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Dresdner Nachrichten : 23.07.1874
- Erscheinungsdatum
- 1874-07-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id501434038-187407237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id501434038-18740723
- OAI
- oai:de:slub-dresden:db:id-501434038-18740723
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
-
Zeitung
Dresdner Nachrichten
-
Jahr
1874
-
Monat
1874-07
- Tag 1874-07-23
-
Monat
1874-07
-
Jahr
1874
- Titel
- Dresdner Nachrichten : 23.07.1874
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»'»«nt fr« 7 »Ir m der <li»cd»I«i> Ilartenstrotc l/ »lb«n- vr«e»i«V»It »tertrliilir- Nch 22>/, Ngr., duri« dt« V»It L» Ngr. Siuzkln« Numiurr» > Nor. 24000 <klt». üttr dt« Rlickgabc cu>ge> suudler Llauus.-clplc macht sich dtc Rcdacttoil nicht vkldt»rttch. Iulrratr» Anc icdiuc aui- w.utö: ,u.ch tu Hamburg. Brr litt, Wir», Vcil'gig. Bajct. vrcrlau, grauyin, a. :N. — Nach ttlva», >n rijcrliu, Lktpzla. Wir», Hamburg Nmnlsur, a. M., Mit,!- rtickt. — vaub« L Co. tu ,,>a,ilf!»i ,r. M. — I r. IN lllfkUltU». — ll»- l-atttto, I!ul!i«> « c». in Part«. «»»»«««- Tageblatt für Nirterhaltimg und Geschäftsverkehr. Druck und Eigcnthum der Herausgeber: Liepsch L Nklchardt in Dresden. Verantwortl. Nedacteur: InlttkS Ntlchardt in Dresden. Rr. 2«4. Rtnurehnter Jahrgang. bti Mittag, t» um. Un Neuttatzt: grade Ntoiicr aaste Sita vtachm.4 um. Der Raum einer ein- lualiigen Petit-eile leitet lü Psg. Etimesandt die Zeile » Ngr. iLtne waroutie iür da, ntichiltaatgc Erich«» »en der Inserate wird nicht gegeben. AudwSrtige Slnnonren' Sluiträgc von »ns »»be kannten Hinnen u. Per lenen tiricrircn wir n»r gegen Priinumcrande- Zablung durch Bri'Ie niarkcn ober Posteiniab. In,lg. 0 Lüinn lasten I>,, Ngr. »»uscrate iür dir Montag!, Nummer oder irach einem Aesttag» die Zeile 2 Ngr. MItredacteur: l)r. L„»N Dresden, Dannerstag, 23. Juli 187 4. Politisches. Als der Biohr im Fieslo sein verunglückte« Attentat aus den genuesischen Staatsmann unternommen hatte, läßt Schiller letzteren zum Mohren sagen: „Deine Wahl mar zu staatsklug, als das; ich sie Deinem Mutterwitze Zutrauen sollte-, sprich also: wer hat Dich gedungen ?" Die afrikanische Bestie antwortete: „Herr, einen Schurken könnt Ihr mich schimpfen; aber einen Dunnnkopf verbitte ich." Ob der Kissinger Kullmann, bekanntlich auch ein Schwarzer, etwas AehnlicheS wie letztere Antwort dem Staatsmann, den er altentäterte, crtheilt, bezweifeln wir; der Varziner Staatsmann über geht offenbar von einem Berdacht aus, wie der in der obigen Fraget des Genueser Staatsmann'« enthalten ist. Anders wären nicht die Wuthausbrüche zu erklären, welche der Ueberdiensteifer der „Nordd. Allg. Ztg." täglich leister. Nach einem solchen Artikel ist der Papst der „Alte von; Berge", der seine Mörder gegen ihm mißliebige Reichs beamte nach Deutschland aussendet; da es mit dem harmlosen Tiroler Pfäfflein Hauthaler nichts war, so avancirt jetzt der Papst zum Banditenchcf, zum intellektuellen Urheber der Kissinger Unthat, er besitzt die Macht, Jedermann in Deutschland für vogelsrei zu er» klären. Wir fragen, wo soll daS hinan«? So weit geht jetzt schon IMS Mitschuldigcwittern, daß die „Post" in Berlin erzählen muß: die Briefschaften, die Bismarck unmittelbar nach dem Attentate von .irissingen nach Berlin abgesendet habe, seien daselbst auffällig ver