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8« Mik verfertigte mittelst derselben im Palaste zu Et. Peter vor einer Menge Neugieriger ein Mustergewebe, für welches eben seine Maschine nicht ge eignet sein sollte. Nun mußte er freigesprochen werden. DaS Ausland hatte unterdessen die Jacquardmaschine längst eingesührl, und so folgte denn allmählig auch Lyon nach. Gegenwärtig arbe.len von den 60,000 Webestühlen in Lyon und Umgegend ein Dritttheil nul Jacquard maschinen. Die Stadt Lyon bewilligte Jacquard die ihm vorher entzogene Rente wieder und ließ sein Bild im dortigen Museum ausstellen. 18 l9 erhielt er daS Kreuz der Ehrenlegion. Später zog er sich auS dem Ge- schäftSleben auf ein kleines, ihm durch Familienverhältnisse zugefallenes Landhaus zurück, bei seinen mäßigen Bedürfnissen von seiner kleinen Pension lebend. Dort besuchten ihn oft Gelehrte und Staatsmänner. Bon einigen Freunden umgeben starb er daselbst den 7. August 1834. Der Gewerbe stand von Lyon wollte ihm ein Denkmal setzen, aber — die Beiträge gingen allzukärglich ein, eS unterblieb. Endlich errichtete man ihm 1840 eine bronzene Denkfaule mit der Aufschrift: „Jacquard die dankbare Stadt Lyon." Allein trotz dem steht fest, daß dieser große Mechaniker, dem die Geschichte für alle Zeiten einen Ehrenplatz einräumen wird, von seiner Vaterstadt und von seinem Vaterlande, wie so viele große Manner, mit schmählichem Undanke belohnt worden ist. Zeitungen. Sachsen. Dresden, 16. Febr. Landtag. Die 2. Kammer setzte heute die Berathung über daS Ausgabebndget, Abtheilung L. Departement der Finanzen, fort und bewilligte u. a. 32,800 Thlr. (mehr 3300 Thlr. etatSmäßig und 1450 Thlr. transitorisch) für die Landrentenbank, 9000 Thlr. (9000 Thlr. weniger) Münzverlust bei der Umschmelzung und ähn lichen Ausgaben, 3000 Thlr. zu allgemeinen Ausgaben. Reiche-Eisensiuck fragt an, ob jetzt die Regierung Entschädigung für falsche Cassenbillets gewähre ? Seiler (von Neuensalz) aber ergeht sich in eben nicht schmeichel haften Bemerkungen über die Bilder und deren Ausführung auf den neuen sächsischen Cassenbillets und wünscht den Namen dcS Künstlers zu wissen, dem sie ihre Entstehung verdanken. Staatsmimster Behr entgegnet, daß allerdings grundsätzlich die Regierung keine Entschädigung für falsche Cassen- billet- gewähre, daß sich aber die Fälle, wo diese, ohne der Billigkeit zu nahe zu treten, gewährt werden müsse, leider sehr vermehrt hätten. Was die als unschön gerügte Ausführung der neuen Cassenbillets anlange, so sei bei deren Anfertigung vor Allem die Schwierigkeit der Nachahmung ins Auge gefaßt, auf dle artistische Ausstattung abcr weniger Werth gelegt worden. Die Berathung über die Ausgaben für den deutschen Bund wurde wegen Unwohlseins deS Ministers ausgesetzt und darauf für das außer ordentliche Ausgabebudgct 2258 Thlr. zum Ankauf des Zschopaner Thor- häuöchenö in Chemnitz zu Casernenzwecken und 26,000 zur Erbauung eines neuen Garnisonhospitals in Leipzig bewilligt. Bei der Wahl eines stän dischen Archivars erhielt von den vorgeschlagenen Candidaten: Minifterial- secrctär Gottwald, Registrator Zimmermann und Actuar Bachmann, der Erste 55 von 66 Stimmen. — 18. Febr. Zum Beginn der heutigen Sitzung dec 2. Kammer richtete der Abg. v. Schönberg an daS CultuS- mintsterium die Interpellation: ob, wie daS Gerücht gehe, daS CultuS- ministcrium, alö der SlaatSrcgierung für 1,000,000 Thlr. Actien der Leipziger Ereditgesellschast