw. in Reissig, eine Tochter. — Ernst Ludwig Färber, Hand arbeiter in Reusa, eine Tochter. — Hrn. Ludwig Jacob, B. u. Cchänkwirth, ein Sohn. — Eduard Stüber, Weberges., ein Sohn. — Christoph Theodor Vödisch, Handarb., ein Sohn. — Mstr. Carl Friedrich Sommer, B. u. Web., ein Sohn. — Mstr. Joseph Fichtl, B. u. Tischler, ein Sohn. — Mstr. Herum Carl Georg Neubauer, B. u. Tischler, eine Tochter. — Chrn. Friedrich Müller, Maurerges. in Reusa, eine Tochter. — Hrn. Carl Gustav Mäschel, Rathsregistr/, eine Tochter. — Mstr. Carl Robert Hildner, B. u. Tischler, ein Sohn. Joh. Georg Englert, Maurerges., ein Sohn. — Fünf unehel. Kinder.