spätet und das eine Couvert sofort mit verletztem Siegel angekom- nnir. Ist die kaiserliche ReichSpost auch mit in dem Knlimann- Complet? Das schießt denn doch über das Ziel hinaus! Wenn man ohne Beweise offiziös de» Papst als de» Mielhcr von Mörder banden darstellt, so drängt man durch diese Beschuldigung ihres obersten Seelrnbirtcn die 14 Millionen Katholiken, die es neben :?5 -Millionen Evangelischen im deutschen Reiche giebt, fast absichtlich in's Lager der Ultramontanen und Neichsfcinde. Wahrhaftig, wir empfinden nicht die geringste Sympathie für den alten Mann im Vatikan; wir kennen auch den verhängnißvollen, schädlichen Einfluß, den er auf die Entwicklung der menschlichen Cultur ausübt: aber große Bedenken gehen uns gegen eine Politik bei, die ihn mit dem Mgdeburger Böttchergesellcn solidarisch haltbar macht. Besonders auch vom Standpunetc der öffentlichen und noth- wendigen bürgerlichen Freiheiten beklagen wirr«, wenn die Lis- singer Unthat zum AusgangSpuncte einer politischen Neaction ge macht wird, von der man genau weiß, wo sie anfängt, von der aber Niemand sagen kann: wo, bei Wem, bei welcher Partei sie aushörm wird ? Haussuchungen und Verhaftungen sind nach einem Mord versuche etwas Gewöhnliches. Es gehört zur Pflicht der Polizei, jede Spur zu verfolgen und wenn dabei auch einmal an unschrrldiger Stelle eine Haussuchung vorgenommen wird, so hat Niemand ein Recht, über so crMrliche Vorkommnisse sonderlich zu klagen. In wieweit die Auslösung der sämmtlichcn katholisch:» Vereine in Ber lin gesetzlichen Grund hat, wird sich wohl bald zeigen. Der bloße Vorwurf, daß das katholische VereinLwesen auch in seiner anschei nend unschuldigstem Weise nur dem Zwecke der römischen Propa ganda dient, mag richtig sein; aber deshalb kann man doch nicht den Katholiken das Recht, Vereine zu bilden, absprechen. Wir möchten um Alle« in der Welt nicht ein einziges Wort schreiben, waS gedeutet werden tonnte, als nähmen wir indirekt für die Tendenzen jener Vereine Partei; aber schließlich müssen wir 25 Millionen Evangc- lischen doch in Zcuhe und Frieden mit den 14 Millionen Katholischen leben und wenn gegen jene Dinge eingeleitet werden, die beinahe wie Verfolgungen auosehcn, so können wir hierbei nicht kaltblütig verharren, dkh, hätte doch der alberne Faßbinder, statt in den Daumen des Reichskanzlers, in seinen eigenen Starrschädel ge schossen, so brauchten nicht heutzutage alle Parteien zu befürchten, daß, wie einst die CarlSbader Beschlüsse als schwere Neaction nach dem Sand'schen Attentate auf Deutschland lasteten, nunmehr auch der Kissinger Schuß den Anlaß zu einer tiefgreifenden Verkümmer ung der Freiheiten des deutschen Volkes werden wird. Die reiche Ernte, die Ungarn in den Schooß fällt, beabsichtigt die dortige Regierung in eigcnthümlicher Weise zum Besten der Staatskasse zu verwcrthcn. Die Steuerrückstände daselbst betragen xO—1(0 Millionen Gulden. Jetzt ergehen aber von Pest aus an die Steuerbehörden detaillirte Vorschriften, den günstigen Moment, da die ungarischen Bauern Geld für ihren Wein und Weizen er halten, zu benutzen, um sie zum Steuerzahlen anzuhaltcn. Eine neue Gelegenheit für seine Dictatur hofft Mac Mahon am Donnerstag von der Nationalversammlung zu erhalten. Alle eonstitutionellen Fragen sollen bis zum November verschoben wer den. Mac Blahon hat zwei neue Minister, einen vom