reservirt und dieselben an die einzelnen Ministerien vcrthetlt worden seien, SlistungSgelder in solchen Actien angelegt und durch diese Operation einen großen Gewinn gemacht habe? StaalSminister vr. v. Falkenstein: DaS EultuSministerium habe die Stistungöcapltale stelS gegen landesübliche Zinsen ausgeliehen und besitze keine Jndustriepapiere, außer einer Anzahl Berliner Bankaktien, die man auf ausdrücklichen Wunsch deS Geberö beibehalten habe. Was die Leipziger CreditacNen betreffe, so habe das Cultusministcrium allerdings einen Theil derselben übernommen, jedoch nicht damit spcculirt, sondern dieselben sofort wieder vertäust, v. Schönberg behielt sich weitere Anträge vor. — Bei Pos. 12 deS außer ordentlichen Budgets, 30,000 Thlr. zum Ankauf eines Gebäudes in Dres den für daö Mtlltärmagazin, wurde nach einiger Debatte, in welcher der Abg. Sachße sich über die Bcnachtheiligung Freibergs durch Verlegung der Garnison nach Großenhain Lust machte, nach dem Vorschläge der Depu tation abgelehnt. — Zu den Ausgaben für den deutschen Bund werden 23,000 Thlr. (11,000 Thlr. weniger) gefordert nnd zwar: 12,000 Thlr. (1000 Thlr. mehr) als Beitrag zur Unterhaltung der deutschen Central gewalt; 11,000 Thlr. zur Dotation der BunveSfeftungen und zu allge meinen BundeSzwecken. Der matricularmäßige Beitrag zum Bau der DundeSfestungen Ulm und Rastatt, wofür beim letzten Landtage 16,000 Thlr. gefordert und 12,000 Thlr. vcrwilligt wurden, soll diesmal in Weg fall kommen, da die Regierung den sich ergebenden Bedarf durch die in derPdtiove 1855/57 bci obigen Postulatcn gemachten Ersparnisse zu decken hofft. — Endlich hat die Deputation (wie eS in dem Berichte heißt) am Ochivsse Hrer Berichterstattung, welche mehr die allgemein deutschen, alö die specifisch sächs. Interessen berührt, auS innerster Ueberzeugung dankend der Worte zu gedenken, welche Se. Mai. der König bei Eröffnung de- gegenwärligen Landtags bezüglich der VerfassungSverhältmsse der Herzog- thümcr Holstein und Lauenburg sprach, und die von Selten Oesterreichs und Preußens der deutschen Bundesversammlung gemachte darauf bezügliche Vorlage alö eine solche bezeichnete, welche einem von Allerhöchstdero Re gierung wiederholt ausgesprochenen Wunsche nachgekommen sei. Diese Auf fassung theilt gewiß jeder Deutsche mit dem innigen Wunsche, daß der deutsche Bund die deutsch-dänische Angelegenheit nachdrücklich und würdevoll zur baldigen Erledigung bringen möge, sowie eS deutsches Recht und deutsche Ehre zu fordern berechtigt sind. Man darf sich wohl der zuversichtlichen Erwartung hingeben, daß der deutsche Bund in den neuesten Beschlüssen der dänischen Regierung eine Aufforderung mehr erblicken wird, dieses Ziel unbeirrt und mit verstärktem Nachdruck zu verfolgen. Diese Ansichten glaubt die Deputation gerade im gegenwärtigen Augenblicke auösprechen zu müssen und beantragt, daß, wenn solche, wie kaum zu bezweifeln, auch von der geehrten Kammer getheilt werben: die Kammer ihre Zustimmung zu Pro tokoll erklären wolle. Nach einer umfassenden Debatte wurde der Antrag der Deputation angenommen und aus Antrag des Präsidenten Sr. Maz. dem Könige wegen der von demselben bei Eröffnung dcS Landtages iu Bezug auf die Herzogthümer gesprochenen Worte ein dreifaches Hoch ge bracht. Dresden, 14. Febr. In neuester Zeit sind hier einige nicht uninteressante letztwillige Verfügungen getroffen worden. Der kürzlich verstorbene Bankier Duckwitz hat sein ganzes, in 200,000 Thlrn. bestehendes Vermögen der hiesigen Stadt, namentlich zur Ausführung deS Männerhospitals, insbe sondere aber dort zu Begründnngvon Freistellen für herabgekommene Kaufleute, vermacht. Die ErecuNon dieser Verfügung hängt nur von der zu erwar tenden Erklärung der Wlttwe deS Testators noch ab. Der Oberhofmar- schall a. D. v. Reitzenstein, dessen Tod ich vor einigen Tagen meldete, hat, außer sehr ansehnlichen Legaten an seine Dienerschaft und andere, dem Verein zu Nath und That die Summe von 40,000 Thlrn. vermacht. Die im vorigen Jahre zu Florenz verstorbene Baronin Buttler von hier, eine große Kunstjüngerin und Kunftsammlerin, hat ihr ganzes Vermögen dem hiesigen kathol. Vicariat „zur Unterstützung katholischer Zwecke" auSgesetzt. Sie war vor mehreren Jahren zu Salzburg übergetreten. Leipzig, 19. Febr. Am 6. d. M. wurde der neuerwählte Pastor an hiesiger Thomaökirche, Decan Lechler in Knittlingen, von der theologischen Faculiät zu Göllingen zum Doctor der Theologie crnaunt. — Die hiesige Philosoph. Facultät feierte gestern den Tag, an welchem 5 noch lebende angesehene Männer, der Vicepräsident vr Haase, z. Z. Präsident der 2. Kammer in Dresden, der Geh. Justizrath Ur. Biener in DreSven, der Hofrath vr. Rutcrich hier, der Pastor einer. Preußer in Freibergsdorf und der Pastor einer. Teichgräber in Oberlösnitz, vor 50 Jahren die Würde eines Magisters und Doctors der Philosophie erlangt hatten. Je der der Jubilare erhielt ein von der Philosoph. Facultät ausgestelltes Ju beldiplom zugefertigt. Den beiden zuerst Genannten wurden die ihriges durch den zur Zeil als Abgeordneten der Universität zu.n Landtage iu Dresden verweilenden Hofrath Prof. vr. Hänel überreicht, während dem Hofrath vr. Rllterich das seinige durch eine auS den Professoren Drobisch und Klotz bestehende Deputation der philosophischen Facultät überreicht wurde. Bei der Heilanstalt Sonnen stein verblieben Ende 1856 247 Sec- lenkranke; im Lause deS v. I. wurden 188 (91 m., 97 w.) neu ausge nommen, worunter sich 20 Rückfällige befanden. Als genesen wurden 1857 88 entlassen und zwar 68 vollständig geheilt, 20 nur relativ hergestellt. Als ungeheilt wurden 6 aus der Anstalt zurückgenommen und 23 Männer und 4 Frauen als unheilbar nach Colditz versetzt. Gestorben sind 37. Reichenbach, 19. Febr. Diesen Morgen in der vierten Stunde hat sich ein hiesiger Hausbesitzer und Fabrikant, in einem Alter von 48 Jahren stehend, durch Ausstechen des einen AugeS, Ausschneiden deS LeibeS und Beibringen mehrerer anderer Wunden mit seinem Gartenmesser so verletzt, daß der Tod bald darauf erfolgte. Schwecmuth scheint die Ursache dieser gräßlichen That zu sein. Preußen. In Köln haben die Stadtverordneten wegen der bei An wesenheit der hohen Neuvermählten, deS Prinzen und der Frau Prinzessin Friedrich Wilhelm, von Seiten der königlichen Behörden daselbst getroffe nen Maßregeln, die Köln am Abende deS 4. Februar nicht als eine freudig bewegte, sondern eine „in BelagerungS-Zustand erklärte" Stadt hätte erscheinen lassen, einstimmig beschlossen, einen Protest gegen die in diesen übertrieben ängstlichen Maßregeln der königlichen Behörden enthal tene „Verdächtigung deS guten SinneS der Kölner Bürger" im Protokoll- buche niederzulegen und den Herrn Oberbürgermeister zu beauftragen, „an betreffender Stelle dieserhalb ernstlichst Beschwerde zu führen." Berlin, 17. Febr. ES ist nicht nnbemerkt geblieben, daß sowohl