linken Ccn- trum, den Finanzman» Bodet, einen vom rechten Centrum, den Ge nerat Chabaud la Tour als Minister des Innern; was braucht er nun noch constitutionellc Garantien? Sein „Säbel" herrscht und Mac Mahon befindet sich wohl dabei. Kommt Zeit, kommt Rath'. und im November wird cs wohl nicht an Auskunftsmitteln sür Verlängerung des Mac MahonnatS fehlen. Der neue, militärische Minister des Innern ist übrigens bereits 70 Jahre alt, war früher Adjutant Louis Philipp'ü und ist rin sehr einflußreicher Pro testant. Wenn der Papst ein Wenig den wahren Beruf eines obersten Seelenhirtcn verstände: jetzt mühte er seine Stimme erheben und zu den Bewohnern des unglücklichen, blutbefleckten Spanien reden! Carlisten wie Regierungümänncr sind beides eifrige Katholiken; warum intervenirt nicht der „Oberpriester der Christenheit", der doch zu wachen hat über das Heil der Seelen, bei seinen Gläubigen und beschwört sie, in menschlicher Welle Krieg zu führen, abzulassen von jenen teuflischen Schlächtereien? Don Carlos ahmt die Schandtaten der französischen Revolution nach, er erschießt Unschuldige, Ke er als Geißeln mit sich schleppt; Serrano wieder wird dadurch veran laßt, die Güterconfiscation über ganze Provinzen auözudehnen. Welche Wahl soll ein Spanier treffen ? Geht er zu den Carlistrn, so wird er seines ganzen Vermögens beraubt; bleibt er der Revublik treu, so ist er und seine Familie dem Tode verfallen. Hier, Herr- Papst, hier wäre ein Anlaß, im Namen der Religion der Liebe der Zortsetzung von barbarischen Blntthaten zu begegnen; hier wäre ein herzhaftes Donnerwetter und Fluchen eher am Platze als gegen freie Meinungen; warum aber hat gegen solche Gräuel Ihre Hand keinen Blitz im Vatikan? Locales und Sächsisches. — Der Oberhofmarschall von Könneritz und der Okerkammer herr von Gersdorff haben den ruffischen weißen Adlerorden, der Kaufmann Wenzel in Chemnitz die silberne Lebensrettungsmedaille mit der Erlaubniß zum Tragen am weißen Bande erhalten. — Obwohl der Landtag eine Erhöhung der Pensionen der pensionirten CivilstaatSdiener bewilligt hatte, versendete doch das kgl. Finanzzahlamt vor Kurzem noch Quittungsformulare, die auf jene Erhöhung nicht Rücksicht genommen hatten. Infolge dessen ist bei den Pensionären, namentlich in der Provinz, vielfach der Glaube entstanden, als sollten sie um jene sehnlichst erwarteten Zu lagen lammen und man hat sich bei uns vielfach hierüber beschwert. Wie wir jedach auf Erkundigung erfahren haben, hängt die Sache sa zusammen: Der Landtag hat jene Pensionserhöhung erst in der letzten Woche seines Beisammenseins beschlossen, daS bctr. Gesetz er schien erst im Gesetzblatt vor ungefähr 14 Tagen. Bisher hatte das Finanzzahlamt alle Hände voll zu thnn mit der Ausfertigung der Bcamtengchaltszulagen; nunmehr aber kommen auch die Pensionäre daran und man glaubt, daß die letzteren ihre PcnsionSzulagen späte stens am 1. September erhalten können. Es gicbd beiläufig gegen 4000 Pensionäre und das Ausweisen der jedesmaligen PensionS- crhöhung ist daher eine ziemlich zeitraubende Arbeit. Die Erhöhung selbst wird vom 1. Januar 1874 an nachgezahlt. ----- Mit Recht wundert sich das hiesige Organ der Fortschritts partei darüber, daß das k. Justizministerium mittelst einfacher Ver ordnung das juristische Examen durch Hinzufügung einer „staats rechtlichen Prüfung" bedeutend erschwert hat. Anderwärts gehört zu deir Festsetzungen der Anforderungen im höheren juristischen Examen nicht das bloße Verfügen des Justizministers, sondern ein mit dem Landtage vereinbartes Gesetz. Zu Mitgliedern der Prü fungs-Commission sind die hiesigen Advokaten Stein I. und Scheele ernannt morden. — Im 43. ländlichen Wahlkreise werden die Ackerbautreiben den vorzrzgSweise für den Rittergutsbesitzer Adler auf Treuen stim men; andererseits soll der ziemlich mit Herrn Adler auf gleichem politischen Boden stehende Amtmann Nottrott manche Chance haben, so daß eS vielen Wählern schwer fällt, zwischen beiden Candidaten sich zu entscheiden. Die Aussichten eines dritten, der nationallibe ralen Partei angehörigen Candidaten, schwinden unter solchen Um ständen beträchtlich. -- Zur Frage, die Gehqlte der VolkSschullehrer betreffend, wird uns der gestrigen Mutheilung gegenüber bemerkt: Aus den veröffentlichten Rathsverhandluirgeu ergiebt sich, daß zwar die Lteuererhöhung, nicht aber, wie nach der Darstellung in Nr. 201 d. Bl. anzunehmen gewesen, auch die Nachzahlung der Zulagen einsti m m i g abgelehnt worden ist. Es war daher die Erläuterung in Nr. 202 d. Vl. sachlich geboten. Wer keine Berichtigungen will, der mag sie nicht provociren. Ob übrigens die Gründe der Majorität ebenso crhebli ch sind, wie ihre Stimmcn- zahl, überläßt man vorurthcilsloser Prüfung. — Der Wagnerschc Erirazug nach ver Schweiz und Tirol, welcher am 20. d. hier abging, ist am Bestimmungsorte angclangt. Ein Telegramm aus Kufstein vom 22. lautet: „Der Wagnerschc Extrazug ist hier, in Salzburg und Lindau überall glücklich angekom men. Freudigste Stimmung. Witterung günstig." — Für den Landwirt!) dürfte die Notiz nicht uninteressant sein, daß sich auf der Flur des Rittergutes Pommlitz bei Döbeln ein Feld mit sogenanntem ägyptischen Weizen bepflanzt befindet. Dieser Weizen zeigt eine eigenthümkrche Form. An der Spitze des Stengels theilt sich nämlich die Achrc in O THcile und gewährt so einen ziem lich sonderbaren Anblick. Solchen, die sich näher für die Sache interessiren, ist Herr Seidenfabrikant Claus, Amalicnstraße dir. 6, gern erbötig, Aufschluß zu ertheilen. — Auf der Leipzrg-Gaschwitz-Meuselwitzer Eisenbahn hat am 19. d. M. die erste Probefahrt mit festlich geschmückter Locomotive stattgefunden. — Der 24. IM wird für die allbeliebte Schimpansin unseres zoologischen Gartens, Frß Masoka, ein großer Festtag werden. An diesem Tage vor eine»; Jahre nämlich betrat die Eole zuin ersten Male den Boden des zoologischen Gartens und wird cs bis jetzt schwerlich bereut haben. Gespannt wird aber das Publikum sein, ivatz Herr Dir Schöpf seinem Lieblinge zum 24. d. verehren wird. — Das so viel besuchte Terrarium des genannten Gartens hat in neuester Zeit wicdcrZuwachS von seltenen und interessantcnThiercn erhalten; wir nennen davon: die westafrikanische Monitoreidcchse, 2 südamerikanische Lcguancidechsen. Zum Schluß wünschen wir der Mafpta zahlreichen Besuch und ditto Gönner. — Eii» leidlich bequemes Plätzchen zum Schlafen hatte sich in der vorvergangenen Nacht ein hiesiger Schriftsetzer ausgesucht. Der selbe hatte nicht in seine Wohnung hinein gekonnt, und war dafür in ein Coupa zweiter Classe eines Eisenbahnwagens auf dem „Böh mischen Bahühofe" gekrochen. Von dort wurde er gestern Morgen herausgelangt. — Ein Kälber-Fuhrmann aus Mohorn hat vorgestern drei auf einem Wagen eng zusammcngepferchtc Kälber in dem Hofe eines GasthofeS der Wilsdruffer Borstadt von früh bis gegen Abend, »vo die Polizei gegen ihn cinschritt, in der furchtbaren Sonnengluth ohne'Erquickung stehen lassen, so daß die Nachbarschaft durch das verzweifelte Brüllen der armen gequälten Thiere aufmerksam ge macht. Anzeige bei der Polizei zu machen sich veranlaßt fühlte. — Man erzählt uns folgenden Streich von einem hiesigen Malerlehrling, der freilich und das von Rechts wegen einen Übeln Ausgang für denselben genommen hat. Vor einigen Tagen stolperte in der Seminarstraße ein Herr, fiel zur Erde und verlor dabei sei»» wohlgefülltes Portemonnaie. Es sammelten sich sogleich mehrere Leute um den Hingefallenen und unterstützten denselben theils da durch, daß sie ihn wieder auf die Beine halfen, theils aber auch, nachdem sie von ihm den Verlust seines Portemonnaies erfahren hatten, durch Suchen »»ach demselben. Darunter bestand sich auch ein Malerlehrling, der das Portemonnaie auch fand, dasselbe aber nicht abgab, sondern es unbemerkt, wie er glaubte, hinter einen» Gartenstacket in der Nähe verbarg. Als das Suchen nach dem Porte monnaie als vergeblich aufgegeben worden war und die Leute sich sammt dem Verlustträger entfernt hatten, kam jener Lehrling, der sich zum Scheine auch mit entfernt hatte, wieder nach dem Platze zurück und setzte sich in den Besitz des von ihn» gefundenen und ver steckten Portemonnaies. Er sollte sich jedoch des widerrechtlichen Geldbesitzes nicht lange erfreuen, denn seine ganze Handlungsweise war von einer Frau vom Fenster ihrer Wohnung aus beobachtet worden, dieselbe hatte die Sache der Polizei mitgetheilt und diese ermittelte und verhaftete den jungen Burschen. — Ein unbekannter Mann in den vierziger Jahren, der vor einigen Tagen in einer Restauration auf der Oberseergasse als Gast verkehrte, benutzte die Gelegenheit, als er sich einmal auf wenige Minuten unbeobachtet sah, eine dort auf einem Fcnsterbret liegende silberne Brille zu anncctiren und dararif aus dein Gastzimmer zu verschwinden. Natürlich geschah dies in solcher Eile, daß er auch nicht daran denken konnte, vorher seine Zeche zu bezahlen. — Der Landbriefträger, von welchem wir gestern berichteten, daß er in der Nähe desDorfesBriesnitz erschossen aufgefunden wor den sei, ist ebenfalls recognoscirt worden als ein hiesiger Postpack gehilfe, welcher früher Landbriefträger gewesen war. Der Mann, übrigens ein de»» Trünke ergebener Mensch, war vor Kurzem erst mit den Behörden in Eonflict gekommen, weil er in der Gaststube einer hiesigen Schankwirthschast ein Pistol losgeschoffen und als des halb ein Gendarm gegen ihn einschreiten wollte, sich widersetzlich gegen denselben benommen hatte. Es ist möglich, daß die deshalb.g> gen ihn eingeleitete Untersuchung ihn zum Selbstmord veranlaßt hat. — Am Dienstag früh hat sich ein von hier gebürtiger, 16 Jahre alter Maschinenbaulehrling, ein gesuuder kräftiger Mensch, aus seiner elterlichen Wohnung entkernt und war bis gestern noch nicht wieder dahin zurückgekehrt. Verschiedene Umstände deuten dar auf hin. daß der junge Mensch sich das Leben genommen hat. So hat mau in seine»» Zimmer Spuren gefunden, daß er Streichholz- chenkuppen in Schwefelsäure aufzulösen versucht, die Flüssigkeit in den Mund genommen, aber wieder von sich gegeben hat. — Der nach unserer gestrigen Mittheilung in der Nähe des Blockhausgäßchcns vorgestern angeschwommene männliche Leichnam ist als der eines im Alter von 17—18 Jahren stehenden, aus Trop pau ii» Oesterreich-Schlesien gebürtigen hiesigenHutmacherlchrlinav, der sich am Sonntag Mittag aus der Behausung seines Prinzipals entfernt hatte, ohne daß man aus irgend einem Umstand auf Selbst mordgedanken bei ihm zu schließen in der Lage, »var, recognoscirt worden. — Die beiin Baue der Berlin-Dresdner Eisenbahn in Fried richstadt hinter der Restauration Bellevue beschäftigten Arbeiter, von welchen »vir gestern berichtet Hallen, daß sie wegen nicht be willigter höherer Lohnansprüche vorgestern die Arbeit eingestellt hätten, haben, wie man uns mittheilt, gestern die Arbeit wieder ausgenommen, nachdem eine Einigung mit ihren» Arbeitgeber er folgt war. — LKifangs dieses Monats stürzte, wie wir seiner Zeit be richteten, das 10 Jahre alte Mädchen eines auf der Palmstraße wohnhaften Gerbers aus einem Fenster der drei Treppen hoch ge legenen elterlichen Wohnung herab auf den Hofraum. Die Ver lctzungcn, die das Kind davon getragen, ließen eine Heilung desselben kau», erhoffen, um so erfreulicher ist die uns gewordeneMittheiluna, daß daS Kind im Krankmhause, wo cs untergcbracht worden war, so glücklich wieder hergcstcllt ivordcn ist, daß es gestern von dort zu seinen Eltern entlassen werden konnte. — Auf dem Neubau des Polytechnikum gerietst gestern Nach mittag ein Fcuermann in die Welle einer dortigen Maschine, an der er ein dcfcctcs Rohr löthcn wollte. Es wurden ihn» sofort die Kleider vom Leibe gerissen und.er selbst einige Male um die Welle geschleu dert; zum Glück verlief aber dies so günstig, daß er mit einigen leichten Contuüoncn davon kam und seinen gewöhnlichen Dienst sortictzen kann. — Siu» dem Bergkellcr findet beute Abend von der staikbc- setckcn Kapelle dcS lönigl. säebs. Sctftitzeincgiiiicnlö Prinz Georg Rr. W8 (Mnslldlrector 9. Girod, großes Ertra - Conccrt, ver bunden mit Scblacl.'tmusik und brillantem gcucrwcrk, statt. Etwa IM Hornisten und Tambeurc der diesigen Garnison werden sich außerdem bei dicicm Eoncert bettzciligen. Die „Ebcmnitzcr Nachrichten" schreiben: Die Zeitungen meldeten neulich, daß Jemand eine» Kassenschein irgend eines der kleinen „Raubsiaatcn" an die bctrcsscnde Cassc zur Einlösung gciandt und ein Viertel dcS Tbalers wcniger erhalte» habe, weil an dem Papicriormat etwa ein Vicrtcichcn abgegriffen gewcün und gcschlt babc. Mit Recht hat sich die Presse und jeder Ge schästoiiiaiin über jene Jncoulanz oder richtiger: kleinliche Gcwlnii- snchcrei und ungehörigen tadelnbwcrthcn Schacher aufgehalten, und »»an glaublc, daß jener Fall wobl einzig in unserer klein- staatlichen Papicrwirtl'schaft dastehe. Dem ist aber nicht so. Der Ohemniper Stadtbank wurde am 2.'>. Juni die Halite cincü von ihr auögegcbcncn Thalerschcincö mit der Nummer 8:»471 zur Einlösung übergeben und die Calle zahlte nur die Halite, lä Neugroschen, aus. Die andere ieblende Halite dcö Papiers, ohne Nummer, ist natürlich ganz wcrthlos und wird, wenn prä- scntiri, vhnc alle Vergütung zurückgewicien. Eine Bank, die Jahre lang daS Privileg der U»Verzinslichkeit einer sehr großen Summe genießt, von deren Papieren Tausende zu ihrem Nutzen vcrlorrn gehen, macht auch noch auf Paviermasse-Mankv ein
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